Journalisten lügen. Medienwissenschaftler erst recht

Die Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen hat eine Studie in Auftrag gegeben. Ergebnis: Journalisten verlassen sich zu sehr auf Google und Wikipedia. Eine Zusammenfassung gibt’s hier.

Meine Lieblingsstelle:

Einige Journalisten behaupteten in den Leitfadeninterviews unserer Beobachtung, dass sie Wikipedia-Informationen immer noch einmal gegenprüfen würden. Nur stellt sich hier die Frage, mit welchem verlässlicheren Konkurrenzangebot sie diese Informationen verifizieren wollen, und, falls es dieses tatsächlich gibt, warum sie es nicht bereits zur Erstermittlung der Information genutzt haben. Hier scheint es sich mehr um eine journalistische Schutzbehauptung als um einen wirksamen Schutzmechanismus zu handeln.

Fassen wir das mal zusammen.

Erstens: Journalisten behaupten, sie würden nachrecherchieren.
Zweitens: Die Studienautoren recherchieren das nicht nach, sondern stellen sich eine Frage, die sie auch gleich selbst beantworten: Schutzbehauptung. Lüge!

Auch schön:

Die Journalisten sollten offen die fünf wichtigsten Internetangebote für ihre Arbeit angeben.
Drei Viertel der Journalisten gaben Google an, 53,4 Prozent Spiegel Online und 37,4 Prozent Wikipedia. Mit großem Abstand folgen sueddeutsche.de (9,8 Prozent), tagesschau.de (9,5 Prozent), bild.de (9,2 Prozent), Yahoo (7,2 Prozent), und welt.de (5,5 Prozent). Webangebote redaktioneller Medien haben somit – neben den Suchmaschinen Google und Yahoo sowie der Online-Enzyklopädie Wikipedia – die größte Bedeutung für Journalisten bei der Online-Nutzung. Mit anderen Worten: Unter den ersten zehn Seiten, die von Journalisten als am häufigsten genutzte Internetangebote angegeben werden, befindet sich keine einzige Primärquelle wie z.B. die Website eines Ministeriums, einer Partei, einer internationalen Organisation oder eines Unternehmens.

Hmmm. Oh Wunder, die Metaquellen werden häufiger genutzt als einzelne Primärquellen. Welches Ministerium könnte denn Journalisten so hilfreich sein wie eine Suchmaschine, die einen Index von einigen Millionen Primärquellen hat. Höchstens das Ministerium für Wahrheit.

(via)

PS:

Nur weil ein Journalist bloggt, ist das noch lange kein Journalismus.

Stimmt.

Alle Kreter sind Pressesprecher

Bei der Berufsfeldstudie „Profession Pressesprecher 2007“ gibt es erstaunliches zu berichten.

83 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass Pressesprecher zwar nicht lügen dürfen, aber eventuell bestimmte Sachverhalte weglassen können. Sechs Prozent sagen hingegen, dass man unter bestimmten Vorraussetzungen auch lügen darf.

Da fehlen mir zwei Zahlen: Wie viele Pressesprecher sind der Auffassung, dass man in Fragebögen für Berufsfeldstudien lügen darf? Und wie viele können sich selbst von einer Lüge überzeugen?

Die dümmsten Meldungen finden die meisten Leser

In meiner Studienzeit hab ich gleich mehrfach gelernt, wie man Statistiken schönt, zurechtstutzt oder sogar fälscht. Welch vergebliche Lebensmüh, wenn denn simpelste Zusammenhänge eh nicht zum Leser transportiert werden. So habe ich bei Spiegel Online zufällig diese Meldung entdeckt.

Das Sprichwort, wonach die dümmsten Bauern die dicksten Kartoffeln ernten, hat nun seine wissenschaftliche Bestätigung gefunden.

Aha. Dümmere Menschen verdienen also mehr? Sie werden reicher als die Intelligenten?

„Menschen werden nicht reich, weil sie klug sind“, fasst Jay Zagorsky von der Ohio State University das Ergebnis einer breit angelegten Untersuchung zusammen.

Hmmm – das sagt doch nichts über die dummen Bauern aus? Lesen wir weiter.

Ein hoher IQ steht demnach in keinem Zusammenhang zum Wohlstand eines Menschen.

Also ernten die dümmsten Bauern gar keine dickere Kartoffeln.

Die Studie bestätigt frühere Ergebnisse, denen zufolge Menschen mit einer überdurchschnittlichen Intelligenz zwar tendenziell höhere Gehälter bekommen.

Fassen wir zusammen: Intelligente Menschen verdienen mehr, aber sie häufen nicht mehr Wohlstand an. Warum Spiegel Online dieses relativ simple Untersuchungsergebnis mit genau der gegenteiligen Behauptung aufmacht, bleibt ein Geheimnis.