Club der toten BKA-Präsidenten

In den letzten Monaten sehe ich immer wieder grotesk wirkende Tickermeldungen, unter denen das Kürzel „dts Nachrichtenagentur“ steht. Laut Eigenwerbung ist der Vorteil dieser Nachrichtenquelle, dass sie besonders schnell ist und sich nicht mit unnötigen Dingen wie Korrespondentennnetzen oder Hintergrundberichten belastet.

Wohin das führt zeigt zum Beispiel diese Meldung:

Während seiner Zeit als Präsident des Bundeskriminalamts von 1965 bis 1971 hat der Spitzenbeamte Paul D. offenbar Zahlungen vom US-amerikanischen Geheimdienst CIA erhalten. […] In den Akten findet sich etwa der Vermerk eines CIA-Mannes, der D. im Dezember 1968 in Wiesbaden traf. Bei dem rund einstündigen Treffen habe er D. auch „dessen Gehalt für den Monat Dezember“ und „sein Weihnachtsgeschenk“ übergeben. D. war während des Zweiten Weltkriegs SS-Untersturmführer und verstarb im Jahr 1973.

D Punkt? Warum haben die „Rechercheprofis“ den Namen abgekürzt? Weder der Deutschlandfunk, noch die taz hielten das für nötig. Auch die Vorabmeldung des Spiegel enthält den Namen Dickopfs. Hat die „Eilmeldungsagentur“ vielleicht solche Angst vor einem potenziellen Rechtsstreit, dass sogar Wikipedia-öffentliche Informationen einfach viel zu brisant sind?

Auslandskompetenz und mündige Kunden

Die taz schreibt über Verkaufsgerüchte bei Nachrichtenagenturen:

Würden nun aber AP und ddp enger zusammenrücken, entstünde ein neuer kleiner Agentur-Riese. Einer, der im Paket billiger anbieten könnte, wofür die dpa bisher fast ohne Konkurrenz stand: ein, vom Sport abgesehen, vollumfängliches Angebot an Meldungen aus dem In- und Ausland. Allerdings übersetzt die AP im Auslandsgeschäft vor allem Meldungen ihres US-Dienstes und reichert diese mit deutschen Aspekten an.

Wie sich das konkret äußert, habe ich vor kurzem schon Mal aufgeschrieben. Wenn der deutsche Dienst von AP ohne Sinn, Verstand oder Rückfrage US-Meldungen übersetzt, scheint die Bezeichnung „Nachrichtenagentur“ fehl am Platze. „Translated Press“ dürfte beim Publikum aber kein Verkaufsschlager sein.

Die Süddeutsche Zeitung ist unterdessen unter anderem einer Blödsinnsmeldung von Pressetext.at nachgegangen.

Das Versenden von Mitteilungen funktioniere „wie bei Ebay oder Amazon“, erklärt Wilfried Seywald, Marketingdirektor bei Pressetext – „vollautomatisch“. Der Kunde müsse ein Konto einrichten und bezahlen, dann könne er Meldungen verschicken. Pressetext setze auf den „mündigen Kunden“. Dennoch werde natürlich alles kontrolliert, auf „politische Parolen, pornographische Inhalte, aber auch unsinniges Geschreibsel“.

Und wie kam P.’s Geschreibsel in Umlauf? Wegen der Tageszeit, heißt es in Wien. Der Text ging nach 21 Uhr rein – und wieder raus. Zu dieser Zeit sei der zuständige Mitarbeiter nicht online gewesen. Die Meldung sei daher nicht geprüft worden. Über Hürden, um so etwas zu verhindern, denke man nun nach.

Verfassungsklagen kränken die Kinderporno-Schutzengel

Die Nachrichtenagentur AP hat heute einen Jubelartikel über die Kinderpornojäger gebracht:

Bei der Operation «Mikado» baten die Ermittler erstmals die Kreditkartenwirtschaft um Mithilfe. […] Die Kreditkartenanbieter kooperierten, und wieder konnten Hunderte pädophile Kriminelle ermittelt werden. Der Erfolg ist allerdings nicht unumstritten. Noch liegt eine Klage beim Bundesverfassungsgericht vor. «Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, das sei mir egal», sagt Peter Vogt. «Es kränkt einen schon. Aber jeder hat das Recht, juristisch gegen Strafverfolgungsbehörden oder ihre Methoden vorzugehen.«

Gerade nach spektakulären Erfolgen häufen sich Angriffe. «Es ist klar, dass die Kriminellen uns nicht lieben», resümiert Torsten Meyer. «Nach ihrer Auffassung sind wir schließlich schuld, dass sie im Gefängnis landen. Aber damit lernt man zu leben.

Hmmm – die Angriffe gegen Mikado kommen nur von Kriminellen? Das habe ich ganz anders in Erinnerung.