Wetten dass…?

Die Bugwelle des iPad-Hypes erreicht die mutmaßlichen Konkurrenten. Viele Leute fragen sich zum Beispiel ob denn das WePad ein iPad-Killer ist.

Ich stelle mir eine andere Frage: Wird der Möchtegern-iPad-Killer WePad schneller in den Läden sein als der Möchtegern Kindle-Killer Txtr Reader?

„Etwas pathetisch“

Ich bin ja bisher kein großer Fan von Netzwertig.com gewesen: Zu viele Buzzwords, meist sind die per Twitter und Rivva als tiefgründige Analyse weitergereichten Artikel in meinen Augen nicht mehr als eine Aneinanderreihung plumper Netz- und Gadget-Begeisterung sowie recherchefreier Besserwisserei.

Das könnte nun anders werden. So schreiben die Netzwertig-Autoren Andreas Göldi und Peter Sennhauser eine an sich legitime Kritik der ideenlosen Verlagsapplikationen fürs iPad. Da das aber schon an zahlreichen anderen Stellen zu lesen war, steigern sich die Autoren zu einer conclusio, die ihres gleichen sucht:

Nein, das iPad ist das genaue Gegenteil einer Zeitung. Etwas pathetisch ausgedrückt: Noch nie in der Menschheitsgeschichte konnte man auf einer so geringen Fläche so einfach auf mehr reichhaltige Inhalte zugreifen wie mit einem iPad. Das ist der künstlichen Verknappung der alten Medienwelt genau entgegengesetzt. Und darum werden nur exzellente Inhalte gewinnen, nicht die Strategien von gestern.

Das ist doch nicht wirklich ernst gemeint, oder? Das kann einfach nicht ernst gemeint sein. Das muss Satire sein. Die Pointe ist sogar fett gedruckt. Ein etwas grober Klotz – zugegeben – aber ich habe gelacht.

Narrative gesucht

Kirgistan, Kirgisistan, Kirgisien – eine Meldung jagt die andere. Schüsse in die Menge. 75 Tote. Neue Regierung. Bürgerkrieg? Fortsetzung folgt…

Doch eins fehlt: Wer ist der Schurke? Wer hat den Osama im Gepäck? Gibt es Folterkeller, Milliarden im Ausland? Und warum sind die, die in die Menge schossen plötzlich auf der Seite der Opposition? Und war die Opposition nicht mal in der Regierung, und wurde per Revolution aus dem Amt gejagt? Nicht mal Russland und USA schlagen sich deutlich auf die eine oder die andere Seite.

Was soll ich denken? Ich weiß es nicht. Sagt es mir. Nein: kaut es mir vor!

Heiße Schnecken

Chef?

Ja, Heinz-Jürgen?

Darf ich heute früher nach Hause?

Nix da! Die Bratwurtschnecken wickeln sich schließlich nicht alleine!

Aber ich bin verliebt!

Na gut. Aber nur dieses eine Mal.

Die Welt war so viel grauer und trostloser, als ich die Seite Metzgersingles.de noch nicht kannte.

Nyti.ms – darf’s ein bisschen kürzer sein?

Produzierten deutsche Online-Medien in den Aufbruchsjahren eher kurze URLs, die lediglich aus Medium, Ressort und ein paar kryptischen Ziffernfolgen bestanden, sind die Verlage in den letzten Jahren dazu übergegangen, die URLs länger und „sprechender“ zu machen. Wenn die Überschrift schon in der URL steht, kann der Leser schneller sehen worum es geht – und Google wertet diese Stichworte sehr hoch ein. Wer über Michael Schumacher berichtet und nicht in der URL „Michael Schumacher“ stehen hat, wird ein paar Tausend Leser weniger haben. Google, wir huldigen Dir!

Das Ergebnis sind dann solche URLs wie:

http://www.welt.de/politik/deutschland/article7067569/Deutsche-Soldaten-beklagen-Ausbildungsmaengel.html
http://www.focus.de/politik/deutschland/nrw-wahl-ruettgers-fuehlt-sich-nicht-im-stich-gelassen_aid_496072.html
http://www.heise.de/newsticker/meldung/FDP-und-CSU-streiten-ueber-Websperren-970706.html

Sieht doch hübsch aus, nicht?

Doch kaum waren die Redaktionssysteme umgestellt, kam plötzlich Twitter als Klickviehlieferant hinzu. Wer von den führenden Twitternauten verlinkt wird, bekommt schnell ein paar Tausend oder gar Hunderttausende Klicks mehr. Ka-tsching!

Das Problem: die URLs sind für einen Tweet viel zu lang – und wenn die Multiplikatoren einen URL-Kürzer wie TinyURL nutzen, kann man schlecht verfolgen, wie sich denn die Nachricht verbreitet hat.

Das mag sich die New York Times gedacht haben. Denn gibt man die Adresse eines Artikels aus ihrem Angebot an den führenden URL-Verkürzer Bit.ly, bekommt man nicht etwa eine ganz gewöhnlich Bit.ly-Adresse zugeteilt, sondern die separate Kurz-URL unter der der Domain nyti.ms.

Twitter, wir huldigen Dir!

Es muss nicht immer China sein…

Clark Hoyt berichtet in der New York Times über einen Kotau des Schwesterblatts International Herald Tribune gegenüber der Familie des Präsidenten Singapurs:

Lee Kuan Yew once testified, according to The Times, that he designed the draconian press laws to make sure that “journalists will not appear to be all-wise, all-powerful, omnipotent figures.” Four years ago, The Times quoted his son as saying, “If you don’t have the law of defamation, you would be like America, where people say terrible things about the president and it can’t be proved.”

Zensur? Nein, nur kreatives Medienrecht.

Ha Ha Ha!

Ich wusste ja nicht, dass es feste Regeln für Aprilscherze gibt. Die Lektüre von zirka einem Dutzend dieser spritzig-witzigen Schlafmittel hat offenbart, dass es die wohl doch gibt:

  1. Leser glauben alles. Also muss der Aprilscherz so offensichtlich sein, dass nur der Bodensatz des Klickviehs daran glaubt.
  2. Nicht gemein werden! Die Rechtsabteilung will in den Osterurlaub. Niemand soll einen Grund haben zu klagen, seine Stimme zu erheben oder auch nur die Stirn zu runzeln.
  3. Selbstreferenzialität ist erwünscht, Selbstironie verboten. Was denn? Witze über uns selber machen? Wo ist da die Pointe? Aber die Story vor ein paar Wochen, die war doch witzig. Können wir die nicht aufwärmen?