Zum ersten Mal seit langem habe ich eine Bahnreise in der ersten Klasse unternommen. Irgendwie hatte ich mir mehr darunter vorgestellt.
Sicher – die Beinfreiheit ist größer. Zum Arbeiten kann ich die gut fünf Stunden Fahrtzeit (55 Minuten Verspätung) dann aber doch nicht nutzen, da mich das Buchungssystem der Bahn zwischen einem dauerhaft quängelndem Kleinkind und einer Damengruppe (erst Muffins, dann ALDI-Sekt, dann Kleiner Feigling) platziert hat. Steckdosen gibt es auch nicht mehr als in der zweiten Klasse.
Die Rückfahrt verläuft wesentlich ruhiger – aber nur nachdem ich den reservierten Platz aufgegeben habe. Ein Seniorenpaar hat sich gleich fünf Sitzplätze gekapert, um sich und ihr Gepäck möglichst breit zu streuen. Die anderthalb Meter Abstand vom Ehepartner nutzten sie, sich in der ausgewiesenen Ruhezone möglichst laut über diverse Dinge zu beklagen. Zum Glück gab es einen Wagen weiter freie Sitzplätze zwischen ruhigen und angenehmen Menschen jeden Alters.
Die Sitze sind in ICEs sind für Menschen konstruiert, die zehn Zentimeter kleiner sind als ich. Die Videokanäle – ein besonderer Bonus für die doppelt zahlenden Erstklässler – brachten früher Mal Spielfilme. Heute gibt nur noch zwei Sender: Eigenwerbung der Bahn und eine bemerkenswert uninteressante Endlosschlaufe von n-tv – von „Porsche in Dubai“ bis zu „Der hässlichste Hund der Welt“. Da stört es nicht weiter, dass die Videoübertragung gestört ist. Auf der Rückfahrt sind die Videokanäle abgeschaltet – auf der Hinfahrt bleiben hingegen die Audiokanäle stumm.
Mein Wunschzettel : höhenverstellbare Sitze, mehr Steckdosen und separate Abteile für lärmende Menschen. WLAN-Zugang im Preis inbegriffen. Vielleicht ein paar ausliegende Zeitungen?