Rechtsstaaten dürfen das

James David Cameron sorgt grade für Furore, weil er Randalierer und Krawallbrüder nicht nur aus Sozialwohnungen, sondern auch aus sozialen Netzwerken werfen will. Noch besser: Er will im Krisenfall soziale Netze gleich ganz abschalten. Wie kann man so etwas nur wenige Monate nach dem Sturz von Mubarak und Ben Ali ernsthaft fordern?

Meine Fern-Fern-Fern-Diagnose: Es kommt ihm gar nicht Sinn, das eine mit dem anderen zu vergleichen. So fragte ich irgendwann vor 10 Jahren den damaligen Regierungspräsidenten Jürgen Büssow, was denn der Unterschied zwischen denen von ihm geplanten (später durchgesetzten und gerichtlich bestätigten) Netzsperren und den in China durchgesetzten Netzsperren sei. Seine Antwort — ohne Witz oder Ironie — lautete: „Wir haben Verwaltungsgerichte.“

Die volle Meinungsfreiheit

Meinungsfreiheit heißt oft auch Meinung frei von Fakten, frei von Vernunft, frei von Respekt vor der Meinungsfreiheit.

Also meinen Sie ruhig Herr Friedrich, Herr Wagner, Herr Uhl. Drücken sie sich aus, so gut sie es vermögen.

Und ich denke mir meinen Teil.

Openleaks: Technik ist nicht die Antwort

Nun ist es also endlich soweit: Openleaks geht mit einem halben Jahr Verspätung in den Testbetrieb. Daniel Domscheit-Berg stellt das Modell kurz vor:

On our site, the informant has more choices in determining what happens with his material: he can, for example, give it to a partner of his choosing, for instance, to a newspaper he trusts and where he knows that they have the resources and are also working with material that others leave to the side. In contrast to Wikileaks, Openleaks will not publish any documents itself. We won’t even be able to read the material ourselves – because everything will immediately be locked with codes from our partners.

Lange Rede, kurzer Sinn: OpenLeaks beschränkt sich im wesentlichen darauf, Informationen zu Partnern durchzuschleusen. Aber das wird in meinen Augen den Whistleblowern nicht wirklich helfen. Ein soziales Problem mit Technik zu lösen, hat bisher nur selten geklappt.

Ich bin zwar kein „investigativer Journalist“ der in Parkhäusern Informanten trifft, oder der millardenschwere Betrugsfälle auf dem Tisch hat. Aber ab und an bekomme ich Material zugespielt und Menschen verlassen sich darauf, dass ich ihre Identität wahre oder nicht ausplaudere, was genau sie mir gesagt haben. Und aus diesen Erfahrungen ziehe ich ein paar Schlussfolgerungen:

  • Die Geheimhaltung der Identität vor Journalisten ist nicht das zentrale Problem von Whistleblowern. Statt ein kryptographisch super ausgefeiltes System zu nutzen, kann ein Whistleblower Akten auf ein öffentlich zugängliches Fax legen und in eine beliebige Redaktion schicken. Oder eine E-Mail vom Wegwerfaccount im Internet-Cafe 50 Kilometer weiter. Die Methode ist nicht wesentlich unsicherer als OpenLeaks. Denn:
  • Nicht die Datenübermittlung ist der riskante Part, der soziale Kontext ist es. Organisationen wissen, wer Zugang zu bestimmtem Material hat. Menschen sprechen miteinander und viele Leute haben eine Ahnung was der Kollege zwei Tische oder Türen weiter für ein Typ ist. Also: wenn über OpenLeaks die Geheimunterlagen von Konstruktionsbüro X oder Dienststelle Y auftauchen, wird der Verdacht recht schnell auf den Leaker fallen. Und falls nicht: wer kann schon einen riesigen Skandal auslösen und dann der Versuchung widerstehen, darüber zu reden. Ohne Rückmeldung, was denn mit ihren Daten passiert ist, neigen Whistleblower zu Dummheiten. Siehe Bradley Manning. Siehe Daniel Ellsberg. Eventuell werden sie durch Openleaks in falscher Sicherheit gewiegt.
  • Journalisten brauchen in den allermeisten Fällen Zugang zu ihren Quellen, wenn sie ordentliche Arbeit machen sollen. Man stelle sich vor, man bekommt 5000 interne E-Mails auf den Schreibtisch. Wie stellt man sicher, dass die Daten nicht manipuliert wurden? Wie weiß man überhaupt in welchem Kontext die Nachrichten stehen? Ein Leaker kann Missverständnisse verhindern und viel Arbeit ersparen, in dem er Zusammenhänge erläutert und weitere Quellen nennt.
  • Journalisten können Leaker schützen, indem sie ihnen bewusst machen, wie einfach sie entdeckbar wären. Sie können Publikationen zurückhalten, bis die Quelle aus der Schusslinie ist. Manchmal raten sie der vermeintlichen Quelle auch ab, weil das Ergebnis für die Person so viel gravierender ist als der zu erwartende Gewinn. Noch häufiger sagen sie jedoch ab, weil sie schlicht zu viel auf dem Schreibtisch haben und das angebotene Thema nicht wirklich die Investition zu rechtfertigen scheint. Oder sie wissen nicht ob die Konkurrenz mit der Story nicht schon eine Woche vorher rauskommt. Journalisten können Anker, Ratgeber sein. Natürlich solche mit einem Eigeninteresse und natürlich sind auch sie nicht vor Spionage-Attacken gefeit.
  • Leaken ist kein einfacher Prozess. Nur wenige Menschen können konsequent zwischen Fakt und ihrer Überzeugung, ihren Schlussfolgerungen unterscheiden. Hier hilft Openleaks schlichtweg nicht weiter.

Kurz: der einzige reale Effekt, den ich von OpenLeaks erwarte, ist PR. Redaktionen können sich mit dem Openleaks-Briefkasten schmücken und vielleicht werden ein paar Leute mehr ihr Gewissen entdecken und Skandale aufdecken.

P.S. Der Deutschlandfunk zitiert mich so:

Der Blogger Torsten Kleinz hält das Konzept des anonymen Leakens generell für fragwürdig. Sein Einwand: „Nicht die Datenübermittlung ist der riskante Part, der soziale Kontext ist es.“

Das ist in dieser Zuspitzung falsch. Ich halte das derzeitige Konzept von OpenLeaks für begrenzt sinnvoll — unter anderem weil es keinen Rückkanal beinhaltet. Anonymes Leaken generell lehne ich jedoch keinesfalls ab.

Das Problem mit Wikipedia-Politik

Als Wikimedia Deutschland 200.000 Euro zur Verfügung stellte, die für die „Community“ ausgegeben werden sollten, wurden mehrere Community-Vertreter gewählt, die über die Vergabe der Gelder mit bestimmen sollte. Keiner der Kandidaten konnte auch nur 50 Wikipedianer als Unterstützer gewinnen.

Beim ins Krawallige driftenden Streit ob man lateinische Schreibweisen gebräuchlicheren eingedeutschten Versionen im Artikel-Lemma bevorzugen sollte, sprechen sich 94 Wikipedianer für ein Meinungsbild aus, 71 lehnen es ab. 109 stimmen für einen Änderungsvorschlag der Regeln, 75 dagegen, 15 enthalten sich.

Anti-Gerücht.

Es hält sich das Gerücht — oder ist es mehr eine Haltung? — dass wenn ein Bösewicht, ein Unsympath oder ein Merkbefreiter etwas sagt, nur das genaue Gegenteil richtig sein kann. Sagt er Weiß, ist es Schwarz. Sagt er Terror, ist es Freiheitkampf. Sagt er poTAtoe, schmeckt die POtatoe besonders gut.

Das stimmt nicht. Nur übelmeinende oder beschränkte Menschen können so etwas ernsthaft annehmen. Das genaue Gegenteil ist richtig.

Das Ende der Anonymität

Der junge Mann versperrte mir den Weg. „Schönen guten Abend. Ihren Ausweis bitte?“ Ich war bester Laune. Sechs Monate Rucksacktour durch Indien, Sibirien und das Hochsauerland lagen hinter mir, wo ich meine Internet-Sucht — überhaupt mein ganzes Interesse an aktuellen Ereignissen der so genannten modernen Zivilisation — verloren hatte. Da konnte mich ein Türsteher doch nicht aus dem Tritt bringen. Aber was machte ein Türsteher vor einer normalen Kneipe?

„Ach, seid ihr jetzt auch eine Raucherkneipe?“, fragte ich. „Es reicht ja, wenn ich mit Kurt Tucholsky unterschreibe, stimmt’s?“ „Ähm, nein“, sagte der junge Mann, der mir immer noch den Weg in die Kneipe versperrte. „Es muss schon ihr echter Ausweis sein. Die neuen Vorschriften, Sie wissen schon.“ Ich wusste nicht.

„Na, das Anti-Anonymitäts-Gesetz. Der Friedrich. Jeder muss sich ausweisen an öffentlichen Plätzen. Wegen der Sicherheit.“ „Ach ja? Nun, denn. Um des Friedens willen.“ Ich reichte ihm meinen Personalausweis. „Ach, das ist so ein alter ohne Chip. Warten Sie bitte eine Minute“, Dann verschwand der Türsteher in der Kneipe, wo sicher schon meine Freunde warteten. Nach fünf Minuten kam er wieder, mit einer Kopie meines Ausweises. „Bitte nicht lächeln“, sagt er und hielt mir eine Digitalkamera ins Gesicht. Klick. Noch geblendet vom unvermuteten Blitzlicht torkelte ich in den Raum, der deutlich leerer schien als früher.

Doch bevor ich meine Geschichten von Expeditionen nach Essentho und Hoheleye erzählen konnte, berichteten mir meine zwei wartenden Freunde von einem unbekannten Land: Deutschland. Und wie es schien, war es ein glückliches Land. „Ja, zuerst hat uns der Realnamenzwang an jeder Ecke genervt“, sagt Lena, während sie eine einen Zahnstocher in millimetergroße Stückchen zerteilte. „Sobald man einen E-Ausweis hat, ist es kaum mehr der Rede wert. Du kommst an die Kneipentür, ein kurzer Piepton und der Türsteher weiß Bescheid.“ „Dann leih ich mir halt das nächste Mal Deinen Ausweis aus“, schlug ich noch amüsiert vor. „Natürlich, wenn Du so aussehen würdest wie ich. Natürlich wird prüft eine Kamera das biometrische Bild Deines Ausweises. Und das per Funk. Es klappt erstaunlich gut!“

In den nächsten zwei Stunden erfuhr ich, wie es so weit kommen konnte. Die Krawalle in Sindelfingen. Wie die immer mehr Autos in Köln brannten. Mittelklasse, nicht nur Oberklasse. Die erstaunlich effektive Kampagne der Jungen Polizei Niedersachsen. Der missglückte Bombenanschlag in Amsterdam. „Und als Friedrich die neuen Internet-Gesetze durchbringen wollte, sagte die Leutheusser doch glatt, dass dies eine Ungleichbehandlung wäre“, erklärte Ludger. „Ihr berühmter Satz war: In deutschen Kneipen werden wohl täglich mehr Verschwörungen geschmiedet als in Moscheen und Internetforen“. Und dann hat Friedrich halt die Konsequenz gezogen. Als Sabine dann abdanken musste, ging es plötzlich ganz schnell.“

Richtig Schub bekam die Sache dann aber erst mit dem neuen Personalausweis-Applet. „Du glaubst gar nicht, wie sehr die sexistischen Kommentare in meinem Blog abgenommen haben, seitdem ich nur noch eID-zertifizierte Kommentare zulasse“. Als ich sie verständnislos anstarrte, sagte sie: „Na was? Du hast doch auch Facebook Connect benutzt.“ Schließlich sei es doch besser, die Daten in unserem Land zu behalten, statt sie über den Atlantik zu schicken.

Ludger war immer noch beeindruckt, wie schnell die internationale Zusammenarbeit klappte. Selbst Sony akzeptierte die qualifizierte Signatur im Playstation Network. Wegen der Sicherheit. Und auch PayPal war schnell mit im Boot, als die Kartellbehörde wegen der US-Embargos nachfragte. Hinzu kam eine Anreiz-Politik. Wer dem Programm „Sichere Identität Deutschland“ beitrat, musste nur bei jedem zweiten Flug durch den Nacktscanner gehen. Und sogar die Piratenpartei installierte eine neue Instanz ihrer LiquidDemocracy-Software mit realen Identitäten für echte Piraten.

„Es ist eigentlich auch gut für die Selbstdisziplin“, sagte Lena während sie den dritten Teller Pommes Frites mit Käse verspeiste. „Ich zum Beispiel habe endlich aufgehört zu rauchen, seit ich Tabak-Packs nur mit Ausweis kaufen kann“. Zwar könnte die Krankenkasse noch bis mindestens 2015 nicht auf die Konsumdaten zugreifen. „Aber wer auf der Seite des Bundesgesundheitsministeriums nachgeschlagen, wie viel Alkohol, Fett und Tabak er pro Monat konsumiert hat, bekommt eine völlig neue Perspektive, glaub mir“.

Es war ein langer Abend, den wir bei Malzbier, Ovomaltine und zu vielen Pommes verbrachten. Um 23 Uhr verabschiedeten wir uns. Denn um 8 Uhr am nächsten Tag wollten wir gemeinsam unser Altglas wegbringen. Und dann wollten wir gemeinsam zur Blutspende.

Keine Frage: Das Deutschland, in das ich zurückgekehrt bin, ist ein besseres.

Pseudonyme sind nicht Anonyme

Anfang Juli hab ich an dieser Stelle geschrieben, dass Anonymität per se keine Voraussetzung für eine Kontrolle von unten ist. Ich schrieb, dass es zwar immer wieder gute Gründe dafür gibt, seine Identität zu verbergen, aber dass dies auch eindeutig Nachteile hat.

Nun hat sich der Gründer von Vroniplag per Spiegel online geoutet:

Heidingsfelder: In der vergangenen Woche hat es in verschiedenen Internetforen Einträge gegeben, in denen mein richtiger Name stand. Ich weiß nicht, wer das veröffentlicht hat oder wieso, aber ich habe mich sehr erschrocken. Dann habe ich am Mittwoch einen Anruf von einem Reporter bekommen.

SPIEGEL ONLINE: Von welcher Zeitung?

Heidingsfelder: Von einer deutschen Boulevardzeitung. Der Reporter hat mich gefragt, ob ich Goalgetter bin, ich habe auf die Frage nicht geantwortet, aber ich habe Sorge, dass die Zeitung mich outet. Ich will das selbst in die Hand nehmen.

Es mag eine Binsenweisheit sein, aber hier deshalb nochmal ausdrücklich: Pseudonyme funktionieren nicht. Genauer: es mag einige wenige Leute Leute geben, die unter schwierigen Bedingungen per Pseudonym über Jahre verborgen bleiben. Und es gibt sicher Millionen von Pseudonym-Nutzern, für deren Identität sich niemand wirklich interessiert.

Wenn es jedoch hart auf hart kommt, können die wenigsten Menschen ihre Spuren restlos tilgen. Sei es aus mangelnder technischer Kompetenz, Ego-Gründen, Zufall oder wegen politischer Manöver der Gegner. Und wenn der Damm einmal gebrochen ist, kann man ihn nicht mehr aufbauen.

Warum hat sich Martin Heidingsfelder verborgen?

Heidingsfelder: Bei VroniPlag geht es nicht um den Einzelnen, sondern um die Leistung des Schwarms. Es spielt keine Rolle, was ich im richtigen Leben bin, Professor, Doktor, Student oder Kaufmann.

Nun: wenn es keine Rolle spielt, dann kann man seine Identität auch zeigen. Ich selbst gebe auch nicht überall im Netz meinen vollen Namen an, allerdings unternehme ich keine Anstrengungen meine Identität künstlich zu verschleiern. Ich sehe einfach zu oft, wie das gründlich schief geht. Das Internet vergisst zwar viel, aber die peinlichsten Aktionen landen ganz oben auf der Liste von Dingen, die bei Google auch nach Jahren ganz oben zu finden sind.

Einen möglichen Grund neben der Keine-Rolle-wer-Platitüde liefert Google schon auf der ersten Seite: Martin Heidingsfelder zusammen mit Andrea Nahles, während er ihr „Angela, nein danke“-Aufkleber überreicht. Natürlich wird jetzt die Frage nach der politischen Motivation von Heidingsfelder aufkommen. Und natürlich werden ihm viele nicht glauben, dass die Parteizugehörigkeit der enthüllten Plagiat-Doktoren keine Rolle spielte.

SEO: fake, steal and borrow

Ich hab mich mal in einem Porno-Webmaster-Forum umgesehen, um zu sehen wie die Leute ticken, die mit ewig gleichen schmierigen Filmchen ihren Lebensunterhalt verdienen, mit 0190-Dialern und Spam-Werbung viele User verarschten. Ich habe Expeditionen in Haustierforen unternommen und in einem Kochforum gelernt, dass „MGG“ für „Mein Götter-Gatte“ steht. Das Ergebnis: Irgendwie ticken alle Menschen gleich. Wenn sich auch die Terminologie ändert, die wesentlichen Zusammenhänge, der Umgang miteinander ist ähnlich.

Doch in manchen Milieus kann ich nicht heimisch werden. Ich verstehe die Leute nicht, ihre Denkweise, selbst mein Ironiedetektor versagt hoffnungslos. Eins dieser Milleus sind die SEO, die Search engine optimizer. So ehrenvoll das Ziel ist, den vielen Internetnutzern möglichst viele relevante Informationen an die Hand zu geben — nur wenige SEO-Werktätige scheinen das tatsächlich im Blick zu haben. So fiel mir heute ein Beitrag auf der Website WebmasterFormat auf, der sich mit der Wikipedia beschäftigt. Beziehungsweise mit der Bekämpfung der Wikipedia.

Es ist wahr: Google liebt Wikipedia-Artikel und manchmal werden Wikipedia-Seiten ganz an den Anfang der Google-Suche gespült, die nun wirklich keinen Mehrwert für den Nutzer bringen. Aber das ist nicht das, was den Autor Jason Capshaw aufregt. Was an der Wikipedia nicht stimmt: sie steht bei Google vor den Seiten, die er gegen Geld nach oben bringen will. Und das ist etwas, was unbedingt verhindert werden muss.

Dass sich Jason Capshaw einen Dreck um den Nutzer schert, offenbart er in seiner Anleitung. Zunächst will er den Wikipedia-Artikel etwas weniger beliebt erscheinen lassen:

Began removing the internal Wikipedia links pointing to the wiki page you want to jump. Do this slowly over time. It is best to point the link to another Wikipedia page so that the editorial staff doesn’t simply replace the link.

Mit einem verbogenen moralischen Kompass mag das noch angehen. Wikipedia profitiert unfair von ihrer Struktur, die so passgenau auf die Google-Algorithmen passt. Also stellen wir wieder fairen Wettbewerb her. Das wäre zumindest ein Gedanke, den man nachvollziehen könnte. Doch weit gefehlt: an fairem Wettbewerb ist Capshaw So wenig interessiert wie am Internet-Nutzer.

10. Go to the Wikipedia page and create some random content that is clearly not factual on the Wikipedia page
11. Take a screenshot of the content change and remove the bogus information from Wikipedia
12. Visit open site explorer again and look at all of the external links pointing to the Wikipedia page and export them to a spreadsheet
13. Go to each link pointing at the Wikipedia page and send them an email detailing the error of the Wikipedia page with the attached screenshot as proof. Describe how important it is that their readers get reliable information and offer your authoritative page as an alternative. Instruct them they should change their link immediately to point to your page. It is best to grab the email address from WhoIs of the Webmasters who own the site in order to get the best results.

Auf Deutsch: Capshaw empfiehlt Fehlinformationen in Wikipedia einzustellen, davon Screenshots zu machen und diese dann an Leute zu schicken, die den störenden Wikipedia-Artikel verlinken. Er verfälscht nicht nur aus purem Profitdenken eine gemeinnützige Wissenssammlung, er betrügt auch ohne jedes schlechte Gewissen Menschen, die ihren Nutzern ein paar gute Informationen zukommen lassen wollen. Dass Spam und Fake-Seiten zu seinem üblichen Repertoire gehören, wundert nicht.

Mit dem Blackhat und der Sonnenbrille im Artikel will Herr SEO Capshaw wohl sagen, er sei gewitzter und geschäftstüchtiger als all die Suchmaschinen-Lemminge da draußen. Das stimmt nicht. Er ist nur ein größeres Arschloch als die meisten.

Ein Streiter für das Netz ist von uns gegangen

Eine sehr schlechte Nachricht hat mich soeben erreicht: Jörg-Olaf Schäfers ist tot.

Es fällt mir schwer die richtigen Worte zu finden. Sein Tod ist ein persönlicher Verlust und ein kaum zu schätzender Verlust für die deutsche Netzszene. Mit seinem unermüdlichen Engagement hat er den Weg für viele Entwicklungen bereitet, die in Artikeln immer wieder als Errungenschaften des Netzes gefeiert werden, als unvermeidliche Folgen des Medienwandels.

Doch die Wahrheit ist immer eine andere. Hinter den Kämpfen um Netzzensur, um vernünftige Sicherheitsmaßnahmen, um ein Stückchen Vernunft im alltäglichen Wahnsinn stecken Leute wie Jörg-Olaf. Wenn er ein Ziel auserkoren hatte, war er durch fast nichts zu stoppen. Er sammelte Informationen, dokumentierte und rief zur Aktivität auf. Doch so aktiv wie er konnte kaum jemand anderes sein. Er beließ es nicht dabei, sich lauthals zu beschweren und Verschwörung zu rufen, sondern arbeitete sich in komplizierte Materie ein, sichtete Sitzungsprotokolle, telefonierte mit Verantwortlichen und warb für seine Ziele. Für unsere Ziele. Mit unbändiger Energie hat er sich in den Kampf geworfen, gestritten und blieb doch immer wieder seine Idealen treu. Wer kann das noch von sich behaupten?

Wie lange wir uns kannten – ich weiß nicht mehr. In meiner Ecke des Netzes war er schon vor 10 Jahren nicht zu übersehen – damals noch oft unter seinem Kürzel „ix“. Ich sah ihn auf Mailinglisten, in Foren, im IRC. Wir sprachen über den WDR-Computerclub, über Politik, lästerten über Usenet-Zeiten und die gleichen dummen Sprechblasen, die wir von alten und neuen Politikern hörten. Irgendwann trafen wir uns auf der Verleihung des Big Brother-Awards in Bielefeld. Und trafen uns danach so einmal alle ein bis zwei Jahre. Aber immer war ein Chat-Fenster auf, in dem wir uns austauschen konnten. Ihn konnte ich immer um Rat fragen und wurde ernst genommen.

Es bleibt an dieser Stelle nur eins zu sagen: Jörg-Olaf, danke Dir für alles.