Der Content kommt aus der Luft

Die FAZ berichtet, dass die neuen Eigentümer der Netzeitung in Zukunft ohne Redakteure auskommen wollen.

Vorgestellt wurden die entscheidenden Maßnahmen denn auch nicht von Matthias Ehlert und Michael Angele, den amtierenden Chefredakteuren der „Netzeitung“, sondern eben vom neuen Management. Von Robert Graubner wird kolportiert, dass für ihn Online-Journalisten nicht mehr und nicht weniger seien als „Content-Manager“, „News-Aggregatoren“, „Google-Optimiser“ und „Channel-Manager“.

Und eines Tages kommt vielleicht ein Content-Manager daher und entdeckt überrascht, dass er schreiben kann. Verschwendetes Talent?

PS: Der Plan zur Rettung der Redaktion liegt auf der Hand: Sponsoring. Könnte sich zum Beispiel die INSM nicht einen Redakteur in Berlin leisten? Das lesenswerte Altpapier könnte quasi als Wiedergutmachung von Pro7Sat1 finanziert werden (mit Gastautorin Sonya Kraus) und das Internet-Ressort von Microsoft oder Yahoo.

Wenn Communities nicht liefern

Nach der neusten Wikimedia-Wahlen gibt es Kritik wegen mangelhafter Vorbereitung des Wahlganges – zum Beispiel fehlten Übersetzungen der Wahlseiten in einigen Sprachen. Wikimedia-Vorsitzende Florence Devouard antwortet:

The board delegated organizing the elections to a committee. The committee begged to have more translators, and the COMMUNITY (not the board) failed to provide appropriate translators. The elections are to populate the board, but these elections are to elect people from the community. Just how much is the community responsible to make sure everyone votes ? to make sure everyone is informed ?

Peinlich

Robert Basic ist sein löchriges Gedächtnis peinlich. Ich persönlich wäre von der Werbung über dem Blogeintrag peinlicher berührt.

Peinlich

Ausgewählter Gewinner. Ahja. Gibt es eigentlich keine wirksamen Regelungen dagegen, Leuten vorzugaukeln dass sie „ausgewählt“ wurden? Welche Werbedienstleister vermitteln so etwas? Wie steht es mit Spam-Bekämpfung?

Sind Tornode-Betreiber Verbrecher?

Kai Raven berichtet von einem interessanten Fall, in dem vorgeführt wie die Praxis von Anti-Terror-Dateien aussieht.

Wie der Tor Admin mitteilte, hat er einige Zeit nach der obigen Geschichte einen anonymen Hinweis erhalten, der besagte, dass gegen ihn eine Maßnahme zur Überwachung seiner Telekommunikation läuft bzw. lief und er in „bestimmten Datenbanken“ erfasst worden sei. Seit Monaten versucht nun der Tor Admin an offizielle Informationen zu gelangen, um welche Maßnahmen und Datenbankerfassung es sich handelt.

Das Betreiben von Tor-Servern scheint zwar nicht direkt verboten zu sein, aber auch nicht wirklich erlaubt. Und da dem Betreiber über Monate nichts mitgeteilt wird, belässt man ihn in einer Grauzone. Er kann offenbar in absehbarer Zeit nicht damit rechnen, dass ihm konkrete Straftaten oder Ordnungswidrigkeiten vorgeworfen werden – alle Sicherheitsdienste dürfen ihn aber gründlich unter die Lupe nehmen. Wollte er bei einem Ereignis wie der Fußball-Weltmeisterschaft auch nur Würstchen verkaufen, hätte er wohl keine Chance.

Aber da ja die Strafverfolger keine Rechenschaft über solche Dinge ablegen müssen, ist das alles reine Spekulation.

En ren lögn – The Pirate Bay wird nicht gesperrt

Ich kann kein Schwedisch, aber wie es aussieht, wird The Pirate Bay nicht auf der Kinderporno-Liste der schwedischen Provider landen. In diesem Bericht steht das angeblich. Besonders schön finde ich das Statement des Piratebay-Admins: „En ren lögn“. Keine Ahnung, was es heißt – aber es klingt toll.

Am besten gebe ich die Zusammenfassung der leider nicht verlinkbaren – da noch nicht veröffentlichten – Slashdot-Meldung wieder:

After the big hullabaloo over child porn on The Pirate Bay, the police are now satisfied that the offending torrents have been removed and The Pirate Bay will not be blacklisted. The link is in Swedish, but in summary, the police say the torrents have been removed, and The Pirate Bay complains that they were not given a list of files to remove but had to investigate on their own. Both sides claim to have been unable to reach the other side for communication on the matter.

Probleme für Joost – nur welche?

Die Süddeutsche Zeitung hat einen kritischen Artikel zu Joost veröffentlicht, in dem der Autor Burkhard Reitz das schwierige Marktumfeld des Internet-TV portraitiert. Viele Kollegen haben diesen Punkt in ihrer Berichterstattung über den Joost-Hype vergessen. Leider geht Reitz meiner Meinung nach etwas weit in seinen Schlussfolgerungen.

Aber: Kein gut geführter Sender würde die Vermarktung seiner Inhalte langfristig mit einem Plattformbetreiber teilen oder komplett abtreten.

Hier rächt sich, dass der Artikel nicht ein einziges Mal den Unterschied zwischen Joost und den anderen zahlreichen Internet-Fernseh-Angeboten erwähnt: Joost ist eine Peer-to-Peer-Technologie. Sprich: das Verbreiten der Inhalte soll über Joost sehr viel billiger werden als bei den anderen Plattformen. Und auf einen solchen Deal würden sich wohl viele Inhalteanbieter einlassen – besonders wenn die heute bereits unüberschaubare Vielzahl von Video-Angeboten im Netz die Investitionen in eigene Produkte immer schwerer werden lässt. Skype war auch nur eines von vielen, vielen Internet-Telefonie-Angeboten – und auch hier haben die vielen Provider und Telefongesellschaften lieber ihre eigenen Plattformen aufgebaut.

Der Haken dabei: Joost hat das Kunststück noch nicht geschafft, den besagten billigen Vertriebskanal zu schaffen. Ob Internet-TV auf P2P-Basis überhaupt technisch funktioniert, muss sich erst noch zeigen. Im derzeitigen Zustand ist Joost schlichtweg noch nicht reif genug, die Betreiber müssen einen Weg finden die geringen Upload-Bandbreiten der Massenkundschaft auszugleichen und dennoch ein ansprechendes Fernseh-Erlebnis zu schaffen. Content-Partnerschaften sind sicher auch wichtig, aber erst der zweite Schritt.