Wer kennt den Pferdefuß?

Wer-kennt-wen vermarktet nun einen Mobilfunktarif: wkw-Mobil. Die Verknüpfung mit Wer-kennt-wen ist nicht ganz klar: zwar darf man kostenlos auf dem Wkw-Mobilportal surfen, aber in dem Tarif zum Paketpreis von 15 Euro pro Monat ist sowieso eine „unbegrenzte Handy Internet-Flatrate“ enthalten.

Moment mal. Eine UMTS-Flatrate für nur 15 Euro? Wahnsinn. Sensation! Das könnte man denken, bis man den Pferdefuß in Fußnote 9 der halbwegs gut versteckten Preisliste des Tarifs entdeckt:

Gültig für paketvermittelte ab- und eingehende GPRS-/UMTS-Datenverbindungen und die Nutzung von GPRS/UMTS mit der Endgeräteeinstellung auf APN access.vodafone.de. Nutzung nur als Endkunde im dafür üblichen Umfang; kein Weiterverkauf, keine Überlassung an Dritte; kein Betrieb kommerzieller Dienste. Vodafone behält sich vor, nach 24 h jeweils eine automatische Trennung der Verbindung durchzuführen.

Die Nutzung von Voice over IP, Instant Messaging und Peer-to- Peer-Verbindungen ist nicht gestattet. National gilt: Bis zu einem Datenvolumen von 400 MB im jeweiligen Abrechnungszeitraum wird die jeweils aktuell maximal verfügbare Bandbreite bereitgestellt; ab 400 MB (100 kB Taktung) stehen max. 64 kbit/s zur Verfügung. Nutzung nur mit geeigneten Handys zulässig, die Nutzung mit anderen Endgeräten, z.B. mit einem Laptop oder die Nutzung als Modem sind unzulässig. Die Preise gelten sowohl für Verbindungen ins Festnetz als auch

PS: Das ist ein Tarif von Vodafone. Der Silberstreif am Horizont: wenn man kein iPhone benutzt, können die Netzbetreiber Tethering nicht wirklich unterbinden.

Lachen mit Pakistan und den Vereinigten Arabischen Emiraten

Pakistan etabliert ein antiterroristisches Lachverbot: Wer Witze über den Präsidenten per SMS oder E-Mail verbreitet, kann bis zu 14 Jahre lang im Knast landen:

The country’s interior minister, Rehman Malik, announced the Federal Investigation Agency (FIA) had been asked to trace electronically transmitted jokes that „slander the political leadership of the country“ under the new Cyber Crimes Act.

Mr Malik, said the move would punish the authors of „ill motivated and concocted stories through emails and text messages against the civilian leadership“.

Was in der ausgiebigen Berichterstattung nicht wirklich erklärt wird: Mit einem solchen Gesetz muss natürlich eine Zensur-Infrastruktur etabliert werden, die den Zugriff auf alle E-Mails und SMS ermöglicht. Mehr noch: Statt wie hierzulande gezielt nach den Kommunikationsdaten von Verdächtigen und ihrer Kontaktpersonen zu suchen, müssen die Pakistaner für ihr Vorhaben quasi alle Daten nach bestimmten Stichworten durchsuchen.

Unmöglich? Nein, mit modernen Datenbanken und ein wenig Expertenwissen ist das kein Problem. Zu den Mobilfunk-Providern in Pakistan gehört das Unternehmen Etisalat, das im Staatsbesitz der Vereinigten Arabischen Emirate ist und sich auch in Pakistan eingekauft hat. Etisalat ist kürzlich dabei ertappt worden, dass sie Blackberry-Anwender ausspionieren wollten, mit einer Software die wegen ihrer Unzuverlässigkeit vom indischen Telekommunikationsministerium abgelehnt wurde. Schließlich soll der Bespitzelte nicht bemerken, dass er bespitzelt wird.

Etisalat hat damit weniger Probleme. Zwar ist die Spionage-Attacke aufgeflogen und hat weltweit Schlagzeilen gemacht, aber Etisalat lügt unbeirrt weiter. Die Zeitschrift Arabian Business, die vor ein paar Tagen lautstark Antworten gefordert hat, wurde durch Exklusiv-Interview mit Etisalat-Manager Abdulla Hashim halbwegs ruhig gestellt. Die Redaktion gibt sich mit einem wortreichen und absolut unglaubwürdigen Dementi zufrieden, erwähnt nicht einmal mehr die erdrückenden Beweise gegen Etisalat oder die brisanten Details der Stellungnahme von Blackberry-Hersteller RIM. Der hat die Etisalat-Kunden sogar explizit davor gewarnt, das von Etisalat als Deinstallionsprogramm verteilte Update zu installieren. Wahrscheinlich wird das Spionageprogramm dadurch nur besser versteckt. Die Leser von Arabian Business werden hingegen ermuntert, in diese weitere Überwachsungs-Falle zu laufen. Man legt sich halt nicht gerne mit den Spitzen von Wirtschaft und Staat gleichzeitig an.

Immerhin die Arab News scheinen noch am Ball zu sein und zeigen ganz klar, dass die Behauptungen von Etisalat von vorne bis hinten falsch sind:

However, a telecom network expert and software programmer has dismissed Etisalat’s claim that the software it released to its Blackberry users was designed to aid 2G to 3G handovers as “rubbish” and “completely bogus.” Rudolf Van Der Berg, an expert in the field of telecommunications and based in Holland with experience of implementing telecoms interception and surveillance systems said the statement from Etisalat was “completely bogus.”

Embracing Post Privacy – Datendienstleister

Ich hab mir eben per Stream plomlompoms Vortrag Embracing Post Privacy angehört. Grundthese: Die Privatsphäre ist nicht mehr zu retten – das sollten wir jedoch als Chance sehen und die neuen Möglichkeiten der allumfassenden Information. Ganz nette Ideen – manche vielleicht etwas sehr naiv, alle leider viel zu theoretisch.

Schon heute lernen wir immer mehr Möglichkeiten, ungehobene Datenschätze zu nutzen. Warum zum Beispiel aufwändige Verkehskontrollsysteme installieren, wenn quasi jeder Autofahrer einen Peilsender – ob Handy oder Bordcomputer – bei sich hat, der als Abfallprodukt Auskunft über Verkehrsflüsse geben kann?

Wenn wir schon Daten konsequent nutzen, ist es Zeit für ein neues Berufsfeld. Der Datendienstleister. Und zwar ein Dienstleister, der nicht nur im Auftrag von Versicherungen und Direktmarketing-Unternehmen arbeitet, sondern für mich, den Kunden. So könnten zum Beispiel die aussterbenden Videotheken in diese Lücke vorstoßen. Statt nur physische Datenträger zu bevorraten könnte sich jede Videothek einen Datenschrank einbauen, der meine Kundendaten verwertet und mir andere Daten zugänglich macht. Simples Beispiel: Wir haben immer mehr Musik ohne physischen Datenträger. Ein Blitzeinschlag zur falschen Zeit und Tausende Euro an Informationen sind weg. Wenn ich hingegen die Musiksammlung bei meiner Videothek um die Ecke sicher verwahren kann, wäre das eine interessante Dienstleistung.

Ich sehe großes Potenzial in dezentralen oder lokal verankerten Datendienstleistert. Last.FM beweist, das das Verknüpfen möglichst vieler oberflächlicher Daten eben nicht zum ultimativen Musikgenuss führt. Nebeneffekte wie die Kleinigkeit der Finanzierung solcher Dienste spielen natürlich auch eine Rolle. Ich zahle in der Regel lieber direkt als über versteckte Provisionen.

Wie wäre es also, wenn man lokal seinen Multi-Media-Dienstleister hat? Man zahlt pro Monat wie im Fitness-Club – dafür kann man zu den Öffnungszeiten hineinschneien und fragen wie das Lied mit dem „laaalaaalaaa love youuuuuu – siewissenschon“ heißt. Und bei dem sich die Tatort-Fans versammeln können, die dann – dank Koordination des Datendienstleisters – jeden Sonntag abend eine Premiere-Bar erobern und dort das Erste einschalten. Der Vorlieben erkennen kann und sie jenseits einer SQL-Datenbank verknüpfen kann.

Call-A-Bike-Ideen

Der in meinen Augen tolle Bahn-Service Call-A-Bike befragt grade seine Nutzer. Dabei wird auch nach Verbesserungsmöglichkeiten gefragt.

Einige fallen mir spontan ein:

  • Ein Handy-Client: Ich will unterwegs sehen können, wo das nächste Bike steht. Und ich würde gerne ohne Anruf das Rad zurückgeben. Auch eine Rückgabe per SMS wäre ein Schritt zu mehr Flexibilität.
  • Verknüpfung mit Bahnkarten: Wenn ich Fernverkehrs-Tickets kaufe, ist oft eine „City Option“ enthalten, mit der ich den örtlichen Nahverkehr nutzen kann. Das sollte auch für die Fahrräder möglich sein.
  • Die Winterpause sollte reduziert werden. Wenn es nachts besonders kalt ist, will man ja nach Hause oder ins Hotel kommen.

Ich habe natürlich auch das Servicecenter von Call-A-Bike an meinen unermesslichen Weisheiten teilhaben lassen. Ich bekam schnell eine Antwort:

Damit Sie den Standort unserer CallBikes auch unterwegs ermitteln können, besteht die Möglichkeit sich unter www.qiro.de anzumelden. Weitere Informationen finden Sie auf dieser Website.
Parallel dazu können Sie den Standort verfügbarer Bikes auch auf unserer Homepage www.callabike.de, unter der Rubrik „Über Call a Bike“, oder telefonisch erfragen.

Liebe ohne Risiko

Aus dem Pressepostfach (anonymisiert):

Wer untrüglich von „Amors Pfeil“ getroffen ist, auf altmodisches Zettel-Schreiben aber verzichten will und einfach nicht den Mut aufbringt seinen Schwarm direkt in der Schule, auf dem Pausenhof oder beim Sport anzusprechen, kann sich ab heute an [XXX] wenden. Völlig anonym und ohne die Gefahr einer öffentlichen Abfuhr, bringt [XXX] in Erfahrung, ob der Traumprinz oder die Traumfrau ähnliche Gefühle hegt.

[…]

Der Gefahr, auch über das Handy in Verlegenheit zu geraten, wirken die [XXX]-Macher unter anderem durch ihre Vermittler-Rolle entgegen. „Vor dem ersten Kontakt zwischen Verknalltem und Schwarm, prüfen wir, ob auch die
umschwärmte Person Interesse zeigt. Erst danach wird der Kontakt zwischen beiden, entweder anonym über [XXX] oder direkt eins zu eins hergestellt“, so [XXX] Geschäftsführer und Gründer von [XXX].

Ahja. Sehr nützlich. Und so romantisch! Und innovativ! Spammer haben die Idee ja erst seit gut zwei Jahren verheizt.

Eine Frage habe ich aber noch: Was ist der Vorteil gegenüber dem altmodischen Zettel-Schreiben? Was sagt der Übertragungsweg über den Absender?

Ergänzend fügt er hinzu: „Zusätzlich erhebt [XXX] eine Gebühr von 99cent für die erste, für jede weitere SMS 49cent, denn nur wer ernsthaft in Erwägung zieht [XXX] für den ersten Kontakt mit dem Schwarm zu nutzen, wird auch bereit sein einen gewissen Betrag für den Service zu investieren.“ Für den Angeflirteten entstehen selbstverständlich keine Kosten.

Die Botschaft ist also: Dein Flirt-Partner ist verzweifelt. Wenn das kein Turn-on ist…

PS: Schreibt die Viva-Generation Geldbeträge jetzt so?

Klar und transparent

Pressemitteilung von Debitel:

Stuttgart, 27. September 2007. Klar und transparent sind die Tarife der E-Plus-Marke BASE. Doch bisher fehlte das passende Angebot für Einsteiger, die keine Flatrate benötigen. debitel bedient sie ab Oktober mit dem neuen Tarif BASE Zero.

Wie bei BASE üblich, verzichtet auch der Tarif Zero auf Ausnahmen und Sternchentexte: Der günstige Minutenpreis von nur 10 Cent gilt rund um die Uhr für Gespräche in alle deutschen Mobilfunknetze sowie ins nationale Festnetz und für Anrufe zur Mailbox. Ausgenommen sind lediglich Sondernummern und Premium-Dienste. Der SMS-Preis liegt bei 20 Cent, der monatliche Mindestumsatz bei 10 Euro.

Zu deutsch: sie haben einem normalen Handy-Tarif mit Minutenpreisen und Mindestumsatz den Namen eines bekannten Flatrate-Tarifs gegeben. Transparenz ist etwas anderes, klar ist lediglich, dass man den Markennamen etwas schröpfen will.

Ach ja: der Verzicht auf Sternchentexte sieht so aus: auf der BASE-Seite (bei Debitel selbst habe ich den Tarif noch nicht gefunden) sind neun Fußnoten (aka Sternchentexte) mit insgesamt 1292 Wörtern. Aber keine Angst: die Fußnoten sind extra klein und dazu noch grau auf weiß gestaltet, sodass man sie nicht wirklich lesen kann.

Fußnoten im Tarif “BASE Zero”