„Etwas pathetisch“

Ich bin ja bisher kein großer Fan von Netzwertig.com gewesen: Zu viele Buzzwords, meist sind die per Twitter und Rivva als tiefgründige Analyse weitergereichten Artikel in meinen Augen nicht mehr als eine Aneinanderreihung plumper Netz- und Gadget-Begeisterung sowie recherchefreier Besserwisserei.

Das könnte nun anders werden. So schreiben die Netzwertig-Autoren Andreas Göldi und Peter Sennhauser eine an sich legitime Kritik der ideenlosen Verlagsapplikationen fürs iPad. Da das aber schon an zahlreichen anderen Stellen zu lesen war, steigern sich die Autoren zu einer conclusio, die ihres gleichen sucht:

Nein, das iPad ist das genaue Gegenteil einer Zeitung. Etwas pathetisch ausgedrückt: Noch nie in der Menschheitsgeschichte konnte man auf einer so geringen Fläche so einfach auf mehr reichhaltige Inhalte zugreifen wie mit einem iPad. Das ist der künstlichen Verknappung der alten Medienwelt genau entgegengesetzt. Und darum werden nur exzellente Inhalte gewinnen, nicht die Strategien von gestern.

Das ist doch nicht wirklich ernst gemeint, oder? Das kann einfach nicht ernst gemeint sein. Das muss Satire sein. Die Pointe ist sogar fett gedruckt. Ein etwas grober Klotz – zugegeben – aber ich habe gelacht.

Die Zukunft ist closed

Abobe vergießt im Firmenblog bittere Tränen darüber, dass Apples neuster Kreation Mal wieder etwas fehlt – etwas ganz substantielles:

And without Flash support, iPad users will not be able to access the full range of web content, including over 70% of games and 75% of video on the web. If I want to use the iPad to connect to Disney, Hulu, Miniclip, Farmville, ESPN, Kongregate, or JibJab — not to mention the millions of other sites on the web — I’ll be out of luck.

Nun – ich bin kein gewaltiger Fan von Flash. Zwar hat Adobe mit seinem Flash-Player Video im Web revolutioniert, Angebote wie YouTube erst möglich gemacht und dabei nicht einmal Linux-User ausgeschlossen. Aber in den letzten Jahren wurde Flash zunehmend lästig: immer neue Sicherheitslücken und immer neue Kopierschutzmechanismen zeigen die Nachteile einer proprietären, geschlossenen Technik. Stand vor Jahren noch das Bemühen an erster Stelle, Inhalte möglichst einfach abzurufen, ist Flash heute zum beliebten Mittel geworden, die neuen Möglichkeiten zu beschneiden. Ein Radiokonzert online mitschneiden, wie es im analogen Zeitalter Alltag war? Da sei Flash vor! Die lästigen Werbespots in der TV-Serie einfach überspielen wie am heimischen Videorekorder? Wiederum: nicht mit Flash.

Insofern wäre Apples Unterstützung für ein flash-ärmeres Web sicher unterstützenswert – alleine: hier wird der Teufel mit dem Beelzebub ausgetrieben. Selbst die Apple-Fanboys von TUAW haben es kapiert. Nicht etwa die mangelnde Performance von Flash unter MacOS (die kaum schlechter sein kann als die von iTunes-Umsetzung unter Windows) ist der erste Grund eine Flash-Adaptierung zu verhindern:

As for Hulu and a few of the other specific sites mentioned in Adobe’s rant, now that Apple is in the business of selling content, exactly how is it in the company’s best interest to provide access to that same content, through another company’s platform, for free?

Der Traum der Content-Industrie: ein Gerät, dass die lästige Konstenlos-Konkurrenz ausschließt. Das den Wettbewerb effektiv beschränkt. Und trotzdem millionenfach gekauft wird. Bei Flash-Streams konnten findige User immer noch den Output der Soundkarte und der Grafikkarte mitschneiden und über Tauschbörsen verbreiten. Bei iPad ist das nicht möglich – im App Store wird niemals eine Filesharing-Software erscheinen. Zudem ist das Gerät so verdongelt, dass Apple dem Gerät nicht mal einen HDMI-Anschluss spendiert hat. So viel Dreistigkeit kann doch keinen Erfolg haben, oder? Apple muss doch dem Freiheitswillen des Webs nachgeben? Auch sie können dem freien Internet auf Dauer keine Fesseln anlegen – egal wie schick sie nun aussehen mögen!

Oder vielleicht doch? Heute hat auch Amazon seine Quartalszahlen bekannt gegeben

„Millionen Menschen besitzen jetzt Kindles“, kommentierte aber Gründer und Unternehmenschef Jeff Bezos die Geschäftszahlen. „Und Kindle-Besitzer lesen viel.“ Mittlerweile seien 410.000 (meist englischsprachige) Titel zu haben. Amazons Medien-Verkäufe insgesamt stiegen weltweit im abgelaufenen vierten Quartal um 29 Prozent auf 4,68 Milliarden US-Dollar.

Der Kindle ist das mit Abstand meist verdongelte Device, was derzeit zu haben ist. Zwar stellt sich die Unterstützung für Flash wegen der ungeeigneten Hardware gar nicht, aber dass E-Books anderer Anbieter auf dem Kindle gelesen werden, hat Amazon effektiv verhindert. Nicht mal ungeschützte ePub-Bücher lassen sich auf dem Gerät lesen. Und trotzdem verkauft es sich wie warme Semmeln.

Auch auf dem Buchmarkt mischen Apple und Adobe jetzt mit. So beschwert sich Adobe-Mitarbeiter Adrian Ludwig weiter:

Unlike many other ebook readers using the ePub file format, consumers will not be able to access ePub content with Apple’s DRM technology on devices made by other manufacturers.

Auf Deutsch: die Kopierverhinderer von Adobe kabbeln sich mit den Kopierverhinderern von Apple und mit denen von Amazon. Dass der harte Wettbewerb zu einem echten Standard führt, der den Kunden wieder eine echte Wahl zwischen Geräten, Verkäufern und Titeln lässt, ist nicht zu erwarten. Und offenbar von den Kunden auch nicht gewünscht. Nein, es wird nur einer gewinnen und der darf dann schließlich auch Harry Potter als E-Book verkaufen. Und schon schießen die Verkaufszahlen wieder in die Höhe.

Der Computer als Universalmaschine? Nicht mehr lange.

iphone-Apps: Don’t update

Das iPhone und der iPod Touch haben etwas, was ich unter Linux sehr schätze und unter Windows immer noch schmerzlich vermisse: Einen Paketmanager. So kann man immer sicher stellen, dass man die aktuelle Software parat hat, hat immer die neusten Features und die wenigsten Sicherheitslücken.

Doch leider vermasseln sie es grade Mal wieder. Nicht nur die Beschränkung auf die gnädigerweise von Apple genehmigten Anwendungen ist ein Makel, der komplette Sinn des Paketmanagers wird ins Gegenteil verkehrt. Statt immer bessere Funktionen und Software zu haben, hat man plötzlich immer weniger Funktionen.

Hier ist ein aktueller Fall – bei weitem nicht der einzige. Bei anderen Apps werden irgendwelche Pseudo-Funktionen nachgeschoben, um ganz nebenbei Werbung in die zu integrieren – dabei ist auf kleinen Bildschirmen jedes Pixel kostbar. Oder es werden wesentliche Funktionen entfernt und in eine Bezahl-Applikation transferiert.

Mein Rat daher: wenn kein wirklich guter Grund für ein Update besteht, sollte man es derzeit vermeiden.

Zwei Mal Creative Commons

Der Begriff „freie Inhalte“ wird von jedem ganz anders verstanden. Was heißt es eigentlich, wenn man seine Arbeiten unter eine Creative Commons-Lizenz stellt?

Beispiel 1: Mikel Ortega Mendibil aus dem Baskenland fotografierte im Oktober 2006 zwei Pferde vor dem Berg Gipuzkoa. Er stellte es in Flickr unter der Lizenz CC-BY-SA, die die Nutzung des Bildes erlaubt, wenn man den Namen des Urhebers nennt und das Bildes unter den gleichen Bedingungen weitergibt. Im Februar 2008 wurde das Bild auf Wikimedia Commons hochgeladen. Dort nahm sich der Commons-Nutzer Richard Bartz des Bildes an und editierte es in mehreren Schritten. Vor kurzem wurde das Bild zum Bild des Jahres 2008 gewählt. In einem Artikel auf einem baskischen News-Portal zeigt sich der 31jährige Fotograf hoch erfreut.

Beispiel 2: Eine der derzeit interessantesten Bewegungen zu freien Inhalten ist das Projekt OpenstreetMap, das geografische Informationen sammelt, zu sehr sehenswerten Karten verarbeitet und ebenfalls unter der Lizenz CC-BY-SA verarbeitet. Um eine Stadt komplett zu erfassen sind Dutzende von Freiwilligen unermüdlich unterwegs, kartieren Straßen, Plätze und sogar Briefkästen. Kostenlos. Das ermöglicht einige Nutzungsarten, die zum Beispiel mit Google Maps nicht erlaubt sind – so kann man die Daten einfach komplett herunterladen und selbst verarbeiten – ob in der Autonavigation oder zum Abgleich der Jogging-Strecke.

Oder man lädt die Daten für einzelne Städte herunter, bereitet sie etwas auf und verkauft sie im iTunes-AppStore für 2 bis 4 Euro.

osm-apps

Standards! Aber nicht ohne meinen iPod!

Thomas Hillenbrand fantasiert auf Spiegel Online wie viel die Autoindustrie doch von der Google und Co doch lernen könne:

Die meisten Bordcomputer sind grässlich schlecht zu bedienen, der iPod-Anschluss funktioniert häufig nicht – sogar in Premium-Limousinen von BMW und Mercedes. Könnte das etwas damit zu tun haben, dass jeder Hersteller seine eigene hausinterne Software-Lösung zusammenfrickelt, statt auf offene Software- und Hardware-Standards zu setzen?

Wer auf offene Hard- und Software-Standards setzt, kann gar keinen iPod-Anschluss anbieten.

Kann man Coolness abonnieren?

Golem schreibt:

Amazon hat in den USA für manche Produkte einen „Subscribe & Save“-Dienst vorgestellt. Damit lassen sich z.B. Haushaltsprodukte nicht nur einmalig ordern – sie kommen vielmehr auf Wunsch in regelmäßigen Abständen automatisch per Post ins Haus.

Ob man auch den neusten iPod abonnieren kann?