Kontext ist radikal

Holly Bentley schreibt im britischen Guardian über Oliver Stones neustes Projekt: eine 10-Stunden-Dokumentation für Showtime, die mit den populären Irrtümern und Verfälschungen der Geschichte des 20. Jahrhunderts aufräumen soll.

The thrice-Oscar winning director gave a further glimpse into his thinking at a gathering of TV critics in Pasadena on Saturday, when he didn’t so much open up a can of worms as unleash an entire supermarket shelf-load. He began by startling the panel by bringing up the H word. „Hitler is an easy scapegoat throughout history and it’s been used cheaply,“ he said.

Eigentlich sollte das doch in Zeiten, in denen sogar Barack Obama von politischen Gegnern immer wieder faschistische Züge unterstellt werden, Konsens sein. Und eigentlich dachte ich, dass man den Namen Hitler aussprechen sollte, schließlich war er nicht Voldemort. Aber das ist offenbar nicht so. Bentley, die offenbar nur Informationen aus zweiter und dritter Hand zusammenfasst, hat den Sündenfall Stones direkt geortet:

Of the many potential storms that could be brewing over his Secret History, which will be broadcast by the cable channel Showtime later this year, Hitler promises to be the most incendiary. Stone told the Television Critics Association that „we can’t judge people as only ‚bad‘ or ‚good‘. [Hitler] is the product of a series of actions. It’s cause and effect. People in America don’t know the connection between WWI and WWII.“ The implication that Stone is seeking to put forward a good side of the German dictator hitherto not seen by Americans is, even by Stone’s own accomplished record of stirring up stinks, pretty radical.

Dass Hitler im Kontext ein besserer Hitler wäre, ist mir neu. Ich habe wären meiner Schulzeit und des Studiums Hitlers Aufspieg und Herrschaft aus soziologischer, politischer, wirtschaftsgeschichtlicher und sogar ein wenig aus juristischer Sicht kennen gelernt. Dieser Kontext hat keine „gute Seite“ aufgedeckt, aber einige Vorgänge einfacher zu verstehen gemacht.

Hoffentlich sieht Holly Bentley nie, was Guido Knopp und Konsorten so produziert haben.