Wikiscannen mit Verstand – oder: die lieben Kollegen bei Axel Springer

Ich gebe es offen zu: die Nutzung des Wikiscanners macht Spaß. Es ist sehr interessant zu sehen, welche Mitarbeiter wo editieren – und wo sie über die Stränge schlagen. Da kommt schnell Jagdfieber auf.

Doch nicht jeder Edit in eigener Sache ist eine Manipulation oder Schönfärberei. Ob nun die Liste des Manager-Magazins besser ist als die von Forbes ist eine Geschmackssache – ein Geschmäckle ist sicher vorhanden. Doch es schadet nicht, sich die vermeintlichen Manipulationen etwas genauer anzusehen.

So wird auf der Wikiscanner-Fundseite in der Wikipedia etwa dieser Edit als Lobhudelei aus dem Hause Axel Springer charakterisiert. Doch ist er das?

Zwar fällt dieser Teil des Artikels weg:

Diesen Posten verlor er, nachdem er sich in einem Artikel über den sinkenden Schwimm-Star Franziska van Almsick im Ton vergriff. Seitdem ist „F.J.W.“ „Chef“-Kolumnist der Bild-Zeitung. Seine Kolumne “Post von Wagner“, die immer auf der zweiten Seite erscheint, mutet manchmal unfreiwillig dadaistisch an, ist aber meistens einfach nur populistisch. Der konservative Wagner scheut sich nicht Frauen, Homosexuelle, Atheisten, Liberale, Sozialdemokraten und ihm unliebsame Prominente anzugreifen, wobei er sich als Anwalt der „kleinen Leute“ präsentiert.

Stattdessen kommt es aber noch ganz dick:

Er gilt als Erfinder des „Romanes auf 15 Zeilen“ und genialer Autor. In Führungspositionen scheiterte er wegen ständigem Nichteinhalten von Produktionszeiten (was wegen verspäteter Auslieferung zu schweren Verlusten in der verkauften Auflage führt), teuren Verletzungen von Foto- und Persönlichkeitsrechten und katastrophalem Umgang mit Mitarbeitern. Burda dürfte zuletzt auch mit seinem brachialen Journalismus-Verständnis Probleme gehabt haben. Etwa mit der „Super!“-Schlagzeile „Angeber-Wessi mit Bierflasche erschlagen – Ganz Bernau ist froh, daß er tot ist.“

Bei solchem Kollegen-Lob braucht man keine Feinde mehr…

In der Wired-Liste ist Axel Springer auch aufgefallen, laut „Jack R.“ hat der Verlag mehrfach einen kritischen Satz herausgelöscht. Wer den Edit tatsächlich ansieht, entdeckt das Gegenteil: der anonyme Autor aus dem Springer-Netz hat keine Kritik gelöscht, sondern in den Artikel eingefügt:

Wieland gilt seit Amtsantritt als sehr umstritten. Zahlreiche Positionen besetzte er mit Personen, zu denen er aus seiner Zeit bei auto, motor und sport ein freundschaftliches Verhältnis pflegt. Trotz großer Anstrengungen gelang es Wieland nicht, die Auflage nennenswert auszubauen.

Kurz zusammengefasst: Springer muss sich derzeit weniger um Wikipedia-Vandalismus als um das Betriebsklima Sorgen machen.