LfM: Blogs sind Foren

Die Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen hat eine 118-Seitige Broschüre zum Mediennutzerrecht veröffentlicht – das PDF ist hier kostenlos abrufbar.

Hier erfährt der Leser zum Beispiel auf zwölf bunt bebilderten Seiten seine Rechte als Zuschauer von Call-In-Gewinnspielen. In einem eigenen Kapitel erfährt der Mediennutzer, wie er seine Rechte mit Hilfe der LfM durchsetzt. Keinen Moment zu früh: Ende Mai hat 9Live seine Live-Gewinnspiele eingestellt. Und die offizielle Medienwächter in Deutschland waren bei der Bekämpfung der unübersehbaren Missstände in der Branche geradezu skandalös ineffektiv.

Also blättern wir weiter zu den amüsanteren Teilen der Broschüre. Das Kapitel VI stellt die Frage „Wie finde ich mich in der Medienwelt zurecht?“ und widmet dem Buzz-Thema Medienkompetenz ganze acht Seiten. Zwei davon sind „Weblogs“ gewidmet.

Neben Diskussionsforen findet man im Internet auch Weblogs, die ebenso zum Austausch mit anderen Mediennutzern dienen. Unter einem Weblog (auch einfach Blog) ist ein Art Online-Tagebuch zu verstehen.

Ich fühle mich plötzlich ins Jahr 2006 zurückversetzt. Ist seitdem denn nichts weiter passiert, was man dem unbedarften Fernsehzuschauer mit auf den Weg geben muss, damit er sich in der Medienwelt der Blogs zurechtfindet? Die Broschüre ist zwar nur eine aktualisierte Neuauflage, aber DAS sind die Infos, die Nutzer heute als erstes zu Blogs brauchen?

Der Herausgeber („Blogger“) macht hier periodisch Einträge zu einem Themenkomplex.
Häufig stellt ein Blogger persönliche Berichte aus seinem Leben auf seine Website. Es gibt aber Weblogs, die hauptsächlich allgemeine Informationen zu sachlichen Themen liefern und/oder kommentieren. Viele Weblogs sind so ausgestaltet, dass die Leser zu den einzelnen Beiträgen Kommentare abgeben können. Derartige Blogs ähneln daher Internetforen. Der Unterschied ist, dass in einem Forum jeder registrierte Nutzer, eine neue Diskussionsrunde starten kann. In einem Weblog können dies ausschließlich die Herausgeber.

Fassen wir zusammen: Der Blogger ist in Wahrheit nur ein Foren-Moderator. Aber das Medium hat enormes Potenzial.

Nutzer können jederzeit privat ein Weblog einrichten und dort eigene Einträge bereitstellen. Sie können aber auch die Weblogs anderer Nutzer als Informationsquelle nutzen oder sich zu dort vorhandenen Berichten und Informationen äußern.

Herzerfrischend deprimierend ist auch der Warnhinweis am Ende des Kapitels:

Im Kapitel über Call-In-Shows ist weit und breit kein Ausrufungszeichen zu finden.