Der erste Gumball-Tote?

Bei der Gumball gab es einen Todesfall: Ein Porschefahrer raste in einen Golf. Ein Mann ist tot, seine Frau in einem kritischen Zustand. Beide waren harmlose Autofahrer, die keine Ahnung hatten, dass sie auf einer Rennstrecke fuhren. Warum wussten sie das nicht? Sie fuhren auf keiner Rennstrecke, die Gumball ist eine illegale Straßenrallye, die das Leben Unbeteiligter gefährdet. Die Veranstalter vergießen jetzt Krokodilstränen und versichern in ihrem Blog:

This is the first time anything like this has happened in 9 years of travelling through over 40 countries with 1000’s of drivers and it is with deep regret that I make this announcement.

Der erste Tote? Ich glaube nicht so recht daran. Bei der ganzen Veranstaltung geht es – so wie ich das verstanden habe – vor allem darum, zu schnell durch den ganz normalen Straßenverkehr zu rasen. Ohne besondere Rücksicht auf Gesetz oder andere Straßenteilnehmer. Eher im Gegenteil: Bußgelder zahlen ist ja cool – man kann es sich ja leisten. Zum Zustand der Fahrer: sie haben bestenfalls viel zu wenig Schlaf. Ich hab mal einige Web-Videos dieser Angeber gesehen – ob da hintendran ein Auto auf der Strecke bleibt, bekommen die doch kaum mit. Und wenn doch was passiert, es gibt ja zum Glück noch Korruption und Länder, die dringend Geld brauchen.

Dass weitere Todesfälle nicht auszuschließen sind, zeigt das vorbildliche Verhalten der Unfallverursacher:

The drivers of the Porsche 911 Turbo Techart which Macedonian TV station A1 named as Nick Morley and Matthew McConville, allegedly got out of their crashed car and ran off.The station said they later climbed into another car, a BMW, and tried to leave the country. But eye witnesses alerted police and the pair were arrested at the border.

PS: Mittlerweile gibt es offenbar zwei Tote. Robert Basic findet noch ein paar deutliche Worte – auch an die Sponsoren.

Die Waagschale des Antiamerikanismus

Claus Christian Malzahn berichtet im Spiegel über einen US-Film, der dokumentiert, wie Unschuldige in Guantanamo zu Tode gefoltert wurden – systematisch und mit Deckung der Regierung. Malzahn glaubt dem Film, er bezeichnet ihn als „verstörenden Einblick“. Diese Verstörung merkt man. Denn der Autor wendet sich gegen seinen eigenen Text. Der ist ihm zu glatt. Es mögen Fakten sein, aber es sind antiamerikanische Fakten. Die konnte Malzahn nicht für sich stehen lassen. So kann man wohl diesen Absatz am Schluss des Artikels erklären.

Die Nörgler in Europa, die seit Jahren das dumme Lied vom amerikanischen Faschismus singen, sollten sich deshalb nicht zu früh auf Gibneys Film freuen. Sie haben zur Aufklärung der amerikanischen Verfehlungen in Afghanistan und im Irak so gut wie nichts beigetragen.

Aha. Was? Wie? Was hat die ganze Story mit Europa zu tun? Von wem redet er da?

Ganz einfach: Um die Story ausgewogener zu machen, sucht Malzahn etwas, was er in die andere Waagschale legen kann. Und da er zu dem Zweck offenbar nichts hat bis auf einige liberale US-Medien, erklimmt er selbst die Waagschale und springt wütend darin herum. Aber es geht noch weiter:

Gibneys Film liegt auf dieser Linie amerikanischer Selbstkritik der vergangenen Jahre. Noch ist offen, ob „Taxi to the Dark Side“ in den USA schnell ein TV-Network finden wird. Auf Dauer werden die TV-Imperien aber nicht an ihm vorbeikommen.

Fassen wir die Aussagen des Artikels zusammen: Die USA sind ein Land, dessen Regierung in Gefängnissen Unschuldige zu Tode foltern lässt und dessen „TV-Imperien“ diese Wahrheit systematisch unterdrücken. Aber kein Faschismus!

Disclaimer: Ich halte Faschismusvorwürfe gegen die USA auch für dumm – was dort abläuft ist etwas anderes. Allerdings habe ich selten eine so absurde Entgegnung gelesen.