Protz-Kimble ist zurück

Kim Schmitz ist ein paar Jahre von der Bildfläche verschwunden – offenbar kann er das Protzen aber nicht lassen. Der New Zealand Herald berichtet von den Silvesterplänen:

A jet-setting German businessman with a chequered past of computer hacking and insider trading is laying on a spectacular New Year’s fireworks display for Aucklanders.

Kim Schmitz, who calls himself Kim Dotcom, has contracted master pyrotechnician Martin Van Tiel to set off 2000 large shells of fireworks from two barges in the Waitemata Harbour for 10 minutes from midnight.[…]He told the Herald yesterday his client, whom he called Kim Dotcom, had businesses in New Zealand and Hong Kong. „He just loves fireworks.“

Although he could not say how much the display was costing, another pyrotechnics expert believed it was unlikely to be less than $150,000.

Verlassen sollte man sich aber auf die Angaben des Herald aber keineswegs. Zwar hat der Autor Mathew Dearnaley die Vergangenheit von Schmitz recherchiert, aber er hat sich offenbar von der Schmitz-typischen Gigantomanie anstecken lassen:

In 2001, he bought shares in an ailing web company, pushed up the stock price by announcing he would invest US$100 million ($130 million) in it, and sold out for a large profit.

In Wahrheit versprach Schmitz eine Investition von 50 Millionen Euro – damals also ungefähr 46 Millionen Dollar.

Kim Tim Jim Vestor

Ich habe mich ja vor einiger Zeit über die Gerüchterstattung rund um Kim Schmitz aufgeregt. Doch offenbar gibt es auch noch einen anderen Journalismus: In der April-Ausgabe des Investigate Magazine findet sich ein mehrseitiger Bericht über Kim Schmitz, der leider keine definitiven Antworten gibt, aber immerhin interessante Anhaltspunkte bietet.

So haben sind Reporter auf eine merkwürdige Figur namens „Tim Vestor“ gestoßen, die ein Alter Ego von Kim Schmitz sein könnte – oder vielleicht auch nicht.

We’ve tracked this „Kim Tim Jim Vestor“ through his directorships on seven compa­nies in Hong Kong, including the ones the German media have been unable to prove he’s linked to. Investigates extensive enqui­ries in Asia show Kim/Tim/Jim Vestor is the director of:

  • Megamedia Limited
  • Megapix Limited
  • Megaupload Limited
  • Megavideo Limited
  • Ni Limited
  • Vestor Limited

A Kim Tim Jim Vestoer (Vestor mis­spelled) is listed in Hong Kong Companies Office records as director of another com­pany, Megarotic Limited, specialising in pom. There is no updated residential address in the Hong Kong registry — it remains the modest shed at unit C6,6 Paljaspaa, Turku, Finland.
As we said, media reports have suggested Schmitz resides on the „top floor of the Grand Hyatt Hotel in Hong Kong with his wife and child“, but when Investigate called the hotel they had no record of cither a Kim Schmitz or a „Kim Vestor* or a „Tim Vestor“.

Perhaps he really docs live on the top floor of a five star hotel. Perhaps he really does have the kind of cash needed to buy a <35 million mansion in New Zealand. But based on a track record of lying, embezzle­ment, fraud and hacking, perhaps there's not a snowball's chance in hell he will really end up buying the Coatesville mansion at all.

Ein Indiz für die These haben die Reporter freilich übersehen: das Pseudonym „Tim Vestor“ ist dorky – haben wir im Deutschen ein Wort dafür? Es würde einem 17jährigen richtig cool vorkommen, von außen betrachtet ist es jedoch einfach peinlich, eitel, doof. Also ganz Kim Schmitz.

Kim Schmitz in Kürze

Der New Zealand Herald hat nichts zu berichten, also greift er ein wildes Gerücht auf, dass Kim Schmitz ein teures Haus gekauft habe. Lustig ist die Kurzfassung des zusammengegoogelten Lebenslaufs:

According to the Independent, Schmitz was deported from Thailand and arrested at Munich Airport, where he called himself the „Royal Highness Kimble the First“.

Darauf prostete er der versammelten Presse mit einem Glas Ketchup zu und flog auf einem Teppichluder in Liebesurlaub.

PS: Meedia und Golem ernennen die Nicht-Meldung des Herald zu „Schlagzeilen“ und plappern das Gerücht einfach nach.

PPS: Ich habe mich der Gerüchterstattung im Bildblog angenommen.

Wiederkehr des Großmauls?

In den letzten Tagen hat ein angeblicher Freund von Kim Schmitz den englischen Wikipedia-Artikel über Schmitz überarbeitet. Das Ganze liest sich wie die Arbeit einer (schlechten) PR-Agentur: Schmitz gesteht Fehler ein, Verurteilungen werden an wenig prominente Stellen verschoben, die Legende vom hyperintelligenten und etwas übermütigen Hacker auf zahlreichen Ebenen platziert.

Netter Versuch, aber – wie in Sachen Kim Schmitz üblich – viel zu dick aufgetragen.

Schmitz has always had a flamboyant lifestyle, which has been reflected in his business promotion activities that saw him appear on talk shows to explain his philosophy and run big television advertising campaigns. “I came from a hard working, middle class family, which did things in moderation and I always dreamed of a more luxurious and glamorous lifestyle,” he explained.

Wow. Die hohe Kunst des bullshits. Auch die großspurigen Ankündigungen erinnern an alte Zeiten:

Schmitz, who has also long been a fan of Formula I and organised several big parties for the races in Monaco, now plans to develop a racetrack and is currently scouting potential sites around the world.

Kimble? Kennen wir nicht….

Janko Röttgers hat bei Focus Online die Geschichte von Kimble und Megaupload aufgegriffen.

Megaupload erklärte dazu gegenüber FOCUS Online, dass man keinerlei Beziehungen zu Schmitz unterhalte. Man habe die Domain von einem Online-Händler gekauft.

Glaubwürdiger wäre gewesen, einen Beratervertrag oder sonstiges anzugeben. Dass man keinerlei Beziehungen unterhält, ist eher unwahrscheinlich.

Gewundert habe ich mich über die Passage:

Die Web-Seite Megaupload ist der Unterhaltungsindustrie schon lange ein Dorn im Auge. Denn dort bekommen Surfer kostenlosen, anonymen Speicherplatz, der besonders gerne zum Tausch von Filmen, MP3s und Software genutzt wird. […] Der Clou: Zahlende Nutzer können Filme im unkomprimierten Originalformat herunterladen – ein Angebot, das gerade unter Freunden von Kinofilmen und TV-Serien Anklang findet.

Ich schaue ja gerne in Filmforen und so – einen Link zu Megaupload habe ich dort aber nie gesehen, schließlich gibt es ähnliche Angebote im Dutzend. Auch dass die Musikindustrie irgendein besonderes Interesse an Megaupload hat, habe ich nicht bemerkt. Die beschäftigen sich erst einmal mit dem IMHO viel größeren Konkurrenz-Angebot Rapidshare.

Wollte Kimble Gulli bestechen?

Gulli lässt Kim Schmitz als Megaupload-Betreiber hochleben. Und berichtet von einem Bestechungsversuch.

Heute haben sich die Verhältnisse umgekehrt. Kimble ist wieder im Ausland – in Hong Kong, um genau zu sein – und tönt nicht nur leiser als in seinen alten Tagen, sondern bietet gar Geld, wenn man ihn verschweigt: Im Gegenzug fürs Stillschweigen über Megaupload bot Kimble gulli.com einen Werbedeal an – für megaupload.com

Das wäre wirklich fehl investiertes Geld. Die Verknüpfung zwischen Kim Schmitz und Megauplad ist sogar der Wikipedia seit Monaten bekannt. Aber Gulli fährt fort:

…. – für megaupload.com, mit Alexarank 15 eine der bestbesuchten Seiten im Netz, wenn man den Alexa-Zahlen trauen darf. Megaupload wird betrieben von Kimble selbst.

Das sollte doch einen kleinen Werbevertrag wert sein. Denn dass der Alexa-Rank von Megaupload irgendetwas aussagt, bezweifle ich doch sehr. Und dass Kimble in Hongkong lebt, halte ich ebenfalls für ein Gerücht.