Supermarktkunde

Der Shoplogger Apu Nahasapeemapetilon Björn Harste gibt Tipps, die schnellere Kasse zu finden:

Was nämlich viele Leute schlichtweg vergessen: Es kommt nicht auf die Länge an. Also von der Länge der aus wartenden Kunden bestehenden Schlange, meine ich. […] Aber die beiden wichtigsten Faktoren vergessen viele.Erstens: Die anderen Kunden! Wieviel kaufen sie ein? Wie bezahlen sie? Mehrere Großeinkäufe werden viel Zeit benötigen. Wenn also ein paar Kunden vor einem stehen, die jeweils einen randvollen Einkaufswagen haben, ist die Chance auf eine längere Wartezeit ziemlich groß. Aber Achtung: Ein Wagen kann auch gut gefüllt sein, wenn nur zwei Kisten Bier und ein paar Tüten Chips darin liegen. Und so ein Einkauf ist wiederum recht zügig abkassiert. Wenn natürlich nur ein paar Kunden vor einem stehen, die jeweils ein oder zwei Teile in der Hand halten, ist die Schlange schnell abgearbeitet.

Noch ein paar Tipps:

  • Großeinkaufende Ehepaare sind kein Hemmschuh: Ein eingespieltes Team kann gewaltige Warenmengen auf das Band laden und abräumen ohne die Warteschlange aufzuhalten. Zudem gibt es nur einen Kassiervorgang, der je nach Supermarktkette sehr lange dauern kann. Payback, Treuepunkte, Coupons, Parkkarte und nun auch noch Fußball-Sammelbildchen – Supermarktkassen sind zum Rabattbüro geworden
  • Männer kassieren langsamer. Das mag ein sexistisches Klischee sein, aber in meiner Umgebung entspricht es den Tatsachen. Das mag allerdings daran liegen, dass kaum einer der Männer Kassieren als Lebenskarriere verfolgt.
  • Kleider sind des Teufels. Die Billig-Textilien werden mit besonderen Anti-Diebstahl-Vorrichtungen versehen, die schwierig zu entfernen sind. Zudem werden Kleiderbügel entfernt und der Barcode ist oft nicht zu lesen. Ausnahme: Tchibo-Ware.
  • Der Supermarkkassen-Profi erkennt nicht nur welche Schlange am schnellsten ist, sondern erspürt auch den Moment, wenn eine neue Kasse geöffnet wird. Die Bewegungen des Supermarkt-Personals sind zu berücksichtigen – ebenso wie der Rückstau an den offenen Kassen.

Alt und neu

Online-Archive haben einen Vor/Nachteil: hier sind jederzeit auch alte Artikel und damit auch alte Fehler verfügbar. Selbst wenn nicht etwas völlig schief geht kann man natürlich die Frage stellen: stimmt das noch?

Während die alte Print-Zeitung höchstens in einem Archiv hinmodert, ist die Online-Ausgabe immer frisch wie am ersten Tag. Muss man also ständig 50 Jahre nach Fehlern und Persönlichkeitsrechten durchsuchen, die mit Jahren plötzlich an Relevanz gewinnen?

Spiegel Online hat sich zu einem solchen Schritt entschieden. Nachdem an einem von vielen Medien immer wieder gerne zitierten Institut ernsthafte Zweifel aufkamen hat die Redaktion selbst recherchieren lassen und Artikel aus dem Archiv entfernt.

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Subjektiv, irreführend, Weblog

Ein typisches Weblog wird von einem Autoren befüllt. Und der lebt sich in seinem Schreib-Refugium aus, ist subjektiv, streitbar, experimentierfreudig. Für Verlage heißt das gewöhnlich: wollen wir haben – aber bitte nicht auf der Titelseite. Selbst auf der Webseite des Mediums fallen die Blogbeiträge in eine separate Rubrik, abgesondert – unten oder irgendwo in der Navigationsleiste versteckt.

Nicht so im Onlineangebot der Zeit. Da rutscht auch mal ein Blogbeitrag unter die Top-Teaser auf der Startseite. Wenn ich mir aber diesen Teaser ansehe, weiß ich nicht, ob das immer so gut ist.

Grünlich, schmierig, Döner!

Eigentlich enthält der Blogbeitrag nur die bekannte Tatsache, dass Gammelfleisch nun nicht unbedingt gesundheitsgefährdend ist. Kein Wort davon, dass Dönerfleisch immer grün und schmierig sei. Oder dass das Gammelfleisch genau so gut in Marinade gepackt und als Grillsteak verkauft werden könnte.

Man kann mich der Doppelmoral schelten – für ein Weblog finde ich eine solche Überschrift durchaus in Ordnung. Für die Startseite der honorigen Zeit? Eher nicht. Ich bin wohl nicht mehr experimentierfreudig genug.

Was spricht gegen die Schriftform?

Günter Wallraff erzählt in der Zeit noch einmal das Elend des Call-Center-Wesens. Drogenmissbrauch, Ausbeutung – entweder geht der Kunde oder der Käufer bankrott. Und er hat eine Lösung parat:

Wallraff: Ich schließe mich den Forderungen der Verbraucherverbände an: Verkaufsabschlüsse am Telefon dürfen nicht rechtswirksam sein, sondern bedürfen der Schriftform.

Was spricht eigentlich dagegen? Weniger Umsätze beim Teleshopping?

Journalismus im Irak

Bei Zeit Online habe ich einen sehr bemerkenswerten Artikel eines Briten gefunden, der im Irak journalistisch arbeiten wollte und stattdessen zum Werkzeug der Fehlinformation wurde:

Neben Adrenalin und Angst stieg nun auch eine tiefe Abscheu in mir hoch. Ich war eine dieser Filmfiguren geworden, die ich kategorisch verachtete. Ich hasste Waffen und Gewalt, war gegen die Anwesenheit der Amerikaner im Irak und sympathisierte mit fast allen Irakern, denen ich im Sommer begegnet war. Der Pistolenlauf zeigte direkt auf Faruk, um Himmels willen! John Simpson mag solche Verhöre vielleicht miterlebt haben, selbst durchgeführt hat er sie bestimmt nie. Und all das tat ich, um ein paar tausend entwendete Dollar einer Firma wiederzufinden, die an dem amerikanischen Krieg im Irak Millionen verdienen würde.

[…]

Sie boten mir 70000 Dollar, wenn ich weitere zehn Monate für sie in Bagdad arbeitete. Doch ich hatte genug. Ich war, wie ich mir eingestehen musste, das genaue Gegenteil eines Journalisten geworden. Und wenn ich damit weitermachte, irakische Reporter mit dem Geld der US-Armee zu bestechen, würde ich sicher selber nie als Reporter arbeiten können.

Würde das Buch Unter Druck neu aufgelegt, müssten darin wohl mehrere solcher Artikel enthalten sein.