Auf dem Barcamp in Köln wurden mir einige Grundzüge des Spiels der Online-Erlebnis-und-Geschäfts-Plattform Second Life vorgeführt. Das sei die Zukunft, wurde mir versichert: weg vom Textbrowser, hin zur 3D-Welt, wo Wissen greif- und erfahrbar ist. Nun denn – die Zukunft muss auf mich warten.
Das erste was nach dem Start des Programms passiert: der Gehäuse-Lüfter meines Notebooks schaltet auf die höchste Stufe. Das tut er äußerst selten. Um die Second-Life-Oberfläche überhaupt einigermaßen flüssig zu halten, muss ich alle anderen Programme schließen. Und selbst dann bauen sich die Gegenstände und Personen nur äußerst gemächlich auf. Das macht das Umgehen mit dem Programm schwer: wenn die Reaktion erst ein paar Sekunden nach der Aktion folgt, ist das nicht besonders intuitiv.
Die Interaktion auf der Plattform mag toll, neu, vielseitig sei – bei meinen ersten ruckelnden Ausflügen entdeckte ich davon jedoch nur wenig. Das mag an der Ziellosigkeit und Isolation liegen: ich habe keine Freundesliste aufgebaut und auch keine virtuellen Presse- und Entwicklerkonferenzen auf dem Terminplan, zu denen man mich eingeladen hätte. Ich wanderte nur durch die Gegend, klickte mal hier, klickte mal da. Nach einiger Zeit stieß ich auf einen menschenleeren Raum, in den sicher jemand viel Zeit und Linden-Dollars gesteckt hatte. Ein kleiner Teich in der war in der Mitte – und für zwei Linden-Dollar hätte ich dort tatsächlich angeln können, wie mir ein Schild verriet.
Ich soll Geld bezahlen, um in einem virtuellen Teich zu angeln? Wer bin ich denn? Sicher wäre es ein toller Beitrag, um den Erbauer des Teichs, seine Kreativität und Arbeit zu belohnen. Wie man hört ist Second Life ja eine florierende Volkswirtschaft. Aber Geld zahlen für das Angeln in einem virtuellen Teich?? Das erscheint mir nicht fortschrittlich – eher ein Rückschritt in die Zeit der Onlinedienste, wo jedes Fitzelchen Interaktivität Geld kostete.
Fazit: entweder bin ich noch nicht reif für Second Life oder Second Life ist noch nicht reif für mich. Vielleicht werden wir irgendwann wieder zusammenfinden. Doch jetzt ist mir Second Life einfach zu hungrig.