Kimble, der Namenlose

Vor ein paar Wochen erwähnte ich das Verschwinden mehrerer Kimble-Seiten. Seitdem bekam ich mehrere freundliche Mails, die mich über die neuen Beschäftigungsfelder von Kim Schmitz unterrichteten – danke dafür. Kurz zusammengefasst. Schmitz möchte wohl nicht mehr als das Großmaul Kimble auftreten, seine Methoden scheint er jedoch nicht wirklich geändert zu haben.

So taucht seit einigen Wochen im Weblog Techcrunch eine Anzeige auf, in der Web Developer & Web Designer gesucht werden. Neben 50000 Dollar Einstiegsbonus werden „007 benefits“ versprochen: Die Anzeige führt zu der Seite mit dem klangvollen Namen http://207.218.248.46/. Ja, richtig: kein Domainname – einfach nur eine IP-Adresse. Die Stellenausschreibung trägt auch keinen Namen: Man gibt sich lieber geheimnisvoll:

We will reveal our identity to candidates whose resumes meet our expectations

Wen würde man hinter einer solchen Anzeige erwarten? Den MI6? Klar: Denn zu den 007 benefits gehört auch ein entsprechender Arbeitgeber.

Es war natürlich naiv zu glauben, dass dieser IP-Trick allein genügen würde um die Identität des Arbeitgebers zu verschleiern. Richtig peinlich war es jedoch, dass es allzu einfach war, die Identität des employers 2.0 zu ermitteln. Denn die Anzeige erschien nicht etwa auf einem namenlosen Server, sondern war auch über einen Domainnamen abzurufen: http://www.ultimaterally.com.

Lesern des Kimble-Reports wird diese Adresse bekannt vorkommen. Die Kurzfassung: Kim Schmitz hatte unter dem Namen „Ultimate Rally“ eine Protz-Rally der Superlative angekündigt, reichlich Vorschüsse kassiert, das Event unter fadenscheinigen Gründen erst verschoben und dann angeblich an einen US-Investor verkauft. Die Vorschüsse wurden angeblich zurückgezahlt – allerdings unverzinst. Der US-Investor ist seitdem nicht aufgetaucht und die Domain immer noch auf Kim Schmitz registriert. Und nun erscheint ausgerechnet hier die mysteriöse Stellenanzeige.

Ein neugieriger Blogger fand unter der IP übrigens auch Hinweise auf Kimbles nicht zugelassener Super-Duper-Investitionsfirma Trendax. Und wenn man dann den Quelltext analysiert, kommt man auf ein Angebot namens Megaupload, das unerklärlicherweise ganz oben in den Alexa-Traffic-Charts auftaucht, obwohl der Service dort fast nur vernichtende Kritiken erntet. Ob es daran liegt, dass die Mega-Upload Toolbar automatisch auch die Alexa Toolbar installiert, die als Grundlage für die Trafficstatistiken dient? Oder hat es doch eher etwas mit der anderen Identität des Service unter dem Namen „Sexuploader“ zu tun?

Bürgerjournalismus ist toll

Ja, glaubt es ruhig. Bürgerjournalismus mag nicht immer ganz so gut geschrieben sein, wie der Kommerz-Journalismus. Das hat einen Grund: Er ist nicht aalglatt. Dafür ist er sehr viel glaubwürdiger. Weil: es sind halt Bürger, die berichten. Nicht windige PR-Berater und bezahlte Journalisten.

Wen juckt es da schon, dass die „Software-Initiative Deutschland e.V.“ die gleiche Adresse hat wie das Angebot „Officer Blue“, dass sie so sachkundig und objektiv nicht nur per Pressemitteilung, sondern auch per Readers Edition bewirbt empfiehlt? Ist etwas dabei, wenn der zitierte Verbandsprecher auch im Impressum von Officer Blue auftaucht?

Anti-Online-Betrug? Aber ja, bitte.

tagesschau.de goes bildblog.de

In einer Tagesschau-Meldung zum Fall Kurnaz handelt ein ganzer Absatz von der BILD.

„Bild“ verbreitet falschen Verdacht

Derweil greift die „Bild“-Zeitung längst widerlegte Anschuldigungen auf, wonach Kurnaz radikalisiert gewesen sein soll. Als Beleg für diese Behauptung werden Aktenvermerken der Staatsanwaltschaft Bremen aus dem Frühjahr 2002 zitiert. Die „Bild“-Zeitung unterschlägt jedoch die Information, dass sich der Anfangsverdacht gegen Kurnaz in keiner Weise bestätigte. Die Staatsanwaltschaft Bremen stellte das Verfahren von sich aus ein.

Ist der Ton nicht etwas schärfer als man es von der Tagesschau gewohnt ist?

Nazi-Suche in Web zwo null

Wollt ihr Mal nach Nazis suchen? So richtig nach Web-zwo-null-Art? Ihr müsst nicht erst zum Verfassungsschutz gehen, das geht ganz einfach mit ein paar Mausklicks.

Denn man höre und staune: auch Nazis hören Musik. Und zwar ziemlich spezielle Musik, die – vermutlich auch wegen des eklatanten Mangels an musikalischer Qualität – fast ausschließlich von Nazis gehört wird. Und es gibt Dienste, die erfassen die Musik von Computerbenutzern.

Wie läuft also die Web-2.0-Nazi-Recherche?

1. Man braucht einen geeigneten Ausgangspunkt. Zum Beispiel den Wikipedia-Artikel zu den Musik-CDs, die die NPD auf Schulhöfen verteilte. Darauf findet man so lebensbejahende Titel wie „Deutsche Mütter“ oder „Die Vertriebenenenballade“.

2. Die Bandnamen aus dem Wikipedia-Artikel überträgt man in zweites Web 2.0-Projekt: Last.fm erfasst die Musik, die auf den Rechnern seiner Nutzer läuft. Dank vieler kollaborativer Elemente kann man hier musikalische (oder andere) Freudschaften pflegen und Gruppen gründen.

3. Rumklicken.

landser-related

Nach ein paar Minuten hat man ganz besondere Schmuckstücke. Ein finnischer Nutzer, der sich „h8l8caust“ nennt. Die Hörerliste der verbotenen Nazi-Band Landser. Und eine Gruppe namens RAC, die sich ein Banner mit der Aufschrift „Nationale Sozialisten – last.fm“ gebastelt hat und zu der 171 Mitglieder gehören.

Kochen wie Bio

Eins der kürzesten Rezepte, das ich kenne, habe ich bei chefkoch.de gefunden.

Zutaten der Reihe nach in die Form füllen. Wartezeit nutzen, um den restlichen Wein zu trinken.

Gebraucht werden übrigens zwei Esslöffel Wein…

To-Do: Fon-Spaziergang

Peter Giesecke hat sich mal die Fon-Karte angesehen und markiert, wo er denn über Fon online gehen könnte. Wohlgemerkt: könnte. Ob man es tatsächlich kann, hängt sehr von den individuellen Gegebenheiten am Standort ab. Ich hatte zur Recherche meines c’t-Artikels im vergangenen Jahr die Probe aufs Exempel gemacht und nur an zwei Standorten überhaupt ein Fon-Signal aufgefangen. Dazu musste ich aber genau vor dem Haus auf der Straße stehen.

Das Fazit bei Netzausfall ist dann auch etwas skeptisch:

Sieht ja alles schön und gut aus. Wenn man aber bedenkt, dass ich mich noch nie über einen anderen Router eingewählt habe und deshalb auch nicht beurteilen kann, ob die Zugangspunkte, die ich auf der Karte gezählt habe, wirklich aktiv sind und mich ins Netz lassen, wenn man bedenkt, dass ich beim kleinsten Problem meinen eigenen Fon-Router abgeklemmt und mir Zeit gelassen habe, dieses Problem zu lösen, dann bin ich doch um einiges skeptischer, wie lange es noch dauern wird, bis ich durch die Stadt spazieren kann und dauerhaft online bin.

Ob die jüngst angekündigte Rückstufung von Fon-Verweigerern mehr tiefgrüne Punkte auf die Fon-Maps bringen oder ob die vorhandenen nicht eher endgültig verlöschen, bleibt abzuwarten. Ich werde demnächst Mal einen echten Spaziergang durch Köln machen und sehen, wo ich mich denn in meinem Stadtteil einloggen kann.