Klappern gehört zum Handwerk: Jetzt fordert WLAN-Verteiler Fon ganz offen den Hotspot-Riesen T-Com heraus. Parole: „Orange schlägt Magenta„.
Eine nette Marketing-Idee. Über ein Community-Modell will der internationale Newcomer Fon in Deutschland mehr Router aufstellen als der große Branchenriese. Fon verschenkt Router an Privatleute, der Bonner Konzern hingegen hat über Jahre seine Basis aufgebaut und Kooperationen mit großen Ketten wie McDonalds oder Starbucks geschlossen, strategische Punkte wie Bahnhöfe, Flughäfen und Messehallen konsequent abgedeckt.
Mit der ehrgeizigen Herausforderung kann Fon die Community motivieren, die teils sehr enthusiastisch, teils aber auch zunehmend skeptisch ist. Und natürlich will Fon Investoren beeindrucken, die einen achtstelligen Betrag investiert haben.
Dabei gibt es jedoch zwei Dinge zu beachten:
1. Fon-Router sind nicht immer online. Als ich vor einigen Monaten zum ersten Mal über Fon berichtete, fuhr ich eine Handvoll der Standorte ab, die auf der Fon-Karte aufgeführt waren – nur an einer Stelle fand ich tatsächlich das Funknetz. Schuld daran war auch, dass Fon damals unterschiedslos Fon-Kunden mit und ohne Router in der Karte eintrug. Das ist jetzt anders – trotzdem gibt es keine Garantie, dass die Router, die Fon jetzt für einen begrenzten Zeitraum verschenkt, überhaupt online gehen. Zwar kann Fon per Heartbeat-Signal kontrollieren, ob die Router angeschlossen sind, sie kann aber die Kunden kaum zwingen, den eigenen Internetanschluss dauerhaft zu teilen. Auf der Router-Liste von Fonfan sind aktuell 1682 aktive Accesspoints verzeichnet. Das ist nur wenig mehr als im September.
2. Selbst wenn Fon die T-Com nach Zahlen schlägt, ist die effektive Abdeckung wesentlich geringer. Wenn ich in einer fremden Stadt einen Accesspoint suche, werde ich bei T-Com schnell fündig: einfach bei Bahnhöfen, Hotels oder Restaurant-Ketten vorbeischauen. Die Fon-Router sind hingegen sehr oft in Wohngebieten angesiedelt – man muss schon die Fon-Karte konsultieren. Selbst wenn ein Fon-Router in der Nähe ist, ist der nicht immer nutzbar. Zum Beispiel ist keine 200 Meter von meiner Wohnung ein Fon-Router online. Surfen kann man hier aber nur wenn man sich auf die Straße vor ein Wohnhaus stellt, auf dem Bürgersteig ist der Empfang weg. Dazu gibt es weder Stromanschluss noch eine Sitzgelegenheit. Steht LaFonera im fünften Stock eines Gebäudes oder in einem Stahlbeton-Bau dringt das Funksignal wahrscheinlich überhaupt nicht nach auf die Straße.
Fon versucht jetzt vermehrt umsatzträchtige Standorte anzuwerben und wirbt um frei arbeitende Außendienstler – allerdings heißt das bei Fon Aktion SuperBill.
Ein SuperBill stellt nahezu beliebig viele LaFoneras an lukativen Orten (zB Restaurants, Pizzzen, Cafes, Biergärten, neue WLAN-Cafes) auf und kümmert sich dann dort um alles, also beispielsweise um Beratung, Errichtung, Einrichtung, Verwaltung und Betriebsablauf.
Dass man kein Geld verdient, wenn man laufend teure Hardware verschenkt, weiß Fon. Damit das Risikokapital nicht zu rapide abschmilzt, werden die Fon-Router wieder teurer. In Kürze kostet LaFonera in Europa 29 Euro. Für einen Accesspoint ohne weitere Ethernet-Anschlüsse ist das kein sensationell günstiger Preis mehr, Privatleute werden da wohl seltener zugreifen. Und ob die Bills bei den geringen Online-Preisen von Fon wirklich Gewinne machen werden, bleibt abzuwarten.
PS: Inzwischen reagiert auch die Konkurrenz: Im Oktober hat der französische Anbieter Free.fr nach diesem Bericht bereits bei den Kunden stehenden WLAN-Accesspoints zur gegenseitigen Nutzung freigegeben. Wieviele der 300000 Kunden tatsächlich einen nutzbaren Accesspoint zu Hause stehen haben, bleibt aber offen. Würde die Telekom tatsächlich mit Fon konkurrieren wollen, wäre es für den Konzern relatibv einfach die bestehende Kundenbasis zu nutzen. Wenn sich mit dem Fon-Modell in Deutschland tatsächlich Geld verdienen lässt, muss die spanische Firma mit mächtiger einheimischer Konkurrenz rechnen.