Repräsentativ fantastisch

Markt- und Sozialforschung sind nach Ansicht der Mehrheit der Bevölkerung wichtige und nützliche Instrumente, um Stimmungslagen, Meinungen und Trends zu ermitteln. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Studie des ADM, Arbeitskreis Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute e. V.

Traue keiner Eventagentur

Eine Meldung bei Spiegel Online über eine „Eventagentur“, die Rauchern Shirts mit einem Judenstern verkaufen wollte.

Der Anbieter DMP zeigt sich mittlerweile zerknirscht: Es habe nie die Absicht bestanden, „Menschen durch dieses Shirt zu verletzen oder zu beleidigen“, heißt es auf der Website. Man entschuldige sich für die Aktion. Es habe sich bei dem gezeigten Shirt nur um einen „Entwurf“ gehandelt, kein einziges Hemd sei verkauft worden, obwohl DMP auf seiner Seite angab, man habe im Dezember 1.000 Exemplare des Shirts unters Volk gebracht. „Das war eine Lüge zu PR-Zwecken“, räumte der Betreiber Dennis Kramer nun ein.

Im Krieg und in der PR ist alles erlaubt.

Das LKA ermittelt auch über die Feiertage

Der Verein Anatolischer Aleviten fühlen sich vom gestrigen Tatort beleidigt. Ob sie dazu Grund hatten, weiß ich nicht: der Tatort war dermaßen schlecht, dass ich nach einer halben Stunde abgeschaltet habe. Ich bezweifle jedoch ernsthaft, dass im biederen Tatort auch nur ansatzweise Volksverhetzung stattfand.

Interessant finde ich die bei Spiegel Online genannte Begründung für die Strafanzeige:

Mit dem Strafantrag will die Gemeinde gegen die Ausstrahlung der Tatort-Folge „Wem Ehre gebührt“ protestieren. Kommissare im Einsatz: Die Tatort-Folge des NDR dreht sich um eine alevitische Familie In dem TV-Krimi, den die ARD gestern Abend gesendet hatte, war es um Inzest in einer alevitischen Familie gegangen. Die Aleviten sind eine schiitische Religionsgemeinschaft. Weil über die Feiertage hinweg keine zivilrechtliche Entscheidung möglich gewesen sei, sei nun vom Berliner Verein Anatolischer Aleviten im Auftrag der Alevitischen Gemeinde Deutschland Strafantrag gestellt worden – das Landeskriminalamt ermittelt.

Die Strafanzeige ist demnach nicht als solche gemeint, sondern wurde nur eingereicht um in die Schlagzeilen zu kommen oder einen zivilrechtlichem Prozess vorwegzunehmen. Da will ich doch einfach mal Paragraph 164 des Strafgesetzbuches zitieren:

(1) Wer einen anderen bei einer Behörde oder einem zur Entgegennahme von Anzeigen zuständigen Amtsträger oder militärischen Vorgesetzten oder öffentlich wider besseres Wissen einer rechtswidrigen Tat oder der Verletzung einer Dienstpflicht in der Absicht verdächtigt, ein behördliches Verfahren oder andere behördliche Maßnahmen gegen ihn herbeizuführen oder fortdauern zu lassen, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.

(2) Ebenso wird bestraft, wer in gleicher Absicht bei einer der in Absatz 1 bezeichneten Stellen oder öffentlich über einen anderen wider besseres Wissen eine sonstige Behauptung tatsächlicher Art aufstellt, die geeignet ist, ein behördliches Verfahren oder andere behördliche Maßnahmen gegen ihn herbeizuführen oder fortdauern zu lassen.

Die Rettung für Studivz

Wo grade jeder von StudiVZ spricht, kann man das doch ausnutzen. Dachte sich offenbar die Epoq GmbH aus Karlsruhe und veröffentlicht eine Pressemitteilung mit dem viel versprechenden Titel Epoq löst mit neuer Nutzer-Engine Probleme von StudiVZ und anderen:

„StudiVZ hatte fälschlicherweise in Richtung des klassischen Online-Werbemodells gedacht, bei dem Drittfirmen Zugang zu Nutzerdaten erhalten, um diese gezielt mit Werbung zu adressieren. Dieses Modell ist jedoch nur schwer mit dem Datenschutz vereinbar und wird von modernen Web 2.0-Communities schlichtweg nicht hingenommen, wie StudiVZ leidvoll erfahren musste“, erläutert Thorsten Mühling, Geschäftsführer der Epoq GmbH.

Nun, mittlerweile dürfte jeder mit ernsthaftem Interesse an den Fakten gemerkt haben, dass dies nicht stimmt. Die Lieferung von Adressdaten an Dritte stand nie in den AGB. StudiVZ hat eine Meldung von Welt Online, die das fälschlicherweise nahe legte, sofort und heftig dementiert. Es wäre auch gar nicht im Interesse des Unternehmens, Nutzerdaten aus der Hand zu geben – es ist das einzige Kapital, das die Firma hat. Warum also das Gegenteil verbreiten? Der nächste Abschnitt gibt Auskunft.

Die Karlsruher Softwareschmiede hat genau für diesen Fall eine neuartige Dynamic Recommendation Engine entwickelt, die die Werbung zwar gezielt anhand des Nutzerverhaltens steuert, dabei jedoch die Anonymität des Nutzers strikt wahrt. Statt Datenblöcke anhand festgelegter Kriterien zu selektieren und dann Drittfirmen bereitzustellen, bleiben die Datenbestände beim Epoq-Verfahren zu 100 Prozent beim Unternehmen.

Genau so macht es StudiVZ heute schon. Aber schön, dass wir darüber gesprochen haben, dass Epoq tolle Werbe-Software hat. Nur die Kommunikation mit der Außenwelt scheint nicht so toll zu sein.

Erfolg kennt viele Gesichter

Es gibt ja das Sprichwort: „Es gibt gar keine schlechte Presse“. Wenn Du nur im Gespräch bist, hast Du gewonnen.

Das könnte man auch auf StudiVZ anwenden. Die vergangene Woche war für das Unternehmen ein PR-technischer Reinfall. Eine falsche Überschrift hat wirklich viel Schaden angerichtet. Jetzt gibt es sogar einen Rüffel vom Datenschutzbeauftragten.

Aber ist das alles so negativ? Dank des Lexikonscouts von wissen.de nicht unbedingt. Denn dort können Leser abstimmen, welcher Begriff in diesem Monat so wichtig war, dass er enzyklopädisch verewigt werden sollte. Und ratet mal, wer im Dezember sein gewinnt.

Lexiscout-Abstimmung Dezember

Und wenn man dazu noch die eingereichte Kurzdefinition liest, dann wird einem richtig warm ums Herz.

Nicht unethisch

NYT-Redakteur Patrick J. Lyons hat in Sachen Wikipedia und Guanatanamo ein Dementi des US-Militärs erhalten. Nunja. Das Ganze liest sich jedenfalls so:

“There has been no attempt to alter/change any information that has been posted anywhere,” Lt. Col. Bush said in the statement e-mailed to us. “That would be unethical.”

Bush said in a subsequent phone call that there’s no way to know if any of the 3,000 uniformed military at Gitmo was responsible for the documented changes, but he promised his public affairs staff was not behind it. He also blasted Wikipedia for identifying one sailor in his office by name, who has since received death threats for simply doing his job – posting positive comments on the Internet about Gitmo

Wenn es nicht unethisch ist, Fidel Castro als Transsexuellen zu bezeichnen – selbst für zwei Minuten – scheint das US-Militär eine sehr pragmatische Ethik zu verfolgen. Wenn es dazu noch der Job eines Soldaten ist, anonym positive Kommentare über die US-Armee im Netz zu veröffentlichen, wäre das wahrscheinlich illegal – und dazu hätte der sailor noch einen verdammt schlechten Job gemacht.

Vielleicht möchte Lt. Col. Bush nochmal überlegen, und das Ganze als unautorisierten Gebrauch von Dienstrechnern bezeichnen.

Die Musikindustrie zeigt den Finger

Eben erreicht mich eine Pressemitteilung:

Der Bundesverband Musikindustrie (BVMI) präsentiert sich ab sofort in neuem Gewand. Zentrale Elemente des komplett überarbeiteten Corporate Designs sind das neu entwickelte Logo und die runderneuerte Website unter www.musikindustrie.de. Übersichtlich gegliedert in die Bereiche Politik, Recht, Kultur, Statistik, Verbraucher, Publikationen, Presse und Über Uns liefert das neue Internetangebot themen- und zielgruppenorientiert eine Fülle von Informationen rund um den deutschen Musikmarkt.

Aha, denke ich und klicke doch schnell einmal dahin. In der Tat: die neue Seite sieht wesentlich besser aus als die alte. Modernes Design, ein animiertes aber nicht zu aufdringliches Logo, dezente Farbgestaltung. Sogar eine kleine Tag-Wolke ist am Fuß der Seite zu finden.

IFPI-Redesign

Und oben der Dauerbrenner des Bundes der Steuerzahler: die Schäm-Dich-Uhr. Ein kleiner Flash-Zähler zeigt an, wie viele illegale Downloads seit Anfang des Jahres 2007 nach Verbandsberechnung über den Internet-Äther gingen. Natürlich nach Verbandsberechnungen. Jede Sekunde springt er um 12 bis 13 Zähler nach oben.

Da HTML auch in Zeiten von Web 2.0 noch nicht verdongelt und verDRMt ist, kann man sich das den Zähler auch separat anzeigen lassen. Dank Flash passt er sich immer optimal der Fenstergröße an:

IFPI- Dowloadzähler

Moment mal, was ist denn das links oben? Auf der Webseite war das doch eben nicht zu sehen? Zoomen wir etwas näher heran.

IFPI- Dowloadzähler

Die Botschaft ist klar: Die Musikindustrie zeigt uns den Finger. Und das nicht mal offen, sondern versteckt.

PS: Der Stinkefinger ist am Dienstag wieder verschwunden.

Programm für Straßenkriminalität

Nicht neu aber lustig: das MMS-Zeugenschutzprogramm der Firma Waleli:

MMS-witness highlights to people that the digital camera they are carrying can be used to combat crime. The introduction of MMS-witness will see the number of “eyes” on the street rise dramatically as well as helping to provide increasingly reliable witness statements.

Having taken a photograph or filmed a movie, the person texts the file to a central, secured police database using a country-wide telephone number. The image is reviewed, stored on the database and, if required, sent to the mobile phones / PDAs of police officers on the street to help increase the chances of a successful arrest.

Straßenräuber werden sich bedanken, wenn man ihnen leichte, einfach zu handelnde und nicht ganz billige Gegenstände entgegenstreckt.

WLAN-Kannibalen

Fon schwimmt dank einiger Abkommen mit großen Providern auf der Erfolgswelle. Also auf zu neuen Schlachtfeldern :

Das heisst, die Chance, durch Zufall in Deutschland ein offenes Netz zu finden und darin auch noch ungefragt zu kannibalisieren, diese Chance schwindet in Deutschland von Quartal zu Quartal.

Kannibalisieren? Welch bunte Wortwahl.

Übrigens habe ich eine gegenteilige Erfahrung gemacht: es wird immer einfacher offene WLANs zu finden, die ganz aus Absicht frei zugänglich sind.