10 Punkte für Erfolg auf Twitter, Facebook und Orkut2

    • War mal ein Punk-Musiker. Damit hast Du Rhythmus, Timing und Deine Leber trainiert. Und: Wer sich schon einmal den Weg von der Bühne herunter freiprügeln musste, ist durch einen Shitstorm nicht zu erschüttern.
    • Sei ein Egomane. Diese Einerseits-Andererseits-Typen nerven.
    • Sei authentisch. Lass Dir ein halbnacktes Model auf den Rücken schnallen, wenn man Dich fotografiert.
    • Schwimm nicht mit dem Strom. Schwimm vor dem Strom. Wenn er anders strömt, wende graziös.
    • Sei streitbar. Aber streite mit den richtigen Leuten.
    • Streite nur um Dinge, die das Publikum nicht überfordern. Das von Mario Barth.
    • Sei nett zu den richtigen Leuten. Die meiste Zeit.
    • Gestehe Fehler ein. Aber nicht zu oft.
    • Alle sechs Monate muss eine Fleißarbeit kommen. Häng Dich rein. Und dann verlinke immer wieder darauf, so dass es niemand vergisst.
    • Oft genug ignoriert: Sei Britney Spears.

    Wir brauchen ein Faktenschutzrecht!

    Alarmierende Entwicklung — wieder einmal. Google hat semantische Techniken in seine Suche integriert. Das heißt: Der ohnehin schon parasitäre Suchkonzern begnügt sich nicht mehr nur mit Links und Snippets. Google presst den Seiten auch ihr Wichtigstes ab — ihr Wissen. Unser Wissen.

    So bekommen Google-Besucher bei der Suche nach Marie Curie direkt angezeigt, wann sie geboren wurde, wen sie geheiratet hat und welche Elemente sie so erfunden hat. Früher mussten die Google-Besucher für solche Infos auf Links klicken. Und mit 10-prozentiger Wahrscheinlichkeit landeten sie nicht bei Wikipedia, sondern bei uns, den Seitenbetreibern mit humanistischer Grundbildung, den Besserwissern, die das Web von einer Pornowüste in einen Platz der Aufklärung verwandelt haben.

    Das kostet uns nicht nur Werbeeinnahmen. Sondern auch die Genugtuung, dass jemand auf unser Wissen angewiesen war. Tagtäglich prüfen wir unsere Zugriffsstatistiken, um zu sehen, wem wir weiterhelfen konnten, wer sich an der Brust unserer Weisheit gesäugt hat. Das ist einer der wesentlichen Faktoren im Publikationgewerbe. Hätte Axel Springer, hätte Marion von Dönhoff nur das Geld im Sinn gehabt — sie hätten Atomstrom produziert oder ein verdauungsregulierendes Nutella. Publizisten sind Besserwisser! Was wir fordern, ist das totale Fehlen feststehender Fakten! Zumindest auf Google! Und für den Rest wollen wir Geld sehen!

    Ihr lacht über uns Berufsdenker? Da lacht ihr aber zu früh. Denn glaubt ihr, Eure offensichtlichen Pointen seien vor Google auf ewig gefeit. Eure Röttgenwitze hätte Google in 0,001 Sekunden gemacht. Und Eure Tatort-Tweets. 30000 davon. Und alle besser als Eure. Also schließt Euch uns an im Kampf gegen den elektronischen Moloch, gegen das Google des Verderbens. Und — so ganz nebenbei — habt Ihr ein paar Euro für uns?

    Torsten
    Vrumfondel
    Magikweis

    Begriffsklärung

    Bloggen heißt nicht, lustige Katzenbilder/Videos/Infografiken, die grade durch das Netz geistern, ins eigene Blog zu schaufeln und dann in allen sozialen Netzwerken auf den ach so mühsam geschriebenen eigenen Post zu verweisen, womöglich sogar mit der eigenen Kurz-URL.

    Das Wort dafür ist SEO.

    Werkzeuge der Kostenlos-Kultur

    Ich hab einen Videorekorder. Und ich habe Geduld. Heute muss ich lange nicht so viel Geduld haben wie früher, und die wenigsten Filme muss man auf einer riesigen Leinwand sehen, US-Serien laufen manchmal nur mit ein paar Monaten Verzögerung zu der Erstausstrahlung. Zur Not kaufe ich Mal eben ein DVD-Set mit konkurrenzlos niedrigem Preis pro Stunde Unterhaltung.

    Was ich vermisse: O-Ton. „Community“ auf deutsch synchronisiert geht gar nicht. Castle geht, verliert aber an Genuss. Statt in Sky investiere ich lieber in einen VPN-Zugang nach Übersee, wo Inhalte auf der Straße liegen. Ich höre Podcasts. Und überspule allzu penetrante Werbung.

    Ach ja: Statt Sonntagszeitungen zu kaufen, setze ich mich in Cafes, wo diese ausliegen.

    Auch ich bin ein Urheber

    Ich bin ein Urheber. Ich schreibe Texte über das Internet, meist sogar in das Internet. Damit unterscheidet sich meine Lebens- und Arbeitsrealität deutlich von der derer, die sich unter dem Slogan „Wir sind die Urheber!“ zu Wort melden.

    Wie sieht das aus? Ich bekomme kein Geld von der GEMA und meine Werke sind nicht bei thepiratebay.org aufgelistet. Private Kopien schrecken nicht wirklich, denn für die bekomme ich Pauschalentschädigungen von der VG Wort. Eine willkommene Ergänzung des Einkommens, aber nicht mehr.

    Zwischen meinen Verwertern und mir gibt es auch keine großen Differenzen. Total-Buy-Out ist heute kein riesiges Problem mehr, da ich meine Arbeiten eh nicht mehr zwei Mal verkaufen kann. Und meine Auftraggeber auch nicht. Wer bitteschön zahlt 650 Euro, um einen FAZ-Text ein halbes Jahr zu publizieren? Vor Jahren waren Zweitverwertungen für freie Journalisten noch eine substantielle Einnahmequelle, der Markt ist aber tot. Wer früher zum Beispiel Hörfunkbeiträge an fünf ARD-Veranstalten verkaufte, muss nun mit einem Honorar auskommen. Nicht das Netz ist schuld, aber die Vernetzung hat gewaltige Umwälzungen zur Folge. Wer glaubt, dass solche Umwälzungen ohne Verlierer stattfinden können, lügt sich selbst an.

    Probleme bereiten mir die vielen, die meine Recherchen einfach umformulieren und abschreiben, vielleicht noch eine skandalisierende Überschrift darüber setzen. Gleichzeitig kann ich ohne die Offenheit der Fakten nicht arbeiten. Recherche baut fast immer auf den Recherchen anderer auf. Und eine „Edelfeder“ bin ich weiß Gott nicht.

    Sorgen habe ich, dass jeder zwar den neutralen Journalismus beschwört, aber dann doch lieber tendenziöse Stücke liest, die der eigenen Meinung entsprechen. Oder dem Gegenteil. Was denkt der Schmierfink sich eigentlich!! Das ist weiß Gott nicht neu, Medien sind vor dem deutschen Recht „Tendenzbetriebe“, bei denen die Unternehmensspitze die Leitlinien vorgibt. Bisher war ich aber in der privilegierten Situation, dass meine Auftraggeber vor allem sauberen Journalismus von mir verlangten.

    Dankbar bin ich, dass ich davon leben kann, darüber zu schreiben, was mich interessiert — ohne PR-Aufträge nebenher. Das erlaubt mir auch, meine eigenen Blogs ohne Gewinnabsicht zu führen oder für Redaktionen zu arbeiten, die nicht viel zahlen können. Dankbar bin ich auch für die gute Zusammenarbeit mit vielen Redaktionen. Zwei standen mir kürzlich auch bei einem Rechtsstreit beiseite und hielten den Rücken frei. Ohne solche Deckung ist das Publizieren heute ein russisches Roulette. Ob berechtigt oder unberechtigt: motivierte und finanzstarke Kläger können immer Ärger machen. Dagegen hilft nur Rückgrat, eine Haltung. In den letzten 10 Jahren musste ich es aber schon mehrfach erleben, dass solche Redaktionen geschlossen wurden, weil sich ihr Journalismus nach Auffassung der Verleger nicht lohnte.

    Sorgen macht mir auch, wenn unreflektiert die Verschärfung oder die Reduzierung von Urheberrechtsdurchsetzungen gefordert werden. Was 70 Jahre nach meinem Tod mit meinen Texten passiert, die oft schon nach einem Tag nicht mehr vermarktbar sind, weil sie aktuell geschrieben wurden, ist jenseits jeder rationellen Überlegung. Dass man heute immer noch nicht Kästners Augenzeugenbericht der Bücherverbrennung zum Jahrestag wiedergeben kann, ist nicht erst durch das Internet widersinnig geworden. Gleichzeitig sehe ich auch auf der Gegenseite wenig valide Konzepte. Eine reine Pauschalfinanzierung ist gerade in Zeiten des Internets nicht durchsetzbar, da die Urheberrechtsmärkte nicht mehr fein säuberlich getrennt sind. Und Konstrukte, die auf die Unterscheidung zwischen „kommerziell“ und „privat“ aufbauen, sind im Zeitalter der Aggregation weitgehend sinnlos. Dieser Punkt betrifft genau so die Vorstellungen der Piratenpartei wie die der Leistungsschutzrechtslobby.

    Ach ja: Das Leistungsschutzrecht hilft mir nicht und selbst wenn es das ein bisschen täte, würde ich es immer noch ablehnen. Aber da ich nicht für Springer arbeite, ist auch das kein wirklicher Gegensatz zu meinen „Verwertern“.