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Pointers & Pointen
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In den letzten Tagen möchte ich immer mal wieder Schläge auf Hinterköpfe verteilen. Die Pro-Guttenberg-Gruppen auf Facebook beschäftigt viele Köpfe, nur das Denken scheint dabei etwas kurz zu kommen.
So gibt es die Guttenberg-Kritiker, die mit durchweg unstichhaltigen Argumenten Indizien für einen großen Fake herbeireden wollen und damit viel Applaus bekommen. Dann gibt es Leute wie Sascha Lobo und Marcus Schwarze, die zwar lobenswerterweise Fragen stellen, aber schon an der Fragestellung scheitern. Sascha Lobo wird mit seinem Crowdsourcing-Experiment lediglich zeigen können, wie wenig seine Leser mit Guttenberg, BILD und Merkel sympathisieren. Und Marcus Richter Schwarze hat letztlich nur festgestellt, dass die Facebook-Statistik weder Fakes noch gekaufte Accounts ausweist.
Nachdem die meisten groß angekündigten Pro-Guttenberg-Demonstrationen im wohl verdienten Gelächter untergegangen sind, ist die Fraktion, die mit dem Brustton der Überzeugung vom Facebook-Fake spricht wieder besonders lautstark. Problem: diese Leute haben so wenige Beweise oder Indizien wie vorher.
Versuchen wir es einfach mal mit einer einfachen Erklärung, beziehungweise mit drei Thesen:
Viel gelobt wird gerade ein Beitrag von Sascha Lobo im Zeitschriftenblog. Die Geschichte lässt sich schnell zusammenfassen: Lobo soll eine iX-Sonderausgabe zum Thema Web 2.0 rezensieren. Der Slogan von iX ist aber „Versteht nicht jeder. Ist auch besser so!“ Lobo versteht nicht und so macht er das, was er am besten kann: er räsonniert ganz allgemein über Web 2.0.
Das ist zwar sehr nett geschrieben, aber irgendwie… naja. Nehmen wir ein Beispiel:
Früher entdeckte ein Einzelner, dass Kraftwerksabwässer in den Bach geleitet werden, er schrie herum und irgendwann kam eine Kuh und pupste und das war’s. Heute schreit er digital herum, mit den Mitteln des Web 2.0 – schreibt, fotografiert, filmt und verlinkt und es besteht eine gute Chance, dass irgendwann eine sehr große Kuh namens Spiegel Online ankommt und einen Pups macht, der bis in die Schaltzentrale des Kraftwerks stinkt. Und allein die Angst davor, dass es passieren könnte, verbessert die Welt.
Hallo? Wie alt ist Sascha Lobo? Lebte er im 20. Jahrhundert schon?
Damals – die elektrische Energie war übrigens grad erfunden worden – gab es so unbedeutende Kühe namens Spiegel. Das war im Prinzip wie Spiegel Online, nur etwas mehr Text, viel weniger abgeschrieben und auf einem altertümlichen Medium namens „Papier“ verbreitet. Wenn damals jemand eine Kraftwerksabwasserumleitung bemerkte, konnte er zu einem so genannten „Telefon“ greifen – das ist im Prinzip wie Skype, hatte aber Tasten. Oder gar eine Wählscheibe. (Wenns die Oma nicht mehr weiß, in der Wikipedia steht es noch.) Und mit diesem Gerät konnte er den Spiegel anrufen. Und wenn der dann pupste, dann roch man das nicht nur in der Schaltzentrale des Kraftwerks.
Das Telefon konnte man übrigens auch benutzen, um andere Leute anzurufen als den Spiegel. Damals waren diese Geräte nämlich fast so weit verbreitet wie der Acrobat Reader oder Flash 8 heute. So hätte der Kraftwerksabwasserumleitungsauffinder zum Beispiel auch die Redaktion des Fernsehmagazins Monitor (so etwas wie eine frühe Alpha von Youtube) anrufen können. Oder gar Greenpeace. Oder seinen Landrat. Oder das Umweltministerium. Oder gar die Lokalredaktion einer Zeitung. Allesamt wahre Meister im Pupsen.
Ja, damals lebte man durchaus schon als Individuum. Ohne Ajax, ohne Weblogs und ohne Handykameras. Aber irgendwie hat es doch geklappt.