Stimme aus 1996

John Perry Barlow: A Declaration of the Independence of Cyberspace:

You claim there are problems among us that you need to solve. You use this claim as an excuse to invade our precincts. Many of these problems don’t exist. Where there are real conflicts, where there are wrongs, we will identify them and address them by our means. We are forming our own Social Contract . This governance will arise according to the conditions of our world, not yours. Our world is different.

PS: Hier findet sich noch ein sehr persönliches Gespräch mit Barlow über eine NeXT-Convention und eine Liebesgeschichte, die tragisch endete.

Satire-Mimikry

Ars Technica über das Phänomen Stephen Colbert:

As the authors put it, „conservatives were more likely to report that Colbert only pretends to be joking and genuinely meant what he said while liberals were more likely to report that Colbert used satire and was not serious when offering political statements.“

Das klappt auch in Deutschland. Ich für meinen Teil glaube dass Bruno Jonas jeweils einen anderen Standpunkt einnimmt als ich.

Hauptstadt des Atheismus

Die Leute von „Pro Reli“ lecken sich die Wunden. In der Tagesschau konnte ich eben einen Sprecher hören, der ernüchtertfreut verkündete, dass die Berliner wegen des gescheiterten Volksbegehrens immerhin intensiv über Religion diskutiert haben. Ein Erfolg – schließlich sei Berlin ja als „Hauptstadt des Atheismus“ bekannt.

Spannend. Diese Bezeichnung habe ich noch nie gehört. Und auch Google kann mir da nicht weiterhelfen, wenn ich die Berichte über „Pro Reli“ und ein paar Irrläufer ignoriere. Kann es sein, dass alleine „Pro Reli“ Berlin diesen wenig schmeichelhaften Titel an Berlin verliehen hat?

PS: Die Antwort auf die letzte Frage lautet: nein. Der Begriff wurde zwar nicht gerade oft verwendet, existierte aber schon lange vor „Pro Reli“. So schrieb die Berliner Morgenpost am 7. Februar 2000:

Ein gutes Omen dafür, dass es mit der Kirche in der „Hauptstadt des Atheismus“ (Landesbischof Wolfgang Huber) wieder bergauf geht, wird sie begleiten: Jahrzehntelang wurden von der Georgenkirchstraße Missionare ausgesandt, um Menschen in Afrika und Asien zum Glauben zu bekehren.

Wolfgang Huber widerum ist einer der eifrigsten Aktivisten in Sachen Pro Reli. Es bleibt also in der Familie.

Generation Twitter

Holger Kreitling hat sich für Welt.de hat Twitter, SMS und so als Generationenstreit vorgestellt:

„Lol“, sagte der Ältere mit jenem Tonfall, den er für cool und überlegen hält. „Lol“ ist ein bekannter Netzjargon und die Abkürzung für „Laughing out loud“, also lautes Lachen.

Der Analyse als solche kann ich kaum zustimmen, da sie doch etwas zu sehr auf dem Niveau einer Bill-Cosby-Folge über telefonierende Teenager verharrt und die Weiterentwicklung der Kommunikationswege gänzlich ignoriert. Aber der Text ist sehr amüsant geschrieben.

Fünf Euro extra für die GEZ

Liebe Gebühreneinzugszentrale,

ich weiß, Du bist Kummer gewohnt. Jeder meckert über Dich: weil die freiberuflichen Prüfer so nerven, weil die Kryonik von Thomas Gottschalk so teuer ist, weil ihr meine Adresse aus Datenbanken klaubt obwohl ich doch regulär zahle. Doch heute ist das vergessen. Heute ist ein Feiertag.

Ich lese grade, dass Johannes B. Kerner das ZDF verlässt. Diese weichgespülte Version für die Öffentlichkeit ist selbstverständlich die halbe Wahrheit. Dafür habe ich volles Verständnis. Ich kann es mir lebhaft vorstellen, wie wirklich ablief. Kerner wurde in den Tagungsraum im Keller des gigantischen Gebühren-Rechenzentrums in der Antarktis einbestellt. Und dort musste er sich – bibbernd, mit blauen Lippen – einem strengen Gremium aus Rechnungsprüfern und Qualitätsgutachtern stellen. Und schließlich hast Du, liebe GEZ, gezeigt wie das System „Bad Bank“ wirklich funktioniert: Du hast Johannes B. einen kräftigen Tritt Richtung Sat1 gegeben. Wie vorher schon beim Pocher.

Natürlich ist das geheim, Du kannst es mir nicht verraten. Wenn Du mir aber Deine Anschrift verrätst, schicke ich diesen Monat noch fünf Euro extra zu meinem Rundfunkgebühren. Als Erfolgsprämie.

Mit öffentlich-rechtlichem Gruß
Torsten Kleinz

We don’t need no expertise

Adam Davidson von Planet Money hat ein interessantes Interview gegeben:

I mean, I think it’s a more trustworthy journalism if the journalist reveals their process of discovery. I don’t think it weakens our authority. I think it strengthens our authority ’cause it’s closer to the actual truth, and it’s closer to the world that our audience experiences on a day-to-day basis. They know we don’t, we’re not experts in that sense, and frankly, the expert we quote isn’t an expert in that sense — that he’s definitely right, or he can speak with objective truth about things.

Es mag makaber klingen…

Der baden-württembergische Ministerpräsident äußert sich zu geplanten Waffengesetzänderungen.

Auch nach dem Vierfachmord von Eislingen will Oettinger die Beratungen nicht beschleunigen. „Es mag makaber klingen, aber ein Schnellschuss wäre dem Thema nicht angemessen.“

Ja, es ist makaber. Warum es also überhaupt sagen? Könnte man als professioneller Kommunikator statt „Schnellschuss“ nicht „übereiltes Gesetz“ sagen? Wäre ein Statement wie „Wir müssen sorgfältig arbeiten, um Tragödien in Zukunft zu vermeiden“ so unzitabel?