Das Urheberrecht der Kobolde

Ich hab mir nochmal den siebten Teil von Harry Potter angehört – und seitdem verstehe ich die Urheberrechtsdebatte wieder viel besser:

Bill: You must be exceptional careful: goblins‚ notion of ownership, payment and repayment are not the same as human ones.

Harry: What do you mean?

Bill: We are talking about a different breed of being. Dealings between wizards and goblins have been fought for centuries. But you know all of that from History of Magic. There has been fault on both sides. I would never claim that wizards have been innocent.

Bill: However, there is a believe among some goblins – and those at Gringotts are perhaps most prone to it – that wizards cannot be trusted in matters of gold and treasure. That they have no respect in goblin ownership.

Harry: I respect…

Bill: You don’t understand, Harry. Nobody could understand unless the have lived with goblins. To a goblin, the rightful and true master of any object is the maker, not the purchaser. All goblin-made objects are in goblin’s eyes rightfully theirs.

Harry: But… if it was bought…

Bill: … then they would consider it rented by the one who paid the money. They have however great difficulties with the idea of goblin made objects passing from wizard to wizard.

Bill: They consider our habit of keeping goblin made objects, passing them from wizward to wizard without further payment little more than theft.

Q.I. und Google Q.A.?

BloggingTom hat gestern die zweifelhaften Geschäfte einer Kölner Firma und die Rolle von Google thematisiert:

Und Google?
Und was meint eigentlich Google dazu, dass über ihr Werbenetzwerk AdSense Werbung für solch unseriöse Geschichten gemacht wird? Doch Google ist bekanntlich ein verschwiegenes Unternehmen – so verschwiegen, dass man sich auch am Google-Sitz in Zürich im Februar nicht zur Sache äussern wollte. Vor rund einem Monat konnte ich via Twitter immerhin Stefan Keuchel, Pressesprecher von Google Deutschland, eine kurze Stellungnahme entlocken (wie @dworni glücklicherweise screenshot-mässig festgehalten hat):

Allerdings scheint das nur ein Lippenbekenntnis zu sein, denn auch heute vormittag sind die Banner auf AdSense noch immer allgegenwärtig. Das deckt sich leider mit den Erfahrungen der Zeitschrift c’t, die Google in Zusammenhang mit dem Abofallen-Portal Opendownload.de um eine Stellungnahme bat

Nun schlug heute morgen tatsächlich eine Werbung für diesen Anbieter bei mir im Feedreader aus – ausgerechnet im Feed von Slashdot:

q-i

q-i-2

Folgt man jedoch dem Link, gerät man auf eine Fehlerseite von Google-Tochter Doubleclick:

410 Link No Longer Available

We’re sorry.
The advertiser link you clicked on is no longer available.

Technisches Versagen oder hat Google den Stecker gezogen?

Und: warum wird jetzt der „Q.I.“ statt des IQ beworben?

Schütteln nicht vergessen

Praktischer Sicherheitshinweis aus dem Kölner Stadtanzeiger:

Darüber hinaus empfiehlt Scheulen jedem Bankkunden, ruhig auch ein wenig am Automaten zu rütteln. „Die Aufsatzgeräte der Betrüger sind ja nicht fest verschraubt. Meist werden sie mit doppelseitigem Klebebande angebracht. Wenn also am Automaten was nicht stimmt, werden die Kunden es merken, wenn sie mal dran rütteln oder ziehen.“

Süßigkeits-Automaten belohnen so viel Vorsicht auch schon Mal mit einem Gratis-Schokoriegel.

Was nicht erwähnt wird: die meisten Betrugsmaschen lassen sich zuverlässig mit Eigenurin vereiteln. Der Geruch von Parkscheinautomaten im ganzen Land belegt, wie gut diese Sicherheitshinweise bei der Bevölkerung ankommen.

Big Brother und die Medienkompetenz

Die britische Boulevardzeitung Sunday Express hat eine Hammer-Story:

The Children’s Secretary set out £400million plans to put 20,000 problem families under 24-hour CCTV super-vision in their own homes.

They will be monitored to ensure that children attend school, go to bed on time and eat proper meals.

Big Brother am Werk: So weit ging nicht Mal Orwells Version eines Überwachungsstaates – hier wurden nur Parteimitglieder mit Kameras überwacht, das Proletariat lebte unreflektiert und weitgehend unüberwacht, wurde mit Alkohol, Massenmedien und Lotterien unter Kontrolle gehalten.

Ein Skandal! Kein Wunder, dass die Nachricht flugs reichweitenstark weiter verbreitet wird, auch in tendentiell seriöseren Medien.

Komisch: über die Pläne von Ed Balls haben damals – die Story ist fast zwei Wochen alt – auch diverse andere britische Medien berichtet. Das entscheidende Detail mit den Überwachungskameras ist aber offenbar niemandem außer der Express-Autorin aufgefallen. Beim Guardian liest sich der Part so:

Balls said that so far only half of local authorities – 75 – were taking part in the scheme. So far there are 2,000 families in the intensive family support programme with 42 new projects set up since the publication of the youth crime action plan 12 months ago. Balls hopes it will expand to cover 20,000 problem families within the next 18 months.

The scheme uses a key worker to deliver intensive support to particularly chaotic or challenging young people and families, with non-negotiable elements and sanctions if behaviour does not change. The programme costs between £5,000 and £20,000 per family.

The action plan has also seen the involvement of 26,000 young people in extra activities on Friday and Saturday nights and the introduction of street teams of youth workers to 65 local areas. Operation Staysafe removes vulnerable young people from the streets at night and takes them to a place of safety.

Hat der Express vielleicht etwas genauer hingehört als die Kollegen von Guardian, BBC oder anderen Medien? Spätestens hier sollte der Denkreflex einsetzen: Überwachungskameras in Wohnungen für 5000 Pfund? Die Preise für Hardware und Überwachung müssen extrem gesunken sein, um ein solches Programm durchzuziehen. Zudem auch noch die ganzen angekündigten Programme bezahlt werden müssen.

Lange Rede – kurzer Sinn: die Autorin einer Boulevard-Zeitung hat das Wort „supervision“ gehört, grotesk aus dem Zusammenhang gerissen und daraus eine Horror-Story gemacht. Man könnte jetzt sagen, dass es Bände spricht, wenn erfahrene Journalisten solche Fehlinterpretationen für möglich halten. Aber die Titelstory von express.co.uk ist grade „Omega 3 is the secret of long life“ – so tief sinkt selbst bild.de nicht. Diese Geschichte erzählt mehr über britische Boulevardzeitungen und die Unwilligkeit der IT-Blogger, Quellen kritisch zu hinterfragen, wenn sie Ihnen in den Kram passen.

PS: Mit einer einfachen Mail habe ich das auch ganz offiziell von der britischen Regierung bestätigt bekommen.

Families will not be monitored by CCTV in their own homes. Through Family Intervention Projects (FIPs) we are supporting and challenging the small number of families involved in persistent anti-social behaviour. FIP workers spend time observing families in their own homes, helping them to recognise that their anti-social behaviour is unacceptable. They focus on the causes of their behaviour, and challenge them to make changes so they can turn their lives around. A very small
number of families who need further intensive support are placed in residential units with project workers living with them – this does not involve CCTV.

„This is part of the Government’s approach to preventing and tackling anti-social behaviour and youth crime. In the last year alone, FIPs have challenged and supported over 2,300 families to turn their behaviour around. Twelve months on from the Youth Crime Action Plan, Ed Balls and Alan Johnson have written to all local authorities in England asking them to expand and accelerate FIPs. Councils and police have reported that FIPs are an excellent way of preventing and tackling crime and anti-social behaviour.“

Wohlgemerkt: Das Dementi ist glaubwürdig. Der Express hatte von einer offiziellen Pressekonferenz berichtet, auf der mehrere Minister ein Aktionsprogramm vorgestellt haben, dessen Details in vielen Publikationen vorgestellt wurden und auf der niemand sonst etwas von Überwachungskameras gehört hat.

Der Express hat meine Anfrage nicht beantwortet, ob man zu dem Artikel steht. Offenbar hält die Redaktion auch das offizielle Dementi des Bildungsministers für nicht berichtenswert. Die Autorin Alison Little hält es dieser Tage für weit wichtiger, wie die britische Regierung Einwanderern Steuergelder hinterherwirft.

Davon abgesehen: In Großbritannien läuft allerhand falsch, was Überwachung betrifft – hier ein aktuelles Beispiel. Das sollte aber nicht dazu führen, dass man schlichtweg unreflektiert alles glaubt.

Mißfelder am Morgen

Grade schalte ich WDR5 ein – und was kommt? Ein Interview mit Philipp Mißfelder zum SPD-Kompetenzteam. Warum befragt man diesen Mann zu diesem Thema?

War der Spruch „mehr Schatten als Kabinett“ wirklich unerwartet und informativ? Konnte man es Mißfelder nicht ersparen, dass er sich laut darüber wundert, dass das Kompetenzfeld Gesundheit nicht besetzt ist? Und: muss er den rhetorischen Geniestreich zücken, er könne nicht beurteilen ob sich Ulla Schmidt rechtlich richtig verhalten hat? Muss er wirklich nochmal wiederholen, dass er im Punkto Generationengerechtigkeit einen lebenslangen Gang nach Canossa unternimmt? Führt er olche Interviews im Automatik-Betrieb? Sind die oben genannten Ausfälle zwanghafte Reaktion, Dummheit – oder Schlauheit, weil diese primitiven Tricks in der Realität beim Wähler doch sehr gut funktionieren?

Kurzum: Ein Einstieg in den Morgen, der nur depressiv macht.

Wie erfrischend war da doch das WDR5-Tagesgespräch von vorgestern: In einer Anrufsendung, in der ein Moderator die unsäglich verlogene Empörung um Ulla Schmidts Dienstwagen umrührte und dazwischen Heribert Prantl interviewte. Der sagte nämlich tatsächlich Unerwartetes – oder Unerhörtes, wenn man die Höreranrufe als Maßstab nimmt.

Diese Politikverdrossenheit findet immer wieder einen Anlass. Und Ulla Schmidt ist wieder einer der vielen kleinen Anlässe. Aber ich denke, man sollte es nicht übertreiben. Diese abgrundtiefe Politikverachtung, die man doch oft in Deutschland spürt – glaube ich – ist in diesem Maß doch unbegründet. Wenn man die deutschen Verhältnisse mit den britischen oder gar den italienischen vergleicht, dann geht es uns noch gold. Aber landläufig gilt ein Politiker bei uns als Angehöriger einer Kaste, die nicht viel kann und zu allem fähig ist. Die ganze Politik gilt als Netzwerk der Selbstbedienung, das die demokratische Ordnung überwuchert und erstickt. Die Politik als solche ist zum Synonym geworden für alltägliche Kungelei und Korruption. Und das ist schlichtweg – und das ist meine tägliche Erfahrung mit Politikern – falsch. Und es ist so falsch, dass es schon demokratiegefährlich ist.

Spießer 2.0

Ja, ich habe ZwoNull gesagt. Aus purer Absicht!

Grade habe ich in den Wirrungen von TCP/IP eine merkwürdige Nachricht vernommen:

fuck me now, love me later:… also manchmal haben die Berliner ja schon merkwuerdige Partynamen

Wie wunderbar revolutionär. Sex und Emotionen. Vorehelicher Geschlechtsverkehr. In der Volkstümlichen Hitparade ist dies auch bekannt. Da trällern die Stimmbandamateure dann einfach nur „Dieeeee-se Naaaa-acht“ – möglichst 20 Mal hintereinander.

Wer wirklich schockierende Partynamen ausprobieren will, sollte vielleicht mal „Buletten ohne Senf“ ausprobieren. Das wäre ein wirklich neues Konzept, was den Spießern – und allen anderes – richtig auf den Magen schlagen könnte.

Nicht verjagen, sondern verdrängen

Das Alkoholverbot in Freiburg wurde aufgehoben. Ich hatte vorher davon noch gar nichts gehört – um ein solches Verbot durchzusetzen müsste man in Köln wohl die Polizeistärke verfünffachen und käme trotzdem hinterher. Aber das ist offenbar auch gar nicht das Ziel: Nur bestimmte Säufer sind halt nicht willkommen, wie es bei der Frankfurter Rundschau nachzulesen ist.

Lothar Pflüger vom Ordnungsamt der Stadt beteuert jedoch: „Es soll keiner verjagt werden.“ Vielmehr wolle man, wie er etwas gestelzt formuliert, „Fehlverhalten in Richtung Gefährdung der öffentlichen Ordnung“ zurückdrängen.

Die Person kann bleiben, nur das Verhalten muss nur weg. Die meisten Leute können das ganz gut trennen. Sie bleiben am Schreibtisch sitzen und schicken nur ihr Lachen in den Keller. Und ihre Angst in Verordnungen.

Noch schöner kommt die Dualität des Denkens in diesem Zitat heraus:

Wenn Betrunkene pöbelten, lärmten oder ihre Notdurft verrichteten und damit die Allgemeinheit gefährdeten, konnte das in Kassel zwar auch früher schon als Ordnungswidrigkeit geahndet werden. Doch dafür seien die städtischen Ordnungshüter meist zu spät gekommen, erklärt Pflüger. „Jetzt müssen wir nicht mehr warten, bis eine Ordnungswidrigkeit begangen worden ist.“ Wer künftig beim illegalen Saufen erwischt wird, soll weggeschickt werden – oder, als schärfere Sanktion, seinen Alkohol abgenommen bekommen.

Leute wegschicken, bevor sie etwas Verwerfliches tun. Klingelt es da nur bei mir in den Ohren? Man kann natürlich jedes Verhalten kriminalisieren und dann hoffen, dass die Polizei mit Augenmaß und Menschenverstand maßvoll umsetzt. Was für den Penner mit dem ALDI-Bier gilt, muss ja nicht auf die Betriebsfeier mit ein paar Flaschen Sekt angewendet werden. Und wer sein Bier in der Kneipe trinkt, stärkt die lokale Wirtschaft. Kostet halt mehr. Aber das kann man sich schon leisten, wenn man anständig arbeitet.

Das ist Rechtsstaat mit Augenmaß. Weg mit Justitias Augenbinde – denn sie kann dann sehen: es geht doch nur gegen die Randgruppen. Nicht gegen die normale Erwerbsbevölkerung. Eigentlich: Weg mit Justitia – wer von den Asozialen wird schon dagegen klagen?

In diesem Kontext sehr interessant ist auch ein SWR-Interview mit Konrad Freiberg, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei. Dort erläutert er, warum das Alkoholverbot ja gar nicht so schlimm ist:

Welcher normale Mensch kauft nachts um zwei an einer Tankstelle Alkohol?

Ja, die „normalen Menschen“ sollten das Maß aller Dinge sein.

Positive Erfahrungen

Der grüne Bremer Lokalpolitiker Matthias Güldner wollte auch mal etwas zum Thema Kinderpornografie sagen und durfte bei Welt Online einige der gängigen Missverständnisse wiederholen. Besonders der eine ihn der Debatte gebetsmühlenartig wiederholte Satz stößt bei mir auf Unverständnis:

in Skandinavien wurden schon positive Erfahrungen mit vergleichbaren Gesetzen gemacht.

Welche „positiven Erfahrungen“ sind das denn? Das Internet ist nicht zusammengebrochen und in irgendwelchen Log-Dateien werden nicht weiter nachzuvollziehende Zahlen gesammelt. Nach mehr als fünf Jahren Websperren in Europa müsste es doch irgendwelche greifbaren Erfolge geben. Alleine: ich habe die Befürworter immer wieder gefragt und sie konnten mir keinen einzigen benennen.

Hat die „sexualisierte Gewalt gegen Kinder“ in Skandinavien durch die Sperre abgenommen? Die zuständigen Polizisten sind weit davon entfernt, so etwas zu behaupten.
Haben Produzenten und Verteiler von Kinderpornos durch virtuelle Stoppschilder akute Nachfrageprobleme oder Umsatzrückgänge zu verzeichen? Nichts davon ist bekannt.
Haben Konsumenten von Kinderpornos größere Schwierigkeiten, an Kinderpornos zu gelangen? Untersuchungen dazu liegen nicht vor.
Wird Kinderpornografie ungeachtet jeder Websperre auf ganz anderen Wegen als kommerziellen Webseiten verbreitet? Alle Anzeichen sprechen dafür.

Das beschwichtigende Argument ist ja die Behauptung, dass die Kinderporno-Sperren ja nur die schwächste in einem ganzen Bündel von Maßnahmen sind. Die Realität spricht eine andere Sprache. So demonstriert zum Beispiel die britische Internet Watch Foundation, dass man sich gar nicht mehr darum bemüht, Täter im Ausland zu verfolgen oder dem Phänomen Kinderponografie abseits der vor Jahren festgelegten Parameter aufzuklären. Dass es Filesharing-Netze und Chat-Netzwerke existieren, ist den mit brisanten Zahlen angereicherten Jahresberichten der IWF zum Beispiel nicht zu entnehmen. Sicher: es gibt mittlerweile viele Initiativen gegen Kinderpornografie, doch mit den stattlichen Websperren stehen die in keinem erkennbaren Zusammenhang.

Wenn man akzeptiert, dass die Webseiten-Sperren Symbolpolitik und gar keine konkrete Wirkung haben sollen, könnte die positiven Erfahrungen auch darin bestehen, dass Kinderpornos im Vergleich zu vorher gesellschaftlich mehr geächtet wären. Ein denkbar schwaches Argument für eine solche Maßnahme – aber hat das jemand ernsthaft untersucht? Meines Wissens nicht.

Lachen mit Pakistan und den Vereinigten Arabischen Emiraten

Pakistan etabliert ein antiterroristisches Lachverbot: Wer Witze über den Präsidenten per SMS oder E-Mail verbreitet, kann bis zu 14 Jahre lang im Knast landen:

The country’s interior minister, Rehman Malik, announced the Federal Investigation Agency (FIA) had been asked to trace electronically transmitted jokes that „slander the political leadership of the country“ under the new Cyber Crimes Act.

Mr Malik, said the move would punish the authors of „ill motivated and concocted stories through emails and text messages against the civilian leadership“.

Was in der ausgiebigen Berichterstattung nicht wirklich erklärt wird: Mit einem solchen Gesetz muss natürlich eine Zensur-Infrastruktur etabliert werden, die den Zugriff auf alle E-Mails und SMS ermöglicht. Mehr noch: Statt wie hierzulande gezielt nach den Kommunikationsdaten von Verdächtigen und ihrer Kontaktpersonen zu suchen, müssen die Pakistaner für ihr Vorhaben quasi alle Daten nach bestimmten Stichworten durchsuchen.

Unmöglich? Nein, mit modernen Datenbanken und ein wenig Expertenwissen ist das kein Problem. Zu den Mobilfunk-Providern in Pakistan gehört das Unternehmen Etisalat, das im Staatsbesitz der Vereinigten Arabischen Emirate ist und sich auch in Pakistan eingekauft hat. Etisalat ist kürzlich dabei ertappt worden, dass sie Blackberry-Anwender ausspionieren wollten, mit einer Software die wegen ihrer Unzuverlässigkeit vom indischen Telekommunikationsministerium abgelehnt wurde. Schließlich soll der Bespitzelte nicht bemerken, dass er bespitzelt wird.

Etisalat hat damit weniger Probleme. Zwar ist die Spionage-Attacke aufgeflogen und hat weltweit Schlagzeilen gemacht, aber Etisalat lügt unbeirrt weiter. Die Zeitschrift Arabian Business, die vor ein paar Tagen lautstark Antworten gefordert hat, wurde durch Exklusiv-Interview mit Etisalat-Manager Abdulla Hashim halbwegs ruhig gestellt. Die Redaktion gibt sich mit einem wortreichen und absolut unglaubwürdigen Dementi zufrieden, erwähnt nicht einmal mehr die erdrückenden Beweise gegen Etisalat oder die brisanten Details der Stellungnahme von Blackberry-Hersteller RIM. Der hat die Etisalat-Kunden sogar explizit davor gewarnt, das von Etisalat als Deinstallionsprogramm verteilte Update zu installieren. Wahrscheinlich wird das Spionageprogramm dadurch nur besser versteckt. Die Leser von Arabian Business werden hingegen ermuntert, in diese weitere Überwachsungs-Falle zu laufen. Man legt sich halt nicht gerne mit den Spitzen von Wirtschaft und Staat gleichzeitig an.

Immerhin die Arab News scheinen noch am Ball zu sein und zeigen ganz klar, dass die Behauptungen von Etisalat von vorne bis hinten falsch sind:

However, a telecom network expert and software programmer has dismissed Etisalat’s claim that the software it released to its Blackberry users was designed to aid 2G to 3G handovers as “rubbish” and “completely bogus.” Rudolf Van Der Berg, an expert in the field of telecommunications and based in Holland with experience of implementing telecoms interception and surveillance systems said the statement from Etisalat was “completely bogus.”

Scar Tissue

Was für eine Geste! Jeff Bezos entschuldigt sich:

This is an apology for the way we previously handled illegally sold copies of 1984 and other novels on Kindle. Our „solution“ to the problem was stupid, thoughtless, and painfully out of line with our principles. It is wholly self-inflicted, and we deserve the criticism we’ve received. We will use the scar tissue from this painful mistake to help make better decisions going forward, ones that match our mission.With deep apology to our customers,Jeff BezosFounder & CEOAmazon.com

Wohlgemerkt: keine Entschuldigung dafür, dass Amazon seinem Kindle einen Lösch-Befehl eingebaut hat. Keine Entschuldigung für Farm der Tiere oder Harry Potter. Keine Entschuldigung dafür, dass Amazon eine Plattform gebaut hat, in der windige Anbieter mal eben Raubkopien einstellen können.

Das „scar tissue“ ist die Erkenntnis, dass E-Books von Amazon eine Leihgabe und nicht etwa Eigentum sind – auch wenn der gnädige Lehnsherr in Zukunft noch großzügiger zu sein verspricht.