Geklaute Wette – Big Deal

Ein Komiker beansprucht Urheberschaft an einer doofen Wetten-dass-Wette. Big Deal.

Wer erwartet von „Wetten Dass…?“ denn echte originelle Herausforderungen? Diverse Denksport-Wetten konnte ich damals noch am Bildschirm lösen. Ich erinnere mich an eine Schülerin, die erstaunlicherweise vielstellige Zahlen in Potenzen von dreistelligen Zahlen ausdrücken konnte. Dabei war dabei nichts furchtbar Besonderes, mit ein paar Grundregeln und etwas Zahlengedächtnis ist das kein Problem. Wenn das vorgegebene Ergebnis mit einer 5 endet, endet natürlich auch die gesuchte Basiszahl mit 5. Endet das Ergebnis auf 9, ist die letzte Ziffer der Basis entweder eine 3, 7 oder eine 9. Wenn man dann noch ungefähr weiß, in welche Größenordnung einige Potenzen liegen, kann man kaum falsch liegen.

Verpasste Praxisübung im angewandten Journalismus

Stefan Niggemeier berichtet eine neue Episode aus dem Wirken des enfant terrible der deutschen Blogosphäre Don Alphono: Kurz zusammengefasst: Der Blogger und Journalist wird zu einem Vortrag in vor Leipziger Journalistikstudenten eingeladen, lästert dort kräftig über Journalisten. Als sich die Studenten jedoch ein Beispiel am Stil ihres Referenten nehmen und in ihren eigenen Weblogs über den Vortrag berichten, reagiert der unsouverän, droht sogar mit Klage.

Ich habe keine Zeit, die Episode ausführlich nachzurecherchieren – aber angesichts der bei Stefan Niggemeier zusammengetragenen Fakten würde ich schätzen: die Journalismus-Studentin hatte recht – zumindest hatte sie kaum justiziabel unrecht. Was hätte also näher gelegen, den Fall durchzufechten? Natürlich mit Unterstützung der Universität und deren angestellten Justiziaren. Die eigenen Beiträge auf Fehler überprüfen. Die Abmahnung oder die Gegendarstellung abwarten, anhand Presserecht analysieren und demnach handeln. Wo bleibt der Professor, der den Referenten geladen hat und sehr wohl gehört hat, was der den Studenten gesagt hat? Wie will eine Uni Journalisten ausbilden, wenn die Lehre darin besteht vor Drohungen einfach wegzulaufen, einzuknicken?

Eine verpasste Chance.

(Kleine Anmerkung. Zu meiner Zeit hätte man als Schüler der Journalistenschule nur mit Ausnahmegenehmigung der Schulleitung bloggen dürfen. Wenn es damals denn Blogs gegeben hätte.)

Kommerz gegen Authentizität?

Im krit-Interview erklärt der Spiegelfechter Jens Berger einen der großen Trends der Blogger-Szene.

Wir stehen an der Schwelle einer Aufteilung des Netzes in Kommerz und Authentizität – da machen auch die Blogs keine Ausnahme. Vom Nutzer wird in Zukunft noch mehr Medienkompetenz zu erwarten sein als jetzt. Blogger sind nicht per se bessere Menschen, sie sind ein Querschnitt durch die Gesellschaft.

Dem Schluss mag ich zustimmen – wie könnte ich auch nicht? Aber der Ausgangsthese möchte ich doch stark widersprechen. Warum sollen Authentizität und Kommerz ein Gegensatz sein?

Nehmen wir den Alltag des Journalismus: Gerade die dümmsten und manipulativsten Pressemitteilung empfinde ich als äußerst authentisch. Die Verfasser glauben den Stumpfsinn, den sie per HTML-Mails und Word-Dokumenten in meine Inbox gießen. Im Gegenzug sind die bestbezahlten Edelfedern des Journalismus ebenfalls höchst authentisch. Ihre Texte spiegeln ihre Person wieder – zumindest sollen sie den Anschein erwecken. Zahlreiche Kolumnen in Hochglanz-Zeitschriften spiegeln gleichzeitig Höhepunkte der Authentizität und der Kommerzialität dar. Der unauthentische Nachrichten-Stil hingegen ist für die Schreiber nicht sonderlich lukrativ.

Für mich als Blog-Leser sind weder Authentizität noch Kommerzialität ein Eigenwert. Ich lese Blogs, weil sie gut geschrieben sind, weil sie interessante Einblicke geben und Fakten gut aufbereiten. Natürlich werde ich immer im Kopf behalten, wenn eine Firma ein Weblog führt. Oder wenn ein Blogger von einer Firma engagiert wurde, ihre Produkte vorzustellen. Aber das ist Ausdruck der oben erwähnten Medienkompetenz. Ein Auswahlkriterium ist es aber nicht.

Wie steht es mit der Authentizität? Um es polemisch zu sagen: Welche Blogger war schon authentischer als Callboy Torsten? Wer authentisch ist, erzählt vielleicht seine Wahrheit – das ist aber noch lange nicht meine Wahrheit.

Und hier sehe ich auch eher die kommende Aufteilung des Netzes. Das Netz wird nicht in authentisch und kommerziell unterteilt, sondern in Weltbilder. Der islamfeindliche Kommerzblogger wird vom islamfeindlichen Privatblogger zitiert, der höchst authentisch seinen eigenen kleinen Geist dazu addiert. Der leidenschaftliche Filmsauger wird nur Blogs lesen, die auch schön kräftig gegen die Film-Mafia wettern – auch wenn die Seite mit Provider-Werbung vollgekleistert ist. Dank der Vielzahl der Blogs, Communities, Foren und social-media-Diensten kann man viel einfacher unpassenden Fakten oder Gegenargumenten aus dem Weg gehen und hat trotzdem den Eindruck gut informiert zu sein.

Yahoo ist böse!

Eine Yahoo-Userin beschwert sich über die ungerechtfertigte Löschung eines ihrer Beiträge bei Yahoo Answers. Das ist nichts ungewöhnliches: Statt die Community zu begleiten, verfahren viele Firmen nach dem Motto: Erst sperren, dann fragen. Noch besser: Lästige Nachfragen werden durch Textbausteine und verschrobene Kommunikationsstrukturen abgewürgt.

In diesem Fall hat wahrscheinlich eine unterbezahlte und uninformierte Support-Kraft irgendwo auf dem Globus einen Verweis auf herunterladbare ISO-Dateien entdeckt und gelöscht. Dass man ISO-Dateien von Ubuntu kostenlos und legal herunterladen kann, könnte man in ein paar Mausklicks herausfinden – aber für solche Recherchen müsste man seine Moderatoren erstens ausbilden und zweitens bezahlen.

Schlimm genug. Aber man kann so eine Story ja immer gerne ein bisschen aufbauschen. Bei Slated wird daraus die Überschrift: Yahoo Censoring Open Source. Aus einer einzelnen Kommentarlöschung wird hier eine große Anti-Open-Source-Strategie von Yahoo zusammengesponnen. Und die Story wird auch in Deutschland weiter erzählt. Bei pl0g.de wird daraus: Yahoo mag kein Open Source.

Ich empfehle mal wieder den bewährten reality check. Löscht Yahoo!Answers jeden Hinweis auf den Microsoft-Konkurrenten Ubuntu? Offensichtlich nicht.

PIN-Flashback

Wenn man den falschen Stoff genommen hat – so geht die Sage – kann man auch Jahre nach dem Konsum plötzlich in einen Rausch fallen. Das nennt sich „Flashback“ – besonders LSD ist für dieses Phänomen berühmt.

Aber auch falsche Zahlen haben den Effekt. Meine EC-Karte hatte zum Beispiel grade einen Bad-PIN-Flashback. Vor drei Wochen hatte ich einen kleinen Blackout und mehrmals an Geldautomaten eine Nummer eingegeben. Aber kein Beinbruch: ich marschierte in die Sparkasse, um die Fehlversuche wieder zurücksetzen zu lassen. Dort erfuhr ich erstaunt, dass auf meiner Karte gar keine Fehlversuche registriert seien.

Nachdem ich zwischenzeitlich mehrfach am Geldautomaten war, weist mich der Geldautomat heute zurück:

Zu viele Fehlversuche, fragen Sie ihren Kundenberater.

Mal sehen, wann die Karte von dem Trip zurückkommt.

Am Ende der Hoffnung

Häufigster Ausdruck, den ich gestern auf dem Medienforum hörte war:

Am Ende des Tages…

Eigentlich dachte ich, dass dieser ausdruck gar nicht zur deutschen Sprache gehört, sondern eine ungeschickte Übersetzung des englischen „at the end of the day“ ist. Offenbar ist die Medienbranche anderer Meinung.

Besonders auffälig: Der Ausdruck wird besonders gerne von Leuten gebraucht, die nur vage Hoffnungen haben, dass ihr Konzept irgendwann klappen könnte.

Vielleicht regnet es ja am Ende des Tages, so dass ich mich nicht in den Schlaf schwitzen muss.

Dreck werfen

Chris von Fixmbr versucht mich grade mit Kübelchen voller Dreck zu bewerfen. Dabei ist er aber nicht so erfolgreich wie man von einem geübten Google-Benutzer zu erwarten wäre. Denn ich schreibe zum Beispiel nicht nur für Focus Online, sondern auch für die Frankfurter Rundschau. Dort arbeitet Monika Porrmann, Macherin des IMHO genialen Projekts Nach 100 Jahren. Und die ist – wie jetzt rauskam – ebenfalls Preisträgerin.

Aber das ist nur der Anfang: So habe ich seit der ersten Verleihung mehrmals über den Grimme Online Awards berichtet. Und ich arbeite für viele Medien, die schon mit dem Preisen bedacht oder dafür nominiert wurden. So zum Beispiel Telepolis und die Süddeutsche Zeitung, ebenso für Zeit.de und das Handelsblatt. Auch mit den Wikipedia-Machern arbeite ich oft, saß zum Beispiel mit einem auf dem Re-Publica-Podium. Stefan Niggemeier hat dieses Blog mehrfach visitstark verlinkt.

Das kann man nun als Ausgangspunkt einer Verschwörungstheorie nehmen oder die Erklärung akzeptieren: Ich bin freier Journalist und schreibe viel zu IT und Internetkultur. Außerdem blogge ich seit fast vier Jahren. Mit Grimme habe ich nichts weiter zu tun – niemand fragt mich, wer Preise bekommen soll, ich mache keine PR für Grimme noch für Mario Sixtus.

Das mit der Anonymität muss ich tatsächlich noch lernen. Ich muss aufhören in diesen Diskussionen meinen vollen Namen zu nennen oder meine URL zu setzen oder explizit auf Verbindungen mit Beteiligten hinzuweisen – man fliegt viel zu leicht auf. Normalerweise praktiziere ich Datensparsamkeit. Privat kommentiere ich normalerweise unter meinem Vornamen und ist keine Mailadresse erforderlich, dann verzichte ich sogar auf die. Wenn sie aber notwendig ist, gebe ich eine korrekte Mailadresse an. Bei den Grimme-Diskussionen habe ich aber immer klar gemacht, wer ich bin.

Tatsächlich ist mein Verhältnis zu Fixmbr gestört. Allerdings nicht wegen Grimme, sondern einigen Vorfällen vorher. Das äußert sich dann durchaus darin, dass ich den Pingback einer meiner Meinung nach schlechten Kopie eines meiner Blogbeiträge lösche. Oder dass ich in Blogs anderer Leute meine Meinung sage – und das in einer Form, die ich jedem ins Gesicht sagen kann.

No smoking

Aus der Inbox:

Die Kleiderordnung ist festlich/ elegant, Abendgarderobe (Smoking / Abendkleid) ist jedoch nicht erforderlich.

Da bin ich beruhigt. Ich käme mir auch albern vor, wenn ich auf dem Medienforum mit Smoking herumliefe. Vom Abendkleid ganz zu schweigen…