Elendsprostitution, juchu!

Grad kommt eine Pressemitteilung:

Laut einer aktuellen Erhebung explodierte die Anzahl der Sex-Auktionen von Studentinnen auf dem Internetportal XXX mit Beginn des Wintersemesters 07/08. Laut der Nachforschung sei seit September 2007 die Zahl um 400 Prozent gestiegen und verlaufe von da an auf hohem Niveau. Den Anstieg führt der Online-Marktplatz, auf dem Erwachsene Sex gegen Geld versteigern, auf die Einführung der Studiengebühren und die schlechte finanzielle Lage von Studentinnen zurück.

Damit keine Missverständnisse aufkommen: die finden das richtig toll.

Produktberichterstattung: Edelprostituierte

Produktberichterstattung ist immer eine Gratwanderung: Wann informiert man den Leser, wann rührt man schlicht die Werbetrommel? Die übliche Antwort: Man darf negative Seiten nicht verschweigen, muss das Produkt in einen Kontext setzen.

Julia Jüttner vom Spiegel hat sich dem Produkt Edelprostituierte angenommen. Nach einer sehr knappen Einleitung zum Prostitutionsskandal um den US-Gouverneur Elliot Spitzer kommt sie schnell zur Sache. Ganz im Dienste des Lesers listet Jüttner alle relevanten Informationen auf: die makellose Haut des Models, die Preise, die Zahlungsmodalitäten und die Legende(*), dass die Edelprostituierte nur aus Spaß einmal pro Monat – vielleicht auch zwei Mal – anschaffen geht. Es fehlt nur der Direktlink zur Bestellseite – den findet der solvente Kunde mit Google aber sofort.

Die negativen Seiten verschweigt Jüttner auch nicht. Hier sind sie in voller Länge:

Eine Selbstwahrnehmung, die Experten nicht teilen. „Frauen, die sich von Begleitagenturen vermitteln lassen, machen nichts anderes als andere Prostituierte auch: Sexarbeit“, sagt Veronica Munk von Amnesty for Women. „Egal, wie viel Geld die Callgirls nehmen.“

(*) Ausnahmen mag es geben. Aber solche Stories kann man ebensowenig glauben, wie die angebliche Bisexualität der Prostituierten. Illusion gehört nun mal zum Geschäft.