Anwaltlicher Notdienst rettet Polizei-Vandalen

Die Meldungslage in Heiligendamm lässt heftige Dementis erwarten, aber der obligatorische Verdacht der Autonomen, dass sich Polizisten als Provokateure betätigen hat reichlich Futter bekommen. Die Nachrichtenagentur ddp berichtet:

Am Sicherheitszaun um den G8-Gipfelort Heiligendamm ist die Situation am frühen Mittwochabend kurzzeitig eskaliert. Am Blockadepunkt Galopprennbahn wurde eine Person von mehr als einem Dutzend vermummter Demonstranten angegriffen. Möglicherweise handelte es sich um einen Polizisten, der in der Autonomen-Kleidung unter den Blockierern war.

Der Mann wurde von Kräften des anwaltlichen Notdienstes der Demonstranten aus der Notlage befreit und zur Linie der Polizisten gebracht, die ihn in ihre Reihen zogen. Wie ein Sprecher des Notdienstes bestätigte, hatten mehrere Demonstranten den Mann als Polizisten erkannt. Dieser sei der Auforderung, sich auszuweisen, nicht nachgekommen. Zu möglichen Verletzungen des Mannes wollte sich der Sprecher nicht äußern.

Säzzer 2.0?

Erinnert sich noch jemand an die „Säzzer“? Nun: Die Setzer waren ein altertümlicher Berufszweig, die die Textergüsse der Redakteure in Zeitungsform gegossen haben. Bei der jungen taz hatten diese Setzer manchmal eine ganz eigene Vorstellung von den Artikeln, die sie eigentlich nur ins Blatt heben sollten. Und die Revolution: sie schrieben das auch in die Artikel rein. Aus dem Setzer war der Säzzer geworden. Die eigenartige Unart der Sätzer wurde zum Teil der jungen taz-Kultur und schlief folglich in den 90er Jahren ein. (Mehr findet sich zum Beispiel hier.)

säzzer

 

Heute morgen dachte ich, dass diese Tradition wieder aufgelebt sei, als ich auf der Titelseite der Frankfurter Rundschau (sorry – ich meinte natürlich: der neuen FR) den Satz „Diese Zeitung wird bestreikt“ fand. Und das ganze noch auf rotem Grund.

Aber Fehlalarm: Es waren keine Säzzer, noch die streikenden Druckereiangestellten, sondern die Redaktion. Die hat ein Tabu gebrochen und berichtet tatsächlich halbwegs ausführlich über die Druckerstreiks. Sonst vermeiden Verleger eine solche Berichterstattung – schließlich will man dem Tarifgegner keine kostenlose Publicity bringen.

The origin of Blogs

Philipp Dudek schreibt:

Wir hatten eine Idee und wir hatten alle ein Bier zu viel getrunken – an diesem Abend in einer Hamburger Kneipe. “Eine neue Form der Online-Reportage muss her”, war unser Gedanke. Eine Darstellungsform, die endlich dem Medium Internet genüge tut.[…]

Mittlerweile ist es Juni. Wir haben immer noch kein Geld. Dafür sind wir zu viert. Und aus der innovativen Form der Onlinereportage ist ein einfaches Blog geworden. Aber das werden wir so richtig rocken. Mit Fotos, Videos und Texten. Schön linear und synchron…

Irgendwie kenne ich den Ablauf. Es war Berlin, wir waren zu viert und das Ergebnis war Kick Dich.

Trinkt mehr Bier!