Kate Micucci

Darf ich vorstellen? Das ist Kate Micucci. Jahrgang 1980, aufgewachsen auf dem Lande — eine Stunde von New York entfernt — hat sich die Schauspielerin inzwischen in Los Angeles angesiedelt.

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Kate ist ein „late bloomer“. Ihre Kindheit war gut behütet, ihre Eltern taten alles, um die Kreativität ihrer Kinder zu fördern. Klassisches Klavier, selbstgebasteltes Spielzeug, ein Frosch im Keller. Wenig Geld. Kate finanzierte sich ihr Studium selbst. Und baute im Studentenwohnheim tatsächlich ihre Modelleisenbahn auf und malte alleine, statt auf Parties zu gehen. College Girls gone wild? Nicht Kate.

Das änderte sich, als sie endlich nach Kalifornien umsiedelte und dort den Beruf einer Schauspielerin ergriff. Ihr Äußeres, das so gar nicht der Durchschnitts-Schauspielerin entsprach, öffnete ihr Türen und ihr unbestreitbares Talent brachte den Erfolg. Erfolg? Nunja: Sie erschien — neben ihren Jobs als Babysitter und Sandburg-Tutorin — in vielen Werbespots. Man kann davon leben, aber nicht wirklich mehr.

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Auch kleine independent movies gab es zuhauf. Micucci ging in dem kreativen Umfeld auf. So richtig ging es aber erst los, als sie sich mit Riki Lindholm anfreundete. Die ist auch Schauspielerin und traf Micucci immer wieder bei den Castings, bei denen es nie um die Hauptrolle, sondern um die der komischen, redseeligen, irgendwie quirky Freundin / Bedienung / Assistentin ging. Eine Karriere im Schatten, die die Miete zahlt. Doch Riki und Kate freundeten sich an und es ging los. Kate schrieb lustige Songs, Riki baute die Kamera auf und „Garfunkel and Oates“ waren geboren:

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Es begann wie mit Justin Bieber. Nicht so schnell, nicht so extrem, nicht so jung. Der YouTube-Counter ging steil bergauf, die großen Studios bissen aber nicht an. Tom-Hanks-Fans erinnern sich vielleicht an die Szene aus „That Thing You Do!“ — und wer sonst außer seinen Fans sollte den Film sehen? — an dem das Lied der sympathischen Teenager-Band im Radio läuft und sie auf den Straßen tanzen, weil sie wissen: Sie haben es geschafft: Plattenvertrag, Konzerte, Durchbruch. Bei Riki und Kate rief kein Plattenstudio an.

Die Medienlandschaft ist heute anders. Um Riki zu zitieren: Es gibt keine Ausrede mehr. Niemand muss mehr auf Radio und Plattenvertrag warten. Jeder publiziert heute, es ist so billig. Und wenn die Medienmaschinerie erst einmal angebissen hat, heißt das noch lange nicht, dass man eine Villa in Beverly Hills sicher hat. Riki und Kate — oder: Garfunkel and Oates — sind kein Act, der ohne weiteres dem ganz breiten Publikum nahezubringen ist. Zu viele Worte, nicht genau das, was das Publikum schon kennt. Aber etwas, was in Los Angeles nicht unbemerkt bleibt. Und so castete Bill Lawrence, der Showrunner von Scrubs Micucci nicht für die Rolle, für die sie sich beworben hatte, sondern schrieb eine eigene Rolle für sie. Ein Farbtupfer in der Serie, die nach drei Staffeln kreativ erschöpft war.

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Ja, das ist das gleiche Lied wie oben. Mit dem offensichtlichen Unterschied: „fuck“ wurde durch „screw“ ersetzt. Network Television hat seine eigenen Gesetze.

Riki und Kate setzten ihre Off-Television-Karriere fort. Tatsächlich haben Casting-Agenturen angefangen, YouTube zu durchsuchen. Wer nicht sein eigenes Ding macht, kann nicht ihr Ding machen. Also ziehen Garfunkel and Oates das Ding etwas größer auf. Machen professionelle Low-Budget-Videos. Kate und Riki sind in einer hoch kreativen Umgebung. Erinnert ihr Euch an „Tootsie“? Mittlerweile müsste sich Dustin Hoffman nicht mehr für eine Daily Soap in ein Kleid zwängen, um das Geld für sein Theaterprojekt zu bekommen — er würde einen YouTube-Channel anfangen: #tootsie.

Die Videos von Garfunkel and Oates wurden aufwändiger. Sie kannten Regisseure, Schauspieler, Tänzer, Musiker en masse. Und mit „Sex with ducks“ kam schließlich der entscheidende Durchbruch: Ich bemerkte sie auf YouTube. Erst das low budget music video.

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Und dann die raw and absolutely no budget version.

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9100 Kilometer vom Kalifornien entfernt, lernte ich das Werk von Micucci kennen. Internet hooray. Statt auf Hochglanz-Flachwitz-Magazine zurückzugreifen höre ich mir ganz einfach drei Podcasts mit Kate Micucci an und erfuhr mehr von ihr als wenn ich ihr biopic gesehen hätte. Fans haben Playlisten zusammengestellt, in der zum Beispiel Videos von Micuccis Bühnenshow Playing with Micucci zusammengetragen sind. Ja, das ist ein double entendre. Sie heißt nun mal so, get over it.

Im letzten Jahr hatte sie endlich eine für deutsche Zuschauer sichtbarere Rolle: Sie spielte in The Big Bang Theory die Rolle von Rajs exzentrischer Fast-Freundin Lucy. Aus meiner Sicht ein verschwendetes Talent, denn die Serie hat wie damals Scrubs ihren kreativen Zenith längst überschritten. Dank Werbespots bleibt den Autoren immer weniger Platz für Inhalte, die Prominenz der Show stiehlt ihr die Spontanität. Sheldon darf zum Beispiel nichts Reales mehr schlecht finden und recht behalten. Die aufgebauten Charaktere werden für Witze verheizt. Da mittlerweile in jeder Folge sieben Charaktere untergebracht werden müssen, bleibt eh keine Zeit für Dialoge über Twitter-Länge. Und so ist auch die Rolle von Micucci ist schlichtweg nicht witzig — anders als die ihrer Freundin Riki in Staffel 2.

Kates Karriere wird es nicht schaden, hoffe ich. Ich werde sie aus der Ferne im Auge behalten — egal ob network television sie nach oben befördert oder wieder vergisst. YouTube, spotify, social media — sie hat viele Kanäle zum Publikum und ich gehöre dazu.

Was können Kreative daraus lernen? Produziert. Findet eure Stimme und euer Publikum. Und bleibt nicht stehen. Den großen Durchbruch gibt es noch, aber es gibt so viele andere Wege, die sich lohnen.

Halt — noch eins: Es klappt nicht immer.

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PS: Kaum habe ich es geschrieben, hat Garfunkel and Oates eine eigene TV-Serie. Premiere: 2014 bei IFC, wo auch Marc Maron seine autobiographische Serie untergebracht hat.

Informationsfreiheitsanfrage

„Hallo Verfassungsschutz?“
„Hier ist das Landesamt für Verfassungsschutz Niedersachsen, Guten Tag.“
„Überwachen Sie mich?“
„Mit wem darf ich verbinden?“
Der Beamte der mich überwacht.“
„Moment bitte.“

warteschleife

„Hallo Verfassungsschutz?“
„Hier ist das Landesamt für Verfassungsschutz Niedersachsen, Guten Tag.“
„Überwachen Sie mich?“
„Ähm… Nein.“
„Wollen Sie nicht wissen wer ich bin?“
„Ähm… Nein.“
„Woher wissen Die dann, dass Sie mich nicht überwachen?“
„Ähm. Wir sind der Verfassungsschutz Niedersachsen. Wir überwachen nur Journalisten.“
„Aber ich bin Journalist.“
„Das glaube ich nicht. Guten Tag.“
„Hallo? Hallo?“

Next: Vorratsdatenspeicherung

Man muss kein Netzaktivist sein, um in dem jetzigen Ergebnis der Bundestagswahlen einen enormen Verlust für die Netzpolitik zu sehen. Oder um Ulf Buermeyer zu zitieren: „Ihr werdet euch noch wünschen,die FDP wäre reingekommen…“

Mit der Partei, die sich gerne „liberal“ nennt — aber mit der Definition dieses Wortes nach unendlichen Jahren ko-konservativer Regierungszeit immer wieder haderte — verschwindet eine strategische Kraft aus der Regierung und dem Bundestag, die in wichtigen netzpolitischen Fragestellungen ein Patt erzwingen konnte. Oder um eine andere Formulierung zu wählen: Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger blockierte, was aus netzpolitischer und bürgerrechtlicher Sicht allzu viel Schaden angerichtet hätte. Sie konnte allerdings nur aufschieben, nichts lösen.

In Sachen NSA, GCHQ & Co zeigte sich Bundeskanzlerin Merkel und ihre Regierung demonstrativ desinteressiert. Man kann allenfalls erahnen, dass sie hinter den Kulissen die Enthüllungen nutzen wollen, um die allzu forschen Interessen der amerikanischen Freunde zurückzudrängen. Allerdings ist die Spionage, die alle Deutschen betrifft — aber eben nicht so viel, dass sie sich unmittelbar belauscht fühlen — eine politische Verhandlungsmasse. Die eigenen, die deutschen Dienste wollen auch mit den Daten arbeiten. Und die Franzosen, Polen, Briten. Big Data für alle!

Offenkundig gibt es ein Ungleichgewicht: Der NSA kann machen, was das deutsche Bundesverfassungsgericht ohne mit der Wimper zu zucken kassieren würde. Und selbst nach über zwei Monaten Dauer-Enthüllungen gibt es nicht mal eine personelle Konsequenz in der NSA-Führung oder gar in der britischen Geheimdienstbürokratie, von der man gehört hätte. Von einem Kurswechsel ganz zu schweigen. Die logische Konsequenz ist: Wenn man die Schnüffelei nicht abstellen kann — warum soll man nicht daran partizipieren? Wenn wir die Hintertüren ein wenig verschließen, müssen wir die Vordertür nicht aufmachen? Ein überwachungspolitischer Druckausgleich.

Was in den vergangenen Wochen kaum Aufmerksamkeit bekam: Die USA haben eine geheime Mega-Vorratsdatenspeicherung durch die Hintertür eingeführt. Rechtsstaatlich einigermaßen abgesicherte Verfahren wurden hintertrieben, indem Beweisverfahren systematisch gefälscht wurden. Die Geheimdienste öffneten ihre riesigen Datenspeicher zumindest einen Spalt weit. Statt nach rechtsstaatlichen Maßstäben kaum verwertbare Beweismittel in Gerichtsverfahren einzuführen, gaben die Geheimdienstleister den offiziellen Polizisten Hinweise, welche Steine sie denn umdrehen müssen, welche Verbindungsprotokolle sie abfragen müssen, um etwas gegen Verdächtige in der Hand zu haben.

Nachdem die Praxis enthüllt wurde, sehe ich wenig Chancen, dass die Öffentlichkeit oder die Politik sagt: „Stopp! Lasst die Schurken nur laufen!“ Auch wenn noch so viele Inhaftierte, Angestiftete oder Flughafen-Durchsuchungs-Dauergäste nichts verbrochen haben nichts im eigentlichen Sinne. Nichts im uneigentlichen Sinne. Und doch… Terroristen greifen Einkaufszentren an! Da muss man doch etwas tun!

Lange Rede, kurzer Sinn: Die Vorratsdatenspeicherung kommt wieder. Mit stolzgeschwellter Brust und ohne Beweise.

Das ist nicht Star Trek

Patton Oswalt ist hierzulande vielleicht am ehesten bekannt als „Spence“ aus der Serie „King Of Queens“. Der liebenswerte Nerd aus der Nachbarschaft, der keine Frau abkriegt, übergewichtig ist und sich aus Verzweiflung von seinen Freunden als der letzte Dreck behandeln und manipulieren lässt. Wer sich Oswalts Standup Comedy ansieht, erlebt eine Überraschung: Der kleine dicke Mann hat es faustdick hinter den Ohren, ist souverän und brilliant. Und er kommt bei Frauen an.

Und doch… Und doch hat er eine Geschichte über sich als Star-Trek-Fan. Sein Physik-Professor hatte in einer Prüfung eine Aufgabe gestellt, in der er Star-Trek-Charaktere benutzte, um seine Schüler zu motivieren. Der junge Patton Oswalt marschierte während der Prüfung nach vorne und korrigierte den Fehler, dass nicht Spock, sondern irgendjemand andere der TOS-Crew die Phaser abfeuert. Er ist halt doch Nerd. Wenn auch nicht die weichgespülte Sitcom-Variante.

Ich bin kein Trekkie. Ich habe „The Next Generation“ als Jugendlicher verschlungen, habe aber absolut kein emotionales Verhältnis zu Kirk, Picard oder gar Deanna Troi. Den neusten Film habe ich nicht gesehen, „Enterprise“ war ein Reinfall und wer glaubt, aus Star Trek Lehren für’s Leben ziehen zu können, hat mein Mitleid sicher.

Und doch… Als ich in den letzten Tagen immer mehr Meldungen in meiner Timeline sah, dass der NSA-General Keith Alexander die Brücke der Enterprise nachgebaut habe, um Parlamentariern zu imponieren und sich immer neue gesetzlichen Vollmachten zu sichern, da dachte ich vor allem eins:

DAS IST NICHT STAR TREK.

DAS IST NICHT DIE ENTERPRISE.

Tatsächlich steht in dem acht Seiten langen Artikel auf Foreign Policy dieser Absatz:

When he was running the Army’s Intelligence and Security Command, Alexander brought many of his future allies down to Fort Belvoir for a tour of his base of operations, a facility known as the Information Dominance Center. It had been designed by a Hollywood set designer to mimic the bridge of the starship Enterprise from Star Trek, complete with chrome panels, computer stations, a huge TV monitor on the forward wall, and doors that made a „whoosh“ sound when they slid open and closed. Lawmakers and other important officials took turns sitting in a leather „captain’s chair“ in the center of the room and watched as Alexander, a lover of science-fiction movies, showed off his data tools on the big screen. „Everybody wanted to sit in the chair at least once to pretend he was Jean-Luc Picard,“ says a retired officer in charge of VIP visits.

Alleine: Wer Star Trek irgendwann mit wachen Augen gesehen hat, könnte sich fragen: Wo waren auf der Enterprise „chrome panels“? Wer dann noch die magische Gabe des Googelns beherrscht, stößt schnell auf die Bilder des Information Dominance Centers (Really? Are you fucking kidding me?).

Es stellt sich heraus: Der Raum in Fort Meade sieht irgendwie spacy oder science fictiony aus. Mit Star Trek hat er aber nichts gemein außer einem großen Bildschirm. Die Captains bei Star Trek saßen nicht alleine vor einem großen Screen, es gab keine Glaswände oder runde Chromlemente, jedes Bedienelement war auf eine typische Art platziert, die absolut nichts mit dem Informations-Showroom der Army (nicht der NSA) zu tun hat. Nicht mal die Farben sind ähnlich oder die Form der Räume. Hätte nicht irgendein ungenannter Angestellter diesen plastischen, aber nun mal falschen Vergleich angebracht — niemand würde in den Fotos Star Trek wiedererkennen. Zumindest niemand, dem ich zutrauen würde, sein Auto auf dem Parkplatz wiederzufinden. Die sehen doch irgendwie alle gleich aus. Sie haben ein Dach.

Den Vogel abgeschossen hat Felix von Leitner, der in der FAZ sogar fantasierte, dass Star Trek eine allzu passende Parabel auf die Machtgelüste der NSA seien. Passenderweise hat die Redaktion bei der Bebilderung Captain Kirk mit Captain Picard verwechselt. Da fällt es nicht so sehr auf, dass Star Trek weder blaue LEDs erfunden hat, noch unkritisch gegenüber der zentralen Staatsgewalt war. In der Tat waren Admiräle und Botschafter in TNG ein Rudel inkompetenter, krimineller oder machtvergessener Idioten. Die Geheimdienste wurden in Star Trek sogar dämonisiert, ein finsterer NSA-Admiral will sich gewiss nicht mit Section 23 31 vergleichen? Oder dem Tal Shiar, der über Leichen geht?

Ich bin kein Trekkie. Wirklich nicht. Dies ist eine Lektion, wie eine Suggestion nicht hinterfragt wird, wie ein popkulturelles Meme unser Wahrnehmung so weit beeinflusst, dass unsere Augen kein Mitspracherecht haben. Ich bin kein Trekkie. Wirklich nicht.

Von Street View lernen

Die informierte Debatte ist so ein Spleen von mir. Ich will, dass die Menschen wissen, wovon sie reden. Und dann richtig loslegen, argumentieren, neue Fakten zu Tage legen oder die alten Fakten neu interpretieren. Sich mit Wörter schlagen und dann zu einer Entscheidung gelangen.

Eines der Vorzeigeprojekte der informierten Debatte ist die Debatte um Google Street View. Wir erinnern uns: 2010 überraschte uns Google auf dem falschen Fuß, indem der Konzern Straßenansichten deutscher Städte veröffentlichte. Eigentlich sah ich darin kein Problem: von öffentlichem Grund darf man in der Regel so viele Fotos machen wie man will. Doch Googles Sünder: der US-Konzern aggregierte die Daten, fasste unglaublich viele Aufnahmen so zusammen, dass man selbst einen Eindruck bekommen konnte, wie es vor Ort aussieht.

Aggregieren ist gut: Wenn man eine Menge Sachen zusammenfasst, entdeckt man neue Zusammenhänge, die bisher verborgen waren. Aggregieren ist böse: Wer Daten zusammenführt, entdeckt Dinge über uns, die vormals geheim waren. Wer dazu noch Daten aus unterschiedlichen Quellen zusammenführt, weiß am Schluss vermeintlich mehr über uns als wir selbst. Aber: Bekommen wir das auch verraten?

Google Street View ist toll, denn ich kann ein Hotelzimmer mieten und bekomme direkt einen Eindruck davon, wie es dort aussieht und wie schnell ich an dem Ort der Tagung sein mag. So ein bisschen ist es heute noch, auch wenn seither viele Strecken nicht mehr stimmen, Geschäfte geschlossen, Straßen gesperrt wurden. Die Daten werden nach dem großen Street View-Streit weder ausgebaut, noch aktualisiert.

Lediglich vom Nutzen ausgesperrt?

Eine Sichtweise ist: Wir haben Google rechtzeitig einen Schuss vor den Bug geschossen. Der gewaltige datenfressende Konzern mit seinen Brillen, seinen allwissenden Handies, seiner Werbeallmacht. Er weiß nun: Mit den Deutschen kann er nicht so einfach machen, was er möchte. Eine andere Sichtweise ist: Wir haben einen Pippifax bekämpft und uns selbst von dem Nutzen dieses wirklich praktischen Dienstes ausgeschlossen. Google gestoppt haben wir nicht. Er hat immer noch seine Werbeallmacht und seine Handies und Bundestagsabgeordnete tragen seine Brillen. Und der NSA residiert woanders.

Aber: Können wir vielleicht etwas aus der Street View-Debatte lernen, wenn es um den Umgang mit den Enthüllungen rund um die NSA geht? Versuchen wir es.

Erste Lektion: Eine breite Debatte hilft nicht unbedingt weiter. Zu Street View gab jeder seinen Senf hinzu — vom kleinen Ortsbürgermeister bis zum Innenminister. Die einen brachten die anderen unter Zugzwang und auf der anderen Seite der Debatte stand im Wesentlichen nur Google. Und ein US-Konzern ist nicht unbedingt der beste Anwalt für deutsche Freiheitsrechte. Wir brauchen eine informierte Debatte, die Ressentiments zurückdrängt, dafür aber Fakten und glaubwürdige Projektionen in den Vordergrund holt.

Zweite Lektion: Wir hören immer wieder: Unser Datenschutzrecht stammt aus den Siebzigern, dem Lochkarten-Zeitalter. Fotografien werden gar behandelt, als müsste sie noch jeder Fotograf selbst in der Dunkelkammer entwickeln. Auch die Debatte verharrt auf diesem Niveau. Dass Transparenz einen Wert hat, wird langsam durch die Landtage durchgesetzt, in der Bevölkerung kommt die Botschaft nach meiner Beobachtung eher langsam an. Wie man Privatpersonen vor unbeabsichtigten Folgen der Transparenz schützen soll, ist ebenfalls ein großes Rätsel. Man macht ein paar Einschränkungen mit der Hoffnung, dass es schon den richtigen Effekt haben möge. Unterdessen überrollt uns die Welle der Transparenz.

Die Rasterfahndung ist nicht mehr die selbe, wenn wir Payback-Punkte einsacken. Das ist kein Relativismus, die Möglichkeiten der Datenverarbeitung, die Häufigkeit der Datenverarbeitung und unsere Autonomie der Dateneinlieferung haben sich wesentlich verändert. Wir müssen die informationelle Selbstbestimmung, die von der staatlichen Computerei als Machtinstrument ausging, neu denken.

Rasterfahndung neu durchdacht

Wie sich herausstellt, spielt der Staat auch weiterhin seine Macht aus, er ist immer noch weit mächtiger als Google und Facebook. Die Eingriffstiefe ist wesentlich höher, wenn wir bei Grenzübertritten festgesetzt und unsere Daten kopiert werden, wenn Staatsanwälte uns Strafbefehle schicken, weil wir zur falschen Zeit an zwei falschen Orten waren. Er ist jedoch nicht der einzige Spieler im Markt des Datendurchwühlens. Ob wir einen Eierschäler kaufen oder eine Überweisung tätigen — unsere Aktionen landen auf vielen, vielen Computersystemen, die sie mit anderen Daten zusammenspeichern.

Daten sind ein dual use: Sie können für uns und gegen uns eingesetzt werden. Oder sollen wir diese Metapher aus der Chemiewaffen-Konflikten ganz weglassen? Eine Kamera, die uns erfasst, kann uns beobachten oder Bewegungsmuster erfassen, damit Fluchtwege richtig geplant werden können, so dass im Fall des Falles nicht viele Leute sterben müssen. „Liest“ Google unsere E-Mail wirklich, wenn sie Werbung einblenden, die zu den Inhalten der Nachrichten passt? Wo hört der alltägliche Automatismus auf und wo beginnt der Missbrauch?

Daten sind weder gut noch böse, sie sind. Wie gehen wir nun damit um?

Was ist das Problem mit FAQs?

Kurzfassung: FAQs sind fast niemals das, was sie zu sein vorgeben. Es sind nicht die Antworten auf die am häufigsten gestellten Fragen. Denn meist werden die FAQs von Leuten geschrieben, die keine einzige Frage der Zielgruppe gehört oder zu Gesicht bekommen haben. Meist werden sie publiziert, bevor irgendjemand eine Frage stellen konnte. Auch ich habe schon FAQs geschrieben und habe mich bemüht, für den Leser die wichtigsten Verständnisprobleme zu beseitigen.

Das gilt jedoch nicht für die corporate FAQs — eine Kategorie, die ich soeben erfunden habe. Was sind corporate FAQs? Eine Darstellungsform der PR, die vorgibt, die drängendsten Fragen der Kunden, der Öffentlichkeit oder der Politik beantworten zu können. Was tut sie stattdessen? Bullshitten. Gibt es dafür ein schönes Beispiel? Die FAQ des Nestlé-Konzerns zu dem Film „Bottled Water“.

Es fängt an mit der Darstellungsform. Statt alle vermeintlichen Fragen vermeintlich in einem Rutsch zu beantworten, muss der Konsument jede Frage einzeln anklicken, wenn er die vermeintliche Antwort sehen will. Dies ist eine Standard-Technik, die man auch bei vielen Firmen findet, die Kleingedrucktes wirklich sehr, sehr klein oder in Dunkelgrau auf Hellgrau publizieren.

Frage 1 ist schon ein sehr schönes Beispiel kalkulierten Frage-Antwortens:

Have you responded to the film’s allegations in the media? Download Peter Brabeck-Letmathe‘s op-ed  Nestlé Chairman Peter Brabeck-Letmathe’s response to the film: SF TV (in German), SonntagsBlick (in German), et Le Temps (in French, registration required).

Wer würde eine solche Frage stellen? Ein sehr enger Personenkreis. Hauptsächlich Leute, die für die PR von Nestle arbeiten. Warum verlinkt Nestlé ein „Op-Ed“? Weil es kein Opinion editorial ist, sondern ein Statement. Wie bitte? Es ist eine Stellungnahme, die diese FAQ unnötig machen würde, weil dort alle Antworten vorweg genommen werden. Warum also nochmal Medien zitieren, die das Statement mehr oder weniger zitieren? Weil Medien wie SF TV oder Le Temps mehr Objektivität unterstellt wird als Nestlé. Sind sie denn objektiver? Zumindest nicht in den verlinkten Artikeln, sonst hätten wir sie kaum verlinkt.

Frage 2:

Is it true that you refused to participate in the film Bottled Life? We did not engage in dialogue with the film’s producers as we were under the strong impression that it would be one-sided and not represent Nestlé and our employees in a fair manner.  The completed film unfortunately confirms this initial impression.

Was ist das Paradoxon an dieser Frage? Es ist eine argumentative Schleife. Wir haben an der Dokumentation nicht teilgenommen, also ist sie einseitig. Weil sie einseitig ist, haben wir nicht an ihr teilgenommen. Also ein Möbiusschess Band? Ja, so ungefähr. Bullshit? Nicht unbedingt. Wenn mir jemand eine Kamera ins Gesicht hält und mir klar ist, dass er mich verächtlich machen will, werde ich nicht viel tun um zu kooperieren.

Frage 3:

Is it true that this is the wrong film at the wrong time?  No.  Nestlé is always open to participate in discussions and projects that are objective and allow us to convey our position and our activities in a clear manner.  Nestlé was not convinced that this would be the case with the film, Bottled Life. We have nothing to hide.  Nestlé is a responsible company that is committed to compliance with all laws and regulations related to our business, including water use, consumer communication and codes of business conduct.

Was wäre der richtige Film zu dieser Zeit? Erlauben Sie mir eine Antwort in Frageform: Möchten Sie diese FAQ verfilmen? Wir haben ein Budget dafür!

Frage 6:

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Was sind 0.003% der globalen Frischwasserentnahme konkret? 28432 Fußballfelder, ein Dreizehntel des Bodensees und eine Orange auf dem Mond, 13 Milliarden Badewannen und ein Swimmingpool für jeden Vegetarier im Saarland. Häh? Genau!

Frage 7:

Is it true that bottled water companies pay little for the water they use and make a huge profit selling it?  No. Bottled water is a packaged beverage that incurs costs linked to raw materials, production, quality assurance, bottling, taxes, storage and distribution. In our case, we also invest in various water resource protection measures.  While the detailed price structure of our products is confidential, it is possible to provide a loose overview of the costs incurred by packaged beverages: one-third can be attributed to water and raw materials, one-third to production and one-third to distribution.

Ihre Kostenaufstellung sagt überhaupt nichts über den Gewinn aus, wenn sie nicht verraten, wie viel der Verkaufspreis über den Kosten liegt? Genau! Also wie viel Gewinn machen Sie? Das sagen wir doch ganz klar: Das sagen wir nicht!

Frage 12:

Is it true that Nestlé tried to force its way into Fryeburg by exhausting the town with law suits? No. The Fryeburg Planning Board approved Nestlé Waters North America/Poland Spring’s application for approval of its load-out facility but a small group of opponents filed an appeal. The Maine Law Court eventually upheld the Planning Board’s original decision to approve the water station.

Stimmt es also? Wen juckt’s? Wir haben gewonnen.

Frage 16:
It is true that bottled water is just an example of successful marketing?  No. The origins of bottled water can be traced back to the earliest civilisations and the spa movement in Europe and the Americas, long before marketing was even invented. Indeed at Nestlé Waters, some of our brands have been bottled for over 100 years: Perrier has been bottled since 1863, Poland Spring since 1845 and Sao Lourenco since 1890.  Bottled water still has its place in today’s society in which lifestyles are increasingly on-the-go: consumers choose to buy bottled water products because they appreciate the fact that they are convenient and portable, have a constant taste, don’t contain calories, and come with the Nestlé quality guarantee.  To empower consumers to exercise their right to informed choice and promote healthier diets, Nestlé Waters is committed to responsible, reliable consumer communication on our products.  We operate in a highly competitive industry, where marketing of our products is necessary to differentiate our brands from those of our competitors.   Consumer communication and marketing are also the opportunity to raise consumer awareness about the advantages of drinking water as part of a healthy lifestyle, the specific natural origins of many of them, as well as the importance of recycling.

Wann wurde Marketing erfunden? Am 18. April 1985. Vor diesem Datum haben Leute immer nur die Wahrheit gesagt. Nicht nur das, was sie ehrlich glaubten, sondern die objektive Wahrheit! Besonders, wenn sie etwas verkaufen wollten. Gab es 1863 schon Leitungswasser heutiger Qualität? Psst!

Frage 17:
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Sie profitieren von schwachen Gesetzen? Ja. Wiederholen sie da nicht, was sie oben schon gesagt haben? Wir haben uns schon so oft wiederholt, was in dem vermeintlichen Op-Ed-PDF steht, warum fragen Sie noch? Ähm…keine Fragen mehr.

Nur noch eine Frage: Is it true, I mean really true? Wir mögen den Film wirklich nicht. Das stimmt. Hoch und heilig.

Es ist keine Spähaffäre

Am Wochenende sah ich einem Kiosk die Schlagzeile der „Welt“: Online-Banking im Visier der Geheimdienste“. Und ich stoppte für zwei Sekunden und dachte nur: NEIN. Das ist eben nicht die Neuigkeit. Wisst ihr denn gar nichts??? Und dann sah ich darunter die Überschrift: „So erleben Sie die interaktive Zeitung“. Und ich dachte mir nur: Ja. Ihr wisst nichts.

Um es klar zu sagen: Online-Banking ist nicht im Visier der Geheimdienste. Sie scheren sich einen Dreck darum, wann ihr die GEZ-Gebühren überweist, wie viel Nebenkosten ihr für Eure Wohnung überweisen müsst und ob Euer Dispo 700 Euro oder 1200 Euro ist. Es sei denn… Es sei denn, es ergibt sich ein Muster. Es ist der Zauber von Big Data, dass quasi alles ein Muster ergeben kann.

Die öffentliche Wahrnehmung kann noch nicht wirklich damit umgehen. Die seriöseren Medien haben den NSA-Skandal zur „Spähaffäre“ gemacht. Das klingt sachlich, ein wenig abstrakt, nicht allzu anklagend und ergibt eigentlich überhaupt keinen Sinn. Denn wer späht denn da was aus? Das Bild stimmt einfach nicht mehr. Es gibt keinen Techniker, der in einem Hauptquartier mit großen Kopfhörern sitzt, und gezielt unsere Gespräche mitschneidet, keine Geheimagenten, die uns in verfänglichen Situationen fotografieren. Das heißt: diese Leute gibt es zwar noch, aber sie sind nicht Teil des NSA-Skandals.

Korrekter wäre wohl „Speicherskandal“. Denn das ist es, was NSA und ihre Partner in vielen anderen Ländern machen: Sie entreißen die Kommunikation von Milliarden Menschen ihrer Umgebung und speichern sie in gewaltigen Rechenzentren ab. Und weil selbst die gewaltigsten Kapazitäten und Geheimbudgets nicht ausreichen, wirklich alles zu speichern, suchen die Geheimdienstanalysten nach Mustern, um zu entscheiden, was mehr als ein paar Tage auf den Datenspeichern bleiben soll.

Doch „Speicherskandal“ klingt langweilig. Denn unsere gesamte Kommunikation besteht daraus, dass Daten gespeichert, kopiert und weitergesandt werden. Die NSA oder die GCHQ oder irgendwer anders setzt einen Speichervorgang hinzu und liest diese Informationen wahrscheinlich nicht einmal? Wo ist das ein skandal, wenn man das mit Facebook vergleicht, mit dem Datenhunger von Google, Apple, Amazon , die uns tatsächlich überzeugten, es wäre viel besser, wenn wir unsere Daten nur noch leihweise kontrollierten. Haben wir wirklich erwartet, dass Geheimdienste still im Kämmerlein sitzen und das Internet an sich vorbeiziehen lassen. Das nennt ihr einen Skandal? Get real!

Doch: Es ist ein Skandal, und zwar kein kleiner. Denn die allumfassende Speicherung von Daten, die ihren Kontexten entrissen wurden, ist nicht nur ein Vertrauensbruch. Die Geheimdienstler, die unsere Techniken systematisch schwächten, haben auch an den Grundfesten gerüttelt, auf denen das Internet aufgebaut wurden. Große Worte, aber was heißt das?

Nun: Die vielen stückweisen Enthüllungen von Edward Snowden geben uns einen Vorgeschmack. Denn Snowden macht dies ohne erkennbares Gewinnstreben und hat sein bisheriges Leben weggeworfen. Wie viele andere NSA-Leiharbeiter da draußen gibt es, die vermeintlich schlauer waren, und diese Informationen weiterverkauft haben? Oder die nicht schlauer waren, sondern selbst abgelauscht wurden? Wie viele Millionen Informatiker kann China drauf ansetzen, die Schwachstellen zu finden, die die NSA offen gelassen hat? Digitale Horchposten sind keine Einbahnstraße. Was Richtung Utah geschickt wird, landet vielleicht auch in Peking. Dass die USA chinesischen Hardwareunternehmen unterstellen, Spionagekomponenten einzubauen — soweit ich weiß ohne bisher Beweise geliefert zu haben — lässt erahnen: Was machen die US-Hardwareunternehmen? Doch was hat das mit uns zu tun? Als Politiker, der Freihandelsabkommen oder Militärschläge beraten muss, würde ich kein Outlook einsetzen wollen, kein GMail, kein Windows. Ich würde übrigens auch nicht auf eine Yandex-Alternative setzen oder das Rote-Fahne-Linux einsetzen. Und der Normalbürger?

Ja, der Normalbürger kann sich in der „Ich habe nichts zu verbergen“-Illusion sonnen. Denn den NSA interssiert nicht wirklich, mit wem Max Mustermann Geschlechtsverkehr hat, welche Medikamente er nimmt, ob er hinterrücks falsche E-Mails verschickt um einen Kollegen anzukreiden. Die Geheimdienste durchwühlen Eure Daten und lassen meist keine Spuren zurück. Meist. Bisher.

Eine der beunruhigendsten Enthüllungen der letzten Zeit stammt von vergangener Woche und sie hat für wenig Aufsehen gesorgt: Demnach wurden nicht nur Milliarden Telefondaten an die Geheimdienste weitergegeben, sondern auch eine spezialisierte Einheit aufgebaut, die den Beweisprozess verfälschte. Kurz gesagt: Die Geheimdienste sollen in ihrer gewaltigen extra-legalen Datenbank Spuren gesucht haben und dann anderen Strafverfolgern den Tipp gegeben haben, welche legalen Daten denn zu einem Erfolg führen konnten. Vor Gericht landeten dann eben nur die offiziellen Polizei-Erhebungen. Wie sie denn darauf kamen, Anschluss XYZ abzuhören oder das Hotmail-Konto von Zeugen ABC ausliefern zu lassen — wer weiß das schon? Solide Polizeiarbeit halt.Und dennoch — warum sollte das den Normalbürger interessieren, der nichts verbrochen hat?

Weil es ihn auch treffen kann. Mit einer zunehmenden Wahrscheinlichkeit. Denn jeder muss sich nur die rechte Spalte auf Facebook ansehen, um zu erkennen, wie fehlerhaft Big Data doch ist. Die Technik hinter Facebook-Anzeigen ist im Prinzip nicht viel anders als das, was Geheimdienstanalysten machen: Sie suchen Muster in Deinen Postings und denen Deiner Friends und versuchen daraus Schlüsse zu ziehen. Dazu kommen noch allerhand Mutmaßungen, IP-Daten und ein Schuss Werbe-Voodoo. Dass sie damit in 999 von 1000 Fällen falsch liegen müssen, ist ja egal. Bei Facebook macht die Masse der Klicks das Versagen weniger relevant, bei den Geheimdiensten wird die Erfolgskontrolle systematisch verhindert. Und das nicht nur, weil erfolgreiche Geheimdienstarbeit spektakuläre Anschläge verhindern mag, sondern weil die Kontrollgremien irrelavant gemacht wurden. Und die interne Kontrolle der NSA so motiviert ist wie die Doping-Kontrolle zur Zeiten von Lance Armstrongs großen Tour-Erfolgen.

Das Teuflische an Big Data ist auch: Es wird Dich niemals entlasten. Die Verdachtsmuster summieren sich von mal zu mal und niemand kann Dir sagen, was denn zu einem Rabatt führt. Du hast 80 Mal das Flugzeug benutzt, ohne dass Du aufgefallen bist? Mach Dich nicht lächerlich: Auf der No-Fly-Liste gibt es keinen Rabatt. Und wir haben immer mehr solcher Listen.

Mir gehen die Metaphern aus. Es ist als ob jedes millionste Auto auf Kommando explodiert? Nein, es explodiert nicht, du Idiot. Du musst bei jedem dritten Flug zwei Stunden mehr warten. Dein Gepäck wird durchsucht. Deine Telefonrechnung, von der Dich nur der Endbetrag interessiert, landet für einen Sekundenbruchteil im Arbeitsspeicher eines Analysten, der rauszukriegen versucht, wer Geld nach Syrien überweist. Oder ob ihn sein Freund betrügt — wer weiß das schon?

Bullshit zum Duell

Eine Bullshit-Bingo-Karte für das TV-Duell zwischen Merkel und Steinbrück zu machen, erscheint mir ziemlich sinnlos. Erwarten wir wirklich, dass die beiden Politiker von den Argumentationspfaden abweichen, die sie in den letzten Wochen ausgiebig ausgetestet haben? Sollten sie Klischees vermeiden, nach denen die Zuschauer doch dürsten? Wo ist der Punkt?

Aber trotzdem müsst ihr nicht darauf verzichten: Hier ist die Bullshit-Karte für Eure Timelines. Wer auf Twitter, Facebook, Google+ oder meinetwegen in der Kneipe neben Euch vier Begriffe in Reihe verkündet, qualifiziert nicht weiter angehört zu werden. Er schaut Duelle um sich aufzuregen, zeichnet sich durch ein verengtes Denken aus und oder oder ist einfach langweilig.

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