Peter ist sauer!

Wie reagiert man darauf, wenn die Leser eines Top Business-Blogs Kritik an Stil und Technik eines Blogs äußern? Daraus lernen? Nein, man haut drauf.

Drei Tage nachdem der anonyme deutsche Fon-Blogger „Peter“ eine Umfrage gestartet hatte, um den „Wünschen der FONeros weitestmöglich entgegenzukommen“, ist die Umfrage wieder verschwunden. Dass die wenigen Kommentatoren seine Arbeit kritisierten, war für Peter offenbar unerwartet gekommen. Heute verkündet er, was er gelernt hat:

  • Manche Menschen sind einfach nur grausam…. und deren Ego reziprok grenzenlos…
  • Anonymität erlaubt Grenzenlosigkeit bei mangelnder Selbstdisziplin… und bindet Ressourcen sinnlos
  • Der Blog wird als „corporate blog“ weitergeführt, d.h. im Wesentlichen wird er auf seine Informationsfunktion reduziert werden
  • Für diese Seite wird es keine Kommentarfreischaltung geben, da ich momentan einfach nur stinksauer bin.

PS: Peter hat auch nun auch seinen kleinen Wutanfall gelöscht. Der Google-Cache zeigt noch einige Kommentare, die aus dem Blog verschwunden sind. Zum Beispiel dieser:

Auch ich schließe mich an. Vor allem die Tatsache, dass man Artikel teilweise das dritte mal im rss reader findet, stört doch ein wenig. Und ehrlich gesagt finde ich es auch nur halb spannend, dass in letzter zeit nur noch berichtet wird, in welchem asiatischen land noch la foneras verteilt werden, während ich seit 5 wochen auf meinen warte… :-(
Stellt euch doch mal vor und erzählt, was ihr in Deutschland so macht.

oder der

Es wäre schön, wenn die Artikel nicht oft noch 3-4 mal nachbearbeitet werden würden, das stört ganz schön im RSS-Reader.
Ein bisschen mehr redaktioneller Inhalt, weniger „Tests“ und das wärs auch schon.
Im Endeffekt ist das hier ja nur Werbung, und daher ist das schon ok.

Crumbelievable

Truthiness ist das Wort des Jahres. Schon wieder.

truthiness (noun)

  1. „truth that comes from the gut, not books“ (Stephen Colbert, Comedy Central’s „The Colbert Report,“ October 2005)
  2. „the quality of preferring concepts or facts one wishes to be true, rather than concepts or facts known to be true“ (American Dialect Society, January 2006)

Hipp Hipp, Colbert.

In diesem Sinne ein paar Truthiness-Wahrheiten.

  • Große Teile der Bevölkerung haben erst durch Blogs lesen gelernt.
  • Pizza macht nicht fett, wenn man sie auf dem eigenen Pizzastein zubereitet.
  • Abgerundete Ecken sind ein Zeichen von Fortschritt und Barrierefreiheit.
  • Clubmate ist gesund – es ist schließlich pflanzlich.

Damals, vor Web 2.0

Viel gelobt wird gerade ein Beitrag von Sascha Lobo im Zeitschriftenblog. Die Geschichte lässt sich schnell zusammenfassen: Lobo soll eine iX-Sonderausgabe zum Thema Web 2.0 rezensieren. Der Slogan von iX ist aber „Versteht nicht jeder. Ist auch besser so!“ Lobo versteht nicht und so macht er das, was er am besten kann: er räsonniert ganz allgemein über Web 2.0.

Das ist zwar sehr nett geschrieben, aber irgendwie… naja. Nehmen wir ein Beispiel:

Früher entdeckte ein Einzelner, dass Kraftwerksabwässer in den Bach geleitet werden, er schrie herum und irgendwann kam eine Kuh und pupste und das war’s. Heute schreit er digital herum, mit den Mitteln des Web 2.0 – schreibt, fotografiert, filmt und verlinkt und es besteht eine gute Chance, dass irgendwann eine sehr große Kuh namens Spiegel Online ankommt und einen Pups macht, der bis in die Schaltzentrale des Kraftwerks stinkt. Und allein die Angst davor, dass es passieren könnte, verbessert die Welt.

Hallo? Wie alt ist Sascha Lobo? Lebte er im 20. Jahrhundert schon?

Damals – die elektrische Energie war übrigens grad erfunden worden – gab es so unbedeutende Kühe namens Spiegel. Das war im Prinzip wie Spiegel Online, nur etwas mehr Text, viel weniger abgeschrieben und auf einem altertümlichen Medium namens „Papier“ verbreitet. Wenn damals jemand eine Kraftwerksabwasserumleitung bemerkte, konnte er zu einem so genannten „Telefon“ greifen – das ist im Prinzip wie Skype, hatte aber Tasten. Oder gar eine Wählscheibe. (Wenns die Oma nicht mehr weiß, in der Wikipedia steht es noch.) Und mit diesem Gerät konnte er den Spiegel anrufen. Und wenn der dann pupste, dann roch man das nicht nur in der Schaltzentrale des Kraftwerks.

Das Telefon konnte man übrigens auch benutzen, um andere Leute anzurufen als den Spiegel. Damals waren diese Geräte nämlich fast so weit verbreitet wie der Acrobat Reader oder Flash 8 heute. So hätte der Kraftwerksabwasserumleitungsauffinder zum Beispiel auch die Redaktion des Fernsehmagazins Monitor (so etwas wie eine frühe Alpha von Youtube) anrufen können. Oder gar Greenpeace. Oder seinen Landrat. Oder das Umweltministerium. Oder gar die Lokalredaktion einer Zeitung. Allesamt wahre Meister im Pupsen.

Ja, damals lebte man durchaus schon als Individuum. Ohne Ajax, ohne Weblogs und ohne Handykameras. Aber irgendwie hat es doch geklappt.

Tolles Produkt

Aus der Inbox:


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Ein Atemspray?

Einsamkeit tötet, Waffen nur so nebenbei

Aus einem Bericht der Netzeitung über das offenbar tragische Ende einer Amok-Warnung in Baden-Württemberg.:

Der Gymnasiast war seit Montag vermisst gewesen. Deswegen, und weil er als Einzelgänger und introvertiert galt, wurde er in Verbindung mit einer Person gebracht, die kürzlich im Internet eine Gewaltattacke an seiner Schule in Baden-Württemberg ankündigte. Ferner war am Mittwoch bekannt geworden, dass im Elternhaus des 18-Jährigen eine Pistole samt Magazin verschwunden war.

Fassen wir zusammen: Einzelgänger sind gefährlich – wenn sich jemand tatsächlich bewaffnet, ist das nur „ferner“ interessant.