Bild.de verursacht Pornowelle

Das Phänomen des Slashdottens ist alt bekannt: Wenn ein Angebot auf der IT-Nachrichtenplattform Slashdot verlinkt ist, geraten die Server ins Schwitzen. Tausende und Abertausende von Surfern drängen auf die verlinkten Webseiten – Traffic-Kosten schnellen in die Höhe, kleinere Server geben den Geist auf und geben nur noch Fehlermeldungen von sich. Ähnliches tritt auch bei manchen anderen IT-Nachrichtendiensten auf. Bei weniger computeraffinen Medien passiert das in der Regel nicht – das Publikum ist nicht klickfreudig genug. In der Regel zumindest.

Youporn - Fehlermeldung

Gestern wurde ich darauf aufmerksam gemacht, dass die Onlineredaktion von Deutschlands größter Boulevardzeitung ebenfalls slashdotten kann. Denn die Leser von Bild.de sind offenbar sehr klickfreudig wenn es um eines geht: kostenlosen Porno. Die Webseite Youporn jedenfalls zeigt nach der Veröffentlichung einer Bild-Meldung unter dem Titel Warum zeigen immer mehr Menschen ihre privaten Sexfilme im Internet? nur noch eine Fehlermeldung:

 

We got featured on Bild (Germany’s largest newspaper) and got a huge surge in traffic. We are trying very hard to bring the site up again.

 

youporn2

Dabei hatte Bild.de das Angebot gar nicht verlinkt. Es wurde lediglich der Domainname genannt und die Surfer mit einer kleinen Bildergalerie motiviert. Die tatsächlichen Links gehen auf die eigenen Erotik-Angebote – und die von zahlenden Werbekunden. So gibt es bei Ebay eine „große Anzahl an erotischen Bildbänden“, die Bild.de-Fotogalerie „Werkstattkultur“ zeigt nackte Damen zu Hauf.

Damit niemand auf die Idee kommt, die lebensbejahende BILD-Erotik für die düsternen Abgründen des Amateur-Pornos zu verlassen, gibt Bild.de auch Tipps, wie man das verhindern kann:

 

Computer-BILD-Experte Dirk Kuchel (34): „Nutzt man am Rechner den Internet-Explorer, lässt sich dort ein Sexfilter einstellen: Man klickt in der Dachzeile auf ‚Extras‘ und wählt ‚Internetoptionen‘. Dort auf ‚Inhalte‘ gehen, den ‚Inhaltsratgeber‘ aktivieren und die Filter auswählen.“

 

Ob dann auch Bild.de ausgeblendet wird?

Die BH-Bombe

Eine der schönsten Szenen in „An Unconvenient Truth“ war die Stelle an der der ehemalige Vize-Präsident – die frühere zweite Hand am Atombombenkoffer – am Flughafen gezeigt wird. Routiniert lässt Gore alles über sich ergehen. „Seht her, ich war mächtig, bin aber geläutert. Ich ziehe meine Schuhe aus wie jeder von Euch.“

Letzte Woche gab es allerhand Berichte, wie geduldig und gut die Flugreisenden die neuen Verbote von Flüssigkeiten im Handgepäck ertragen. Ein Verbot, das ich etwas widersinnig finde. Ich glaube nicht wirklich daran, dass Terroristen auf der Flugzeugtoilette höchst brisante Sprengstoffe zusammenmixen.

Das ZDF-Magazin Frontal hat dem Thema einen interessanten neuen Twist gegeben. Sicherheitsmängel auf deutschen Flughäfen heißt die Schlagzeile. Das wirkt immer. ZDF-Reporter demonstrieren wie man aus mitgebrachten Feststoffen und Flaschen aus dem Duty-Free-Shop eine Bombe basteln kann. Kronzeuge: Der Ex-Chef der GSG9. Wow. Respekt.

Zeigt der Beitrag aber wie sinnlos die neue Flüssig-Kontrolle ist? Nein. Frontal21 will mehr Kontrollen. Oder die Duty-Free-shops schließen. Oder was auch immer. Denn alles andere wäre ja ein Zugeständnis an die Terroristen.

Es geht hier weder um Panikmache, noch um Handlungsanleitungen für Übeltäter. Unsere Pflicht ist es auf einen bestehenden Misstand hinzuweisen, damit er schnellstmöglich behoben wird. Diese Bombe hätte auch in einem Flugzeug detonieren können, weil deutsche Flughäfen nicht sicher sind.

Das ZDF hat Recht. Wir müssen es nur immer weiter treiben. Wir müssen nur eine Anleitung veröffentlichen, wie Terroristen mit einem handelsüblichen BH den Piloten einer Verkehrsmaschine erwürgen können, um Tausende von Menschen zu töten, die westliche Gesellschaft einmal mehr ins Chaos zu stürzen und somit Kim Jong Il das Zeichen zum Start seiner Atomraketen zu geben. Und schon werden die Kontrollen am Flughafen noch etwas unangenehmer und kein BH darf mehr an Bord eines Flugzeugs.

Eine reizvolle Aussicht? Nicht wirklich.

Von Blogistan zu Wikistan

Das Social Network StudiVz ist ganz groß im Bloggespräch. Die einzelnen Episoden sind jetzt auch im Wikipedia-Artikel zum Unternehmen gelandet.

Das liest sich heute morgen so:

[…]
Ein weiterer problematischer Aspekt zeigt sich darin, dass die internationalen Filialen von StudiVZ offensichtlich noch keine eigenen Büros haben. Als Kontaktadressen werden jeweils die Adressen der lokalen Dépendancen von Parship angegeben, einer Online-Partnervermittlung, die ebenfalls anteilig Holtzbrinck Ventures gehört. Das hat in einigen Blogs zu Spekulationen über die tatsächlichen Verflechtungen zwischen StudiVZ und Holtzbrinck, und über die Sicherheit und Vertraulichkeit der Nutzerdaten geführt. Diese Spekulationen sind durch ein Statement des StudiVZ-Sprechers Tilo Bonow („Klar geht es um die Nutzerdaten.“) noch verstärkt worden.[8]

Vorwürfe des Plagiarismus

Sowohl Funktionsumfang als auch graphische Gestaltung erinnern stark an das amerikanische Facebook. Zwar orientieren sich beide an dem Standardlehrbuch „The CSS Anthology: 101 Essential Tips, Tricks & Hacks“ von Rachel Andrew, jedoch darf bezweifelt werden, dass die exakte Übereinstimmung von vielen Menüpunkten und Funktionen mit Facebook darauf zurückzuführen ist. Bis Anfang Oktober 2006 war in allen Quelltexten der Seiten von StudiVZ noch eine Referenz auf ein Stylesheet mit dem Namen „myfb.css“ zu finden, was abermals einen Hinweis auf ein direktes Kopieren von Facebook lieferte. [9]

Inzwischen bietet StudiVZ auch Funktionen, die es von Facebook unterscheidet, wie etwa die Funktion „Wer war auf meiner Seite“ und der Verzicht der Beschränkung auf regionale Netzwerke. Ziel sei es somit, einen gemeinsamen europäischen Hochschulraum zu schaffen.

Zensur

StudiVZ hat sich durch Zensieren von Kommentaren im StudiVZ-Blog und durch Registrierung von Domainnamen der Konkurrenten in der Webgemeinschaft sehr unbeliebt gemacht[10], [11].

Spamming

StudiQG, die französische Tochter von StudiVZ, ist in die Kritik geraten, da deren Marketingchef versucht hat, auf der Seite eines französischen Konkurrenten Benutzer durch Massenmails für seine Seite abzuwerben[12].

[…]

Eine klassische Überkompensation auf eine vermeintliche unzulässige Löschung. Formulierungen wie „hat sich sehr unbeliebt gemacht“ oder gar „darf bezweifelt werden“ sind ungeeignet für eine Enzyklopädie. Hier müssten die Zweifler im Text schon benannt werden, falls der Zweifel überhaupt in die Wikipedia gehört.

Warum zum Beispiel eine gemeinsame Büroadresse eine unmittelbare Gefahr für Nutzerdaten darstellt, erfährt der Wikipedia-Leser nicht. Er wird sich schon was dabei denken. Denn er soll sich etwas dabei denken.

Wiki-Fehlia

Die Wikipedia-Fehler könnten in dieser Woche ein echtes Trend-Thema werden. Nachdem die PR des Films Borat das vermeintliche Chaos einer simplen Artikelsperre (die zudem nur eine Halbsperre ist) in alle möglichen Medien geschwemmt hat, hat der SZ-Beitrag von letzter Woche nun auch die BILD auf den Plan gerufen.

Wiki-Fehlia

Unter der Überschrift Wiki-Fehlia: So unzuverlässig ist Deutschlands beliebtestes Internet-Lexikon fasst Bild kurz zusammen.

Warum ist es gefährlich, sich auf Wikipedia zu verlassen?

Niemand weiß, wer hinter den Einträgen steckt – ob Experte, Laie oder Spaßvogel. Immer wieder schreiben Internet-Vagabunden mit erfundenen Identitäten absichtlich Fehler in Einträge.

Es gab da doch Mal ein Sprichwort mit Steinen und Glashäusern, aber ich traue mich grade nicht, das in der Wikipedia nachzuschlagen.

Interessanter ist ein Verweis am Ende des Textes. In der aktuellen Spiegel-Ausgabe ist offenbar ein Interview mit Jaron Lanier, über dessen Essay ich im Juni bei Heise kurz berichtet hatte.

PS: – Bildblog antwortet.

Saumäßig

Die jüngste Abmahnwelle vom Media-Markt scheint ein Ende zu haben. de.internet.com berichtet in Berufung auf die FAS dass das Landgericht München die Abmahnaktionen gestoppt hat.

Zur Begründung hatte das Gericht angeführt, beim Vorgehen des Media-Marktes dominiere das „Gebührenerzielungsinteresse“. Die Anträge würden „nahezu wortidentisch“ verfasst, in „textbaussteinartigen“ Schriftsätzen eingereicht. Das Münchner Landgericht habe in zwei Monaten 80 Anträge auf Erlaß einer einstweiligen Verfügung erhalten, an einem einzigen Tag 18 Eilanträge, zitiert die Zeitung aus dem Beschluss der Kammer.

Ich wollte zu dem Anlass mal die Historie von gerichtlich gestoppten Werbekampagnen großer Elektronik-Discounter heraussuchen. Aber wozu lange suchen? Das OLG Karlsruhe hat gerade Details zu einem kürzlich ergangenen Urteil online gestellt.

Der u.a. für das Wettbewerbsrecht zuständige 6. Zivilsenat des OLG Karlsruhe hat die Entscheidung des Landgerichts Mannheim, das den Media Markt verurteilt hatte, im entscheidenden Punkt bestätigt. In den Gründen führt der Senat aus, es sei irreführend, mit der Herabsetzung eines Preises zu werben, wenn dieser zuvor nicht verlangt worden sei.

Kündigungsgrund StudiVZ?

Im jetzt.de-Weblog gibt es einen schönen Beitrag zum Thema Meine Gläserne Generation. Darin wird erzählt, wie offenherzig sich die Leute in sozialen Netzwerken geben, wie unsicher die persönlichen Daten da doch so sind und wie man aus PR-Sprechblasen ein wenig Luft ablässt.

Ein Satz am Ende macht mich jedoch stutzig:

Oder – und diese Fälle häufen sich – der Arbeitgeber, der sich aufgrund einiger privater Details im Netz zur sofortigen Kündigung entschließt.

Kommt das wirklich immer öfter vor? Ich habe von keinem solchen Fall gehört. Ja, es gibt wegen diversen Aktivitäten im Internet durchaus öfters mal berufliche Probleme – aber eine Kündigung eines Angestellten wegen privater Details aus einem sozialen Netzwerk wie StudiVZ? Das habe ich noch nicht gehört. Und solche Fälle müssten aktenkundig werden, die oft kolportierte Aussortierung von Bewerbern per Google hingegen kaum.

via.

PS: einen anderen lesenwerten Beitrag zum Thema Netzwerken findet ihr hier.

Wikis sind eine Freude für Spammer

Im Kommentarspam von heute morgen habe ich eine Domain aus meiner weitläufigen Nachbarschaft entdeckt, die des chemischen Instituts der Universität zu Köln. Der Kommentarspammer hat sich nämlich vorher schon als Wikispammer betätigt und seine Werbebotschaften in dem Wiki irgendeines chemischen Fachbereichs hinterlassen. Der Vorteil: ohne Mühe bekommt er so eine URL, die von Spamfiltern als vermeintlich zuverlässig erkannt wird.

Ich war so frei und habe heute morgen eine Bitte auf der Startseite des Wikis hinterlassen, dass die Chemiker den Müll doch bitte aufräumen mögen. Bisher hat es wohl keiner gesehen.

Wer immer ein Wiki öffentlich betreibt sollte tunlichst drauf achten, dass sich genug Leute um die Spamentsorgung kümmern. Oder er soll zumindest den Schreibzugriff wirksam einschränken.