De Twitterus fantasticus

Im JoNet tobt mal wieder die Diskussion, um Twitter, Blogs, Facebook und Co. Und wie zu erwarten wiederholen sich immer wieder die alten Argumente. Zwei simple Feststellungen:

  • Natürlich wird Twitter gerade gehypt. Die Firma hat keine Einnahmequellen, von einem gangbaren Geschäftsmodell habe ich nichts gehört. Und Twitter hatte bei der Notwasserung im Hudson exakt keinen Mehrwert gegenüber den klassischen Medienkanälen. Die deutschen Twitterer haben die Tweets des twitternden Augenzeugen erst entdeckt, als der schon CNN (oder MSNBC?) ein Live-Interview gegeben hatte. Das Flugzeug ist vor DER Medienhauptstadt der Welt notgewassert. Da Spiderman grade in Washington beschäftigt war, hatte der Daily Bungle diesmal nicht als erstes Exklusivfotos. Who cares?
  • Und natürlich sollten sich Berufskommunikatoren für neue Kommunikationsformen interessieren. Dass die derzeit meist besuchten Plattformen wie Facebook oder StudiVZ in der Regel nicht mal taugen um eine simple Geburtstagsparty zu organisieren, sollte uns nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich hier neue Kommunikationsmechanismen etablieren. Wer das ignoriert, wird das Nachsehen haben. Wer diese Medien jedoch als Allheilmittel verkaufen will, belügt sich selbst. Die Brechtsche Radiotheorie ist eine Theorie, YouTube ist die Praxis.

Wählt Obama…und mich!

Ich bin kein Fan davon dass der deutsche Wahlkampf immer mit dem US-Wahlkampf verglichen wird. Obama, McCain und Co mögen ja alle ihre Facebook-Accounts haben – das ist aber eher ein Zeichen für ein Defizit bei der Parteienfinanzierung als für einen Vorsprung in Punkto Partizipation. Und wenn ich mir die viel zitierte politische Blogosphäre in den USA ansehe, überkommt mich öfter der Würgereiz als Bewunderung. Wahlkampf ist der Ausgang des Menschen aus seiner unverschuldeten Mündigkeit.

Richtig peinlich finde ich jedoch, wenn die Obamanie auch von deutschen Parteien ausgeschlachtet wird. So hatte ich in München Grüne-Plakate mit dem Slogan „We can do it“ gesichtet, in einem Akt ungewöhnlicher Selbsterkenntnis Webseite der Hammer Oberbürgermeister-Kandidatin Monika Simshäuser dieses entdeckt:

Change?

Copy & Paste!

Der Wiki-Kandidat

Noam Cohen schreibt über Barack Obama:

But at the same time, Mr. Obama’s notion of persistent improvement, both of himself and of his country, reflects something newer — the collaborative, decentralized principles behind Net projects like Wikipedia and the “free and open-source software” movement. The qualities he cited to Time to describe his campaign — “openness and transparency and participation” — were ones he said “merged perfectly” with the Internet. And they may well be the qualities that make him the first real “wiki-candidate.”