Es sind weniger als 50 Tage bis zur US-Wahl — und es wird verdammt knapp. Niemand sollte seine Hand dafür ins Feuer legen, wie die Wahl denn ausgehen sollte. Was man aber fast mit Sicherheit sagen kann: Es wird verrückt werden.
Tagtäglich erreichen uns neue Nachrichten, worüber und in welcher Weise der Amtsinhaber Donald Trump über etwas gelogen hat. Dies mag uns zwar mit berechtigter Empörung erfüllen — aber wer will schon monatelang empört sein? Es erschöpft. Und es lenkt ab von Dingen, die wichtiger, aber nicht ganz so einfach zu verstehen sind. Es erschöpft. Es führt die Diskussion auf eine Ebene, in der jeder nur verlieren kann. Und: Es erschöpft!
Deshalb ein Ratschlag, der nicht nur bei einer Sonnenfinsternis gilt: Schaut nicht direkt in die Sonne. Wenn der US-Präsident in den Schlagzeilen auftaucht, ignoriert einfach, was genau er gesagt hat und was ihn wohl dazu motivieren mag. Warum redet er nur mit Bob Woodward? Und warum sagt er ihm Dinge aufs Band, die absolut furchtbar beim Wahlvolk ankommen müssen? Wisst ihr was? Das juckt mich nicht. Ich habe meinen Frieden damit gemacht, dass ich die Gedankengänge von Donald Trump weder rational, noch emotional nachvollziehen kann. Wenn etwas spannend ist, dann sind es die Seitenaspekte, die ich verstehen kann. Zum Beispiel: Wie wird solch ein Buch üblicherweise geschrieben? Welche Dinge weiß Woodward sicher und welche lässt er sich erst durch das Interview bestätigen?
Eine ähnliche Vorgehensweise kann ich bei vielen Themen empfehlen. Ein Prominenter wird von einer staatlichen Einrichtung unbotmäßig, gar grausam behandelt? Die Frage wäre natürlich: Was geschieht tagtäglich mit nicht-prominenten Menschen? Kann man da etwas tun? Ein Berufsprovokateur sagt etwas Empörendes bei Markus Lanz? Wer waren denn die anderen Gäste, die Fachkompetenz einbringen sollten und hatten sie auch etwas zu sagen? Ein schrecklicher Unfall kostet Leben. Kann man da vielleicht etwas tun, damit das nicht mehr passiert?
Starrt nicht in die Sonne. Schaut aber auch nicht ganz weg.