Nachtrag Diekmann-Paparazzi

Die Bildblog-Aktion hat viele Reaktionen hervorgerufen. Das Bildblog verlinkt Ablehnung und Zustimmung. (Kritik zu verlinken, ist ein Merkmal der „Guten“ der Blogosphäre.) Dass das „Blog“ Spiegel Online inmitten von gewöhnlichen Blogs verlinkt wird, kann wohl aus augenzwinkende Boshaftigkeit verstanden werden.

Seien wir realistisch: das Bildblog muss sehen wie es weitergeht. Die ewigen Korrekturen von Nichtigkeiten – ist der Trainer der venezualischen Nationalmannschaft 38 oder 53 Jahre alt? – hat seinen Höhepunkt überschritten. Mag das Bildblog auch zehn Mal auf den Top-Listen stehen – man muss sehen wie es weiter geht. Man kann sich auf einem Grimme-Preis ausruhen – aber nicht auf ewig.

Bildblog hat aus meiner Sicht verschiedene Optionen. Dass Bildblog einfach stur weitermacht wie bisher, ist keine Option. Jeder Bildblog-Leser weiß inzwischen von den Manipulationen der größten Boulevard-Zeitung Deutschlands. Repetita non placent – Wiederholungen gefallen nicht. Wenn man die tausendste Wiederholung der Litanei „Bild.de publiziert grenzwertige Inhalte“ oder „Bild anonymisiert nicht richtig“ gelesen hat, wird man die Seite nicht mehr aufrufen. Auch Bildblogger wollen leben.

Das Bildblog muss neue Methoden und neue Themen ausprobieren. Und natürlich müssen Blogs Grenzbereiche ausloten. Wer sich über die das Leserreporter-Experiment mokiert oder die Aktion hochjubelt, ohne die Seitenaspekte zu berücksichtigen, agiert blogtypisch eindimensional. Dafür oder Dagegen. Einige Blogger versehen den jeweiligen Standpunkt mit vielen Ausrufezeichen, aber selten mit Tiefe.

Einige der Seitenaspekte: wer meint, dass Diekmann plötzlich von Tausenden Hobby-Paparazzi belagert wird, überschätzt das Bildblog. Blog-Leser sind immer noch eine Minderheit – Leute, die tatsächlich wegen Blog-Postings aktiv werden sind noch bedeutend seltener. Dazu kommen die finanziellen Aspekte: Bildblog hat weder das Budget für Prämien auf Bild-Niveau, noch die Rechtabteilung des Springer-Verlags. Es gehen also bedeutend weniger Bilder ein und die Blogger werden bei der Auswahl etwas mehr Vorsicht walten lassen. Reichweite spielt eine Rolle. Wer Millionen Leser erreicht, hat mehr Verantwortung als der, der Tausende erreicht, Wer Geldprämien aussetzt, hat mehr Verantwortung als der, der schlicht um Mitwirkung bittet. Das bedeutet natürlich nicht, dass kostenlose Mitwirkung frei von jeder Verantwortung ist.

Die Aktion ist Teil einer Kampagne – sort of. Bildblog will Reaktionen von Bild provozieren. Reaktionen, die über die üblichen abfälligen Bemerkungen seitens der Springer-Verantwortlichen hinausgehen. Und Bildblog will Reaktionen seiner Leser provozieren – werden sie mehr machen als nur Links anzuklicken und „sachdienliche Hinweise“ zu mailen. Ansonsten würden die Bildblogger auf ewig als kostenloses Korrektorat des Springer-Verlags fungieren.

Das Leserreporter-Experiment hat sehr spannende Aspekte: Kann das Bildblog seine Leserschaft so motivieren, dass wirklich Bilder von Diekmann geschossen werden – ohne die 500 Euro Honorar? Werden die Bildblog-Leser etwas bewusster mit dem Persönlichkeitsrecht umgehen als die BILD-Leser? Wird das Bildblog verantwortungsbewusster umgehen als die BILD-Redaktion? Und: Wer will schon verantwortungsbewusste Inhalte lesen?

Investigative Gosse

Manche Leute haben wirklich keine Achtung vor Menschen, wenn es ums Geldverdienen geht. Und so benutzen manche Sender das Label „investigativ“, wenn es nur um Schmutz und Entwürdigung geht.

Ein Beispiel scheint mir Carl Monday zu sein, den ich durch diesen Clip der „Daily Show“ entdeckt habe. Ein junger Mann wurde beim Masturbieren in einer Bibliothek erwischt. Carl Monday konfrontiert ihn nicht nur vor einem Millionenpublikum, sondern geht auch die Familie so aggressiv an, bis der Vater handgreiflich wird. Und immer schön die Kamera drauf. Die Daily Show nahm das zum Anlass für einen kleinen Beitrag, indem die Methoden von Monday veralbert werden. Als Höhepunkt lauerte Jason Jones mit einem Kamerateam am Parkhaus auf Monday.

Die Geschichte um Carl Monday hat noch einen weiteren Dreh, denn als investigativer Reporter muss man heutzutage natürlich auch ein Weblog führen, und so berichtet Monday über die Konfrontation und kündigt anschließend sogar stolz den Ausstrahlungstermin an.

Remember, this is Comedy Central so don’t take it too seriously, folks.

(In den Blogruf-Kommentaren habe ich gelesen, dass ein Team von Friedrich Küppersbusch zu Zeiten von „Privatfernsehen“ das Gleiche einmal mit Monica Lierhaus durchgespielt hatte, als die bei Sat1 eine Boulevardsendung moderierte. Allerdings war diese Konfrontation wohl deutlich härter.)

Pornical

Die taz ist die ideale Zeitung zum Bloggen. Ich lese sie auf Papier und kann die Artikel anschließend im Volltext verlinken.

Neu ist mir dieser Vergleich aus dem Artikel Unvermitteltes Poppen von Manuela Kay:

Gerne wird Porno ja auch mit dem Genre Musical verglichen. Im Musical setzt unvermittelt Musik ein und die Darsteller beginnen plötzlich – oftmals in völlig unpassender Umgebung wie Straßen oder öffentlichen Verkehrsmitteln – zu tanzen und zu singen. Ähnlich verhält es sich mit dem Geschlechtsverkehr im Porno, der oft ansatzlos und in unvermuteter Umgebung stattfindet.

Diesen Satz will ich jedoch nicht zuende denken:

Porno ist so männlich wie Politik

Netzwerken und Erniedrigung

Die taz hat einen schönen Artikel über das Netzwerken: Raus aus der Smalltalk-Falle. Darin beschreibt Kirsten Reinhardt das Unverbindlich-in-Kontakt-bleiben um irgendwann einen Auftrag zu bekommen.

Zwanglose Kommunikation. So eine Zwanglosigkeit vorzutäuschen ist eine schwierige Angelegenheit. Man möchte es dabei schließlich nicht so aussehen lassen, als wolle oder, noch schlimmer, als brauche man etwas. Einen Job, einen Auftrag … bitte, bitte … die Rechnungen stapeln sich schon zu Hause auf dem Küchentisch. Nein, das will man nicht. Obwohl es so ist. Also tarnt man das Netzwerken unverkrampft-geschickt in einer netten E-Mail, einem Geplauder über die herrliche Herbstsonne und den tollen Film, der gerade im Kino läuft – um sich schließlich so ganz nebenbei zu erkundigen, ob die Schwangerschaftsvertretung noch frei ist.

Bildblog: Fotografiert Kai Diekmann!

Das Bildblog wendet BILD-Methoden auf den BILD-Chef an: Fotografiert Kai Diekmann! heißt die Aktion, bei der Bildblog-Leser aufgerufen werden, Dieckmann in privaten Situationen zu fotografieren.

Ob diese Aktion Früchte trägt bleibt abzuwarten. So fehlt die Prämie, die BILD seinen Aushilfs-Paparazzi bezahlt. Zudem weiß man nicht, ob das Blog wirklich eine kritische Masse erreicht. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein BILD-Leser einen pinkelnden Polizisten sieht und fotografiert, ist wesentlich größer als dass ein Bildblog-Leser den wohlhabenden Manager mal eben sieht und auch spontan knipst.

Wahrscheinlicher ist, dass die Aktion darauf zielt, ein Anwaltsschreiben aus dem Hause Springer zu provozieren. Wenn der Springer-Manager mehr Privatsphäre einfordert als er dem Rest der Bevölkerung zugesteht, wäre das schwer zu begründen.

Mehrwert durch Studiengebühren

Die Tagesschau interviewt Frank Ziegele vom Centrum für Hochschulentwicklung warum Hochschulgebühren toll sind.

Es ist vor allem wichtig, den Studenten zu vermitteln: Ihr bekommt einen Mehrwert dadurch, dass ihr einen Beitrag zahlt.

Ein Mehrwert, den sicher viele Studenten begrüßen würden: Pädagogische Fortbildung für Lehrbeauftragte. Wer aus seinem Skript vorliest wird durch eine fähige Lehrkraft ersetzt.

Privatleben und Blogs

Sollte man wirklich die peinlichen Details seines Privatlebens in einem Blog ausleben?

Udo Vetter schreibt in seinem Lawblog über den Alltag des Juristenlebens, weist auf interessante Geschichten hin, alles ist gekonnt und witzig geschrieben. Mittlerweile ist das Blog so bekannt, dass er sogar Gastbeiträge veröffentlichen kann und ein Karrikaturist Zeichnungen beisteuert. Angereichert wird das Ganze durch Bemerkungen aus dem Coffee Shop, Erfahrungen als Kunden und ein paar Notizen aus dem Fitnessstudio – und über seine Ausflüge mit der Nichte. So weit. So gut.

Jedoch schweift der bloggende Rechtsanwalt ins sehr Private ab. In seinem Fitnesstudio ist eine Person, die er seit Monaten gerne ansprechen würde – und er schreibt in seinem Blog darüber. Ein interessanter Einblick – sicherlich: Jemand, der von Berufs wegen sehr eloquent ist, hat einen Kloß im Hals, wenn es um persönliche Gefühle geht.

Doch wie sollte das auf die Person wirken, die davon nichts weiß? Wenn sich die Story irgendwann im Fitnesstudio herumspricht?

Rassismus bei Null Promille?

Die Tagesschau meldet

Der DFB meldete sich bereits zu Wort: Verbandspräsident Theo Zwanziger erklärte die Bekämpfung des Rassismus‘ zur Chefsache. Kurz nach Zwanzigers Wahl zum DFB-Boss verabschiedete der DFB-Bundestag die neuen, schärferen Richtlinien zur Bestrafung von Rassismus, die für Spieler und Vereine Geldstrafen, Punktabzüge und sogar den Ausschluss aus Wettbewerben zur Folge haben können.

Einfachere Lösung: Alkoholverbot in Stadien. Promilletests am Eingang.