Wacht auf, Gamer dieser Erde

So langsam erkennen auch die Computerspieler, dass sie kampagnenfähig werden müssen. Und sie lernen von den Mitteln, die im Kampf gegen das Zugangserschwerungsgesetz eingesetzt wurden.

So haben sie eine eigene E-Petition auf den Weg gebracht, die am ersten Tag schon beachtliche 7000 Mitzeichner gefunden hat, sie haben ihre eigene Leserbriefkampagne und auch ein eigenes Mem ersonnen, das allerdings auf Twitter bisher nicht wirklich einschlägt.

Welche Dynamik diese Kampagne erreichen wird, bleibt abzuwarten. Denn Spieler sind eine sehr junge Gruppe von Netizens, die sehr kommerziell organisiert ist. Und so überrascht es nicht, dass die Unterschriftenaktion zuerst von einer kommerziellen Spieleseite erdacht und promoted wurde und jetzt von der Turtle Entertainment weiter verfolgt wird.

Politische Partner-Vermittlung

Piraten-Pauli: Gabrile Pauli will mit einer neuen Partei das System verändern, während die Piratenpartei trotz unerwartetem Wahlerfolg bei der Europawahl immer noch händeringend Unterschriften sammeln um überhaupt zugelassen zu werden. Eine politische Ehe auf Zeit scheint sinnvoll – im Parteiprogramm der Piraten ist jedenfalls noch viel Platz.

Unabhängigstenste Aufsichtsfunktionsträger: Nachdem der Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar die Internet-Sperrliste nicht beaufsichtigen will, muss sich die Große Koalition eiligst um ein anderes Aufsichtsorgan bemühen, bevor das überaus sorgfältig durchdachte Sperrgesetz in knapp 30 Stunden die letzten Hürden im Bundestag übernimmt. Ich nominiere den ZDF-Fernsehrat, der mit bewährtem Proporz und einem Gespür für die Komplexität der sich schnelllebigen Medienwelt sicherlich auch nicht vor dieser Verantwortung zurückschreckt.

Die Piratenpartei – klarmachen zum Ändern?

Für unwissende Medien ist die Piratenpartei die mit den kostenlosen Downloads. Böse Absicht? Kaum.

Denn obwohl die Piratenpartei in Deutschland über zweieinhalb Jahre existiert und über 1000 Mitglieder hat, ist sie in der netzpolitischen Arbeit in Deutschland heute noch nicht zu entdecken. Sicherlich: man sieht auf den wenigen Demos immer mal wieder Banner der Piratenpartei, selbst auf die Beine gestellt haben die Piraten meines Wissens aber noch nichts. So demonstrieren in Karlsruhe die Gamer, Zensurgegner sammeln sich in einem herrlich unverbindlichen AK Zensur, der CCC streckt seine Fühler nach Nicht-Nerds aus – und nirgends ist die Piratenpartei an der Spitze oder nur vorne dabei.

Das wäre irrelevant, wenn denn die neue Organisation ihre Kräfte gesammelt und in ein durchdachtes Konzept gesteckt hätte. Leider erlebt man eine Enttäuschung, wenn man das Parteiprogramm nachliest. Selbst im Bereich Urheberrechte – was ja zweifellos die Keimzelle dieser europäischen Bewegung ist – steht nicht wirklich mehr als die eingangs erwähnten kostenlosen Downloads drin. Zwar werden auch so nette Dinge wie „Förderung der Kultur“ erwähnt – wie die denn aussehen soll, das wissen die Piraten nicht. Immerhin: die Kulturflatrate wurde als Sackgasse identifiziert. Welches Modell die Piraten für die Zukunft vorsehen, ist mir absolut unklar. Spannende Konzepte, gangbare Alternativen? Bisher Fehlanzeige.

Die Piratenpartei hat ihr Nahziel erreicht: sie haben sich wohl für die Wahlkampfkostenerstattung qualifiziert. Die knapp 230000 Stimmen der Europawahl in Deutschland werden – vielleicht (siehe Kommentare unten) – zirka 200000 Euro in die Kassen der Partei spülen. Das ist keinesfalls üppig für einen Bundestagswahlkampf, für eine Büroadresse zur Koordination der netzpolitischen Arbeit reicht es aber. Die Piraten sind jetzt in der Bringschuld: sie müssen ihre Ressourcen nutzen und zeigen, dass sie als Bewegung eher den Grünen als der STATT-Partei. Dass sie politische Arbeit machen und nicht nur ein Wahlverein sind.

Klarmachen zum Ändern? Sicher, aber fangt nun endlich damit an. Denn jetzt zählt es.

Humanismus gegen Völkerball

Herr Wiefelspütz differenziert:

„Wer Paintballspieler auf diese Weise kriminalisiert, vertritt Schwachsinnsthesen“, sagte Wiefelspütz. „Winnenden war nur der Anlass für ein Verbot.“ Den Verbotsbefürwortern ginge es vielmehr um das Bewahren eines humanistischen Menschenbildes. „Wenn man dies vertritt, dann ist die Idee von einem Spiel, bei dem Leute aufeinander schießen damit einfach nicht vereinbar.“

Ich persönlich fand als Kind Völkerball auch ganz schön unhumanistisch:

Zwei Teams spielen gegeneinander mit dem Ziel, die Spieler der gegnerischen Mannschaft mit dem Ball zu treffen, so dass sie der Reihe nach ausgeschaltet werden. Gefragt sind Geschicklichkeit, Treffsicherheit, Ausdauer und Geschwindigkeit.

Über die Vorstellung hinaus

Bei der Bundestags-Debatte zu den Access-Blockaden wegen Kinderpornografie ist mir besonders der Redebeitrag von Michaela Noll aufgefallen:

Und wenn ich – das sag ich jetzt mal als Familienpolitikerin – wenn ich mir dieses Tatort Internet angucke und wenn ich mir vorstelle, was dort an Missbrauch tatsächlich sichtbar ist, dann übersteigt das jede Vorstellung. Es sind die Kinder, es sind die Kleinsten…

Die Polemik ist einfach zusammengereimt: Was sich Frau Noll vorstellt, übersteigt jede Vorstellung. Aber es hat einen ganz realen Hintergrund. Diese Politiker wurden – gezielt oder nicht gezielt – mit etwas Unvorstellbaren konfrontiert. Und nun reimen sie sich den Rest zusammen: Die Leute, die den Kindern das antun, das können keine normalen Menschen sein – nein, das sind organisierte Banden. Zuhälter. Mörder. Schänder. Und sie haben es aufs Geld abgesehen.

Diese Vorstellung steckt hinter dem Ansatz der Kinderporno-Sperren: ein kommerzieller Markt existiert, den man zerschlagen oder zumindest behindern kann. Aber diesen einen Markt gibt es wohl schon lange nicht mehr. Zwar wird Kinderpornografie zweifellos gehandelt – aber die Hersteller bekommen von dem Geld wohl gar nichts ab. Und die Händler sind dem World Wide Web schon längst drei Schritte voraus.

Fazit: Es wird die Vorstellung von Kinderpornografie bekämpft, nicht die Realität.

Es mag makaber klingen…

Der baden-württembergische Ministerpräsident äußert sich zu geplanten Waffengesetzänderungen.

Auch nach dem Vierfachmord von Eislingen will Oettinger die Beratungen nicht beschleunigen. „Es mag makaber klingen, aber ein Schnellschuss wäre dem Thema nicht angemessen.“

Ja, es ist makaber. Warum es also überhaupt sagen? Könnte man als professioneller Kommunikator statt „Schnellschuss“ nicht „übereiltes Gesetz“ sagen? Wäre ein Statement wie „Wir müssen sorgfältig arbeiten, um Tragödien in Zukunft zu vermeiden“ so unzitabel?

Der Strauß

Auch an solchen Tagen findet man etwas zum Lachen. Ich habe mich heute über eine Partei-Posse amüsiert. Eine CSU-Ministerin hat doch tatsächlich gesagt dass Franz-Josef Strauß nicht unbedingt immer unmittelbar ohne Fehl und Tadel gewesen sein könnte. Ein Sakrileg: Die eigene Partei schäumt, andere Parteien jubeln, die Sünderin muss Abbitte leisten. Richtig kurios wird es jedoch am Ende:

„Das sehe ich gelassen“, sagte Sohn Franz Georg Strauß. Für ihn sei es „überhaupt keine Frage“, dass sein Vater ein Vorbild sei. Mit Blick auf Haderthauer fügte er hinzu: „Sie kann ja versuchen, es besser zu machen als Strauß. Ich wünsche ihr viel Glück und Erfolg dabei.“

Wer nennt bitte seinen Vater beim Nachnamen? Was sagt das über die Familienverhältnisse? Oder ist „Strauß“ eine Marke? Ein Ehrentitel? Ein religiöses Amt?

Wenn Gamer politisch werden

Nach dem Kinderporno-Verglich von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, schlagen die Gamer-Funktionäre erbittert zurück.

Der ESB erbittet vom Bayerischen Innenminister eine deutliche Entschuldigung Solange dieses nicht geschieht fordert der ESB seine Mitglieder auf, deutliche politische Signale gegen die CSU zu setzen“ , so Sliwka abschließend.

Ob die CSU diesem gewaltigen politischen Druck standhalten kann? An lustigen Ideen scheint es ja nicht zu mangeln.