In Rauch aufgegangen

Eine wirklich schöne Story kursiert in der Blogosphäre: der Verkehrsverbund Rhein-Sieg verteilt Geldkarten an Schüler, mit denen man die Minderjährigen-Sperre von Zigarettenautomaten umgehen kann, da nicht das Alter der Schüler, sondern das der Eltern auf den Chips abgespeichert sei.

Doch das ist leider eine Ente, wie mir die Pressesprecherin des VRS eben am Telefon versicherte: Zwar sei es einem Kollegen gelungen mit einer Schülerkarte eine Packung Zigaretten zu ziehen – der Automat sei aber schlicht nicht umgestellt worden. Die Schülerkarten könnten bei korrekt arbeitenden Automaten nicht funktionieren. Das deckt sich auch mit einem Bericht der Berliner Zeitung.

Schade: wieder ist ein Thema durch Recherche in Rauch aufgegangen.

PS: Schönes Zitat des Tobaccoland-Sprechers: „Das sind normale Rumpeligkeiten in der Startphase„.

Nicht nur Donaldisten bei der FAZ

Die Frankfurter Allgemeine war schon seit Jahren ein Hort für Donaldisten, jetzt scheinen auch Trekkies am Steuer zu sein. Anders kann ich mir diese Textstelle im (lesenswerten) Artikel über das Verhältnis von Bild zu Bohlen zur Realität nicht erklären:

Bohlen ist nicht einfach eine Fälschung, eine öffentliche Figur, hinter der sich irgendwo ein echter Dieter verbirgt. Bohlen ist wie der Holo-Doc aus „Star Trek Voyager“: eine Projektion, die in der echten Welt nicht existieren kann.

Kleine Schönheitsfehler: Kein echter Trekkie würde das Medizinische holographische Notfallprogramm als „Holo-Doc“ titulieren. Und dank seines mobilen Emitters macht der Doc ja recht ausgiebige Ausflüge in der Realität – was das in diesem Kontext auch immer bedeutet.

Nicht die Wikipedianer ärgern

Die Süddeutsche Zeitung hat siebzehn relativ belanglose Fälschungen in der Wikipedia untergebracht und dokumentiert wie schnell sie entfernt wurden.

In meinen Augen sind solche Tests eher albern, sie waren vielleicht vor zwei Jahren gerechtfertigt. Wer sich heute mit der Wikipedia beschäftigt hat, weiß ohnehin was bei solchen Tests herauskommt. Und wer sich in einem Fachgebiet auskennt, findet genug Fehler ohne sie selbst einzuschmuggeln.

Die Wikipedianer reagierten übrigens nicht amüsiert und sperrten die für die Fälschungen verwendete IP erst für einen, dann für drei Monate.

Instant Messaging – was ist das?

Ein US-Abgeordneter wurde überführt sexuelle Botschaften an Teenager geschickt zu haben. Ein politischer Skandal und sicher nicht das, was eine Partei im Midterm-Wahlkampf braucht.

Doch wie hat er diese Nachrichten übermittelt?

Focus zum Beispiel schreibt:

Am Freitag war Mark Foley zurückgetreten, nachdem der Sender ABC berichtet hatte, der 52-Jährige aus Florida habe E-Mails und SMS mit Anspielungen auf Geschlechtsorgane

Auch Reuters Deutschland schreibt es:

In seiner ersten Reaktion auf die Affäre äußerte sich Bush am Dienstag schockiert über die SMS und E-Mails mit sexuellen Inhalten, die der Republikaner Mark Foley an Praktikanten des Kongress gesendet habe.

Der Stern bringt den Reuters-Bericht und macht es anschaulicher: Mit einem Agenturbild eines Handies über einem Laptop.

Stern Handy Symbolfoto

Der Schweizer Tagesanzeiger hat eine neue Variante:

Das inzwischen zurück getretene Mitglied des Repräsentantenhauses soll über Jahre hinweg sexuell anzügliche Botschaften per Internet und SMS an minderjährige Pagen des Kongresses in Washington geschickt haben.

Der US-Fernsehsender ABC, der die Affäre aufgedeckt hat, hat jedoch eine andere Version:

ABC News reported Friday that Foley also engaged in a series of sexually explicit instant messages with current and former pages, all male. In one message, ABC said, Foley wrote to one page, „Do I make you a little horny?“

Sprich: Der Abgeordnete Foley hat keine SMS, sondern Instant Messages verschickt. Aber die kennt ja keiner in Deutschland. Deswegen muss man das dringend umschreiben…

PS: die Redaktion von Spiegel Online hat einen Kollegen in New York die Meldung schreiben lassen – der bringt die Nachricht in diesem Punkt korrekt über den Atlantik und versorgt uns sogar mit der Abkürzung IM’s.

Tags darauf legte ABC News nach und veröffentlichte Instant Messages (IM’s), die dem Sender von „früheren Boten“ zugespielt worden seien. Foley habe dabei seine private AOL-Adresse „Maf54“ benutzt (Initialen plus Geburtsjahr). Foleys Anwalt David Roth hat die Authenzität dieser IM’s inzwischen bestätigt.