Wie kommt man eigentlich auf Google News?

Die Frage aus der Überschrift wird ja zur Zeit gerne thematisiert. Eine Pauschalantwort habe ich natürlich nicht. Aber ich stelle sie mir immer wieder.

Im Kleinen ist die Antwort so einfach: Man nimmt zum Beispiel diesen Artikel von Welt Online, mischt die Absätze ein wenig durcheinander, schreibt ein paar starke Worte und hundsblöde Wörter wie „Hinrichtungsjournalist“ dazu und veröffentlicht das Ergebnis zwischen als redaktionelle Beiträge getarnten Pressemitteilungen. Verzeihung: ich meinte natürlich Produkt-PR und Features.

Kanzler ist…

Die Merkel-Podcasts kosten pro Folge 10800 Euro!

Vielleicht sollte ich dem Kanzleramt eine Erweiterung vorschlagen. Wie wäre es mit einer kleinen Rubrik „Kanzler ist…“? Für nur 500 Euro pro Woche könnte ich Merkel auf die YouTube-Liste der größten Peinlichkeiten hieven.

Kanzler ist…

… Koalitions- statt Tafelrunden!
… wenn Du die Quadriga täglich nur von hinten siehst.
… Flugbereitschaft in die Uckermark statt Airforce One nach Bagdad.
… wenn Anne Will ständig einen Stuhl für dich frei hat.

Die Fasel-Eva

Eva Herman fühlt sich falsch zitiert, wenn man unterstellt, dass sie die Werte des Nationalsozialismus gut geheißen habe. Und vorbildlich stellt sie auch den authentischen Original-Wortlaut auf ihrer Homepage bereit.

Wir müssen den Familien Entlastung und nicht Belastung zumuten und müssen auch ‘ne Gerechtigkeit schaffen zwischen kinderlosen und kinderreichen Familien. Und wir müssen vor allem das Bild der Mutter in Deutschland auch wieder wertschätzen lernen, das leider ja mit dem Nationalsozialismus und der darauf folgenden 68er Bewegung abgeschafft wurde.

Ha! Medienverschwörung! Eva Herman hat hier doch eindeutig gesagt, dass der Nationalsozialismus die Wertschätzung der Mutter abgeschafft hat. Nicht mit Gutheißen des Nationalsozialismus. Eva ist unschuldig! Und nicht Braun! Sie stellt zwar die 68er-Bewegung auf eine Stufe mit den Nationalsozialisten – aber was soll’s? Wer Steine wirft, muss auch einstecken können.

Aber Moment mal – das Zitat geht noch weiter.

Mit den 68er wurde damals praktisch alles das alles, was wir an Werten hatten, es war ‘ne grausame Zeit, das war ein völlig durchgeknallter, hochgefährlicher Politiker, der das deutsche Volk ins Verderben geführt hat, das wissen wir alle, aber es ist damals eben auch das, was gut war, und das sind Werte, das sind Kinder, das sind Mütter, das sind Familien, das ist Zusammenhalt – das wurde abgeschafft. Es durfte nichts mehr stehen bleiben….“

Man hat gewisses Verständnis für einen Fernsehsender, der sich von einer Moderatorin trennen will, die schlimmer faselt als Edmund Stoiber.

Wenn ich ergründen will, was Frau Herman da sagen wollte, kommt ich doch darauf hinaus, dass die 68er… die Werte… der grausamen Zeit… mit dem durchgeknallten, hochgefährlichen Politikerabgeschafft haben. Oder kann mir jemand erklären, wie die zusammengestotterten Halb- und Viertelsätze in den richtigen Zusammenhang gebracht werden sollen?

Klar und transparent

Pressemitteilung von Debitel:

Stuttgart, 27. September 2007. Klar und transparent sind die Tarife der E-Plus-Marke BASE. Doch bisher fehlte das passende Angebot für Einsteiger, die keine Flatrate benötigen. debitel bedient sie ab Oktober mit dem neuen Tarif BASE Zero.

Wie bei BASE üblich, verzichtet auch der Tarif Zero auf Ausnahmen und Sternchentexte: Der günstige Minutenpreis von nur 10 Cent gilt rund um die Uhr für Gespräche in alle deutschen Mobilfunknetze sowie ins nationale Festnetz und für Anrufe zur Mailbox. Ausgenommen sind lediglich Sondernummern und Premium-Dienste. Der SMS-Preis liegt bei 20 Cent, der monatliche Mindestumsatz bei 10 Euro.

Zu deutsch: sie haben einem normalen Handy-Tarif mit Minutenpreisen und Mindestumsatz den Namen eines bekannten Flatrate-Tarifs gegeben. Transparenz ist etwas anderes, klar ist lediglich, dass man den Markennamen etwas schröpfen will.

Ach ja: der Verzicht auf Sternchentexte sieht so aus: auf der BASE-Seite (bei Debitel selbst habe ich den Tarif noch nicht gefunden) sind neun Fußnoten (aka Sternchentexte) mit insgesamt 1292 Wörtern. Aber keine Angst: die Fußnoten sind extra klein und dazu noch grau auf weiß gestaltet, sodass man sie nicht wirklich lesen kann.

Fußnoten im Tarif “BASE Zero”

Never trust an analyst

Zum iphone-Hype gehörten die schnellen Schätzungen beim Verkaufsstart des Handies. Wer die Zahl etwas höher schätzte, bekam weltweite Aufmerksamkeit. Zum Beispiel bei Heise:

Von Apples iPhone wurden zum Start in den USA nach Erhebungen des Marktforschungsunternehmens Global Equities Research über 200.000 Stück verkauft. Analysten waren zuvor von einem Absatz von 50.000 bis 200.000 Exemplaren ausgegangen. [Update: Einzelne Analysten sprechen von 200.000 verkauften iPhones alleine am Freitag, ein Marktforscher von Piper Jaffrays spricht nach seiner Schätzung vom Sonntagabend davon, Apple habe am Wochenende bereits rund 500.000 iPhones absetzen können.]

Nun – das war wohl etwas zu hoch geschätzt, wie Reuters meldet:

NEW YORK – Shares of Apple Inc fell 4 per cent after AT&T Inc issued initial subscriber numbers for customers of Apple’s iPhone that were below analyst estimates. Shares of Apple were off $5.70 to $138.02 on Nasdaq after AT&T, the exclusive service provider for iPhone, said it signed up 146,000 iPhone customers as subscribers in the first two days of iPhone sales, well below analyst estimates for sales.

Blamage für die Analysten? Gott bewahre:

Hargreaves had himself estimated 400,000 iPhone sales for the first two days, he said. „The difference (between sales and activations) is going to be what was sold on eBay or activations that didn’t happen immediately. There were some problems with activations but from what we heard it was minimal,“ the analyst said.

PS: Laut Golem hat Apple nun die echten Zahlen nachgelegt: 270000 Stück. Die Halbwertzeit zur Analystenkontrolle war nie so niedrig.

Cross-Marketing bei der Netzeitung

Ich schätze ja die Rubrik „Altpapier“ im Medien-Teil der Netzeitung. Doch heute stutze ich, als ich auf den Artikel unter der Überschrift Motor FM jagt die großen Radiosender stieß:

Internet- und Analog-Radio – für den Berliner Sender 100.6 Motor FM hat das von Anfang zusammen gehört. Das zukunftsorientierte Denken hat sich bereits ausgezahlt.

Gerade einmal ein Jahr ist der Radiosender Motor FM in Berlin und Brandenburg auf der Frequenz 100,6 zu hören – und schon kennt ihn jedes Kind. Aus der jüngsten Analyse der TNS Emnid über die Marktanteile im Radiosektor geht Motor FM als Senkrechtstarter hervor. In der Zielgruppe der unter 30-Jährigen erzielte der Sender aus dem Stand Marktanteile, die einem Viertel derer der Marktführer Energy, Fritz oder Kiss entsprechen.

Wie kommt so eine Null-News im reißerischen PR-Stil in den redaktionellen Teil der Netzeitung? Nun, ein Blick in das Impressum von Motor FM legt einen bösen Verdacht nahe:

100,6 Motor FM ist ein Gemeinschaftsprojekt des Plattenlabels „Motor“ und der NETZEITUNG.

1. VERANSTALTER und WORTREDAKTION:

NZ Netzeitung Hörfunk GmbH
Albrechtstraße 10
10117 Berlin

Zwar wurde diese GmbH im Zuge des Verkaufs der Netzeitung ausgegliedert, nach wie vor kooperiert die Netzeitung aber mit Motor FM. Das sind keine guten Aussichten für die Zukunft der Netzeitung.

PS: Andere Medien wie Horizont oder der Tagesspiegel schaffen es über die Reichweiten gleich mehrere Sender zu berichten – ohne werbliche Anpreisung. Aber vielleicht hat Motor FM die Begeisterung der redaktionellen Schwester auch nötiger: Die Medienanstalt Berlin-Brandenburg hat nämlich die Frequenz neu ausgeschrieben.

Herzstillstand-PR

Eine beliebte PR-Methode: man preist nicht einfach sein Produkt an, sondern gibt „Verbrauchertipps“, die sich rund um die Kompetenz des eigenen Unternehmens drehen. So kommt man ins Gespräch und die poteziellen Kunden haben eine positive Erinnerung mehr.

Nicht so ganz geschickt ist es, wenn sich diese Verbrauchertipps allzu sehr nur um ein Produkt drehen und überhaupt nicht sehr praktisch sind. Wenn die Liste dann noch mit dem Satz

Wer die Tipps beachtet, erspart sich den Herzstillstand, wenn die erste Telefonrechnung nach dem Urlaub ins Haus flattert

aufhört, werden nicht mal Praktikanten diese Meldung in einen redaktionellen Teil heben. Hoffentlich.

Die Jubeldatei

Im Juni stand Ronald Reagan vor dem Brandenburger Tor und deklamierte: „Mr. Gorbachev, open this gate! Mr. Gorbachev, tear down this wall!“. Die Menge jubelte. Wie es dazu kam, berichtet der US-Politiker John Kornblum in der Welt.

Ich sagte Henkel, dass unsere Experten sicher seien, mindestens 40.000 Menschen in der Sicherheitszone unterbringen zu können. Die Durchführung der Sicherheitschecks würden wir gewährleisten. Dieses Versprechen gründete sich eher auf eine Hoffnung denn auf Erfahrung, aber ich war fest entschlossen. Der Präsident sollte vor einer angemessenen Zahl von Zuschauern am Brandenburger Tor sprechen. Zurück im Büro, rief ich den Stab zusammen, um unsere Möglichkeiten zu diskutieren. Der Stab kam zu dem Schluss, dass man die Zuschauer vorab überprüfen könne, wenn man auf Mitglieder der amerikanischen Gemeinde und Angestellte großer deutscher Unternehmen in Berlin zurückgreifen würde, deren persönliche Daten bereits vorlägen. Das würde uns mehr als 40.000 Namen verschaffen.

An diesem Punkt kam uns unsere Befehlsgewalt über die Berliner Polizei sehr zunutze. Wir beschafften Daten aus dem Zentralregister der Polizei und luden sie in die Computer unserer Botschaft. So langsam wie Computer 1987 noch waren, dauerte das mehrere Tage, hatte aber Erfolg. Am Ende waren es mehr als 40.000 Menschen.