Härtetest

Die Chip hat Betriebssysteme einem Härtetest unterzogen. Der ist wirklich hart. Zum Beispiel:

Der Nachteil von Kubuntu ist jedoch, dass es je nach Distribution rund zehn Gigabyte auf der Festplatte verbraucht. Windows 7 nutzt lediglich sieben Gigabyte.

Allein schon die Satzkonstruktion hätte dem Autoren zu denken geben müssen – wenn man „je nach Distribution“ schreibt, müsste man eigentlich mehrere unterschiedliche Werte oder eine Bandbreite angeben. Dann wäre vielleicht aufgefallen, dass Kubuntu mit sehr, sehr viel weniger Platz auskommt und in den 10 Gigabyte der Maximal-Installation ein paar Tausend Anwendungsprogramme enthalten sind, die bei einer Standardinstallation von Windows 7 fehlen – von der Grafikbearbeitung bis zum Office-Paket.

Das Jahr des Desktop-Linux

Wikipedia wertet Besucherzugriffe aus und stellt lustige Statistiken zusammen. Dass Linux an dritter Stelle steht, ist kaum überraschend. Peinlich hingegen ist der Vergleich zum Viertplatzierten:

wiki-stat-os

On further news: 17.62% der Abfragen kommen immer noch von dem Microsoft Internet Explorer 6.0.

Netbooks – verpasste Chancen

Der Eee-PC hat mich von Anbeginn fasziniert. Eine neue Geräteklasse mit einer angepassten Linux-Distribution, die den ganzen Ballast abschüttelt, der die enorme Rechenkraft heutiger Desktop-PCs verbrennt. Aus Faszination wurde Depression, als Asus seine eigene Idee verraten hat und den Eee-PC mit Windows auslieferte.

Netbooks – das hätte ein Neuanfang sein können. Eine Revolution, ein Geschäft größer als der iPod. Denn die Frustration mit den normalen PCs nimmt überhand: Bootzeiten, Update-Routinen, die andauernd aufploppen um den Virenkiller, Windows, Firefox und das Google-Pack aktualisieren wollen und die Taskleiste verstopfen, Spamfilter, Adware, Videocodecs, unverständliche Fehlermeldungen, Treiberprobleme – kurz: Desktop-PCs sind zu träge und zu komplex.

Die Netbooks hätten anders sein können – konzentriert auf die Basisaufgaben – die aber unkompliziert, schnell und stabil, genau angepasst an die CPU, die SSD, die Akkulaufzeiten und die Displaygrößekleine. Mit einem Paketmanager statt 25 Update-Routinen.

Daraus wurde leider nichts. Zwar gibt es noch Linux-Geräte, sie werden aber nur halbherzig entwickelt.

Zum Beispiel das Ideapad:

Eine nett gedachte, in der Praxis jedoch nicht wirklich begeisternde Funktion liefert Lenovo bei den Windows-XP-Versionen des S10e übrigens mit “Quickstart” (siehe Screenshot): Vor dem wirklichen Bootprozess erlaubt ein Schnellstart-Menü die Auswahl bestimmter Funktionen (Browser, Chat, Musik, Fotos, Skype), die dadurch schneller zugänglich sein sollen als bei einem kompletten Windows-Start. Ganz offenbar wird hier ein sehr abgespecktes Linux gebootet, das sich nur beschränkt konfigurieren oder nutzen lässt. So war es mir nicht möglich, auch auf diesem Mini-Linux eine WLAN-Anbindung zustande zu bringen. Und dass diese vom (funktionierenden) Windows-System übernommen worden wäre, ist ja ohnehin zu viel verlangt in diesen digitalen Zeiten. Und so wird also doch XP gestartet.

Das Deprimierende daran: Selbst eine Firma wie Lenovo macht sich offenbar die Fortschritte im Linux-Bereich nicht wirklich zu Nutze. Ein Mini-Linux mit WLAN ist nun wirklich kein Zauberstück mehr. Würden einige Netbook-Hersteller – Gott bewahre! – sogar zusammenarbeiten, könnten sie eine beeindruckende Software-Plattform auf die Beine stellen. Finanzieren könnte man das zum Beispiel auch durch eine Art App Store, der im Gegensatz zu Apples unübersichtlicher Pfurz-Parade durchgehend Qualität und Übersichtlichkeit garantieren muss.

Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es ja: Android läuft auch auf Netbooks. Google hat zumindest theoretisch das Potenzial einen solchen Markt aufzubauen und die Hersteller zur Einhaltung von Qualitätsstandards zu zwingen.

Bis die Geräte aber in den normalen Handel kommen, dauert es aber noch einige Zeit. Bis dahin werden die Hardware-Hersteller wohl Windows 7 installieren. Ich bin mal gespannt, ob Microsoft die Zöpfe abschneiden kann, die so dringend abgeschnitten werden müssten, um den Spaß am Computern wieder herzustellen. Ich hab ja meine Zweifel.

Der EeePC-Rant

Fast hätte ich mir einen Eee-PC gekauft: Ein innovatives Gerät, gleichsam Spielzeug und nützliches Arbeitsgerät. Schick anzusehen, praktisch und preisgünstig. Ein speziell angepasstes Linux schließt Treiber-Konflikte aus und ermöglicht es, Desktop-Applikationen an die heute ungewohnte Displayauflösung anzupassen. Völlig neue Möglichkeiten.

Dann der Schock auf der Cebit: Sie klatschen einfach Windows drauf. Auf einem Nebenstand konnte man das Trauerspiel sehen: Eee-PCs mit einem unangepassten Windows XP. Die GUI des IE ist so fett, dass man von einer Webseite kaum noch etwas sehen kann. Das präsentierte Zubehör war auch nur notdürftig mit Linux betreibbar, volle Funktionalität nur mit Windows. Auf der Pressekonferenz demonstrierte der ASUS-Chef dann, dass er absolut keine Ahnung hatte, wie es zu diesem tollen Erfolg kommen konnte. Strategie: Schnell möglichst viel davon verkaufen – die Konkurrenz wird den Eee-PC bald übertreffen.

Ergebnis: Statt einem innovativen Gerät mit iPod-Potenzial haben wir ein Billig-Laptop von einem Hersteller mit zweifelhaftem Support. Wird das fest verlötete Soliud State Drive über die Garantiezeit halten? Oder in ein paar Monaten massenhaft ausfallen? Jetzt reduziert Asus auch noch klammheimlich die Akku-Kapazität.

Schade Asus. Ihr habt es nicht anders gewollt.