Wer kennt den Pferdefuß?

Wer-kennt-wen vermarktet nun einen Mobilfunktarif: wkw-Mobil. Die Verknüpfung mit Wer-kennt-wen ist nicht ganz klar: zwar darf man kostenlos auf dem Wkw-Mobilportal surfen, aber in dem Tarif zum Paketpreis von 15 Euro pro Monat ist sowieso eine „unbegrenzte Handy Internet-Flatrate“ enthalten.

Moment mal. Eine UMTS-Flatrate für nur 15 Euro? Wahnsinn. Sensation! Das könnte man denken, bis man den Pferdefuß in Fußnote 9 der halbwegs gut versteckten Preisliste des Tarifs entdeckt:

Gültig für paketvermittelte ab- und eingehende GPRS-/UMTS-Datenverbindungen und die Nutzung von GPRS/UMTS mit der Endgeräteeinstellung auf APN access.vodafone.de. Nutzung nur als Endkunde im dafür üblichen Umfang; kein Weiterverkauf, keine Überlassung an Dritte; kein Betrieb kommerzieller Dienste. Vodafone behält sich vor, nach 24 h jeweils eine automatische Trennung der Verbindung durchzuführen.

Die Nutzung von Voice over IP, Instant Messaging und Peer-to- Peer-Verbindungen ist nicht gestattet. National gilt: Bis zu einem Datenvolumen von 400 MB im jeweiligen Abrechnungszeitraum wird die jeweils aktuell maximal verfügbare Bandbreite bereitgestellt; ab 400 MB (100 kB Taktung) stehen max. 64 kbit/s zur Verfügung. Nutzung nur mit geeigneten Handys zulässig, die Nutzung mit anderen Endgeräten, z.B. mit einem Laptop oder die Nutzung als Modem sind unzulässig. Die Preise gelten sowohl für Verbindungen ins Festnetz als auch

PS: Das ist ein Tarif von Vodafone. Der Silberstreif am Horizont: wenn man kein iPhone benutzt, können die Netzbetreiber Tethering nicht wirklich unterbinden.

Cugetinued

Huch – so ein Zufall: Nicht nur ich bekomme zweifelhafte Post von noch zweifelhafteren Verbraucherschützern. Auch Michael Niedermayr hat Post bekommen. Und wie bei mir findet sich bei ihm keine Leistung, die zu bewerten wäre. Zufall? Ich glaube nicht.

Unverlangte Mails von Cuge sollte man übrigens nicht Spam nennen. Denn sonst könnte einem dies passieren. Bei dem gestern verlinkten Blogeintrag droht jemand mit rechtlichen Schritten. Und bietet – wohl im Namen von Cuge – diese Erklärung an:

Sofern Sie kritisieren, dass Ihr Blog bewertet wurde, ist zu sagen, dass es durchaus vorkommen kann, dass eine Site bewertet wird, ohne dass sie bewertbare Leistungen anbietet. **** kann diese Frage bei mehr als einer Million Websites schwerlich manuell prüfen. Für diese Fälle ist der Status “Nicht bewertbar” vorgesehen, der derartige Falschbewertungen verhindert und etwa vorhandene Bewertungen löscht. Dieser Status wurde inzwischen auch für Ihre Website gesetzt.
Wir geben Ihnen angesichts der Dringlichkeit bis heute (18.10.2008) 18:00 Uhr Zeit, diese rufschädigende und unzutreffende Veröffentlichung zu entfernen. Sollte dies nicht bis zu dem genannten Zeitpunkt geschehen, werden wir noch noch am Wochenende gerichtlich im Wege der einstweiligen Verfügung eine Unterlassung erwirken und bei der für Ihren Wohnsitz zuständigen Staatsanwalschaft Strafantrag gegen Sie stellen. Ausserdem werden wir Ihren Provider Globedom GmbH um
Sperrung Ihrer Seite wegen strafbarer Inhalte ersuchen.
Die Geltendmachung von Schadenersatz behalten wir uns vor.

Wie die Betreiber von Cuge ihr Angebot an den Mann bringen wollen kann man hier lesen:

„cugerank“ aussagekräftiger als Google‘s „Pagerank“

Bislang war im Internet der sogenannte „Pagerank“, ein von dem Web-Giganten Google erfundener Indikator, praktisch der einzige öffentlich verfügbare Hinweis auf die Bedeutung einer Website. Der Pagerank ist jedoch ein Faktor, der lediglich die Popularität einer Website ausdrückt. Diese Popularität berechnet Google aus der Anzahl der Links, die von anderen Internetseiten zu der betreffenden Website führen. Besaß der Pagerank per se schon relativ wenig Aussagekraft hinsichtlich der Zuverlässigkeit und Seriosität einer Website, hat sich inzwischen längst ein neuer Markt gebildet, der sich mit der gezielten Erhöhung jenes Pageranks befasst. Es werden Links getauscht, gekauft, getürkt und vieles mehr, um den Pagerank einer Seite künstlich zu verbessern.

[…]

Mit der steigenden Anzahl an Verbraucher-Nachfragen stieg naturgemäss auch das Interesse von Website-Betreibern, auf cuge.org positiv dargestellt zu sein. Die Folge: So mancher Internet-Unternehmer versuchte, sich mit unlauteren Methoden in ein besseres Licht zu rücken. „Manipulationsversuchen treten wir äusserst entschlossen entgegen“, verrät Matteo Severino. Die Aussagekraft des cugerank, so Severino, hinge signifikant von der Wahrhaftigkeit der einzelnen Bewertungen ab. „Wir schliessen Benutzer sofort aus, die gegen das Selbstbewertungsverbot verstossen. Gleiches gilt für die wiederholte Abgabe unwahrer Bewertungen.“

Robert Basic kann von der Seite übrigens nichts mehr hören.

Zweifelhafte Verbraucherschützer

Der Verbraucherschutz geht um. Heute habe ich zwei Mails bekommen, dass meine Blogs von der vorgeblichen Verbraucherschutzseite cuge.org erfasst wurden.

Dabei schneide ich nicht mal schlecht ab: ich bekommen einen „cugerank“-Wert von 8,625 Punkten. Das habe ich mir auch verdient: Meine gelieferten Waren und Dienstleistungen bekommen neun von zehn Punkten, in der Kategorie pünkliche Lieferung sind es immerhin acht Punkte. Problem: Ich verkaufe in meinen Blogs weder Waren, noch Dienstleistungen.

Das Schicksal teile ich mit offenbar mit vielen anderen. Ein Blick auf die Seite offenbart, dass die Cuge-Nutzer angeblich so ziemlich jede crawlbare Seite bewertet haben – egal ob dort Waren und Dienstleistungen angeboten werden oder auch nicht. Der Wikimedia Foundation bescheinigt die vermeintliche Verbraucherschutzseite eine durchschnittliche Lieferzeit von einem Tag und sechs Stunden, Stefan Niggemeier braucht eine Stunde länger. Der Deutsche Bundestag bekommt in der Kategorie Einhaltung von Werbeversprechen erstaunlicherweise ganze sechs Punkte – und liegt damit auf einer Stufe mit Lawblogger Udo Vetter.

Weniger nett sind die internationalen Verbraucherschützer zu Robert Basic. Er steht auf der „Liste der von ihren Kunden als betrügerisch eingestuften Websites“:

Glaubt ihr nicht? Ich auch nicht.

Daran ändert auch der werbliche Wikipedia-Eintrag nichts. Eher im Gegenteil.

Re: 09001000431

Grade ging ein Spam-Anruf ein. Eine maschinelle Dame säuselte mir reichlich abgehackt ins Ohr, dass ich garantiert einen tollen Preis gewonnen habe – im Wert bis zu 3000 Euro! Und das alles sogar notariell bestätigt!! Ich müsse nur die 09 – 001 – 000 – 431 (oder: 0900-1000431) anrufen. Dann noch ein bisschen Zeitdruck aufgebaut – und den Kostenhinweis hinter einer langen Sprechpause versteckt.

Als mündiger Verbraucher habe ich mir ein paar Stichworte notiert und die richtige Beschwerdeadresse von der Seite der Bundesnetzagentur geangelt. Man findet sie auch direkt in dieser Pressemitteilung (PDF). In einem kurzen Anruf erfuhr ich, was die Aufsichtsbehörde so wissen muss:

  • Die Spam-Rufnummer in den Betreff
  • Datum und Zeit des Anrufs
  • Angabe, wie oft die Rufnummer angesagt wurde
  • Angabe, wann und wie oft die Kosten angesagt wurden

Alles in eine Mail eintüten und per Email an die Bundesnetzagentur. Mal sehen, was draus wird.

Ach ja: viel schöner und genauer wird das hier erläutert. Dort verlinkt ist auch das offizielle Beschwerdeformular (PDF).

Irreführende Preise: Ryanair offline

Ich frage mich ja schon länger, warum die meiner Ansicht irreführende Werbung der so genannten „Billigfliegern“ so lange toleriert wird. Die Briten werden jetzt tätig – und sie setzen die Daumenschrauben an, wo es richtig wehtut.

Ryanair muss seine Webseite drei Tage lang schließen, weil die Firma Verbraucherschutzrichtlinien verletzt hat. Während dieser Zwangspause wird die Firma ihre Internetpräsenz anpassen.

[…]

Das OFT hatte im vergangenen Jahr 13 Fluggesellschaften, unter ihnen auch Ryanair, aufgefordert, ihre Buchungsseiten so zu ändern, dass die dort beworbenen Preise dem tatsächlichen Endpreis entsprechen. Bis Ende Januar stellten 12 Fluggesellschaften ihre Internetpräsenz dementsprechend um. Nur Ryanair blieb diese Umstellung schuldig und verwies auf „technische Schwierigkeiten“.

Wenn Konsumentenschutz Geld bringt

Der Ripoff Report klingt nach einer tollen Idee. Wenn ein Konsument von skrupellosen Kredithaien, unzuverlässigen Online-Händlern und schmierigen Spammern aufs Kreuz gelegt wird und bei Polizei und Staatsanwaltschaft keine Hilfe bekommt – dann legt er einfach selbst eine Akte an. Im Internet. Im Ripoff Report. Und jeder kann es lesen und wird davor gewarnt, den gleichen Fehler zu wiederholen. Ripoff Report ist kompromissloser Konsumentenschutz – oberstes Prinzip: der Ripoff Report löscht keine Verbraucherbeschwerden! In deutschsprachigen Landen sind solche Foren auch bekannt – und haben auch schon diverse negative Erfahrungen gemacht.

Nicht so beim Ripoff Report. Denn dort müssen Unternehmen nicht klagen – hier gibt es das Programm Corporate Advocacy:

If youve had a negative complaint filed about your company on the Internet, help is just a click away. Ripoff Reports Corporate Advocacy Program is a Web-based program that helps you put a restitution plan in place to right customer wrongs, turn bad buyer experiences into good customer service, and prove to your customers that your business is committed to their satisfaction.

Hmm – wozu braucht man da ein besonderes Programm? Die Firma kann sich doch mit dem Kunden direkt auseinandersetzen?

Businesses of all sizes have customer complaints and can benefit from Ripoff Reports Corporate Advocacy Program, from sole proprietorships to large multinational corporations.
Ripoff Reports Corporate Advocacy Program…

1. Verifies all reports and rebuttals, determines the truthfulness of the complaints and exposes those posted erroneously or maliciously.
2. Sends a positive email that we draft together to each person who posted a report about your company, notifying them your firm has offered to negotiate in good faith to resolve their complaint.
3. Updates all reports with your commitment to right customer wrongs.
4. Gives you, our member business, the opportunity to provide your side of the story and link to your own website, where you may post your commitment.

Sprich: An sich kann jeder anonym über Firmen herziehen. Wenn das betreffende Unternehmen jedoch Ripoff bezahlt, recherchieren die Verbraucherschützer den Verbrauchern hinterher. Also Verbraucher- UND Unternehmens-Schutz. Toll. Alle haben etwas davon.

When you demonstrate your commitment to improving the relationships you have with your customers, you build goodwill inside and outside the company. If you heard a company say, „We are glad this came to our attention, and we want unhappy customers to contact us because were committed to 100% customer satisfaction, and were taking actions that will ensure this never happens again,“ youd think well of the company, and so would its prospective customers.

Ihr habt mich überzeugt! Kann meine Firma da mitmachen?

Note on Qualification:

Fees for enrolling in the program are based upon the number of Reports filed, the number of offices you have, and/or the size of an average sale. Additionally, there is a flat set-up fee to offset the costs associated with programming and contract legalities. Rate sheets will be sent upon completion and verification of the intake questionnaire.
If participation in this program would honestly create a financial hardship, but you desire to participate, we will work with you to find a way to make it work. This may require providing financial documents proving hardship.

Hui. Das klingt teuer…

Unternehmenskunden sind übrigens nicht die einzigen, die zur Finanzierung des Verbraucherschutzes beitragen. Neben dem obligatorischen Spendenlink gibt es auch eine weitere Gruppe, die besonderen Zugang und Interese an den Konsumentenreporten hat: Anwälte. Aber keine Sorge: wenn man bei der Anmeldung das richtige Häkchen abgewählt wird, bleiben Sie von Rechtsverdrehern verschont.

Ripoff

Spontan stelle ich mir da zwei Fragen: Wie hoch sind wohl die Provisionen zur Vermittlung eines lukrativen Verbraucherrechtsfalls? Und: Verklagen die Ripoff-akkreditieren Anwälte auch Ripoff-Advocacy-Klienten?