Ingress für iPhone-Nutzer

Lieber iPhone-Nutzer,

Bald Jetzt ist es soweit: Ingress ist auch für iOS verfügbar. Das bedeutet Dir wahrscheinlich nichts und ich weiß spontan auch nicht, wie ich es Dir erklären soll. Ingress ist so überhaupt nicht wie Angry Birds. Es ist nicht wie Fruit Ninja. Versuchen wir es so: Es ist wie Foursquare. Mit einer Weltverschwörung. Und Burstern. Kawumm.

Vielleicht hast Du uns schon in der Stadt gesehen: Wir sind die Leute, die auf ihre Smartphones starren, wenn sie vor einer Kirche, einem Graffiti oder einer Bahnstation stehen. Ach nein: Das machen alle. Wir sind die, die zu zehnt mit Bier und Smartphones durch die Südstadt ziehen. Okay, das sind auch nicht wenige. Also glaub mir einfach: Es gibt uns.

Genug der Vorrede: Ingress ist ein Augmented Reality Game. Das heißt: Statt nur zu Hause oder unterwegs für dich selbst zu spielen, musst Du für Ingress zu Orten hingehen, um an dem Spiel teilzunehmen. Du hast vielleicht schon von Geocaching gehört. Ein bisschen wie das. Nur nicht so langweilig.

In Köln zum Beispiel sind derzeit zirka 2500 Portale zu finden. So gut wie jede Straßenbahn-Haltestelle ist ein Portal, jede Kirche und fast jedes Denkmal sind Portale. Bei Ingress gehen wir zu diesen Portalen hin, hacken sie um neue ‚Items‘ zu bekommen, erobern sie und verbinden sie untereinander um die Welt mit blauen und grünen Feldern zu überziehen. Und wer die meisten und größten Felder hat, gewinnt. Bis die Felder abgerissen werden. Oder nach drei Tagen ihre Energie verloren haben.

Frösche und Schlümpfe

Es gibt weltweit genau zwei Teams. Die grüne Mannschaft ist auch bekannt als „Enlightened“ oder „Frösche“. Und es gibt die blaue Mannschaft, die auch als „Resistance“ oder „Schlümpfe“ bekannt ist. Es gab Diskussionen, ob iPhone-User ein drittes Team stellen sollten — aber Ingress hat dann wohl doch beschlossen Euch bei den etablierten Teams mitspielen zu lassen. Ihr hättet sonst keine Chance.

Das ist nicht bloße Herablassung, denn der Einstieg für Anfänger ist schwer. Alle Spieler teilen sich ein Spielfeld — und es gibt unterschiedliche Level. Level 8-Spieler können mit einem Burster ein halbes Dutzend Portale gleichzeitig angreifen. Level 1-Spielern hingegen bleibt wenig anderes übrig als von Portal zu Portal zu wandern und aufzulesen, was bei den großen Spielern übrig blieb. Aber keine Bange: Die Ingress-Betreiber von Niantic haben für Euch eine Art Schonzeit eingerichtet. Portale verfallen derzeit in nur drei Tagen. Dass heißt: Du wirst in Deiner Umgebung wahrscheinlich genug Portale finden, die nicht besetzt sind, die Du erobern kannst. Und wenn Du mal wirklich anfängst zu spielen, bist Dur schnell auf Level 4.

Es gibt verschiedenste Spieler-Typen. Es gibt durchaus einige Leute, die man als hauptberufliche Ingress-Spieler bezeichnen kann und gegen die man keine Chance hat, wenn sie grade in der Gegend sind. Es gibt viele Schönwetter- und Gelegenheitsspieler. Es gibt Planer und Koordinierer, Programmierer. Es gibt Leute, die am Tag 100 Kilometer von Portal zu Portal radeln und es gibt solche, die Ingress spielen, wenn sie ihren Nachwuchs zum Kindergarten bringen. Spieler, die versessen auf die Regionen-Ranglisten gucken und andere, die mit ihren Freunden um die Häuser ziehen und Rangliste Rangliste sein lassen. Das alles gleicht sich halbwegs aus, da ja Tausende Spieler verschiedenster Art in den beiden Teams zusammen kommen. Aber wichtig ist: Ingress ist ein Teamsport.

There is no ‚I‘ in ‚Ingress‘

Du kannst zwar alleine in den ersten Level für Dich hinwursteln. Aber um richtig effektiv zu spielen, musst Du Dich mit anderen Spielern absprechen. In fast jeder Stadt gibt es entsprechende Gruppen. Ingress-Spieler lesen die Intel-Map wie auf den Wetterbericht und behalten so immer im Auge wie es in der Nachbarschaft aussieht. Und wie im Fußballverein geht es im Teamgespräch natürlich nicht immer nur um das Spiel.

Dabei gilt aber trotzdem: du kannst, musst aber nicht. Wer will kann Ingress auch einfach nur nutzen neue Ecken in seiner Stadt kennenzulernen, mehr Zeit im Freien zu verbringen oder als Eine-Mann-Verschwörung (oder natürlich: Eine-Frau-Verschwörung) riesige Felder zu bauen. Und ganz zufällig begegnest Du dann auch anderen Spielern. Du erkennst sie an den Akku-Packs.

Ingress ist nicht besonders fair — Du musst immer wieder mit Widrigkeiten außerhalb seiner Kontrolle kämpfen. Ein Update vernichtet Deine Strategie, ein Nachbar erreicht von seinem Wohnzimmer drei Portale und Du nicht mal eins. Davon darf man sich aber nicht stoppen lassen. Die „Enlightened“ haben zum Beispiel den Nachteil, dass der Teamname gerade im Deutschen etwas dämlich klingt — und deshalb sind sie eher in der Minderzahl. Wenn Du Herausforderungen suchst, bist Du deshalb eher ein Kandidat für grün. Hätte ich von Anfang an blau gespielt, wäre ich wohl nicht mehr dabei.

Was bleibt zu sagen? Guck es Dir mal an. Wenn Du zum Ingress-Menschenschlag gehörst, wirst Du es bald merken. Und falls Du am Anfang nicht weiterkommst — Tausende Spieler sind bereit Dir weiterzuhelfen, wenn Du Dich auf das Spiel einlässt.