Plumpe Werbung unter der Dorflinde

Der „Deutsche Knigge-Rat“ widmet sich in einer Pressemitteilung der mondänen Welt von Facebook, Twitter und Co hin. Zwar hat die Konkurrenz von der „Deutschen Knigge-Gesellschaft“ grade für die Deutsche Telekom auch ganz viele tolle Ratschläge aufgeschrieben, aber seien wir nicht kniggerich. Rainer Wälde handelt aus höherem Antrieb:

Für Rainer Wälde, Leiter des Deutschen Knigge-Rats, übernehmen die Netzwerke für den postmodernen Menschen „die Funktion der Dorflinde, unter der sich früher die Bewohner zum täglichen Austausch getroffen haben.“

Nicht Stammkneipe, Sportverein oder der Friseursalon sind die Referenz für sozialen Austausch, sondern die Dorflinde. Was mich zur Schlussfolgerung verleitet: Entweder hat Herr Wälde 150 Jahre in einem Schneewittchenschlaf verbracht oder er bezieht seine guten Sitten aus der Welt der Rosamunde Pilcher.

Immerhin hat er es geschafft die Selbstverständlichkeiten des digitalen Umgangs miteinander in zwölf schön anzuschauende Thesen zusammenzuschnüren. Banal? Ja, vielleicht – aber sicher ein Anlass über sein Digitales Ego zu reflektieren. Eine wirklich nette Story.

Allerdings ist der Schluss etwas kurios:

12. Business-Tipp: Vorsicht vor plumper Werbung
Belasten Sie „Freundschaften“ nicht mit plumper Werbung. Wenn Sie nur platt verkaufen wollen, werden Sie schnell ignoriert. Denken Sie langfristig und vermeiden Sie es als „nervender Nachbar“ ausgegrenzt zu werden.

Rainer Wälde ist Vorsitzender des Deutschen Knigge-Rats und Autor des neuen Ratgebers „Personal Branding. Natürlich erfolgreich – auch bei Facebook, Twitter & Co.“. (ISBN 978-3927825048)

Ja, plumpe Eigenwerbung sieht ganz anders aus…

ShellDU – Wir haben die Kraft…stoffe (Update)

Als ich diesen Wahlspot der CDU gesehen habe, dachte ich sofort: der wurde doch co-finanziert?

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Das kann natürlich peinliche Unachtsamkeit sein, aber prominenter war die Marke „Shell“ auch in Billy Wilders genialem Some like it hot… nicht positioniert. Wenn man einen Wahlwerbespot an einer Tankstelle dreht und nicht mal Spritpreise thematisiert, ist das in meinen Augen schon extrem ungewöhnlich. Auch die Abfolge ist auffällig: als der Protagonist dafür plädiert Bestehendes zu verbessern, statt in Solarträumen zu schwelgen, kommt die Tankpistole mit Werbung für Super 95 ins Bild. Slogan: „Mehr Kilometer fürs gleiche Geld“.

Update: Auf meine Anfrage hat mir Shell versichert, vorher von dem Spot keine Ahnung gehabt zu haben. Diese Versicherung ist meines Erachtens glaubhaft, da der Spot doch allzu plump daher kommt. Der schwarze Peter ist nun bei der CDU und der beauftragten Agentur – was hat die nur geritten?

Update 2: Nach der Beschwerde von Shell hat die CDU das Video kommentarlos entfernt. Die ganze Geschichte ist hier.