Ich mag Leser, die noch die Fähigkeit beherrschen einen Link nach Facebook / Twitter / Google+ zu kopieren, wenn sie etwas teilen wollen. So sie es denn wollen. Und ich schätze Leser, die auch ohne Plista entscheiden können, ob sie mehr zu einem Thema lesen wollen.
Begriffsklärung
Bloggen heißt nicht, lustige Katzenbilder/Videos/Infografiken, die grade durch das Netz geistern, ins eigene Blog zu schaufeln und dann in allen sozialen Netzwerken auf den ach so mühsam geschriebenen eigenen Post zu verweisen, womöglich sogar mit der eigenen Kurz-URL.
Das Wort dafür ist SEO.
Absage
Sehr geehrte SEO-Bude Mediazin-Gruppe.de,
Sie haben mir in den vergangenen Wochen gleich drei E-Mails geschrieben, in denen Sie eine „Anfrage an Ihre Internetpräsenz notes.computernotizen.de“ schicken und die Hoffnung bekunden mit mir „eventuell eine Kooperation zu starten.“ Heute haken Sie nochmal nach, „ob die Mails nicht irgendwo hängen geblieben sind“ und bekräftigen, dass sie sich sogar über eine Absage freuen würden.
Dies ist die Absage.
Ihre Mails blieben nirgendwo hängen, was ich meinem Spam-Filter ein wenig übel nehme. Was ich Ihnen übel nehme ist die ignorante Penetranz, die Sie an den Tag legen. Denn wenn ich mit einem Blogger eine Kooperation angeben will, nenne ich zumindest sein Blog beim Namen und nicht „Ihre Internetpräsenz“ mit der URL und dem Namen, die aus irgendeiner Blogliste kopiert wurden.
Um welche Kooperation es sich dabei handelt — ich kann bloß raten. Da Sie es nicht in den drei E-Mails verraten haben und da Sie eine SEO-Bude sind, deren Webspräsenz zwar ein unterhaltsames Bullshit-Bingo (Mal ehrlich: die Webseite ist doch hoffentlich ein Witz?), aber keine Referenzliste oder nachvollziehbare Leistungsbeschreibung enthält, gehe ich Mal davon aus, dass es um die künstliche Erzeugung von Backlinks für Angebote geht, die ich ohne aktive Ermunterung und Bezahlung nicht gut finden würde. Ebenso wie ich die Erzeugung von künstlichen Backlinks ablehne. Hätten Sie mein Blog tatsächlich gelesen, wüssten sie das wahrscheinlich. Haben Sie aber nicht.
Bitte sagen Sie Ihren Kollegen Bescheid.
—
Gruß
Torsten Kleinz
SEO: fake, steal and borrow
Ich hab mich mal in einem Porno-Webmaster-Forum umgesehen, um zu sehen wie die Leute ticken, die mit ewig gleichen schmierigen Filmchen ihren Lebensunterhalt verdienen, mit 0190-Dialern und Spam-Werbung viele User verarschten. Ich habe Expeditionen in Haustierforen unternommen und in einem Kochforum gelernt, dass „MGG“ für „Mein Götter-Gatte“ steht. Das Ergebnis: Irgendwie ticken alle Menschen gleich. Wenn sich auch die Terminologie ändert, die wesentlichen Zusammenhänge, der Umgang miteinander ist ähnlich.
Doch in manchen Milieus kann ich nicht heimisch werden. Ich verstehe die Leute nicht, ihre Denkweise, selbst mein Ironiedetektor versagt hoffnungslos. Eins dieser Milleus sind die SEO, die Search engine optimizer. So ehrenvoll das Ziel ist, den vielen Internetnutzern möglichst viele relevante Informationen an die Hand zu geben — nur wenige SEO-Werktätige scheinen das tatsächlich im Blick zu haben. So fiel mir heute ein Beitrag auf der Website WebmasterFormat auf, der sich mit der Wikipedia beschäftigt. Beziehungsweise mit der Bekämpfung der Wikipedia.
Es ist wahr: Google liebt Wikipedia-Artikel und manchmal werden Wikipedia-Seiten ganz an den Anfang der Google-Suche gespült, die nun wirklich keinen Mehrwert für den Nutzer bringen. Aber das ist nicht das, was den Autor Jason Capshaw aufregt. Was an der Wikipedia nicht stimmt: sie steht bei Google vor den Seiten, die er gegen Geld nach oben bringen will. Und das ist etwas, was unbedingt verhindert werden muss.
Dass sich Jason Capshaw einen Dreck um den Nutzer schert, offenbart er in seiner Anleitung. Zunächst will er den Wikipedia-Artikel etwas weniger beliebt erscheinen lassen:
Began removing the internal Wikipedia links pointing to the wiki page you want to jump. Do this slowly over time. It is best to point the link to another Wikipedia page so that the editorial staff doesn’t simply replace the link.
Mit einem verbogenen moralischen Kompass mag das noch angehen. Wikipedia profitiert unfair von ihrer Struktur, die so passgenau auf die Google-Algorithmen passt. Also stellen wir wieder fairen Wettbewerb her. Das wäre zumindest ein Gedanke, den man nachvollziehen könnte. Doch weit gefehlt: an fairem Wettbewerb ist Capshaw So wenig interessiert wie am Internet-Nutzer.
10. Go to the Wikipedia page and create some random content that is clearly not factual on the Wikipedia page
11. Take a screenshot of the content change and remove the bogus information from Wikipedia
12. Visit open site explorer again and look at all of the external links pointing to the Wikipedia page and export them to a spreadsheet
13. Go to each link pointing at the Wikipedia page and send them an email detailing the error of the Wikipedia page with the attached screenshot as proof. Describe how important it is that their readers get reliable information and offer your authoritative page as an alternative. Instruct them they should change their link immediately to point to your page. It is best to grab the email address from WhoIs of the Webmasters who own the site in order to get the best results.
Auf Deutsch: Capshaw empfiehlt Fehlinformationen in Wikipedia einzustellen, davon Screenshots zu machen und diese dann an Leute zu schicken, die den störenden Wikipedia-Artikel verlinken. Er verfälscht nicht nur aus purem Profitdenken eine gemeinnützige Wissenssammlung, er betrügt auch ohne jedes schlechte Gewissen Menschen, die ihren Nutzern ein paar gute Informationen zukommen lassen wollen. Dass Spam und Fake-Seiten zu seinem üblichen Repertoire gehören, wundert nicht.
Mit dem Blackhat und der Sonnenbrille im Artikel will Herr SEO Capshaw wohl sagen, er sei gewitzter und geschäftstüchtiger als all die Suchmaschinen-Lemminge da draußen. Das stimmt nicht. Er ist nur ein größeres Arschloch als die meisten.
Cugetinued
Huch – so ein Zufall: Nicht nur ich bekomme zweifelhafte Post von noch zweifelhafteren Verbraucherschützern. Auch Michael Niedermayr hat Post bekommen. Und wie bei mir findet sich bei ihm keine Leistung, die zu bewerten wäre. Zufall? Ich glaube nicht.
Unverlangte Mails von Cuge sollte man übrigens nicht Spam nennen. Denn sonst könnte einem dies passieren. Bei dem gestern verlinkten Blogeintrag droht jemand mit rechtlichen Schritten. Und bietet – wohl im Namen von Cuge – diese Erklärung an:
Sofern Sie kritisieren, dass Ihr Blog bewertet wurde, ist zu sagen, dass es durchaus vorkommen kann, dass eine Site bewertet wird, ohne dass sie bewertbare Leistungen anbietet. **** kann diese Frage bei mehr als einer Million Websites schwerlich manuell prüfen. Für diese Fälle ist der Status “Nicht bewertbar” vorgesehen, der derartige Falschbewertungen verhindert und etwa vorhandene Bewertungen löscht. Dieser Status wurde inzwischen auch für Ihre Website gesetzt.
Wir geben Ihnen angesichts der Dringlichkeit bis heute (18.10.2008) 18:00 Uhr Zeit, diese rufschädigende und unzutreffende Veröffentlichung zu entfernen. Sollte dies nicht bis zu dem genannten Zeitpunkt geschehen, werden wir noch noch am Wochenende gerichtlich im Wege der einstweiligen Verfügung eine Unterlassung erwirken und bei der für Ihren Wohnsitz zuständigen Staatsanwalschaft Strafantrag gegen Sie stellen. Ausserdem werden wir Ihren Provider Globedom GmbH um
Sperrung Ihrer Seite wegen strafbarer Inhalte ersuchen.
Die Geltendmachung von Schadenersatz behalten wir uns vor.
Wie die Betreiber von Cuge ihr Angebot an den Mann bringen wollen kann man hier lesen:
„cugerank“ aussagekräftiger als Google‘s „Pagerank“
Bislang war im Internet der sogenannte „Pagerank“, ein von dem Web-Giganten Google erfundener Indikator, praktisch der einzige öffentlich verfügbare Hinweis auf die Bedeutung einer Website. Der Pagerank ist jedoch ein Faktor, der lediglich die Popularität einer Website ausdrückt. Diese Popularität berechnet Google aus der Anzahl der Links, die von anderen Internetseiten zu der betreffenden Website führen. Besaß der Pagerank per se schon relativ wenig Aussagekraft hinsichtlich der Zuverlässigkeit und Seriosität einer Website, hat sich inzwischen längst ein neuer Markt gebildet, der sich mit der gezielten Erhöhung jenes Pageranks befasst. Es werden Links getauscht, gekauft, getürkt und vieles mehr, um den Pagerank einer Seite künstlich zu verbessern.
[…]
Mit der steigenden Anzahl an Verbraucher-Nachfragen stieg naturgemäss auch das Interesse von Website-Betreibern, auf cuge.org positiv dargestellt zu sein. Die Folge: So mancher Internet-Unternehmer versuchte, sich mit unlauteren Methoden in ein besseres Licht zu rücken. „Manipulationsversuchen treten wir äusserst entschlossen entgegen“, verrät Matteo Severino. Die Aussagekraft des cugerank, so Severino, hinge signifikant von der Wahrhaftigkeit der einzelnen Bewertungen ab. „Wir schliessen Benutzer sofort aus, die gegen das Selbstbewertungsverbot verstossen. Gleiches gilt für die wiederholte Abgabe unwahrer Bewertungen.“
Robert Basic kann von der Seite übrigens nichts mehr hören.
Was ihr über Patrick Bernau noch nicht wusstet
Der Mann kann Perl. Das sollte doch mehr über ihn sagen als Forenseiten und so.
BTW, Patrick, den Satz glaube ich nicht:
Höchste Zeit also, dass ich mir ansehe, was Google über mich ausspuckt.
Die Zeit war doch vor mehr als fünf Jahren, oder nicht?
Spaßbremse
Ich wurde vergangene Woche durch eine Mail überrascht, dass mein Blog nebenan für den Preis „Superblogs“ in der Rubrik „Spaß und gute Laune“ nominiert wurde. Ich solle nur den Link auf die Wettbewerbsseite setzen, damit meine Leser für mich stimmen könnten.
Nachdem ich mir jedoch angesehen habe, wie lieblos und billig das Ganze umgesetzt wurde, habe ich mich gegen eine Verlinkung entschieden. In der Spaß-Rubrik müsste ich zum Beispiel mit einem Blog namens „Chats ohne Anmeldung“ konkurrieren. Klingt nicht lustig? Ist es auch nicht, will es offenbar auch nicht sein, es handelt sich um Neuigkeiten über Chat-Seiten – wie der Name schon sagt. Das macht den Ausrichtern des Wettbewerbs aber nichts aus. Nicht konkurrieren müsste ich mit einem Blog namens „Altmetall“. Es wurde zwar nominiert, aber im Abstimmungs-Widget ist es nicht enthalten. Vergessen. Auch sonst erscheint mir der Wettbewerb nicht besonders qualitätsfördernd: So sind die nominierten Blogs auf der Abstimmungsseite erst gar nicht verlinkt.
Wenn man sich so wenig um den Ausgang kümmert, warum setzt man dann einen Blog-Preis aus? Wahrscheinlich aus dem selben Grund, aus dem mir ein Hoster vor ein paar Wochen einen billigen Wasserball zugeschickt hat. Die Blogger sollen mal wieder nur Backlinks liefern, die das Google-Ranking der edlen Spender verbessern werden.
Word!
Ich bin ja kein Fan davon, anderer Leute Gedanken einfach so weiterzutragen. Immer krittle ich hier, schleife da, streiche dies und ergänze das. Lassen wir das Mal weg.
Gross in Mode scheinen Krawall-Blogs und Google Keyword-Spammer zu sein. Krawall-Blogs pusten mit ordentlich Schmackes banale Inhalts-Mücken zu einer Elefanten-Stampede auf, ein äquivalent zu dem was die Bild-Zeitung jeden Tag so treibt, nur ohne Titten-Bilder. Bei den Google Keyword-Spammern geht es nur vordergründig um Inhalte. Man findet sie häufig bei den SEO-Social Media Diensten, die ja so ganz anders sind wie das Vorbild in Amerika. Sie stellen dort meist wohlgeformte, gutleserliche Texte ein, die aber letztlich vor Allgemeinplätzen, Annahmen und Banalitäten nur so strotzen. Ihre wirkliche Aufgabe ist aber nicht den Leser zu gefallen, sondern einen gewichteten Mix aus Google Keywörtern aufzunehmen, damit sie gut gefunden werden und den Traffic hochtreiben. Mit Bloggen hat das imho wenig zu tun.
Bombenbauanleitung per Google-Ads
Manchmal fragt man sich ja wirklich, warum Firmen zu manchen Suchwörtern Anzeigen schalten.
Dass auf der verlinkten Seite weder Waffen, noch Bomben, noch eine Bauanleitung zu finden ist, macht das Ganze nicht besser.