Google ist böse, Garmin nicht

Ein neuer Streetview-Skandal: Google hat doch tatsächlich Laser eingesetzt. Laser! Die unbestrittene Waffe der Superschurken!

Nach Recherchen der Zeitung setzt Google für die großflächigen Scans von Gebäuden Lasertechnik ein, wie sie auch an den Mautbrücken genutzt werde. Mit den Daten möchte das Unternehmen später im größeren Stil dreidimensionale Stadtansichten im Internet bereitstellen.

Setzen Sie sich nicht hin. Stehen Sie auf und machen Sie Kniebeugen, bis die Schnappatmung einsetzt. Google vermisst mit Lasern unsere Schlafzimmer! Und die unserer Kinder!

Gehen Sie nicht in den nächsten Elektro-Discounter, schauen sie nicht nach, ob Billig-Navis und Markenprodukte nicht längst 3D-Karten mit Gebäude-Umrissen enthalten. Und fragen Sie sich bloß nicht, wo diese Daten herkommen!

Nyti.ms – darf’s ein bisschen kürzer sein?

Produzierten deutsche Online-Medien in den Aufbruchsjahren eher kurze URLs, die lediglich aus Medium, Ressort und ein paar kryptischen Ziffernfolgen bestanden, sind die Verlage in den letzten Jahren dazu übergegangen, die URLs länger und „sprechender“ zu machen. Wenn die Überschrift schon in der URL steht, kann der Leser schneller sehen worum es geht – und Google wertet diese Stichworte sehr hoch ein. Wer über Michael Schumacher berichtet und nicht in der URL „Michael Schumacher“ stehen hat, wird ein paar Tausend Leser weniger haben. Google, wir huldigen Dir!

Das Ergebnis sind dann solche URLs wie:

http://www.welt.de/politik/deutschland/article7067569/Deutsche-Soldaten-beklagen-Ausbildungsmaengel.html
http://www.focus.de/politik/deutschland/nrw-wahl-ruettgers-fuehlt-sich-nicht-im-stich-gelassen_aid_496072.html
http://www.heise.de/newsticker/meldung/FDP-und-CSU-streiten-ueber-Websperren-970706.html

Sieht doch hübsch aus, nicht?

Doch kaum waren die Redaktionssysteme umgestellt, kam plötzlich Twitter als Klickviehlieferant hinzu. Wer von den führenden Twitternauten verlinkt wird, bekommt schnell ein paar Tausend oder gar Hunderttausende Klicks mehr. Ka-tsching!

Das Problem: die URLs sind für einen Tweet viel zu lang – und wenn die Multiplikatoren einen URL-Kürzer wie TinyURL nutzen, kann man schlecht verfolgen, wie sich denn die Nachricht verbreitet hat.

Das mag sich die New York Times gedacht haben. Denn gibt man die Adresse eines Artikels aus ihrem Angebot an den führenden URL-Verkürzer Bit.ly, bekommt man nicht etwa eine ganz gewöhnlich Bit.ly-Adresse zugeteilt, sondern die separate Kurz-URL unter der der Domain nyti.ms.

Twitter, wir huldigen Dir!

Vergesst Google Street View!

Ich bin ja immer wieder überrascht, mit welcher Verve über Google Street View debattiert wird. Das ist für mich der Google-Service, der mein Blut am wenigsten in Wallung bringt.

Warum? Nun, zum einen gabs das Prinzip schon vor über zwei Jahren in Deutschland. Im Angebot e-rent.de sind Videostadtpläne abrufbar – ganz ohne Anonymisierung oder Proteste. Natürlich ist die Bildqualität schlechter – aber was genau ist der Schaden von Google Street View, den E-Rent nicht anrichtet?

Wer sich wirklich über Google aufregen will, sollte seinen Blick zum Beispiel auf Google Latitude und die anderen location based services richten und mal fragen, was individualisierte Geodaten sind und wie damit umgegangen wird. Zum Nachdenken: Wozu eine Vorratsdatenspeicherung, wenn man viel ausführlichere Bewegungsprofile per Gerichtsanordnung von Google bekommen könnte?

Facebook-Chat: die Halbinsel-Lösung

Golem.de berichtet:

Facebooks Instant-Messaging-Dienst kann künftig mit beliebigen Desktopclients genutzt werden. Dabei setzt Facebook Chat auf das Jabber-Protokoll XMPP.

Also ein kleiner Schritt weg von der Insellösung. Wenn denn Facebook-User noch direkt mit den Nutzern von Google oder 1&1 sprechen könnten, wäre das tatsächlich ein Paradigmenwechsel. Zwar nutzen die anderen Anbieter die gleiche Technik, aber es ist wohl wie immer in der IT: Es muss mindestens zwei große Lager geben, und man nutzt offene Lösungen nur so lange man damit User auf seine Seite ziehen will.

Geutschland

Lebe ich in Deutschland oder in Germany? Wer kennt das nicht: wer auf einer internationalen Seite die Informationen für deutsche Kunden sucht, landet oft an der falschen Stelle. Auch auf deutschen Seiten muss man für die Zahlungsinformationen erst nach „Germany“ scrollen, während amerikanische Unternehmen Deutschland tatsächlich unter „D“ einsortieren.

Google ist so sehr in aller Welt zu Hause, dass es sich für eine Mischlösung entschieden hat:

geutschland

Google down? Nicht möglich.

Als ich gestern in kurzer Folge fünf Kommentare zu einem relativ alten Eintrag bekam, wusste ich: da stimmt was nicht. Und in der Tat: die Websuche Nummer 1 war disfunktional. Weltweit. Bis zu 55 Minuten lang!

Der Leser oliselli kommentiert meinen Artikel bei Focus Online so:

Das ist mir bisher noch nie passiert. Ich war dann auch tatsächlich so perplex, daß ich eine Systemwiederherstellung am Computer vornahm, im Glauben, es läge an der Technik. Als dieses keine Änderung brachte, zog ich tatsächlich auch in Erwägung, daß es an Google selbst liegen könnte. Mit Yahoo ging es denn auch vorzüglich.

Erster Gedanke: Wie viele Windows-Installationen wurden gestern wegen dieses Hickups auf den Kopf gestellt? Und wie viele Norton-Pakete wurden extra verkauft?

Zweiter Gedanke: Ein Glück, dass so etwas dem BKA nicht passieren kann. Und falls doch ist der Fehler sicher in weniger als 55 Minuten Stunden behoben. Garantiert.

Netbooks – verpasste Chancen

Der Eee-PC hat mich von Anbeginn fasziniert. Eine neue Geräteklasse mit einer angepassten Linux-Distribution, die den ganzen Ballast abschüttelt, der die enorme Rechenkraft heutiger Desktop-PCs verbrennt. Aus Faszination wurde Depression, als Asus seine eigene Idee verraten hat und den Eee-PC mit Windows auslieferte.

Netbooks – das hätte ein Neuanfang sein können. Eine Revolution, ein Geschäft größer als der iPod. Denn die Frustration mit den normalen PCs nimmt überhand: Bootzeiten, Update-Routinen, die andauernd aufploppen um den Virenkiller, Windows, Firefox und das Google-Pack aktualisieren wollen und die Taskleiste verstopfen, Spamfilter, Adware, Videocodecs, unverständliche Fehlermeldungen, Treiberprobleme – kurz: Desktop-PCs sind zu träge und zu komplex.

Die Netbooks hätten anders sein können – konzentriert auf die Basisaufgaben – die aber unkompliziert, schnell und stabil, genau angepasst an die CPU, die SSD, die Akkulaufzeiten und die Displaygrößekleine. Mit einem Paketmanager statt 25 Update-Routinen.

Daraus wurde leider nichts. Zwar gibt es noch Linux-Geräte, sie werden aber nur halbherzig entwickelt.

Zum Beispiel das Ideapad:

Eine nett gedachte, in der Praxis jedoch nicht wirklich begeisternde Funktion liefert Lenovo bei den Windows-XP-Versionen des S10e übrigens mit “Quickstart” (siehe Screenshot): Vor dem wirklichen Bootprozess erlaubt ein Schnellstart-Menü die Auswahl bestimmter Funktionen (Browser, Chat, Musik, Fotos, Skype), die dadurch schneller zugänglich sein sollen als bei einem kompletten Windows-Start. Ganz offenbar wird hier ein sehr abgespecktes Linux gebootet, das sich nur beschränkt konfigurieren oder nutzen lässt. So war es mir nicht möglich, auch auf diesem Mini-Linux eine WLAN-Anbindung zustande zu bringen. Und dass diese vom (funktionierenden) Windows-System übernommen worden wäre, ist ja ohnehin zu viel verlangt in diesen digitalen Zeiten. Und so wird also doch XP gestartet.

Das Deprimierende daran: Selbst eine Firma wie Lenovo macht sich offenbar die Fortschritte im Linux-Bereich nicht wirklich zu Nutze. Ein Mini-Linux mit WLAN ist nun wirklich kein Zauberstück mehr. Würden einige Netbook-Hersteller – Gott bewahre! – sogar zusammenarbeiten, könnten sie eine beeindruckende Software-Plattform auf die Beine stellen. Finanzieren könnte man das zum Beispiel auch durch eine Art App Store, der im Gegensatz zu Apples unübersichtlicher Pfurz-Parade durchgehend Qualität und Übersichtlichkeit garantieren muss.

Einen kleinen Hoffnungsschimmer gibt es ja: Android läuft auch auf Netbooks. Google hat zumindest theoretisch das Potenzial einen solchen Markt aufzubauen und die Hersteller zur Einhaltung von Qualitätsstandards zu zwingen.

Bis die Geräte aber in den normalen Handel kommen, dauert es aber noch einige Zeit. Bis dahin werden die Hardware-Hersteller wohl Windows 7 installieren. Ich bin mal gespannt, ob Microsoft die Zöpfe abschneiden kann, die so dringend abgeschnitten werden müssten, um den Spaß am Computern wieder herzustellen. Ich hab ja meine Zweifel.