Bedingungsloses Grundgehalt

Was verdient man so als Deutschlands prominentester Manager-Export? Wir wissen es zumindest ungefähr:

Ex-SAP-Chef Léo Apotheker wird an der Spitze des Computerkonzerns Hewlett-Packard üppig entlohnt. Er wird in den ersten zwei Jahren ein Grundgehalt von 1,2 Millionen Dollar beziehen, wie aus einer HP-Mitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC hervorgeht. […] Die jährlichen Bonuszahlungen können zwischen 200 und 500 Prozent des Grundgehalts betragen.

Ich bin wahrhaftig kein Sprachpapst, aber wenn der Bonus mindestens 200 Prozent des Grundgehalts beträgt, dann würde ich sie zum Grundgehalt zählen. Sie werden ja offenbar ohne weitere Bedingung ausbezahlt und sie können die Schwelle von 200 Prozent selbst bei schlechter Leistung des Managers oder Verlusten des Unternehmens nicht unterschreiten. Neben seinen Umzugskosten von 2,9 Millionen US-Dollar, dem Antrittsbonus, den Aktienoptionen im Wert von 50 Millionen Dollar und sonstigen Vergünstigungen wie Management-Versicherungen kassiert Apotheker also 3,6 Millionen US-Dollar Grundgehalt.

Wirtschaftskommunikation

Heute wird in Berlin der Deutsche Preis der Wirtschaftskommunikation verliehen.

Aus Köln habe ich eine ganz eilige Nachnominierung. Auf der Konferenz ConLife (nicht verwandt mit ConAir) sagte ein Podiumsteilnehmer eben folgenden Satz:

Ja, wir penetrieren das Thema grade sehr intensiv.

Ironiefrei. Preiswürdig.

Scannen Sie den?

Nackt! Scanner! Nein! Nicht! Niemals! Privat! Sphäre!

Aber über Körperscanner müssen wir doch mal reden dürfen?

„Kommando zurück“

Vor dem ersten Kaffee schrieb ich in einer Mail „Kommando zurück“. Dabei hatte ich gar kein Kommando gegeben. Wieso schreibe ich das nur? Ich bin schließlich nie beim Bund gewesen.

Kurze sprachliche Selbsterforschung: Es klingt wohl für den Schreibenden besser als „Sorry, mein Fehler“ oder „Da war ich voreilig“. Zudem ist es kürzer.

Koalitions-Funktionärisch

Dass die Koalitionsverhandlungen für manche schon zu lange dauern, merkt man an der Sprache, die in den Berichten darüber verwendet wird. So schreibt Spiegel Online:

Vor allem die Haltung der CSU treibt die Liberalen um. Der bayerische Finanzminister Georg Fahrenschon hatte am Vortag ähnlich keck wie Kampeter argumentiert: Entlastungen von mehr als 15 Milliarden seien angesichts der Haushaltslage momentan nicht darstellbar: „Bei den Liberalen hat sich jetzt diese Realität auch eingestellt.“

Besonders die Kombination des antiquiert-saloppen Adjektivs keck mit dem Funktionärs-Deutsch von den nicht darstellbaren, aber dennoch eingestellten Realitäten hat etwas. Stößt die Simplifizierung der Politik als Kasperle-Theater an ihre Grenzen oder verstehen die Reporter schon nicht mehr, was die Politiker eigentlich sagen?

„Brutal“ war gestern

Der Tagesspiegel berichtet:

„Diese Behandlung war zu ruppig, selbst wenn die Person gestört haben mag“, sagte der grüne Innenpolitiker Benedikt Lux. Insgesamt habe die Polizei die Lage aber gut im Griff gehabt.
Wie berichtet, hatte vor vier Wochen bei einer linken Demonstration die ruppige Festnahme eines Mannes bundesweit Schlagzeilen gemacht. Auch diese Szene war ins Internet gestellt worden – für die Polizei ein schwerer Imageschaden. Dass sich der Mann zuvor renitent mehreren Platzverweisen der Beamten widersetzt habe, sei auf dem Film dagegen nicht zu sehen, hieß es bei der Polizei. Deshalb sollte der Mann festgenommen werden – mit den bekannten Folgen.

Ruppig??? Diese uniformierten Schlingel! Statt Disziplinarverfahren einzuleiten, sollte man sie fünf Minuten in die Ecke stellen.

Ach ja: Dass die Videoaufnahmen von dem Vorfall vor einigen Wochen zeigen, wie der Mann einem Platzverweis nachkommen will und dann hinterrücks überfallen und brutal verprügelt wird, ist in diesem Tagesspiegel-Artikel nicht zu sehen.

Kontraste

Eigentlich finde ich die Westerwelle-Englisch-Debatte unsäglich, ein weiterer willkommener Anlass um Häme zu verteilen ohne sich herabzulassen, politische Inhalte zu verstehen.

Aber ich hab dann doch mal ins Archiv geguckt und dies gefunden:

Es war nur eine Geste, eine kleine verräterische Eitelkeit. Doch sie schob den Vorhang beiseite: Fischer, es war am Montag, kommentierte die Wahlen vor der Bundespressekonferenz, wortkarg wie selten. Da fragte ihn ein britischer Korrespondent in seiner Landessprache nach den Grundzügen grüner Außenpolitik. Fischer antwortete nicht nur willig – er legte sein Bekenntnis zur Kontinuität auf englisch ab. Der Minister in spe, erstmals im Einsatz.

Dass die Englischkenntnisse nun im Einsatz der Energie-Lobby sind, wer hätte es damals geahnt?

Geutschland

Lebe ich in Deutschland oder in Germany? Wer kennt das nicht: wer auf einer internationalen Seite die Informationen für deutsche Kunden sucht, landet oft an der falschen Stelle. Auch auf deutschen Seiten muss man für die Zahlungsinformationen erst nach „Germany“ scrollen, während amerikanische Unternehmen Deutschland tatsächlich unter „D“ einsortieren.

Google ist so sehr in aller Welt zu Hause, dass es sich für eine Mischlösung entschieden hat:

geutschland