Das Internet ist kein shit storm

Dieser Satz ist auf mich gemünzt:

Manchmal frage ich mich wirklich, welches Internet hier einige verteidigen wollen. Ich glaube, einige haben echt zu wenig auf 4chan, Maillinglisten oder IRC abgehangen, um das Internet wirklich zu verstehen…

Wer bei mir ein Mailinglisten- oder IRC-Defizit feststellt, hat ganz klar eine Fehleinschätzung begangen. Kann passieren. Es gibt keinen Lebenslauf von mir, in dem alle IRC-Channel stehen, die ich administriert habe.

Richtig blöd ist jedoch die Aussage, man müsse auf 4chan abgehangen haben, um „das Internet“ zu verstehen. Jungs: 4chan ist nicht das Internet. Sich gegenseitig anpöbeln ist nicht „das Internet“. Nazivergleiche sind es nicht, Provokation um der Provokation willen ist es nicht und andere Leute niedermachen ist es auch nicht. Sicher: es kommt vor. Häufig. Aber gehen wir tatsächlich nur online, um Hass und Häme zu verspritzen?

Das Internet ist mehr als cat content und schlechte Umgangsformen. Shit storms mögen eine unvermeidliche Nebenwirkung dessen sein, dass jetzt jeder eine Stimme findet — und nicht mehr nur Massenmedien, Einkommensmillionäre und Funktionäre. Endlich kann man etwas bewegen. Endlich bekommen die Großkopferten auch etwas von der Häme ab, die sie doch so sehr verdienen. Endlich haben wir was zu sagen. Endlich.

Doch irgendwann sollte jeder merken: Das da war es noch nicht. Häme auf Häme auf Häme verändert nichts. Ein paar Lebensläufe mögen geknickt werden, ein paar Lügen klappen nicht mehr so gut wie vorher. Doch an ihre Stelle treten andere Lügen, neu verpackt, viral. Wir klopfen uns auf die Schulter und alles geht weiter wie bisher.

Jungs, das ist nicht das Internet. Das Internet ist mehr.

Kontextsensitive Werbung

Dem Zynismus mancher Bild.de-Schlagzeilen kann man sich nur schwer entziehen. Noch übler ist jedoch oft die Kombination zwischen Werbung und Schlagzeile.

Beispiel vom Montag:

Dass die Autoindustrie dort wirbt, wo Beschränkungen des C02-Ausstoßes als Verschwörungstheorie abgetan werden, hat zumindest ein „Geschmäckle“.

Richtig übel ist hingegen diese Platzierung von heute:

Mal im Ernst: Gibt es einen Grund über diese „irre Russen-Theorie“ zu berichten als eine penetrante Begeisterung für Hitler-Schlagzeilen und die zynischste Anzeigenplatzierung, die man sich mal eben für die „Volks-Arznei“ ausdenken kann?