Die Rettung für Studivz

Wo grade jeder von StudiVZ spricht, kann man das doch ausnutzen. Dachte sich offenbar die Epoq GmbH aus Karlsruhe und veröffentlicht eine Pressemitteilung mit dem viel versprechenden Titel Epoq löst mit neuer Nutzer-Engine Probleme von StudiVZ und anderen:

„StudiVZ hatte fälschlicherweise in Richtung des klassischen Online-Werbemodells gedacht, bei dem Drittfirmen Zugang zu Nutzerdaten erhalten, um diese gezielt mit Werbung zu adressieren. Dieses Modell ist jedoch nur schwer mit dem Datenschutz vereinbar und wird von modernen Web 2.0-Communities schlichtweg nicht hingenommen, wie StudiVZ leidvoll erfahren musste“, erläutert Thorsten Mühling, Geschäftsführer der Epoq GmbH.

Nun, mittlerweile dürfte jeder mit ernsthaftem Interesse an den Fakten gemerkt haben, dass dies nicht stimmt. Die Lieferung von Adressdaten an Dritte stand nie in den AGB. StudiVZ hat eine Meldung von Welt Online, die das fälschlicherweise nahe legte, sofort und heftig dementiert. Es wäre auch gar nicht im Interesse des Unternehmens, Nutzerdaten aus der Hand zu geben – es ist das einzige Kapital, das die Firma hat. Warum also das Gegenteil verbreiten? Der nächste Abschnitt gibt Auskunft.

Die Karlsruher Softwareschmiede hat genau für diesen Fall eine neuartige Dynamic Recommendation Engine entwickelt, die die Werbung zwar gezielt anhand des Nutzerverhaltens steuert, dabei jedoch die Anonymität des Nutzers strikt wahrt. Statt Datenblöcke anhand festgelegter Kriterien zu selektieren und dann Drittfirmen bereitzustellen, bleiben die Datenbestände beim Epoq-Verfahren zu 100 Prozent beim Unternehmen.

Genau so macht es StudiVZ heute schon. Aber schön, dass wir darüber gesprochen haben, dass Epoq tolle Werbe-Software hat. Nur die Kommunikation mit der Außenwelt scheint nicht so toll zu sein.

Erfolg kennt viele Gesichter

Es gibt ja das Sprichwort: „Es gibt gar keine schlechte Presse“. Wenn Du nur im Gespräch bist, hast Du gewonnen.

Das könnte man auch auf StudiVZ anwenden. Die vergangene Woche war für das Unternehmen ein PR-technischer Reinfall. Eine falsche Überschrift hat wirklich viel Schaden angerichtet. Jetzt gibt es sogar einen Rüffel vom Datenschutzbeauftragten.

Aber ist das alles so negativ? Dank des Lexikonscouts von wissen.de nicht unbedingt. Denn dort können Leser abstimmen, welcher Begriff in diesem Monat so wichtig war, dass er enzyklopädisch verewigt werden sollte. Und ratet mal, wer im Dezember sein gewinnt.

Lexiscout-Abstimmung Dezember

Und wenn man dazu noch die eingereichte Kurzdefinition liest, dann wird einem richtig warm ums Herz.

Sachlich über Hetze schreiben

Dominik Reinle hat auf wdr.de einen meiner Meinung nach gelungenen Artikel über das Blog „Politically Incorrect“ veröffentlicht. Reinle schafft sachlich zu berichten, Worte wie „Hetzblog“ zu vermeiden. Er lässt den Gründer Stefan Herre ebenso zu Wort kommen wie den ausgesprochenen Gegner Stefan Niggemeier. Besonders interessant finde ich die letzten beiden Absätze:

Zum Weltbild von PI gehört auch der „Klimaschwindel“, der in der gleichnamigen Rubrik behandelt wird. Stefan Herre ist der Meinung, dass in Wahrheit überhaupt kein Klimawandel stattfindet und schon gar nicht von Menschen verursacht ist. „Der Hype, der momentan gemacht wird, will nur vom Thema Islam ablenken“, ist Herre überzeugt.

Im November 2007 hat PI-Autor Jens von Wichtingen das Blog verlassen mit der Begründung, PI habe „sektenähnlichen Charakter“: „Man lebt in einer eigenen Welt. Gut und Böse, Schwarz und Weiß. Man nimmt Nachrichten vollkommen anders auf, man fühlt sich im Besitz der Wahrheit. Und alle die PI kritisieren haben unrecht. Gutgemeinte Ratschläge werden ignoriert, die anderen sowieso.“ Stefan Herre weist den Sektenvorwurf zurück. Er behauptet, dass sein ehemaliger Weggefährte bei PI möglicherweise ausgestiegen ist, weil er bedroht wurde: „Er kam in die Schusslinie der Linken und vielleicht der Moslems.“

Ein gefälschter Klimawandel um vom Islam abzulenken. Auf den Gedanken muss man erst mal kommen.

Waterboarding im Bild

Im Tagesschau-Blog geht es um die Frage, ob man im Fernsehen Bilder von der Folter-Methode „Waterboarding“ zeigen darf.

In den USA hat man die Antwort schon vor einem Monat gefunden: Man darf, muss es aber richtig peinlich gestalten. CNN zum Beispiel zeigte merkwürdig unauthentischen Computeranimationen. Fox News hingegen griff in die Vollen und ließ einen ihrer Reporter von Vermummten dieser Folter unterziehen. Nunja – so ungefähr. Zwar bekam der Reporter orangefarbene Kleidung angezogen, konnte das Experiment aber abbrechen und einige dumme Witze machen.

Wer das Ganze im Bild sehen will: hier die Zusammenfassung der Daily Show.

Traficked

Penthause möchte angeblich für eine halbe Milliarde Dollar die Firma Various Inc aufkaufen. Das schreibt Penthouse Buys Social Networking MSNBC:

Various, which is based in Palo Alto, Calif., has a paid subscriber list of more than 1.2 million. It operates more than 25 online communities, including adultfriendfinder.com, which Penthouse says is one of the most highly trafficked Web sites with more than 18 million members.

Auf der Seite bin ich auch auf eine Tag-Cloud gestoßen. Das sieht dann so aus:

Tagcloud Adultfriendfinder

Irgendwie kommt mir das L-Wort da fehl am Platze vor.

Nicht unethisch

NYT-Redakteur Patrick J. Lyons hat in Sachen Wikipedia und Guanatanamo ein Dementi des US-Militärs erhalten. Nunja. Das Ganze liest sich jedenfalls so:

“There has been no attempt to alter/change any information that has been posted anywhere,” Lt. Col. Bush said in the statement e-mailed to us. “That would be unethical.”

Bush said in a subsequent phone call that there’s no way to know if any of the 3,000 uniformed military at Gitmo was responsible for the documented changes, but he promised his public affairs staff was not behind it. He also blasted Wikipedia for identifying one sailor in his office by name, who has since received death threats for simply doing his job – posting positive comments on the Internet about Gitmo

Wenn es nicht unethisch ist, Fidel Castro als Transsexuellen zu bezeichnen – selbst für zwei Minuten – scheint das US-Militär eine sehr pragmatische Ethik zu verfolgen. Wenn es dazu noch der Job eines Soldaten ist, anonym positive Kommentare über die US-Armee im Netz zu veröffentlichen, wäre das wahrscheinlich illegal – und dazu hätte der sailor noch einen verdammt schlechten Job gemacht.

Vielleicht möchte Lt. Col. Bush nochmal überlegen, und das Ganze als unautorisierten Gebrauch von Dienstrechnern bezeichnen.

Headhunting anders herum

StudiVZ hat einige Stellenanzeigen auf seiner Webseite. Zum Beispiel suchen sie einen Vice president Sales. Aus dem Profil:

Der richtige Kandidat gehört zu den ausgewiesenen Top 20 Online-Werbevetriebsprofis im deutschen Internet. Sie/Er ist zzt. in führender Vertriebs- und Umsatzverantwortung bei einem großen, werbefinanzierten Online-Medium oder bei einem der großen Vermarkter

Wäre es nicht effektiver die Top 20 der Branche direkt anzusprechen als darauf zu warten, dass die bei StudiVZ vorbeischauen?

PS: Bei einem Vertriebsleiter „truth-seeking“ zu verlangen ist entweder Ironie oder ein mir unbekannter Fachterminus. Die höchsten Prioritäten kommen wie bei den AGB am Ende:

Hunger und Lust auf ehrgeizige (Umsatz-)Ziele und deren unbedingtes Erreichen

Für YouTube sterben

Tagesschau.de berichtet über einen Angestellten einer Fast-Food-Kette, der einen bewaffneten Räuber mit einer Tasse voll Kleingeld in die Flucht schlug.

Was bewog den Angestellten nun, sein Leben für die Tageseinnahmen zu riskieren? Die Antwort gab Hoffmann der Zeitung „The Record“: „Ich wollte gut aussehen, falls das Überwachungsvideo auf YouTube auftauchen sollte.“ Die Furcht, auf der beliebten Heimvideo-Internetseite als Feigling zu erscheinen, war größer als die Angst vor dem Verbrecher. Zum Glück überlebten der Held und seine treue Tasse den Vorfall ohne größere Blessuren Zwar konnte der Räuber mit 290 Dollar ca. 200 Euro fliehen, Hoffman gelang es aber immerhin, ihm vorher noch seine Baseballmütze zu entreißen und ein paar blaue Flecken zu verpassen.

Pssst, sonst können uns die Spammer hören

Bill Pytlovany dokumentiert in seinem Blog eine Mail von Spamhaus:

Harvard is trying to protect their users from the tens of thousands of blogspot.com URL’s set up by spammers in just the past month.

We advise all users to consider emails with blogspot.com links in them as probably spam. Your emails include your non-spam blogspot URL. Sadly, on the same IP address is the tens of thousands of spammer URLs.

Until Blogspot (Google) can come up with a solution to the abuse, we’d advise you to use tinyurl.com or easyurl.com to „mask“ your blogspot.com link when included in emails.


Regards,

John Reid
The Spamhaus Project
http://www.spamhaus.org/

Was macht Spamhaus, wenn die Spammer Tinyurl entdecken?