Im Oktober berichtete ich über die Zusammenarbeit der Wikimedia Foundation mit einem saudiarabischen Mobilfunkprovider, der einerseits kostenfreien Zugang zu Wikipedia-Inhalten bietet, andererseits aber auch gemäß den dortigen Gesetzen die selben Inhalte zensiert und teilweise im staatlichen Besitz ist.
Meine Recherchen führten zu gewissen Spannungen zwischen mir und der US-Stiftung, mit der ich sonst recht gut zusammenarbeite. Denn anstatt den Wert der Zusammenarbeit zu begründen, der die Abwägungen einer Zensur entgegen der Wikimedia-Interessen entgegensteht, tat die Foundation so, als wüsste sie von nichts — mehr noch: als könne sie gar nicht wissen, was die saudiarabischen Kunden letztlich auf ihrem Handy sehen können und was nicht. Das stimmt natürlich nicht: Eine Liste von zensierten Seiten ist in der Wikipedia selbst zu finden, die Überprüfung ist für Wikimedia, die sich seit einiger Zeit als „Movement“ definiert und aktive Zuarbeiter vor Ort hat, trivial.
Natürlich ist es leicht moralische Ansprüche zu erheben nach dem Motto: Mit Zensoren arbeitet man nicht zusammen. Das halte ich aber nicht für zielführend. Sollte Wikimedia chinesische Nutzer aussperren, weil Wikimpedia wie viele andere Angebote zensiert wird? Natürlich nicht. Aber um Zensur verurteilen zu können, muss man sie schon benennen. Auf der einen Seite verurteilt die Stiftung Zensur und Einschränkung der Wissensverbreitung, auf der anderen Seite ignoriert sie sie.
Nun hat sich Jimmy Wales geäußert.
This deal, like many other deals with telecom companies around the world, allows end users to access Wikipedia without paying data charges. Per our longstanding principles, we do not condone or participate in any way in censoring Wikipedia on behalf of any government or organization. This applies in this case as well. Whatever censorship there is in Saudi Arabia (and there is censorship in Saudi Arabia) is imposed by a government-run proxy „run by the Communication and Information Technology Commission“. Neither we nor the ISP (mobile operator) has any control over that.
Deals like this involve a careful weighing of risks, of course. Some might argue that we should refuse to do partnerships to bring Wikipedia to more people, if it involves partnering in any way with any organization inside countries who practice censorship. My own view is more complex: we should evaluate such cases against two very firm principles: (1) First do no harm, i.e. we do not participate in censorship schemes ourselves no matter what offers might be made (2) we should maintain our fight against censorship in any effort to provide greater access to Wikipedia around the world.
I would be very unhappy indeed, if we ever agreed to participate in a censorship process.
Jimbo Wales 17:25, 5 November 2012 (UTC)