Als „The Big Bang Theory“ ins Fernsehen kam, war ich sehr angetan. Endlich (mal wieder) eine Serie, die intelligente Plotlines mit Nerd-Memes verbinden konnte und dabei sowohl das „eingeweihte“ Publikum als auch den Mainstream ansprach. Die übergreifende Story ist zwar nicht besonders anspruchsvoll und großteils konventionell, die Autoren konnten aber durch das Spiel mit den Charakteren und popkulturellen Zitaten immer wieder neue Geschichten erzählen.
In diesem lesenswerten Aufsatz geht ein selbst identifizierter Nerd mit der Serie hart ins Gericht. Statt mit den Charaktern zu lachen, sind die Serienschöpfer — insbesondere Chuck Lorre — Bullies, die den Nerds in der Serie die Hosen runterziehen und sie der Lächerlichkeit preisgeben.
And here’s my issue, here’s why The Big Bang Theory makes me feel uncomfortable. We aren’t laughing with Leonard, Sheldon, Raj and Howard. We’re laughing at them. Chuck Lorre has given us four exceptionally intelligent, nerdy main characters and he’s positioned us as an audience against them.
Ich teile diese Diagnose nicht ganz — zumindest nicht für die ersten Staffeln der Serie. Es stimmt: Das lachende Publikum führt einen in die Richtung, auch dass der Produzent auch die Sexwitz-Ansammlung „Two and a half men“ verantwortet, stimmt nicht optimistisch. Dennoch konnte man sich in den ersten Staffeln eben nicht nur mit Penny identifizieren. Der eigentliche Held der Show war in meinen Augen Leonard, der in einer Welt voller Konsum und des medialen Statusvergleichs seinen Weg sucht, während er ständig mit seinen Unzulänglichkeiten konfrontiert wird. Selbst Sheldon hatte seine Momente, indem er schlichtweg den Elefanten im Raum identifiziert und benannte oder in seinen Grenzen großzügig sein konnte. Die Serienmacher achteten darauf, dass sie — wie einst die Simpsons — zwei Ebenen bedienten: Konventionelle Sitcom-Comedy für den Mainstream und Insider-Humor für Leute, die Internetkultur und Comics nicht nur aus zweiter Hand kennen.
Das ist jedoch lange vorbei. Die Witze wurden immer schaler, das Ensemble immer größer. Mittlerweile sind es nicht mehr vier (Raj war anfangs ein Anhängsel), sondern sieben Charaktere, die in jeder einzelnen Folge Plotlines bekommen müssen. Plus Gaststars, die dann mal eben die kompletten Handlung kidnappen. Da die Sendezeit nicht erhöht wurde, lässt dies schlichtweg keine Zeit mehr dazu, Geschichten zu erzählen. Die Folgen sind nur noch aufeinanderfolgende Witze, die Charaktere sind zu reinen Lieferanten von Pointen verkommen.
Wer heute eine Folge isoliert betrachtet, sieht keinerlei Wärme mehr. Jeder einzelne Charakter ist kindisch, absolut selbstbezogen und keineswegs liebenswert. Howard liefert die Juden- und Ehemänner-Witze, Raj darf den Rassismus und homophobe Klischees ausleben, der Comicbuchladenbesitzer ist die Figur, mit der man sich ungestraft über arme Menschen lustig macht. Er kann sich kein Essen oder eine Kinokarte leisten. Hahaha! Besonders peinlich: Amy Farrah Fowler, die von der asexuellen Wissenschaftlerin zur Möchtegernlesbe umfunktioniert wurde.
Einst war der Lachtrack nur eine Erzählebene. Jetzt ist er die ganze Geschichte. Lasst TBBT endlich sterben. Meinetwegen mit einem Bang.