Acht Eskalationsstufen zu viel

Daniel Voelsen hat mit seinen Bemühungen einen Link auf theorieblog.de unterzubringen Schiffbruch erlitten und schildert seine Erlebnisse in neun Eskalationsstufen:

Eskalationsstufe 2: Ich bitte den Admin “ot” darum, mir mit Blick auf mein Argument zu erklären, warum er den Link gelöscht hat. Seine Reaktion: Er verweist mich auf die Diskussion um die Verlinkung eines kommerziellen Angebotes.

Eskalationsstufe 5: Per facebook wende ich mich an die Leser des Theorieblog und bitte darum, sich an dieser Diskussion zu beteiligen. Wenn eine Diskussion verfahren ist, kann es ja nicht schaden, neue Perspektiven dazuzuholen, so mein naiver Gedanke. Doch weit gefehlt. […]!

Eskalationsstufe 9: Mir ist als träumte ich. Als nächstes versuche ich darauf hinzuweisen, dass es sich hier um eine Urheberrechtsverletzung handelt. Vielleicht juristisch nicht 100% wasserdicht, aber wenn man eine Liste 1:1 kopiert, geht das ja doch stark in die Richtung. Doch wiederum falsch gedacht. Nur eine Minute, nachdem ich den Antrag auf Überprüfung der Urheberrechtsverletzung gestellt habe, weist Admin “DerHexer” ihn zurück, Begründung: “Diese Liste hat keine Schöpfungshöhe”.

An sich ganz typische Phänomene bei Wikipedia – der Neuling, der Mal eben eine Verbesserung einbringen will, die erste Begegnung mit Bürokraten, Regelwüsten und undurchschaubaren Abkürzungen, der emotionale Diskussionsmarathon, vermeintliche Sockenpuppen und final der etwas beleidigte Entschluss, die Inhalte aus der Wikipedia entfernen zu lassen.

Was mir auffällt: eigentlich hätte die Diskussion an Stufe 1 zu Ende sein können. Denn wenn man die Verlinkungsregeln von vorne liest, stößt man auf diesen Absatz:

Die goldene Regel der Wikipedia zum Thema Weblinks ist: Bitte sparsam und vom Feinsten. Nimm nicht irgendwelche Links zum Thema, sondern wähle das Beste und Sachbezogenste aus, was im Netz zu finden ist. Fünf externe Links sollten in der Regel zu einem Thema genügen (Belege und Einzelnachweise ausgenommen), im Zweifel lieber einer weniger. Wikipedia ist ein Projekt zum Aufbau einer Enzyklopädie und keine Linksammlung.

Fünf Links müssen reichen – eigentlich eine klare Ansage. Dass die Professuren zum Thema im deutschsprachigen Raum für Wikipedia mehr von Belang sind als die bereits vorhandenen sechs Weblinks (sic!) im Artikel über Politische Theorie und Ideengeschichte. Klar: die Grenze ist relativ willkürlich festgelegt. Aber vor ein paar Jahren gab es eine lange und engagierte Diskussion zum Thema – und so hatte die Community entschieden.

Warum wurde dieses Argument nicht zuallererst vorgebracht? Ist die Fünf-Links-Regel wieder abgelaufen? Haben Community-Beschlüsse aus der fernen Vergangenheit (Wikipedia ist nicht Mal 10 Jahre alt) keine Durchsetzungskraft mehr? Kann man sie einem Neuling nicht vermitteln?