Das Download-Paradoxon

Wenn man sich direkt beim Hersteller Adobe Photoshop Elements 8 bestellen will, hat man die Auswahl: lässt man sich eine DVD schicken oder lädt man die Software einfach runter. Keine Zwischenhändler, kein Hochregallager, kein Lieferant mit Mindestlohn, keine gepresste DVDs, keine Updates direkt nach der Installation – der Download muss doch billiger sein?

Nein.

Ach ja: wenn man über den Zwischenhändler Amazon bestellt, der sicher eine einträgliche Marge draufschlägt, ist das Ganze 25 Euro billiger.

Unbiased

Newsmax ist laut Sarah Palin eine „sehr wertvolle , sehr hilfreiche“ Nachrichtenquelle. Wie hilfreich, kann man derzeit im Google Reader betrachten, wo diese Anzeigen an scheinbar jeder Ecke auftauchen:

Um einen uralten Wired-Artikel zu zitieren:

On a shoestring budget compared to other media sites, Newsmax has attracted a loyal audience of a few hundred thousand visitors a month, many of whom swear that it offers the only unbiased news available in the United States.

Leider sind diese Leute nicht die einzigen, die eine Berichterstattung nach Ihrem Geschmack nicht von einer neutralen Berichterstattung unterscheiden können. Oder wollen.

Kim Schmitz in Kürze

Der New Zealand Herald hat nichts zu berichten, also greift er ein wildes Gerücht auf, dass Kim Schmitz ein teures Haus gekauft habe. Lustig ist die Kurzfassung des zusammengegoogelten Lebenslaufs:

According to the Independent, Schmitz was deported from Thailand and arrested at Munich Airport, where he called himself the „Royal Highness Kimble the First“.

Darauf prostete er der versammelten Presse mit einem Glas Ketchup zu und flog auf einem Teppichluder in Liebesurlaub.

PS: Meedia und Golem ernennen die Nicht-Meldung des Herald zu „Schlagzeilen“ und plappern das Gerücht einfach nach.

PPS: Ich habe mich der Gerüchterstattung im Bildblog angenommen.

Feine Unterschiede

Wenn im Pre-Frühling die Sirenen im Dauerbetrieb sind – Polizei, Krankenwagen, und noch mehr Krankenwagen – frage ich mich manchmal: Haben die Jecken eine richtig gute Party, oder gab es einen Terroranschlag?

Ach ja: wann galt die Stunksitzung als subversiver Humor?

Wie heißt es, wenn Dein Mann auszieht?

Jaqueline?

Nein, „Schöner Wohnen“!

Ta-taaa!

Facebook-Chat: die Halbinsel-Lösung

Golem.de berichtet:

Facebooks Instant-Messaging-Dienst kann künftig mit beliebigen Desktopclients genutzt werden. Dabei setzt Facebook Chat auf das Jabber-Protokoll XMPP.

Also ein kleiner Schritt weg von der Insellösung. Wenn denn Facebook-User noch direkt mit den Nutzern von Google oder 1&1 sprechen könnten, wäre das tatsächlich ein Paradigmenwechsel. Zwar nutzen die anderen Anbieter die gleiche Technik, aber es ist wohl wie immer in der IT: Es muss mindestens zwei große Lager geben, und man nutzt offene Lösungen nur so lange man damit User auf seine Seite ziehen will.

…und wenn Deine Stadt ganz tot ist

Die Maschinenstürmer waren eine revolutionäre Bewegung gegen die von kapitalistischen Unternehmern – Karl Marx spricht von der neuen Klasse „industrieller Kapitalisten“, Ernst Nolte von „Industriebürgertum“ – vorgenommene Maschinisierung in der Industriellen Revolution. Mit dem Einsetzen der Industrialisierung im ausgehenden 18. Jahrhundert erfuhren viele Menschen, dass der zunehmende Einsatz von Maschinen Arbeitsplätze vernichtete; in der Folge zerstörten empörte und rebellierende Arbeiter wiederholt Maschinen. Der sogenannte Maschinensturm nahm in Deutschland und England unterschiedliche Ausmaße an.

via Wikipedia.

Dieser Mayener Buchhändler stürmt zwar keine Maschinen und Server, er hat aber eine sehr explizite Meinung zu Amazon ins Schaufenster gehängt: „…und wenn Deine Stadt tot ist, bildet Amazon Deine Kinder aus?“

Schaufensterdekorateur (oder: „Schauwerbegestalter“) ist übrigens auch ein Ausbildungsberuf.

Koschere Handies sind offline

Man denkt ja zuweilen, das Internet deckt alle kulturellen Unterschiede zu, bis wir alle unter dem Banner der LOLCats vereint sind.

Dass es in anderen Ländern tatsächlich noch andere Sitten gibt, zeigt dieser Artikel der israelischen Tageszeitung Haaretz über den Kampf ultraorthodoxer Rabbiner gegen das Internet

The Israeli rabbis first came out against Internet use in January 2000, when more than 30 Haredi leaders forbade Internet connections at home. Back then, the main concern was the easy availability of online pornography. The ban was not particularly controversial, as Israeli Haredim had long accepted a similar ban on owning television sets.

Many Haredim, however, circumvented the ban by using 3G phones, which allowed Internet access – until the rabbis forced them to buy „kosher-certified“ sets in which the Internet feature was disabled.

Damit hatten sie aber keinen Erfolg, was zum Beispiel am rasanten Aufstieg von Online-Angeboten speziell für ultraorthodoxe Juden (Haredi) zu sehen ist, auf denen doch tatsächlich über die Sinnhaftigkeit solcher Vorschriften diskutiert wird. Also ziehen die religiösen Führer die Daumenschrauben an:

The December order from senior rabbis – including top Haredi authorities like Yosef Sholom Elyashiv and Aharon Leib Shteinman – instructed their followers not to visit Haredi Web sites, which they said were full of „lies,“ „gossip“ and „abominations.“ Crucially, they also instructed Haredi schools not to admit any child whose parents are involved in such Web sites.

(Danke, Mathias)