Es gibt keine Gesetzeslücke im Fall Edathy

Die Politik funktioniert in der Affäre um Sebastian Edathy grade wie ein Überdruckventil. Wenn kein Spitzenmann der SPD zurücktritt, dann soll eben ein neues Gesetz her!

Der Vorschlag, der derzeit verbreitet wird: Alle kommerziellen Nacktaufnahmen von Kindern sollen verboten werden. Dazu kann ich nur sagen: Nein!

Es ist ein typischer Vorschlag in solchen Situation: Er hätte weder den in diesem Fall betroffenen Kindern geholfen, gleichzeitig würde er viele kriminalisieren, die keinerlei kriminelle Absichten haben.

Wie Gerhard Baum heute morgen im Deutschlandradio ausführte, sind die Kinder, deren Fotos Edathy gekauft hatte, tatsächlich auch missbraucht worden. Und deshalb wurden sie auch identifiziert und sind von ihrem Umfeld getrennt worden. Die jetzige Rechtslage reichte dafür aus. Denn nach jahrelangem Kampf haben es die Kinderschutzverbände tatsächlich geschafft, international weit reichende Gesetze gegen Kindesmissbrauch und die Verbreitung von Bildern zu schaffen.

Nackte Kinder hingegen gehören zu unserem Alltag, deshalb finden sich in unseren Familienalben Bilder von nackten Babies, Kleinkindern, etc. Und jede Zeitung, jeder Fernsehsender hat solche Bilder im Archiv. Ein Familienalbum landet auf dem Flohmarkt? Eine Straftat! Schließt man die vermeintliche „Gesetzeslücke“ müssten die Strafverfolger Tausende von Verfahren gegen Leute einleiten, die niemals zu Kindesmissbrauch beigetragen haben. Denn Gesetze haben keine Fußnote: „Diesen Paragraphen bitte nur auf böse Menschen anwenden“.

Dass Edathy „davonkommt“, sollte niemanden beunruhigen. Seine politische Karriere war schon vor der Durchsuchung faktisch beendet. Eine Geldstrafe, wie sie von dem von der Staatsanwaltschaft bisher vergeblich beschworenen „Graubereich“ vielleicht hätte fällig sein können, hätte keinen erkennbaren Effekt.

Es ist Politikern so vieles verboten, was nicht verboten ist. Er hätte sich auch völlig legal Prostituierte in sein Büro bestellen, in der Bundestags-Raucherzone einen Eigenbedarfs-Joint anzünden, er hätte mit einem Jagdgewehr durch Berlin ziehen können. Alles legal, aber politisch wäre er erledigt gewesen. 

Meine stille Homophobie

Die Homophobie meiner Kindheit hatte nichts Spektakuläres. Ich bin auf dem Land aufgewachsen, wo jeder katholisch war und alle meine Klassenkameraden beide Eltern hatten. Auf dem Schulhof hatten wir Jungs zwei Kategorien: Entweder etwas oder jemand war „cool“ oder  „schwul“. Es ist einfach vorzustellen, was wir sein wollten. Unsere Ablehnung des Schwulen fand jedoch keinen Kristallisationspunkt. Denn niemand war schwul. Niemand von dem wir es erfuhren. Und so bleib es mir erspart, explizite Homophobie zu bezeugen. 

Das erste Mal in wissentlichen Kontakt mit einem homosexuellen Mann kam ich in der sechsten oder siebten Klasse: Mein Musiklehrer. Es ist wohl gut, dass ich damals dieses Schulhof-Schimpfwort „schwul“ nicht mit ihm in Verbindung brachte, denn ich mochte ihn ganz und gar nicht. Er hatte enorme Stimmungsschwankungen: Mal schrie er herum, mal verteilte er aus heiterem Himmel Einsen. Und der Unterricht brachte gar nichts — bis auf den Tag wo wir Queen analysierten. Bohemian Rhapsody, Radio Gaga. Ich analysierte eine Tonfolge korrekt und bekam eine Eins. Auf dem Schulhof hörte ich wieder das Wort „schwul“ und einige andere, die nicht so nett waren.  Aber er war Lehrer und wir im Grunde brave Schüler.

Bevor ich zum Studium in die Stadt gezogen bin, war ich ein Jahr lang Zivildienstleistender in einem Kloster — ich wohnte unter der Woche dort. Und ich merkte die Spannung, die wohl auch daher rührte, dass niemand seine Sexualität ausleben konnte. Und ich spürte auch Verachtung für diejenigen, die nicht allen männlichen Rollenklischees entsprachen, die zu feminin wirkten. Das Schwulenbild, das mir die Medien vermittelten half nicht wirklich dagegen anzugehen: Schwule ziehen sich wie Frauen an, und wollen Hetero-Jungs umdrehen. Echte Lesben — unvorstellbar und medial fast unsichtbar. 

Als ich nach Köln kam wandelte sich das endlich. Als Studenten zogen wir auch mal in eine „Schwulen-Bar“ — was nicht wirklich hilfreich war und kein Zeichen für Toleranz ist. Ich bemerkte erst spät, dass ich mich ablehnend und misstrauisch gegenüber denen verhielt, die den üblichen schwulen Klischees entsprachen. Oder denen, die es eben nicht taten, die ich dann aber sah, wie sie jemanden küssten, der nicht meinem katholischen Kindheitsideal entsprach. Ich äußerte mal die Dummheit, wie toll es doch sein müssen schwul zu sein — man bekäme seine Identität quasi frei Haus geliefert. Dass diese Klischee-Identität nicht frei gewählt, sondern oft aus Diskriminierung zusammengezimmert war, hatte ich nicht kapiert. Ich war ja nicht betroffen.

Zum Glück lernte ich aber immer mehr homosexuelle Menschen außerhalb des Klischees kennen, außerhalb gesellschaftlicher Kontexte die sie auf ihre Sexualität festlegen. Und man stelle sich vor: Es sind ganz normale Menschen. Intellektuell war das keine Überraschung — warum sollte das nicht so sein? Emotional und unbewusst hingegen, war ich homophob. Ich hatte Vorbehalte, ich fremdelte, ich war abweisend. Ich beschimpfte niemand, aber stille Zurückweisung ist eben auch Ausdruck der Homophobie. 

Von emotionalen Ressentiments kann man sich manchmal nicht völlig frei machen. Doch man kann diese Impulse, die einst eingeimpft wurden, zumindest zurückdrängen. Wer seine Mitmenschen respektiert, muss nicht mit ihnen Sex haben. Kein Homosexueller kann mich „umdrehen“, und keiner will es. In der Sauna, im Umkleideraum sind natürlich Homosexuelle. Die Furcht dass mir davon jemand was wegguckt oder gar meinen Körper unwiderstehlich findet, finde ich mittlerweile erheiternd. 

Wie sich die Wikipedia gegen Zensur wehrt

Es ist mal wieder soweit: Ein Gericht hat eine Passage in einem Wikipedia-Artikel als unzulässig erachtet. Das kommt öfter mal vor. Offiziell will sich die Wikimedia Foundation nur an US-Recht halten, das sie von Haftung weitgehend freistellt, wenn sie nicht offiziell und überzeugend über einen Fehler informiert wurde.

Diesmal geht es um ein griechisches Gericht. Ein griechischer Politiker sah sich durch einen Wikipedia-Artikel unzulässig dargestellt — insbesondere ging es wohl um eine Passage, in der ihn sein eigener Schwiegervater mit herabsetzenden Äußerungen belegte. Der Wikipedianer, der die entsprechende Passage im Artikel eingetragen hatte, sah sich hingegen im Recht: Schließlich war das Zitat von mehreren Medien veröffentlicht worden, auf die er sich in dem Artikel bezogen hatte. Und der Politiker hatte diese Medien nicht verklagt.

Der Politiker hat heute den ersten juristischen Kampf gewonnen und eine vorläufige Verfügung erwirkt. Und er hat gleich mehrfach verloren: Denn nicht nur haben sich viele andere Wikipedianer mit dem betreffenden Autoren solidarisiert, der Artikel steht auch weiterhin unverändert online. Zwar hatte der Autor wie verlangt die Passage entfernt, andere stellten den Artikel wieder in der ursprünglichen Fassung her. Dank des Streisand-Effektes wissen nun viel mehr Leute, was der Vater des Politikers sagte. Der verklagte Autor hat allerdings auch verloren: Für seine gerichtlich aufgetragenen Löschungen wurde er vorerst gesperrt.

Momentan stehen die Zeichen auf Konfrontation. In der deutschen Wikipedia bemüht man sich eher um Kompromisse und den Schutz der Persönlichkeitsrechte — nicht zuletzt wegen zahlreicher vorangegangener Klagen. Wenn sich Wikipedianer aber als Ziel einer nicht gerechtfertigten Zensur sehen, schaltet die Community kollektiv auf stur. Ich schätze, heute abend wird der entsprechende Artikel in diversen anderen Sprachen verfügbar sein. Für den klagenden Politiker bleibt der Rückzug oder ein erneuter Versuch gerichtlich vorzugehen — diesmal gegen die Wikimedia Foundation. Hier einen Sieg zu erringen wird schwerer, da Wikimedia gute Anwälte bezahlen kann.

Update: Mittlerweile hat sich die Wikimedia Foundation hinter den Nutzer „Diu“ gestellt:

Mr. Katsanevas has ignored these facts and is now using the legal system against those who do not share his financial means and influence. Diu faces serious monetary and criminal penalties as a result of Mr. Katsanevas’s lawsuit. We have offered — and Diu has accepted — assistance through our Legal Fees Assistance Program. Through this program, Diu has obtained independent legal representation with the well-known Lambadarios law firm, who we thank for helping Diu during this difficult time.

Der Nutzeraccount bleibt weiter gesperrt.

De-Mail: Locken, drohen, täuschen

De-Mail muss einfach toll sein. Ich persönlich finde das ja nicht. Für mich ist der Dienst so nützlich wie eine Rohrpost zu meinen Nachbarn drei Etagen unter mir.

Web.de ist jedoch dafür um so entschiedener von den Vorteilen der De-Mail überzeugt. Und hört nicht auf mir davon vorzuschwärmen. Oder anders formuliert: Web.de lässt nichts unversucht mir diesen Service unterzujubeln. Sie locken, sie drohen und sie täuschen.

Ein Auszug aus den Werbebotschaften.

2.11.2011: De-Mail ist noch Zukunftsmusik und nur ein ganz tolles Angebot von vielen ganz tollen Angeboten

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Inhalt:

De-Mail Wunschadresse

Heiß begehrte Lieblinge

Fernreisen werden teurer

ADAC Rundum-Schutz

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Sehr geehrter Herr Kleinz,

haben Sie sich bereits Ihre persönliche De-Mail-Adresse gesichert?
Dann sollten Sie diese schleunigst reservieren. Bald schon fällt
der Startschuss für die rechtssichere E-Mail Kommunikation!

Vergessen Sie bei der Planung Ihres Winterurlaubs nicht, vorab
eine ADACPlusMitgliedschaft abzuschließen. Dazu erhalten Sie einen
60,- Euro Tankgutschein.

14.06.2013: De-Mail ist inzwischen Realität und ich bin ein ganz besonderer Glückspilz, dass mein Name in Kombination einer der hässlichsten Domains überhaupt noch frei ist:

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30 Tagesfrist für torsten.kleinz@web.de-mail.de
Sichern Sie sich rechtzeitig Ihre De-Mail-Adresse.
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Sehr geehrter Herr Kleinz,

Sie sind ein Glückspilz – und das gleich in doppelter Hinsicht!
Denn E-Mail-Adressen aus Vor- und Nachnamen, wie die Ihre, sind
bei WEB.DE immer seltener verfügbar.
Noch drastischer gilt das für die neuen, derzeit kostenlosen
De-Mail-Adressen, denn eine De-Mail-Adresse besteht immer
zwingend aus dem Namen, der im Personalausweis steht. Daher
sind schon jetzt über 1.000.000 (Million)
sehr gefragter De-Mail-Adressen vergeben.

4.7.2013: Die Lüge mit der 30-Tages-Frist hat nicht gefruchtet, also bisschen mehr Druck. Dass meine persönliche De-Mail-Adresse dabei verschütt ging, verwundert nicht wirklich.

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Fristablauf, bitte De-Mail-Adresse bestätigen!
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Jetzt wird’s Zeit!
[e_demail]
Sichern Sie sich rechtzeitig Ihre De-Mail-Adresse.
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Sehr geehrter Herr Kleinz,

es eilt, denn auf unsere letzte Nachricht haben wir bis heute keine
Identifikationsanfrage von Ihnen erhalten.
Ihre De-Mail-Adresse [e_demail]
mussten wir daher zur Löschung und anschließenden
Freigabe vorbereiten.

17.09.2013: Web.de tut so, als hätte ich tatsächlich auf die Lockvogelangebote reagiert. Vielleicht können sie mich ja überzeugen, während ich panisch nach dem „Kündigen“-Button suche.

WEB.DE De-Mail
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Glückwunsch!
Ihr De-Mail Postfach steht für Sie bereit!
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Sehr geehrter Herr Kleinz,

herzlichen Glückwunsch, Ihr De-Mail Postfach steht für Sie bereit!
Damit Sie Ihr De-Mail Postfach auch nutzen können, überprüfen Sie
bitte noch heute Ihre Angaben. Sollte etwas fehlen, können Sie es
einfach ergänzen.

Bitte vergessen Sie nicht, Ihr De-Mail Postfach im Anschluss auch
zu eröffnen.

Das geht ganz schnell:

• Klicken Sie auf „Jetzt starten“.

• Ergänzen und überprüfen Sie Ihre Angaben.

Jetzt starten:
https://produkte.web.de/de-mail/

25.11.2013: Das hat auch nicht funktioniert. Also tut web.de so als ob De-Mail kein separater Dienst ist, der der Firma ein paar Millionen Porto von Großversendern einbringen soll. Nein, es ist ein Sicherheits-Update!

WEB.DE De-Mail
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Wichtig: Sicherheitsupdate für Ihr Postfach!
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Sehr geehrter Herr Kleinz,

hiermit erhöhen wir die Sicherheitsstufe für Ihr Postfach!
Das bedeutet, dass wir Ihnen eine kostenlose Postfacherweiterung
zur Verfügung stellen.

Zur Aktivierung benötigen Sie lediglich eine persönliche
De-Mail-Adresse als Visitenkarte.

Die sichere und verschlüsselte Übertragung schützt Sie und
Ihre Daten optimal!
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Das müssen Sie tun:

• Klicken Sie auf „Jetzt aktivieren“
• Loggen Sie sich ggf. in Ihrem Postfach ein.
• Ergänzen und überprüfen Sie Ihre Angaben.

13.12.2013: Nochmal die Masche „Du hast dich schon angemeldet.“

WEB.DE De-Mail
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Glückwunsch zu Ihrer De-Mail Beantragung
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Sehr geehrter Herr Kleinz,

wir freuen uns, dass Sie sich für De-Mail interessieren.
Sicherlich ein wichtiger Schritt, denn ab 2014 können Sie sich
mit De-Mail einige Behördengänge sparen.

Ihre persönliche De-Mail-Adresse, bestehend aus Ihrem Vornamen
Torsten und Ihrem Nachnamen Kleinz, können Sie jetzt
kostenlos unter „Jetzt starten“ aktivieren.
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Das geht ganz schnell:

• Klicken Sie auf „Jetzt starten“
• Loggen Sie sich ggf. in Ihrem Postfach ein.
• Aktivieren Sie Ihre persönliche De-Mail-Adresse.

28. 12. 2013: Also lieber Kunde. Willst Du wirklich nicht? Nein, das haben wir nicht gefragt. Formulieren wir es anders: Bist Du schwer von Begriff? Ja? Na dann…

WEB.DE De-Mail
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Kein Schnee von gestern!
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Sehr geehrter Herr Kleinz,

das erste Jahr der De-Mail liegt hinter uns und auch im Jahr 2014
wird De-Mail ein großes Thema bei Banken, Behörden und der
Bundesregierung sein. Also sicherlich kein Schnee von gestern!
Uns ist es heute ein Anliegen Ihnen Ihre 3 häufigsten Fragen
kurz zu beantworten:

7.2. 2014: Wer auf Fake-Fristsetzungen nicht reagiert, dem muss man wohl ein Problem vorspielen. Natürlich nur eins, wo web.de hilft, bevor ich etwas vermisse. „Kulanz“ klingt so… kulant. Und dann noch ein gefaketes Aktenzeichen. Die Methode funktioniert ja bei gefälschten Rechnungen mit Malware-Fracht super.

WEB.DE De-Mail: Eröffnung Kulanzfall 20130709
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Sehr geehrter Herr Kleinz,

unser Verkauf hat Sie über die Löschung Ihrer Reservierung
eingehend informiert. Aufgrund mehrerer Anfragen werden jedoch
einige, vorreservierte De-Mail-Adressen noch für kurze Zeit
reserviert bleiben. Im Anschluss an diese kurze Kulanzzeit
werden die De-Mail-Adressen wieder freigegeben.

PS: Gegenüber dem WDR-Blog Digitalistan verteidigt sich web.de:

Hier klicken, um den Inhalt von Facebook anzuzeigen.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von Facebook.

auch andere Empfänger das gleiche Fake-Aktenzeichen zugewiesen bekamen.

Zu viel

Als ich heute nachmittag von der Steueraffäre der Alice Schwarzer gehört habe, hatte ich — natürlich — für einen Moment diese hämische Schadenfreude. Die BILD-Werbefigur und Kachelmann-Hasserin ohne Sinn für Proportionalität oder persönliche Grenzen bekommt ihr Fett weg. Aber das war ein Moment. Dann zog der mediale Diskurs der nächsten zwei Tage vor meinem Auge ab.

Die Fakten sind ja schnell erzählt: Das seit den 80er Jahren bestehende Konto, die unversteuerte Zinsen, die unverfrorene Selbstrechtfertigung der Vorzeige-Feministin. Eine Zeile, zwei Tweets. Da ist eigentlich nicht mehr viel zu debattieren. Und dennoch werde ich, wenn ich morgen die Presseschau im Deutschlandfunk einschalte, viele Versuche hören, dies dennoch zu tun. (PS: Der DLF fand das Kommentar-Thema doch nicht so spannend. Dafür machen andere Medien Presseschauen.) Die Hoeneß-Vergleiche, die Erinnerungen an das hohe Ross, auf dem Frau Schwarzer sitzt, der Verweis darauf, dass sie nur die Spitze des Eisbergs ist. Hunderte Schreiber sind grade damit beschäftigt, den geschliffensten, skandalheischendsten, hämischsten Satz zu ersinnen, der ihren Komentar nach oben schwemmt. Und die Photoshopkünstler, die mit Höneß, Alpen-Öhi und BILD-Werbeplakaten herumexperimentieren.

Das nächste Kapitel: Die Empörung über die Empörung. Alice Schwarzer ist neben einem lebenden fehlbaren Mensch auch eine verdienstvolle Figur der bundesrepublikanischen Geschichte. Eine Symbolfigur, die uns immer wieder daran erinnert, dass die Geschlechtergerechtigkeit immer noch nicht ausreicht auch nur die Couch von Günther Jauch paritätisch unverdächtig zu besetzen. Und seht nur: Die Misogynen, die Frauenfeinde, die Vorgestrigen — wie sie alle verlogen über Alice Schwarzer herfallen. Denn das werden sie tun und Konsequenzen fordern. Als ob es keine Steuergesetze gebe. Und Zuschüsse muss man streichen! Eine Petition? Nein, das ist so Januar 2014. Meine Twitter-Timeline will es schon morgen um 10 Uhr nicht mehr hören. Was sie nicht davon abhält, etwas dazu zu sagen. #schwarzergate. #steuerfehler.

In Zeiten, als ich nur meine Heimatzeitung, die ARD und den Spiegel in der Schulbibliothek als Informationsquellen hatte, bestand das Problem nicht, das ich überflutet werde. Ich wünsche mir diese Zeit weiß Gott nicht zurück. Aber dadurch, dass wir alle alle anderen lesen und jeder mit jedem konkurriert, ist die mediale Debatte zum Mixer geworden. Jeder Kontext wird durch die Link-Moulinette gedreht. Und das Ergebnis schmeckt irgendwie gleich: Bittere Emörung und viel zu wenige aufgeschäumte Fakten.

Niemand ruft: „Zu viel!“ Jedenfalls nicht ohne das letzte Wort haben zu wollen. Die Empörung endet nicht, sie versendet sich. Lernen wir daraus? Nein. Denn nach Schwarzer kommt der nächste ADAC-Skandal, Empörung über die ARD oder Pro7, einen Neuminister der Bundesregierung oder die USA. Was macht eigentlich Dieter Bohlen?

Die Vorratsdatenspeicherung als Ebay-Käuferschutz

Ich bin kein radikaler Gegner der Vorratsdatenspeicherung. Wenn Autos Nummernschilder haben müssen, wenn es eine Ausweispflicht gibt und das OK ist, dann könnten ähnliche Regelungen für Online-Kommunikation begründbar sein.

Warum ich die Vorratsdatenspeicherung trotzdem falsch finde: Niemand begründet es. Beziehungsweise die vielen Begründungen, die ich lese, sind voll von Falschannahmen, unlogischen Schlüssen, blanken Lügen.

Der Berliner Senator Heilmann liefert heute in einem Gastbeitrag bei Zeit Online ein schönes Beispiel dafür, wie man mich nicht von der Vorratsdatenspeicherung überzeugt. Er geht ein paar der klassischen Irreführungen durch:

1. Die Ebay-Irreführung

Ans Geld aber geht es den Bürgern bei anderen kriminellen Aktivitäten: Wenn wir bei Ebay betrogen, unsere Konten geplündert oder unsere Daten abgeschöpft werden, um damit einen digitalen Einbruch vorzubereiten.

Wenn die Vorratsdatenspeicherung nur bei schweren Straftaten zum Einsatz kommen soll — wie ja immer wieder versprochen wird — dann sind die Ebay-Betrüger eigentlich fein raus. Gibt es eine Straftat mit geringerem Rang vor Justiz und Ermittlungsbehörden?

Selbst wenn man die Vorratsdatenspeicherung als ultimatives Mittel gegen Ebay-Betrüger ins Felde führen will, gibt da ein kleines Problem: Ebay-Betrüger müssen auf irgendwelchen Wegen die Ware oder das Geld kassieren. Die Datenspur zu ihnen existiert auch ohne Vorratsdatenspeicherung. Wenn sie nicht erwischt werden, haben sie also bereits einen Weg gefunden, solche Hindernisse zu umgehen.

2. Die Vier-Wochen-Saga

Wenn die Polizei beispielsweise auf beschlagnahmten Rechnern auf die IP-Spuren stößt, dauert es meist mehr als drei bis vier Wochen, um die Adressen zu entschlüsseln und auszuwerten. Dann aber kann man sich den Gang zum Ermittlungsrichter sparen, weil die Daten für die Zuordnung der IP-Adressen schon gelöscht sind.

Zunächst einmal: IP-Adressen muss man nicht „entschlüsseln“. Die IP-Adressen von Ebay-Betrügern lassen sich in Minuten ermitteln. Selbst wenn man einen Richterbeschluss braucht, ist es heute offensichtlich kein Problem, vielen IP-Adressen Namen und Adressen zuzuordnen. Die Redtube-Abmahner zum Beispiel hatten überhaupt kein Problem, mit Gerichtsbeschlüssen die Daten von über 10000 Bürgern zu bekommen.

Aber es gibt natürlich auch andere Fälle. In Wahrheit dauert es sogar oft genug über zwei Jahre bis Forensiker Datenträger von Verdächtigen auswerten. Dort gefundene IP-Adressen sind so gut wie wertlos. Mit und ohne Vorratsdatenspeicherung. Weshalb Polizeivertreter nach Einführung der Vorratsdatenspeicherung auf eine Verlängerung der Fristen drängen werden.

3. Die extrem merkwürdigen Vergleiche

Die Gegner der Vorratsdatenspeicherung argumentieren, dass man mit entsprechenden IT-Kenntnissen seine IP-Anschrift verschleiern könne und dann die Vorratsdatenspeicherung nichts bringe. Ja, das stimmt. Aber wir verzichten auch nicht auf Türschlösser, nur weil man dafür Nachschlüssel anfertigen kann.

Durchaus korrekt: Leute, die schwere Straftaten begehen, haben schon vor einigen Jahren die Notwendigkeit entdeckt ihre Identität zu verbergen. Die Metapher zeigt wieder, dass Heilmann Ermittlungserfolge gegen Kriminelle verspricht, die die unterste Klasse darstellen. Und die sollen ja eben nicht durch Vorratsdatenspeicherung abgedeckt werden, oder?

Wenn ich eine Einbruch-Metapher verwenden darf: Staat und Wirtschaft haben und in den letzten Jahren eindrucksvoll bewiesen, dass sie unsere Daten nicht schützen oder nicht schützen können. Statt Daten wegzusperren, plädiert Herr Heilmann dafür, unsere Wertsachen in den Wohnzimmern auszubreiten — sichtbar für jeden vorbeigehenden Passanten. Es ist kein Problem, schließlich haben wir Türschlösser. 

Warum die Vorratsdatenschutz Datenschutz und nicht Ebay-Käuferschutz sein soll, hat Herr Heilmann irgendwie nicht erwähnt.

Vergesst Passwörter!

Der Klau von E-Mail-Adressen und Passwörtern grassiert. Als Lösung sollen wir uns neue, bessere Passwörter ausdenken und weitermachen wie bisher. Mit aktuellem Virenschutz. Bis dann die nächste Datenbank geknackt wird und wir das Passwort „5klGä77hyphy456456“ doch wieder bei acht Diensten genutzt haben. Also denken wir uns ein 48-Zeichen-Passwort mit 14 Ziffern und flämischen Umlauten aus.

Die meisten Accounts, die man heute anlegen muss, sind reine Wegwerfaccounts. Bei jedem Produktforum, bei jeder kostenlosen Testversion soll man E-Mail und Passworte angeben. Was machen wir damit? Nichts. Ich kann mit dem Passwort eines solchen Accounts keine Dinge bestellen, nicht mein Konto belasten, es verschickt keine rechtssichere E-Mail.

Statt also für jeden dieser Accounts ein neues Passwort auszudenken, denke ich mir stattdessen für jeden Wegwerf-Account eine andere E-Mail-Adresse aus. Bei meinem Provider habe ich quasi unbeschränkte Weiterleitungen kostenlos enthalten. Ich kann in deutlich unter zwei Minuten Torstens-abobe-account@online.de anlegen und die auf meine richtige E-Mail-Adresse weiterleiten lassen.

Wenn dann jemand die Datenbank des Anbieters knackt oder ich aus anderen Gründen Spam auf diese E-Mail-Adresse bekomme, lösche ich die Weiterleitung einfach. Ich muss mir kein neues Passwort ausdenken, weil der Angreifer meinen Account nicht anderen Accounts bei Facebook, Amazon, Google zuordnen kann. (Die haben sowieso andere Passwörter) Bei den Wegwergfaccounts kann dann auch das Passwort 123456 lauten.

Google, Datendienstleister

Ich war ein wenig überrascht, über die empörte Diskussion über die Google-Neuerwerbung Nest, die Heizungssteuerungen und Feuermelder für Hipster vertreibt. Sicher: Der Preis ist so hoch, dass Google wahrscheinlich einen Plan hat, wie dieses Startup noch mehr Geld einbringen soll. Einen Paradigmenwechsel sehe ich ausgerechnet dieser Akquisition nicht. Zum einen: Wer kauft diese teuren Nest-Sensoren, wenn beim Lebensmitteldiscounter nebenan seit Jahren elektronische Heizungssteuerungen zum Billigpreis verkauft werden? Die haben zwar keine App, sparen aber mit ein paar vorgefertigten Nutzerprofilen fast genau so viel.

Zum anderen: Google kommt mit Nest nicht in unser Schlafzimmer — wie zum Beispiel Spiegel Online nahelegte — da ist Google längst. Wenn wir wirklich die Prämisse anlegen, dass Google alle unsere Daten sammelt und Querverbindungen herstellt, weiß Google längst Bescheid: Wann immer wir eine Geschwindigkeitsbegrenzung überschreiten, wenn wir eine Affäre haben, wenn wir nach Symptomen einer sexuell übertragbaren Krankheit suchen.

Das ist natürlich eine naive Ansicht — gerade die NSA-Affäre hat gelehrt, dass im Datengeschäft Paranoia ein Erfolgsfaktor ist. Freilich: Der Erfolg des Datengeschäfts bemisst sich derzeit nicht vorrangig nach wirklich korrekt erfassten Sachverhalten oder eingetroffenen Prognosen. Der wichtigste Erfolg ist, dass man ein Ergebnis liefert. Wenn Google Sich als Lebensversicherungsinteressierten Pizza-Junkie identfiziert hat, fließt das Geld. Bist Du keiner, sinkt der Preis mit der Zeit etwas. Aber eine Milliarde Android-Handies gleichen das leicht aus. Gleiches gilt für die NSA und die anderen Schnüffeldienste. Wer Terroralarme produziert, die No-Fly-Listen gut gefüllt hält und ab und an Gesprächsprotokolle hervorzaubert, hat seine Milliarden sicher. Zerschmettert man auf dem Weg noch ein paar Zentrifugen im Iran, sind Ressourcen eigentlich keine Frage mehr. Aber ich schweife ab.

Google weiß alles, aber es petzt nicht?

Zurück zu Google. Sollen wir weitermachen unter der Prämisse: „Google weiß alles, aber es petzt nicht! Zumindest nicht gegenüber meinen Freunden und meinem Chef.“ Oder sollen wir eine andere Prämisse heranziehen? Zum Beispiel: Google ist Datendienstleister. Demnach verarbeitet Google Daten nicht als Selbstzweck, sondern als Dienstleistung. Eine Dienstleistung an die Werbewirtschaft und eine Dienstleistung an uns, den Kunden, die die vielen Dienste von Google nutzen, die Websuche mit „googeln“ übersetzen, die ein Android-Gerät in der Hosentasche tragen und schon bald im Lenkrad.

Doch wenn Google unser Datendienstleister ist, dann gehören die Daten weiterhin uns. Und wir sollten darauf achten, dass sie uns weiter gehören. Absolute informationelle Selbstbestimmung ist dabei illusorisch, denn mit hundertprozentig individualisierten Daten lässt sich nun mal wenig anfangen. Dadurch, dass viele andere ihren Standort ständig an die Google-Zentrale melden, bekomme ich einen recht guten Eindruck von Staus auf Autobahnen und kann meine Ankunftszeit besser kalkulieren. Dadurch, dass alle ein wenig Kontrolle abgeben, können alle profitieren.

Doch in anderen Bereichen ist der Gemeinschaftsnutzen gering, die individuelle Datenlast jedoch enorm. Ich bin wahrhaftig kein Streetview-Bilderstürmer — aber wäre es wirklich zuviel verlangt, wenn jede der kleinen Kameras einen kleinen Objektivdeckel haben müsste? Die EU hat auch durchgesetzt, dass iPods eine gewisse Lautstärke zumindest in der Voreinstellung nicht überschreiten dürfen — ein kleiner lichtundurchdringlicher Schieber vor den Mini-Objektiven wäre in meiner laienhaften Sicht kein größerer Eingriff.

Aggregierte Daten für alle

Wo Datenvermeidung nicht praktikabel ist und die Kontrollen der Weiterverwendung der Daten nicht praktisch durchführbar ist, muss die Allgemeinheit auf ihren Daten bestehen. Nicht nur sollten die aggregierten Daten zum potenziellen Nutzen aller veröffentlicht werden — von den Google-Verkehrsmeldungen sollten auch Nicht-Google-Kunden profitieren. Sie müssen eh mit anderen Informationen abgeglichen werden um wirklich nützlich zu sein.

Wichtiger jedoch: Wir sollten auf die Existenz von offenen Schnittstellen, auf APIs bestehen. Wenn ich ein Android-Handy habe, will ich nicht nur auf Google-Dienste angewiesen sein und wer Google-Dienste nutzen will, sollte dies auch uneingeschränkt auf anderen Geräten machen können. Google hat hier weniger Arbeit vor sich als viele Konkurrenten — schließlich bietet der Konzern über sein Dashbord schon lange die Möglichkeit viele Daten zu exportieren und bietet ebenfalls zahlreiche APIs an. Doch gerade im vergangenen Jahr hat Google die Offenheit teilweise erheblich zurückgefahren. Wer legal Google Maps nutzen will, muss zahlreiche andere Bedingungen erfüllen, der Streit um YouTube für Microsoft-Smartphones war peinlich für beide Seiten. Und das detaillierte Rechte-Management auf Android funktioniert nur noch nach der Methode: Friss oder stirb.

Die gute Nachricht für Google: Sie werden unter verordneter Offenheit weniger zu leiden haben als Apple, Microsoft oder United Internet. Eine nicht so gute Nachricht: Google braucht die Konkuzrrenz. Dringend. Dass Google+ zum Beispiel immer noch keine Optionen zur Sortierung der Timeline anbietet, ist für den Suchmaschinenanbieter peinlich. Ebenso das, was Google Play Music an Playlists produziert. Hier kann der Konzern wirklich eine Infusion von Spotify gebrauchen, wo viele Kunden tatsächlich tolle Playlists angelegt haben, die bisher nur unter Spotify zu gebrauchen sind. Und wenn uns die Playlists wirklich gehören, können wir sie ja auch zu Google Music mitnehmen, anstatt die App nach dem kostenlosen Probemonat wieder zu deinstallieren.

tl;dr Statt Google-Panik zu verbreiten, sollten wir uns ganz pragmatische Regulierungen überlegen, die Datendienstleister in ihrer Rolle halten. Zum Beispiel Objektivdeckel für die vielen Winzkameras und einen gesetzlicher Zwang zu offenen Schnittstellen. 

Warum „The Big Bang Theory“ sterben sollte

Als „The Big Bang Theory“ ins Fernsehen kam, war ich sehr angetan. Endlich (mal wieder) eine Serie, die intelligente Plotlines mit Nerd-Memes verbinden konnte und dabei sowohl das „eingeweihte“ Publikum als auch den Mainstream ansprach. Die übergreifende Story ist zwar nicht besonders anspruchsvoll und großteils konventionell, die Autoren konnten aber durch das Spiel mit den Charakteren und popkulturellen Zitaten immer wieder neue Geschichten erzählen.

In diesem lesenswerten Aufsatz geht ein selbst identifizierter Nerd mit der Serie hart ins Gericht. Statt mit den Charaktern zu lachen, sind die Serienschöpfer — insbesondere Chuck Lorre — Bullies, die den Nerds in der Serie die Hosen runterziehen und sie der Lächerlichkeit preisgeben.

And here’s my issue, here’s why The Big Bang Theory makes me feel uncomfortable. We aren’t laughing with Leonard, Sheldon, Raj and Howard. We’re laughing at them. Chuck Lorre has given us four exceptionally intelligent, nerdy main characters and he’s positioned us as an audience against them.

Ich teile diese Diagnose nicht ganz — zumindest nicht für die ersten Staffeln der Serie. Es stimmt: Das lachende Publikum führt einen in die Richtung, auch dass der Produzent auch die Sexwitz-Ansammlung „Two and a half men“ verantwortet, stimmt nicht optimistisch. Dennoch konnte man sich in den ersten Staffeln eben nicht nur mit Penny identifizieren. Der eigentliche Held der Show war in meinen Augen Leonard, der in einer Welt voller Konsum und des medialen Statusvergleichs seinen Weg sucht, während er ständig mit seinen Unzulänglichkeiten konfrontiert wird. Selbst Sheldon hatte seine Momente, indem er schlichtweg den Elefanten im Raum identifiziert und benannte oder in seinen Grenzen großzügig sein konnte. Die Serienmacher achteten darauf, dass sie — wie einst die Simpsons — zwei Ebenen bedienten: Konventionelle Sitcom-Comedy für den Mainstream und Insider-Humor für Leute, die Internetkultur und Comics nicht nur aus zweiter Hand kennen.

Das ist jedoch lange vorbei. Die Witze wurden immer schaler, das Ensemble immer größer. Mittlerweile sind es nicht mehr vier (Raj war anfangs ein Anhängsel), sondern sieben Charaktere, die in jeder einzelnen Folge Plotlines bekommen müssen. Plus Gaststars, die dann mal eben die kompletten Handlung kidnappen. Da die Sendezeit nicht erhöht wurde, lässt dies schlichtweg keine Zeit mehr dazu, Geschichten zu erzählen. Die Folgen sind nur noch aufeinanderfolgende Witze, die Charaktere sind zu reinen Lieferanten von Pointen verkommen.

Wer heute eine Folge isoliert betrachtet, sieht keinerlei Wärme mehr. Jeder einzelne Charakter ist kindisch, absolut selbstbezogen und keineswegs liebenswert. Howard liefert die Juden- und Ehemänner-Witze, Raj darf den Rassismus und homophobe Klischees ausleben, der Comicbuchladenbesitzer ist die Figur, mit der man sich ungestraft über arme Menschen lustig macht. Er kann sich kein Essen oder eine Kinokarte leisten. Hahaha! Besonders peinlich: Amy Farrah Fowler, die von der asexuellen Wissenschaftlerin zur Möchtegernlesbe umfunktioniert wurde.

Einst war der Lachtrack nur eine Erzählebene. Jetzt ist er die ganze Geschichte. Lasst TBBT endlich sterben. Meinetwegen mit einem Bang.

Sind Drohnen der neue Segway?

Eine Octocopter-Drohne ist eine der Entwicklungen, wo jeder zuerst denkt: WOW. Was man damit alles machen könnte… Nun sind allerdings Drohnen Wirklichkeit geworden und die Möglichkeiten des Einsatzes sind doch sehr, sehr beschränkt. Sie sind hervorragend für ungewöhnliche Luftaufnahmen, sie sind ein tolles Forschungsobjekt für künstliche Intelligenz, sie können in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Aber wird Dir jemals eine Octocopter-Drohne eine Pizza liefern? Wohl nicht.

Das Amazon-Drohnen-Projekt ist lustig, aber derzeit eher eine Luftnummer. Damit Amazon Waren per Octocopter ausliefern kann, muss das Auslieferungslager in unmittelbarer Nähe sein, die bestellte Ware darf eine bestimmte Größe nicht überschreiten und der Kunde braucht einen exakt definierten Platz, wo die Ware ankommen kann, ohne vom nächsten Passanten mitgenommen zu werden. Wo sollte Amazon denn Eure Lieferung abwerfen? Im Garten? Auf das Dach? Hängt ihr ein Fischnetz vor Euer Fenster oder lasst ihr es offen stehen im Vertrauen, dass die Drohne den Weg schon finden wird?

Für den Spaß müsst ihr einen saftigen Aufpreis zahlen, denn so eine Individuallieferung ist natürlich bedeutend aufwändiger als die Lieferung in einem LKW voller Pakete. In der Stadt, wo die Wege kurz genug zur Drohnenlieferung wären, hat fast niemand einen individuellen Abwurfplatz, auf dem Land sind die Strecken viel zu weit. Wie viele Pakete soll so eine Drohne pro Tag ausliefern können? 20? Dass das in großem Maße skalieren kann, halte ich in den kommenden fünf Jahren für ausgeschlossen.

Drohnen sind eine faszinierende Technologie. Mit vielen Anwendungsmöglichkeiten, die dich allerdings wahrscheinlich nie direkt betreffen werden. Und sie bringen weitere Entwicklungen in Gang, die ohne diese Brückentechnologie wohl nie erdacht worden wären. Lassen wir uns überraschen. Und laufen nicht jedem PR-Gag hinterher, nur weil er zufällig acht Rotoren hat.