Ich hab die Tagesthemen schon lange nicht mehr geguckt: ist es üblich, dass Jörg Kachelmann eine halbe Minute von der folgenden Sendung schwärmt?
Die FAZ ist eine Scheibe!
Thomas Thiel schreibt in der FAZ über die Entwurzelung des Wissens in der Wikipedia.
Die hier betriebene Demokratisierung der Wahrheitsfindung ist dem wissenschaftlichen Verstand, der dem esoterischen Expertengedanken verpflichtet ist, verdächtig: Die Erde wäre wohl heute noch eine Scheibe, wenn man das Urteil über ihre Oberflächenform einer Demokratie überlassen hätte.
Toller Satz. Genau, möchte man rufen – und dann setzt man hinzu: Ganz wie im Mittelalter!!
Aber bei den klugen FAZleserköpfen sollte gleich nach dem zweiten Ausrufezeichen der Denkimpuls einsetzen.
- Man hat die Oberflächenform keiner Demokratie überlassen, und trotzdem hielt man die Erde für eine Scheibe.
- Hätte man es demokratisch entschieden – was wäre die Folge gewesen? Wäre niemals jemand nach Amerika gefahren?
Nach diesem Gedankengang kann man die FAZ ruhig zur Seite legen. Denn dass Enzyklopädien grundsätzlich nicht wissenschaftlich zitiert werden, sollte den akademisch gebildeten Lesern längst bekannt sein.
Infokästen 2.0
Mit der Verbreitung des Focus vor langer, langer Zeit, etablierten sich in deutschen Zeitungen auch immer mehr Infokästen. Ein einzelner Aspekt eines Artikels, Empfehlungen oder Adressen werden aus dem normalen Artikel ausgegliedert und in eine separate Box gepackt.
Online sind diese Kästen nicht immer verbreitet – manche Zeitungen vergessen in der Online-Ausgabe die Info-Kästen aus dem Print oder integrieren sie als separate Seite. Manche haben auch das Prinzip des Infokasten in ihr Online-Layout integriert.
In diesem Artikel des geschätzten Kollegen Konrad Lischka habe ich die neue Variante bei SpOn entdeckt: Die Infokästen werden mitten in den Artikel integriert. Die Kästen sind farblich abgesetzt und die Schrift ist etwas kleiner als im normalen Artikeltext. Der Clou: Es sind offenbar immer mehrere dieser Infotexte nebeneinander integriert, per Mausklick kann der Leser die Infoboxen aufklappen.
Ein interessantes Format: wer erweiterte Informationen haben will, bekommt sie schnell geliefert – der Rest kann einfach drüber hinweg lesen. Interessant finde ich die Frage ob sich ein Klick auf einen solchen Kasten auch in den IVW-Statistiken auswirken wird. Denn wer in der zweiten Infobox das „Pingpongspiel“ der Rechtsanwaltskammer nachvollziehen will, muss ganze 14 Mal klicken – und bekommt jeweils nur eine Handvoll Wörter geliefert.
Aber immerhin bekommt der Leser so einen unmittelbaren Eindruck des Pingpongspiels.
PS: Die einzelnen Punkte können sogar horizontal angeordnet werden.
Wie Chip.de recherchiert
Vorhin habe ich mich schon über ein Artikel-Plagiat in dem Online-Angebot des Standard echauffiert, da kann ich doch gleich noch eine kleine Geschichte anschließen.
Der Kollege von Chip.de ist sich zum Beispiel nicht zu schade seiner Geschichte die Quelle hinzuzufügen: Er beginnt die Geschichte mit der Einleitung „Laut dem US-Magazin Wired….“ Klare Ansage. Wired hatte die Geschichte als erstes, also gebührt ihnen die Quellenangabe. Wobei: ein Link wäre nett.
Dann fährt er fort:
Zu jeder Änderung eines Artikels wird bei Wikipedia die IP-Adressen des Nutzers gespeichert und kann von jedem heruntergeladen werden. Griffith kombinierte diese Datenbank mit einer anderen, die bekannte IP-Adressen von Firmen und Institutionen, beinhaltet. Mithilfe des frei herunterladbaren Programms kann man nach bestimmten Organisationen suchen oder Artikel durchforsten.
So fand ein Nutzer heraus, dass ein Mitarbeiter der NSA den Artikel über seinen Arbeitgeber manipuliert hatte. Allerdings nur um die „National Softball Association“ zu ergänzen.
Wieder gewisse Ähnlichkeiten mit meinem Artikel bei Heise. Aber in diesem Fall bin ich sicher, dass das reiner Zufall ist. Denn dieser Satz verrät mir, dass der Kollege mit dem Kürzel hcz unmöglich meinen Artikel abgeschrieben haben kann, ihn wahrscheinlich nicht mal gelesen hat.
Mithilfe des frei herunterladbaren Programms kann man nach bestimmten Organisationen suchen oder Artikel durchforsten.
Hier hat der Autor klar Eigenleistung eingebracht: Er hat herausgefunden, dass man den Wikiscanner herunterladen kann und hat auch gleich diesen schönen Screenshot des Programms dazugepackt. Ich hingegen war davon ausgegangen, dass man den Scanner gar nicht herunterladen kann, da er nur eine Online-Applikation auf einer Webseite ist.
Es könnte natürlich auch sein, dass sich Kollege hcz nicht mal die Mühe gemacht hat, sich den Wiki-Scanner anzusehen und per Google den Screenshot eines ganz anderen Programms gefunden hat, das er dann ungeprüft zu „Griffiths Tool“ erklärte.
Dann müsste ich aber davon ausgehen, dass er meine Meldung schlicht in seine Textverarbeitung kopiert und flüchtig zusammengekürzt hat.