Kulturelle Teilhabe

Über Ver.Di habe ich vom Kölner Kabarett-Festival kommende Woche in Köln erfahren, bei dem sich Top-Kabarettisten der sozialen Ungerechtigkeit im Land widmen. Zu den Veranstaltungen gehört Die große Hartz-IV-Gala:

Hochkarätige Kabarettisten zünden ein Pointen-Feuerwerk auf dieser „Gala von unten“. Charity, Spenden, Hartz IV – Almosen der Reichen für die Armen? Unter dem Motto „Lacht kaputt, was euch kaputt macht!“ wird heute zurückgewitzt. Gegen Sozialabbau, schlechte Bildungschancen, Zwei-Klassen-Medizin und den sonstigen Klassenkampf von Oben.

Da haben die vielen Hartz-IV-Empfänger im Publikum endlich Mal etwas zu lachen. Oder auch nicht:

Preis: 24,- Euro (ermäßigt 18,- Euro für Schüler, Studierende, Auszubildende, KölnPass-Inhaber)

18 Euro sind für Bedürftige ein stolzer Preis — gerade für Hartz-IV-Empfänger. Es ist fast die Hälfte dessen, was für einen ganzen Monat Freizeitgestaltung und Kultur zur Verfügung steht. Und das obligatorische Kölsch wurde ja auch gestrichen. Die „Gala von unten“ wird daher wohl eine Gala aus der Mitte sein. Und Merkel-Westerwelle-Witze ziehen da immer.

Notizen: Es gibt Hartz-IV-Gewinner

Einige Notizen zur Unterschichten-Debatte:

Die taz bringt heute zum Thema Unterschicht sechs Fragen und Antworten

Macht Hartz IV arm?

Jein. Nach einer Studie des Nürnberger IAB-Instituts haben 53 Prozent der bedürftigen Haushalte durch die Reform Geld verloren, 47 Prozent haben etwas dazugewonnen.

Interessant ist der Begriff „Prekariat“. Was ist das eigentlich?

Die Wikipedia-Community hat sich natürlich direkt an die Arbeit gemacht und schreibt:

Prekariat ist ein Neologismus der Soziologie, geformt aus Teilen des Wortes Prekarität (Adj.= pre|kär [lat.-frz.] peinlich, schwierig) und Proletariat und definiert „ungeschützte Arbeiter“ als eine neue soziale Klasse.

Es gibt auch einen älteren Artikel über die Prekarisierung, seine Neutralität ist aber wie bei vielen Wikipedia-Artikeln zu sozialen Themen umstritten. Ein weiteres Stichwort ist die Neue Unterschicht. Ich erwarte in diesen und weiteren Artikeln in nächster Zeit erbitterte Diskussionen, Editwars und wüste Beschimpfungen. Immerhin kann man schon einige Fakten und Links herausziehen, die in der allgemeinen Berichterstattung untergehen. So zum Beispiel ein WDR-Interview mit dem Leiter der Studie, die so große Diskussionen ausgelöst hat – aber erst Mitte Dezember veröffentlicht werden soll.